DER STÄDTEBAU
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provisorische Teile eingeschaltet werden, indem die Straßen
bahn vorerst durch die Hirschauerstraße nach Norden ge
leitet und in Schwabing mit Hilfe der schon vorhandenen,
dem Zwecke anzupassenden Straßen ein Anschluß zur
Ungererstraße gesucht-wird.
Der neue Vorschlag, der aus der neuesten Stadtentwick
lung herauswuchs, beachtet nebenbei auch noch zwei andere
Wünsche: sobald durch die Presse bekannt geworden ist,
daß die Stadtverwaltung die seit Jahren geplante Verkehrs-
Straße durch den Englischen Garten als Notstandsarbeit zur
Steuerung der Arbeitslosigkeit ausführen will, erhoben die
Anwohner der Maria-Josefa- und Martius-Straße Einspruch
gegen die Führung der Verkehrsstraße nach dem bisherigen
Projekt mit der Begründung, daß die an den genannten
Straßen entstandenen Wohnlagen dieses Viertel nur mit
Rücksicht auf die durch die Nähe des Englischen Gartens
gegebene Ruhe, abseits des Verkehrs, gewählt hätten. Stich
haltig ist diese Entgegnung freilich nicht, da das Straßen
projekt schon seit mehr als 15 Jahren der Allgemeinheit be
kannt ist; die Baulinien sind seit dieser Zeit auf die Füh
rung der Trasse zur Martius- und Maria-Josefa-Straße zu
geschnitten, Gleichzeitig mit dem erwähnten Einspruch
wurde den städtischen Behörden auch der Wunsch der
Arbeiter einer an der Hirschauer StrafhT’ liegenden Fabrik
vorgebracht, die die Straßenbahn an ihrer Betriebsstätte vor
beigeführt wünschten. Beide Anträge zielten darauf ab, an
Stelle der bisherigen Trasse, eine weiter nördlich gelegene
zu wählen. Und auch die Vereine für Heimatschutz und
MITTEILUNGEN.
U NTER DEM NAMEN „SIEDELUNGSWERK NÜRN
BERG“ hat der Bayerische Staat mit dem Kreise Mittelfranken
und der Stadtverwaltung Nürnberg einen Zweckverband geschlossen, der
die Aufgabe bat, zwei großzügige Siedelungsanlagen bei Nürnberg zur
Ausführung zu bringen; Dadurch, daß dem Zweckverband durch eine
Verordnung des Gesamtministeriums des Freistaates Bayern die Eigen
schaft einer Körperschaft des öffentlichen Rechtes verliehen wurde, ist das
Unternehmen von vornherein allen kapitalistischen Bestrebungen entrückt
und seine Durchführung in wahrhaft sozialem Geiste gesichert. Das
Unternehmen ist seinerzeit vom Kommando des 11L Armeekorps in Nürn
berg aufgegriffen und in etwas zu selbständiger Weise in Angriff genommen
worden. Durch die Bildung des Zwcckvcrbandes ist es jetzt auf festere
Füße gestellt, so daß nunmehr mit seiner Verwirklichung gerechnet werden
kann, sobald die erforderlichen Baumaterialien zu beschaffen sind. Wie
umfangreich die Planung ist, ergibt sich daraus, daß es sich bei der
ersten der beiden beabsichtigten Siedelungen um eine Gartenstadt von
rund 1000 Wohnstätten handelt, von denen jede einen Garten von etwa
500 qm erhalten soll, während die zweite Siedelung Platz für rund
400 Familien schaffen soll, wobei das zu jedem Anwesen gehörige Nutz
land sogar 1 Tagwerk umfassen soll. Die erste Anlage ist in unmittel
barer Nähe Nürnbergs, beim Dorfe Ziegelstein, die zweite etwas weiter
entfernt am Walddistrikt Buchenbühl (beim Paulusstein) an der Bahn
nach Heroldsberg gedacht. Die HolzfäÜungsarbeiten auf dem dem Staat
gehörigen Grund und Boden sind bereits ziemlich weit gediehen, während
der beschleunigten Durchführung der Bauarbeiten der Mangel an Bau
stoffen empfindlich Im Wege steht, Dr, Gut,
n Görlitz ist die GÖRLITZER BAU - GEMEINSCHAFT
(QOEBAG), Obermarkt za, mit einem Stammkapital von a 000000 Mk.
in gemischt-wirtschaftlicher Form unter Haftung der Stadt Görlitz ge
gründet worden.
Der Zweck der Gemeinschaft ist, den Bau von Häusern mit ge
sunden, zweckmäßig eingerichteten Wohnungen unter Bevorzugung des
Naturpflege erhoben Einwendungen gegen das bisherige
Straßenprojekt und sprachen sich dahin aus, daß eine Straße
südlich des Kleinhesseloher Sees eine Störung der Ruhe und
des Englischen Gartens bringen würde, was unbedingt ver
mieden werden soll; auch von dieser Seite aus wurde die
Führung der Straße nördlich des Kleinhesseloher Sees in
Vorschlag gebracht.
Innerhalb der Stadtverwaltung ist selbstverständlich
der große Wert des Englischen Gartens nach jeder Richtung
erkannt, genau wie in den Kreisen, die ihn nunmehr zu
schützen sich bemühen; die Stadtverwaltung beachtet auch
die von Interessentengruppen eingebrachten Forderungen,
wenn damit nicht allgemeine Interessen gefährdet sind.
Die Vorarbeiten beweisen, daß sich die Stadtgemeinde den
Schutz des Englischen Gartens schon zu einer Zeit ernst
lich hat angelegen sein lassen, zu der sich noch keine der
nun auf den Plan erscheinenden Gruppen mit der Frage
beschäftigte, so daß die Gewähr als gegeben erachtet werden
muß, daß das Endergebnis der Verhandlungen eine Lösung
ist, die den mehrfachen Wünschen entsprechen wird; die
städtischen Behörden und die Verwaltung des Englischen
Gartens gehen darin einig. Ethische Werte zu schützen, ist
nun eine, wichtigere Aufgabe als je geworden, besonders
wichtig in einer Zeit, wo der- Ausblick auf die Zukunft er
kennen laßt, daß eiserne Unabwendbarkeit alle Kreise zur
Einschränkung in materiellen Genüssen und Wünschen
zwingt.
Kleinwohnungsbaues zu fördern und alle Kräfte, welche dem Zwecke
dienen können, zu vereinigen. Neben dem Ankauf und Aufschluß von
Baugelände und Abgabe zum Eigentum oder Erbpacht, der Beratung und
Unterstützung von Baulustigen in allen Baufragen, soll besonders
der Ankauf von Baustoffen und Bauteilen im großen und Abgabe im
kleinen, die Prüfung und Anwendung von geeigneten Bauverfahren zur
sparsamen Bauweise und der Ankauf und Betrieb von Unternehmungen,
und Fabriken zur Herstellung von Baustoffen durchgeführt werden.
ALKBEWIRTSCHAFTUNG. Die Vcrlustprcise infolge Über
erzeugung haben viele Jahre vor dem Kriege die Kalkwerke der
wichtigen Erzeugungsgebiete zu Verkaufsvereinigungen zueammengeführt.
Die stockende Bautätigkeit tat das ihrige, um nicht lebensfähige Kalkwerke
zur Betriebseinstellung zu zwingen. Betrieben, die in der Hoffnung auf
bessere Zeiten unter Opfern aufrecht erhalten wurden, gab schließlich der
Krieg den Todesstoß. So sind überall im Lande ihrem Schicksal über
lassen gebliebene Kalköfen anzutreffen, deren Baufälligkeit schon von
weitem auffällt. Die von der Reichsregierung verfügte Kalkbewirtschaftung
durch den Deutschen Kalk-Bund hat neue Hoffnungen erweckt. In den
baufälligen, verlassenen Kalköfen regt es sich. Man glaubt, daß der Kalk-
Bund schon für Kohlen' sorgen wird. Keine Hoffnung kann trügerischer
sein als diese. Auf Jahre hinaus ist mit einem Kohlenmangel zu rechnen.
Sparsame Wirtschaft ist vaterländische Pflicht. Die allgemeine Teuerung
verlangt wirtschaftlichste Ausnutzung der Betriebe, Einen vorbildlichen
Schritt auf diesem Wege hat bereits der Verein deutscher Kisenhütten-
leute durch Schaffung einer Überwachungsstelle für Brennstoff- und
Energiewirtschaft auf Eisenwerken getan. Auch vom Deutschen Kalk-
Bunde aus kann nur eine Kohlenzuweisung vom Standpunkte der Brenn-
-stoffersparnis in Betracht kommen. Darum werden peinliche Betriebs
statistiken geführt, durch die der Kalk-Bund die wirtschaftlichsten Betriebe
zu ermitteln sucht. Solange die Kohlennot kaum den dringendsten Kalk
bedarf zu decken vermag, kann Jteine Kohlenvergeudung getrieben werden.
Wie in der Ziegelindustrie läßt sich auch in der Kalkindustrie di* B<-