15. Jahrgang
1918
Doppelheft 5/ö|
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FÜR DIE KÜNSTLERISCHE AUSGESTALTUNG DER
STÄDTE NACH IHREN WIRTSCHAFTLICHEN,
GESUNDHEITLICHEN UND SOZIALEN GRUNDSÄTZEN
MIT EINSCHLUSS DER LÄNDLICHEN SIEDELUNGSANLAGEN UND DES KLEINWOHNUNGSBAUES
INHALTSVERZEICHNIS: Der alte Westen in Berlin. Von Taeodor Goecke, Berlin. — Der Dönhoffplatz zu Berlin. Die Gestaltung eines verkehrs
reichen Gartenplatzes. Von Dipl.-Ing. Wilhelm Rave, Berlin. — Groß-Berlins Grünflächen und Ausfallstraßen. Von B. Wehl, Regierungsbaumeister a. D. —
lat das Wohnhaus Gebrauchsgegenstand oder Kunstwerk? Von Reg,- u. Baurat Moormann, Münster (Westf.), — Deutsche SpiSlparke, ihre Entstehung
im Mittelalter und ihr heutiger Zweck. Von Willy Boek, Gartenarchitekt. — Blumenschmuck im Bauerngarten. Von Emil Gienapp, Hamburg, — Denk
mal- und Heimatschutz im Preußischen Wohnungsgesetz. Von F. A. Landwehr, Berlin, — Chronik.
-Nachdruck der Aufsätze ohne ausdrückliche Zustimmung der Schriftleitung verboten.
DER ALTE WESTEN IN BERLIN.
Von THEODOR GOECKE, Berlin.
Berlin hat nicht sonderlich Glück mit seinen Wett
bewerben. Auch in dem zuletzt abgelaufenen 1 ) sind die
Preisrichter wieder zu der Überzeugung gekommen, daß
keiner der eingereichten Entwürfe der Aufgabe so weit ge
recht geworden sei, um ihm den höchsten Preis zuerkennen
zu können. Den Bewerbern war es völlig freigestellt, an
welchem der Baublöcke des sogenannten Alten Westens —
zwischen der Potsdamer Eisenbahn und dem Zoologischen
Garten in der Länge und zwischen dem Tiergarten und der
Charlottenburg—Schöneberger Grenze in der Tiefe — er
sich mit Verbesserungsvorschlägen versuchen wolle.. Diese
der Person gewährte Freiheit ist zu loben, doch in der Sache
hätte die Freiheit wohl gewisser Schranken bedurft, um er
reich- und vergleichbare Ergebnisse zu erzielen. Es mußte
den Bewerbern zwar überlassen bleiben, ob sie sich mit der
Verbesserung einzelner Gebäude begnügen, oder auf die
Umgestaltung ganzer Baublöcke, die Einziehung neuer
Straßen und die Einschaltung von Plätzen ausgehen wollten.
Dazu war aber zweierlei zu beachten: Erstens stehen in
vielen Blöcken mehr ode®-weniger öffentlichen Zwecken
dienende Gebäude, die von entscheidender Bedeutung für den
*) Bereits im Juni 1917* Die Besprechung mußte wiederholt hinter
dringlicheren Veröffentlichungen zurückgestellt werden. D. S.
städtebaulichen Erfolg sein können. Deshalb wäre für einen
Umbauplan eine Bestimmung zu wünschen gewesen, ob und
inwieweit auch diese Gebäude umzubauen, ob sie zu er
halten oder durch Neubauten an anderer Stelle zu ersetzen
seien. Dadurch hätte dem vorgebeugt werden können, daß
neben Entwürfen, die sich in hervorragendem Maße derartige
Gebäude zunutze gemacht haben, auch andere eingegangen
. sind, die sie völlig beseitigen wollen, ohne sich Rechenschaft
darüber abzulegen, ob sie nicht doch als notwendig an
gesehen werden müssen. Da die Gesamtbebauungsfläche
ungefähr 280 ha bedeckt, also gering gerechnet 80000 Ein
wohnern Platz bietet, wird diese Notwendigkeit doch wohl
anzuerkennen sein.
Zweitens. Der im Laufe der Zeit stellenweise dicht ver
baute Stadtteil hat auch seine lichten Seiten; bekanntlich
hatte der Bebauungsplan außergewöhnlich große Blöcke vor
gesehen, in der irrtümlichen Voraussetzung, daß darin an
gelegte Gärten von selbst dauernd erhalten bleiben würden,
oder daß weitere Aufteilungen der Tätigkeit von Bauunter
nehmern überlassen bleiben sollten. Das hat sich nur zum
Teil erfüllt; wo es dies aber getan hat, in durchaus vorbild
licher Weise. Das Gelände zwischen der Derfflinger und
Maßenstraße ist durch Sackstraßen als ruhige Wohnstraßen
aufgeteilt und mit landhausartigen Einfamilienhäusern be