DER STÄDTEBAU
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Höfe sind ganz fortgefallen. Die Luft kann durch das ganze
Stadtviertel zirkulieren.
In einer Entfernung von ca. 150 m von der Geschäfts
straße ist die Anlage durch ein System von Spielplätzen
quer unterbrochen, das durch Bäume gerahmt sein kann,
per Bepflanzung ist auch in den Straßen einige Beachtung
zu schenken, da sie ein wirksames Mittel ist, die Gleich
artigkeit der Straßenbilder aufzuheben, falls man einmal in
die Lage ^kommen sollte, mehrere Straßen desselben Typs,
der gleichen Gebäudehöhe und der gleichen Anzahl Häuser
nebeneinander anzuordnen. Da die Reihenhäuser den in
Gruppen vorangestellten Häusern gegenüber um ein halbes
Stockwerk erhöht sind, ergibt sich vor der Reihe eine
Terrassenanschüttung, die als freundlicher Sitz im Freien
für eine Anzahl Wohnungen dienen kann.
Für Taf. 62 d ergibt die Aufrechnung der Häuser zwischen
Geschäftsstraße und Spielplätzen
30 dreistöckige Häuser zu 6 Wohnungen = 180 Wohnungen
60 vierstöckige „ „8 „ = 480 „
660 Wohnungen
Das ergibt, die Wohnung zu 6 Personen gerechnet, die
darin untergebracht werden können, eine Bewohnerschaft
von 3960 Personen. Sie wohnen auf einem Gelände von
139,20-175,68 m = 2,45 ha. Die Wohndichte beträgt also
ca. 1610 Personen auf 1 ha.
Ich vergleiche damit die wirklichen Verhältnisse in
Deutschland, und zwar sind nachstehend nur die höchsten
Tabellenwerte angeführt.
Es wohnen auf, 1 ha bebauter Fläche 5 )
in Berlin 723 Personen
„ Schöneberg 579
„ Charlottenburg 460
„ Breslau 414
„ Hamburg 380
„ Posen 347
„ Altona 345
* Köln 318
Dabei liegen Wohnungen
im 5.
Stockwerk
und sind Hinterwohnungen 2 )
Berlin
19,32%
47,66%
Charlottenburg
15,06 „
46,40 „
Breslau
19,82 „
fehlt Angabe
Posen
6,16 „
31,61 %
Altona
3,35 „
13,60 „
Köln
0,61 „
4,49 „
In Magdeburg sind über ein Drittel der Wohnungen
Hinterwohnungen, in Halle 20 °/ 0 .
Im vorliegenden Falle liegt keine Wohnung im 5. Stock
werk, ist keine Hinterwohnung da. Trotzdem sind in
menschenwürdigen- Wohnungen, die überall reichlichen
Ausblick auf Grünflächen haben, mehr als doppelt soviel
Menschen untergebracht als in der vollgestopftesten heutigen
Großstadt, die dabei fast 50% Hiriterwohnungen enthält.
Das soll nicht heißen, daß eg notwendig ist, nun wirk
lich T600 Menschen auf 1 ha unterzubringen, sondern soll
nur beweisen, wie unwirtschaftlich, abgesehen von seinen
ästhetischen und hygienischen Nachteilen, unser heutiges
Großstadtbausystem ist.
1 ) Eberstadt, Handbuch des Wohnungswesens, Tabelle xo, S. 140.
*) Eberstadt, Handbuch des Wohnungswesens, Tabelle g, S. 138.
Die Wohndichte verschiebt sich natürlich bei Annahme
ganzer Stadtbebauungen. In welcher Weise, zeigt außer
Taf. 62 d die Abb. Taf. 62'e.
Abb. Taf. 62e gibt das Schema der Anlage zwischen zwei
in einer Entfernung von 870 m von Mitte zu Mitte parallel
laufenden Geschäftsstraßen. Der Zug der Geschäftsstraßen
enthält zwei Straßen an den Rändern, die die Straßen- und
Untergrundbahnen aufzunehmen haben. Die Blöcke der
Geschäftsstraßen umschließen Höfe, die zur Warenstapelung
benutzt werden können, die vierte Blockseite wird von
Fabriken gebildet, die den Rahmen für eine 20 m breite,
das Ganze in der Mitte durchziehende Straße geben, auf
det sich der ganze Fuhrwerksverkehr der Fabriken ent* *
wickelt, ohne mit dem reinen Handelsverkehr und dem
kaufenden Publikum in Berührung zu kommen. Die Band
straßen enthalten so auf ihren inneren Seiten die durch
laufenden Ladenfronten, die äußeren Ränder werden durch
die Stirnseiten der Wohnhäuser gebildet und durch Bäume
und Rasenflächen eingefaßt. Von diesen Randstraßen aus
gehen senkrecht die oben beschriebenen Wohnstraßen, je
ca. 300 m lang, nur in der Mitte durch Spielplätze unter
brochen, und öffnen sich an ihrem anderen Ende auf eine
ungefähr 260 m breite Grünfläche, die in Schrebergärten
aufgeteilt ist. In dem Schema ist an den Rändern dieser
Fläche je ein Kanal angenommen, der zur Bewässerung der
Gärten dienen soll. Die Mitte durchschneidet eine 10 m
breite Allee ohne Fahrdamm für Spaziergänger.
Die Gärten haben eine Größe von 100 qtn.
Die Abbildung enthält bei 4 Stockwerke hohem Bau
der-'Reihenhäuser auf jeder Seite der mittleren Grünfläche
180 Häuser mit 1320 Wohnungen, auf die 192 Gärten ent
fallen. Außerdem sind vorhanden 240 Sitzplätze auf den
Terrassen vor den durchlaufenden Hausreihen, nochmals
240 Sitzplätze bei einer Vierteilung der Dachgartenfläche
auf je einem Gruppenhaus, In jedem von diesen Häusern
besitzen zudem noch 3 Wohnungen große Loggien, so daß
1032 Wohnungen ausreichende Sitzplätze im Freien haben.
Es bleiben also noch 288 Wohnungen zu versorgen. Wenn
das erforderlich sein sollte, könnte es leicht auf den Grün
flächen in der unmittelbaren Umgebung der Spielplätze ge
schehen.
' Aüs -diesem Schema ergibt sich die Stadtanlage der
Abb. Taf, 62 e. Der Zug der Geschäftsstraßen wird in einer Ent
fernung von 3 km, von Mitte zu Mitte durch 650 m breite
Parkgürtel unterbrochen, die von 50 m breiten Straßen ein
gefaßt sind. Für weitere Querverbindung sorgen in der
Mitte der zwischen den Parkstreifen liegenden Wohnblöcke
eine 50 m breite Straße, auf den Vierteln zwei 20 m breite
Fahrstraßen. Die Straßen liegen so, daß die Spielplätze
nicht gekreuzt werden.
In dieser Anlage ist ein Gebiet von 3000 - 2610 m — 783 ha,
das alle zu seinen Wohnvierteln gehörigen Freiflächen ent
hält, auf seine Wohndichte zu untersuchen.
Aus der Wohnungs- und Bewohnerzahl von Abb. 6
ergeben sich 12 • 12 = 144 Quartiere zu 3960 Personen =
570240 Bewohner, d. h, auf 1 ha 728 Personen. Die Wohn
dichte hat sich also durch die eingestreuten Freiflächen der
in Abb. 6 für die reine bebaute Fläche herausgerechneten
Zahl von 1610 Personen gegenüber um mehr als die Hälfte
verringert. Ein Vergleich mit der Eberstadtschen Tabelle
zeigt, daß die Wohndichte auf 1 ha bebauter Fläche in
Berlin mit 723 fast dieselbe Zahl aufweist.