DER STÄDTEBAU
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Abb. 5.
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„DER SOCKEL“
Von JOST, Böblingen.
Es ist nicht zuviel behauptet, wenn man sagt, der Sockel
am Haus sei in vielen Fällen eine bloße Gedankenlosigkeit.
Wir haben uns als Entwerfende gewöhnt, keine Form nur
der Form zuliebe in unsere Pläne aufzunehmen. Wir ver
suchen vielmehr, jegliche Form aus dem Gefüge des Ganzen
und des Einzelnen zu gewinnen. Nun kann gewiß auch der
Sockel und mit ihm das Sockelgesims sich ganz organisch
aus dem Aufbau des Hauses ergeben, und zwar als Absatz
und Übergang von der stärkeren Sockelmauer zu dem
schwächeren Stockgemäuer. Und diese Möglichkeit wird
bei allen Bauten gegeben sein, sofern sie sich mit ihrem
Erdgeschoß über Erdgleiche erheben. Eine Frage ist es
aber nur, ob wir auch gut daran tun, diesen Übergang
immer und überall zu betonen und hervorzukehren, wie es
das gedankenlose Schema will.
Sockelgesimse verstünden sich von selbst, wenn sie aus
konstruktiven Gründen erforderlich wären. Dies ist nun
aber zweifellos nicht der Fall. Ein Haus ohne Dachgesims
ist unvollkommen, wenigstens in unseren Breiten; Wind
und Wetter lehren das. Ein Haus ohne „Sockel“ dagegen
— unter „Sockel“ hier immer soviel wie Sockelgesims, also
seine besondere Betonung und Hervorkehrung verstanden
— ist baulich einwandfrei und recht wohl denkbar. Ein
Blick in eine alte Gasse überzeugt uns hiervon jederzeit
(Abb. la und 1b). Das Haus ohne „Sockel“ ist in alten
Straßen sogar so häufig, daß im Gegenteil die Frage be
rechtigt ist, ob hier nicht bewußte Absicht vorliegt. Die
Sorgfalt, mit der das Mittelalter z. B. an seinen Kirchen
jeden nach außen liegenden Mauerabsatz durch ein Gesims
mit steiler Platte und Wassernase unschädlich machte, zeigt
deutlich, daß man solche horizontale Absätze sicherlich be
wußterweise vermied, wo es angängig war — beim Wohn
hausbau also, vor allem wo man sie ja leicht nach innen
verlegen kann. Die Erfahrung gibt den Alten recht: Man
sieht gelegentlich alte Häuser, denen man bei Erneuerungen
nachträglich noch Sockelvorsprünge und Sockelgesimse an
geputzt hat und bei denen nun Putz und Mauerwerk vom
Sockel an aufwärts naß und voller häßlicher Flecken ge
worden sind. Bei dem Haus ohne Sockel zeigen sich diese
Schäden zwar auch, wenn nicht durch schräg angelehnte
Sockelplatten selbst dem noch vorgebeugt ward, was man
ab und zu auch beobachten kann. Hier sind diese Schäden
aber weniger schlimm, weil sie am Aufstand des Hauses
auftreten und dort nur Keller und Untergeschoßräume be
einträchtigen.
Es kann also gesagt werden, daß — rein praktisch be
trachtet — jeglicher nach außen gekehrter Sockelvorsprung
eher schädlich als notwendig ist,