DER STÄDTEBAU
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Adikes spezialis durchsetzte, nach der 50 °/ 0 des ein
geworfenen Baulandes zu Grünflächen und Aufschließung
abgetrennt werden können. Von den im Ganzen ein
geworfenen 360 ha kommen demnach auf Bauland 150 ha,
auf Straßen- und Grünflächen zusammen 210 ha. Damit
die Eigentümer in ihrer Rente nicht geschädigt werden,
sollen gleichzeitig die Grundstücke in höhere Bauklassen
heraufgesetzt werden. Die gestellte Aufgabe verlangt einen
das ganze Gebiet der Länge nach durchziehenden Grün
gürtel mit einem zwischen Aachener und Dürener Straße
gegen den Stadtwald abzweigenden Querarm.
Der Schumachersche Entwurf teilt — wie aus
Abb. 16, der Gegenüberstellung der Grünflächen, hervor
geht — den Grüngürtel in 3 Längsstreifen: eine Hauptfläche
von etwa 150 m Breite, die Kanalstraße und einen unter
brochenen äußeren Streifen. Er zersplittert die Gesamt
fläche in viele nur lose zusammenhängende Einzelteile. Die
große Hauptfläche wird überdies mehrfach durch mitten
hineingestellte öffentliche Gebäude auseinandergerissen.
Schumacher begründet diese Zersplitterung damit, daß es
bei der vorliegenden Aufgabe darauf ankäme „geschlossene
Raumeindrücke“ zu erzielen.
Die Verbindung zum Stadtwald ist ungenügend; vom
Aachener Torplatz ist sie getrennt durch eine tiefe Passage.
In ihrem weiteren Verlauf ist sie zweimal in unübersicht
licher Weise rechtwinklig abgeeckt und eingeschnürt. Beim
Stadtwaldgürtel hört sie vollständig auf. Auf die Notwen
digkeit einer angemessenen Einmündung in den Stadtwald
ist im Entwurf nicht hingewiesen.
Eine merkwürdige Erscheinung im Schumacherschen
Entwurf ist die Symmetrie in allen Teilen. Schumacher
verzichtet auf das künstlerisch wirksamste Mittel, den
Gegensatz des Innen und Außen und macht den Anblick
gegen die Altstadt symmetrisch mit dem Anblick gegen die
Neustadt. Er führt damit eine Achse ein, die in fort
währenden Abknickungen um die Peripherie der Stadt
herumläuft, eine Achse, die dem Wachstum des Stadt
organismus völlig gegen den Strich geht. Abknickungen
und Biegungen der Konturen, die bei freier Behandlung des
Zwischenraumes von größtem Reiz sind, werden bei der
gewaltsamen Symmetrie zu Verlegenheiten und Ver
zerrungen. Die Symmetrie der Wände verlangt einheit
liche Fassadengestaltung der symmetrischen Teile. Eine
solche Einheit darf nur bei wenigen Hauptpunkten höchste
Steigerung sein — auch in Paris ist nur eine place Vendome —
sie darf nicht zur billigen Regel werden. Die Folge für
die Ausführung wäre, daß w ,'io der Kölner Architekten vor
die ertötende Aufgabe gestellt würden, das einmal ange
fangene Fassadenschema dem laufenden Meter nach zu
verlängern.
Dem symmetrischen Schema zuliebe wurden wichtige
Verkehrsdiagonalen, wie die Herkulesstraße und Niehler-
straße, rechtwinklig abgebogen.
Die Absicht des Gegenvorschlags ist nach den
vorhergehenden Ausführungen über Alt-Wien und den
Kölner Idealplan ohne weiteres verständlich. Bei stärkster
Konzentration der Freifläche kann ein Teil von dem
verwirklicht werden, was in den vorher beschriebenen
Fällen als Ideal aufgestellt wurde.
Die großen Verkehrsstraßen sollen ungehindert den
Gürtel durchschneiden, der Blick soll nicht durch seitliche
Kulissen sofort wieder Jaufgehalten werden. Der Abstand
zwischen den. großen Radialstraßen ist so bedeutend
(zwischen Aachener und Venloer und zwischen Dürener
und Zülpicher Straße je etwa 900 m) daß die dazwischen
liegenden Einzelteile jeder für sich lebensfähig sind. Gegen
Staub und Lärm sollen die an die Hauptverkehrsstraßen
grenzenden Teile der Grünflächen durch niedere Brüstungs
mauern, mehrfache Heckenpflanzung und Baumreihen,
jedoch so, daß über die Hecken hinweg und unter den
Baumkronen hindurch noch der Blick offen bleibt, ge
schützt werden. Die Kanalstraße, die zugleich den äußeren
Rand der Grünfläche bildet, wird wenig und nur an ver
einzelten Stellen Verkehr haben. Sie wird mit mehrfachen
Baumreihen und breiten Fußwegen zur Promenadenstraße
ausgebüdet. Alle Diagonalstraßen wurden belassen. Gerade
bei der Vereinigung dieser Diagonalstraßen mit den Haupt
radien, so bei Herkules- und Subbelrather Straße und bei
Neußer und Niehler Straße, entstehen stark betonte Gelenk
punkte, die mit umfangreichen Gebäuden mit großer Höhen
entwicklung die ganze Länge rhythmisch gliedern.
Der natürliche Hauptpunkt der Anlage ist der Aachener
Torplatz. Dort ist Raum für einen großen Bahnhof mit
vorgelagerten Hotels. Beiderseits erweitern sich die vorbei
führenden Straßen zu Verkehrsplätzen. Der eigentliche
Droschkenwarteplatz könnte in dem Vorhof des Bahnhofs
liegen. Die Terminus-Hotels haben unmittelbare Verbindung
mit dem Bahnsteig.
Bei den Wohnblöcken wird nach Möglichkeit sowohl
eine äußere wie innere Baulinie festgesetzt. Die Abstände
sind überall sehr geräumig. Eine große Anzahl von Blöcken
öffnet sich gegen die Grünfläche, so daß möglichst viele
Anwohner des Genusses der großen Freifläche teilhaftig
werden,
Die Flächenberechnung ergibt folgende Zahlen:
die zusammenhängenden Grünflächen ein
schließlich der Kanalstraße und derjenigen
Teile der Radialstraßen, die in die Grün
fläche fallen, betragen 145 ha
die übrigen Straßen 45 „
es verbleiben somit an Bauland .... 170 „
360 ha.
‘ Das Bauland ist mit 170 ha immer noch 20 ha größer
als es das Gesetz verlangt. Dafür können in größerem
Umfange Baustellen mit 40 statt 50% Bebauung eingeführt
werden.
Die Grünflächen.
Das Beispiel Alt-Wien zeigt im Grüngürtel nur Wiesen
mit Alleen als Tummelplatz für Spieler und Reiter, gegen
den Prater zu übergehend in Parkanlagen.
Der Grüngürtel der vorliegenden Bearbeitung ist in
seinen Einzelheiten etwas weitergehend spezialisiert. Die
höchste Steigerung der Ausbildung findet sich zwischen
Dürener und Aachener Straße, dem natürlichen Zentrum,
aus dessen Mitte der Radialarm zum Stadtwald führt. Hier
sind vielfache Baumreihen, Musikpavillon, Kaffeebetrieb unter
den Bäumen vor den Hotelbauten, geschnittene Hecken,
breite Blumenstreifen und in der Mitte ein großes Wasser
bassin mit Springbrunnen gedacht. Der Wasserspiegel
liegt völlig eben mit dem umgebenden Gelände.
Auf weitere Wasserflächen und Wasserläufe, die unter
einander in Verbindung stehend das ganze Gebiet durch-