DER STÄDTEBAU
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Daneben soll die Großstadt nicht vergessen werden. Eine umfangreiche Darstellung städte
baulicher Lösungen beim Bau der Berliner Schnellbahnen ist in Aussicht gestellt Abhandlungen
über die Einheit der Architektur geschlossener Straßenfronten und über Gedächtnismale als Straßen
schmuck liegen schon seit längerer Zeit vor. Endlich sind auch Aufsätze allgemeineren Inhaltes,
über modellmäßiges Bauen, über Städtebau und Bauberatung u. a. m. vorgemerkt.
Wir hoffen, daß die Verdoppelung der uns bisher geschenkten Gunst der Staats- und Gemeinde
behörden, der Landgesellschaften und Baugenossenschaften, der Bauämter und Städtebauer für unsere
vermehrten Bemühungen und Aufwendungen Herausgeber wie Verlag schadlos halten wird.
STADTERWEITERUNG IM VERHÄLTNIS
ZUR WOHNDICHTIGKEIT.
Von THEODOR GOECKE, Berlin.
Gegen die weitere Verbreitung des Kleinhauses und die
damit verbundene Ermäßigung der zulässigen Bebauungs
höhe wird oft das Bedenken eingewendet, daß sie mehr an
Siedelungsfläche verlange. Zweifellos! Bekannt ist die
Ausdehnung englischer und besonders nordamerikanischer
Städte, die oft ein Mehrfaches an Fläche bedecken gegen
über deutschen Städten gleicher Einwohnerzahl. Dort ist
eben die Sitte, im Einfamilienhause zu wohnen, eine so
festgewurzelte, daß sie sich noch in fast allen Bevölkerungs
schichten behauptet, obwohl im Innern großer Städte auch
das hohe Mietshaus schon Eingang gefunden hat, Sehen
wir von dieser Wandlung, die ja nur den Anfang einer
notwendigen Abstufung des Wohnungsbedürfnisses beweist,
sowie von den Turmhäusern der Geschäftsviertel, die eben
nicht bewohnt werden, ab, so ergibt sich dort eine ziemlich
gleichmäßige Verteilung der Bevölkerung in den Wohn
vierteln, d. h. eine annähernd gleichmäßige Wohndichtigkeit
auf 1 qm der Siedelungsfläche.
Mit einer derartigen festen Wohnsitte haben wir in
deutschen Städten nicht zu rechnen; wir brauchen zur
Befriedigung unserer Bedürfnisse sowohl das eine wie das
andere und halten es für eine der bedeutsamsten Aufgaben
einer jeden Stadtverwaltung, bei Abgrenzung neuer Bau
gebiete den Bedarf an Wohnungen beiderlei Art gegenein
ander abzuwägen.
Leider ist dabei bisher das Einfamilienhaus arg ver
nachlässigt worden; denn der Bedarf an diesem ist ein
sehr viel größerer, als das mit der Wohnungsherstellung
befaßte Baugewerbe uns glauben machen möchte. Die
gleich hohe Bebauung macht aber die Wohndichtigkeit
zu einer durchaus ungleichmäßigen. Gesundheitliche
Gründe sprechen deshalb für eine Abstufung der Bebauungs
höhe je nach der Einwohnerzahl eines Hauses. Damit
würden auch Übergangsformen geschaffen vom Mietshause
zum Einfamilienhaus, Wir würden somit den umgekehrten
Weg gehen, als die bisherige Entwicklung amerikanischer
Städte uns gezeigt hat. Die dort vorherrschende niedrige
Wohnbauweise wird in beschränktem Umfange ergänzt
durch eine höhere, und die bei uns noch vorherrschende
hohe Wohnbauweise sollte ergänzt werden durch eine
möglichst weit auszudehnende niedrigere. So gut man
drüben die dazu erforderlichen Verkehrsmittel geschaffen
hat, so gut können wir dies auch.
In nachfolgendem Beispiel soll nun untersucht werden,
welchen Einfluß die zur Erzielung einer gleichmäßigen
Wohndichtigkeit erwünschte Abstufung der Bebauungshöhe
auf die Erweiterung der Stadtfläche ausübt. Angenommen
sei — siehe das Textbild 1 — ein Baublock, der ringsum
nur mit Vorderhäusern bebaut werden soll, und der bei
fünfgeschossiger, 18 m hoher Bebauung von 18 m breiten
Straßen umgeben ist, während die Hoftiefe 9 m beträgt,
so daß die rückwärts an
einanderstoßenden Höfe
der beiderseitigen Be
bauung zusammen wie
der 18 m messen. Ferner
sei angenommen ein Vor
derhaus mit je drei Woh
nungen in jedem Geschoß
nach einem bewährten
Grundrisse des Berliner
Spar- und Bauvereins von
l2mTiefeund ISmFront-
länge, also von 180 qm
Grundfläche; die Eckhäuser erhalten zweckmäßig bei eben
falls 12 m Tiefe zwei Frontlängen von je 21 m, also 360 qm
Grundfläche. Werden nun zehn Zwischenhäuser aneinander
gereiht, so ergibt sich ein Baublock von 2.21 -j-10.15 = 192 m
Länge bei 2.21 *= 42 m Tiefe mit einer einheitlichen Hoffläche
von 2.(21 — 12) ! 10,15- 168 m Länge und 18 m Breite.')
Dazu kommt die den Block umringende halbe Straßenfläche
mit 9 m Breite, so daß die Gesamtfläche bei 210 m Länge
60 m Tiefe erfordert. Dann beträgt:
die bebaute Fläche .... 2 . (42 -j* 168) . 12 = 5040 qm,
die Gesamthoffläche . . . 168 . 18 *= 3024 qm,
die Straßenfläche in halber
Breite 2 . (60 + 192) . 9 ^ 4536 qm,
die Blockfläche mit Slraßen-
land (210.60) = 12600 qm.
Die bebaute Fläche verhält sich danach zur unver
bauten Freifläche (Straßenfläche -f Hoffläche) wie 2 : 3, was
durchaus günstig ist, d. h. von der Gesamtfläche (bebaute
Um gleiche gesundheitliche Verhältnisse vor und hinter dem Hause
zu schaffen, ist die Gesamthofbreite der Straßenbreite gleich angenommen,
also Hofgemeinschaft vorausgesetzt.