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PER STÄDTEBAU
Die Abflußrichtung sämtlicher Schmutz wasserkanäle des
Tiefgebietes ist in dem Lageplan durch blaue Pfeile ange
geben worden.
Auch für die Abführung der Niederschlagswässer hat
sich eine gute Losung erreichen lassen: Es sind voraus
sichtlich zunächst keine unterirdischen Kanäle zur Ab
führung der Niederschlagswässer erforderlich; diese Abwässer
werden vielmehr bis auf weiteres durchweg oberirdisch in
den Straßenrinnsteinen nach dem offenen Fürstengraben
abgeleitet werden können. Der Regel nach stimmt die Ge-
fällsrichtung der Straßenoberfläche mit derjenigen des
unterirdischen Schmutzwasserkanales überein; es . läuft also
im allgemeinen auch das Niederschlagswasser in der Rich
tung der Pfeile ab. Mehrfach waren jedoch Abweichungen
hiervon erforderlich. In diesen Fällen ist die Abflußrichtung
des Oberflächenwassers durch entgegengeeetzt gerichtete
Pfeile im Lageplane angedeutet worden.
B. EINZELHEITEN.
I. Hocligebiet.
Für die Linienführung der Straßen und die Ausgestal
tung ihres Längenproflles war neben sorgfältiger Beachtung
der vorhandenen Wege und der Gmndstücksabgrenzungen im
wesentlichen die Bedingung maßgebend, daß sich die zu er
bauenden neuen Straßen unter Erreichung möglichst günstiger
Gefällverhältnisse soweit irgend angängig der vorhandenen
Geländegestaltung anschmiegen sollen. Diese Bedingung wird
im allgemeinen am besten dadurch erfüllt, daß die Straßen-
züge, wie das auch bei den vorhandenen Wegen meist der
Fall ist, möglichst der Sohle der natürlichen Geländefalten
folgen. Dadurch wird zugleich auch noch der große Vor
teil erreicht, daß die Anbauten auf den ansteigenden Ge
ländeflächen nach diesen Straßen hin sehr gut entwässert
werden können.
Nur an einer Stelle werden größere Erdarbeiten vor
genommen werden müssen, und zwar im oberen Teile der
Oberspaarer Straße. Diese Straße hat das verhältnismäßig
günstige Gefälle 1:20,5 von der Straße O aus bis zu der
jenigen Stelle, an welcher nach dem Entwurf ein treppen
artig ansteigender Fußweg nach der Straße Q abzweigt.
Von dieser Stelle aus bis zu dem auf dem Bergkamm ent
lang führenden Boselweg steigt sie aber sehr steil an. Es
erscheint zur besseren Erschließung des ganzen auf der
Höhe des Spaargebirges jetzt schon vorhandenen und des
später noch entstehenden Stadtteiles dringend geboten, wenig
stens einen Straßenzug zu schaffen, der unter günstigen
Steigungsverhältnissen auch einen Lastverkehr zuläßt.*) Es
wird daher vorgeschlagen, für den oberen Teil der Ober
spaarer Straße eine Ersatzstraße zu schaffen, die dasselbe
günstige Steigungsverhältnis von 1:20,5 aufweist wie die
untere Strecke dieser Straße; das kann erreicht werden
durch Einlegung einer Straßenkehre, mit einer etwa 60 m
langen Futtermauer. —
Was die Querschnittausgestaltung der Straßen des
Hochgebietes anlangt, so sollen die Wohnstraßen ihrer ge
ringen Verkehrsbedeutung entsprechend und zur Erzielung
einer möglichst billigen Herstellung der Regel nach eine
*) Vgl. die Abhandlung des Verfassers Über „Bebauungspläne“ im
Foerstctachcn „Taschenbuch für Bauingenieure“, zweite Auflage, Verlag
von Julius Springer, Berlin 1914 (Seite 1799),
schmale zweispurige Fahrbahn von 4,5 m. Breite erhalten,
an die sich beiderseitig erhöhte in bescheidenen Abmessungen
gehaltene Bürgersteige anschließen. In einer Reihe gänzlich
untergeordneter Wohnstraßen sollen zur Kostenersparnis die
erhöhten Bürgersteige sogar fortfallen; es sind die Straßen I,
II, III und IV, sowie die Straßen P, R und S. Für diese
Straßen Ist nur eine einheitliche, nach der Straßenmitte hin
entwässernde 5 m breite Bahn aus Kleinpflaster vorgesehen
worden, die durch die beiderseitigen Vorgärten unmittelbar
begrenzt wird.
Die bereits erwähnten Straßen von einer gewissen Ver
kehrsbedeutung sollen im allgemeinen 6 m breite Fahr
bahnen mit beiderseitig anschließenden erhöhten Bürger
steigen erhalten. Für den „Boselweg“ aber, diese auf dem
ganzen Höhenrücken des Spaargebirges entlangfiihrende
Hauptstraße, ist das Breitenmaß der Fahrbahn von 6,0 auf
7,5 tn erhöht worden. Das gleiche gilt für die Oberspaarer
Straße, weil diese, wie oben schon ausgefuhrt wurde, unter
Umständen eine Straßenbahnlinie aufnehmen muß.
Für eine Reihe von Straßen sind Baumpflanzungen auf
den Bürgersteigen vorgesehen worden, und zwar bei den im
wesentlichen von Nord nach Süd gerichteten Straßen auf
beiden Straßenseiten, bei den im wesentlichen von Westen
nach Osten gerichteten Straßen mehrfach nur auf der dem
Sonnenlicht vorzugsweise ausgesetzten Nordseite.
Eine eigenartige Querschnittsausbildung soll die Straße T
erhalten, welche schleifenförmig in möglichst gleicher Höhen
lage um die höchste Kuppe des Spaargebirges im Bebauungs
plangebiet herumführt. Von dieser Straße aus werden sich
in stetem Wechsel herrliche Ausblicke in die malerischen
Täler des Spaargebirges oder in das Elbgelände ergeben;
sie wird daher voraussichtlich zu Spaziergängen und Spazier
fahrten stark benutzt werden. Die Straße soll daher außer
einer 7,5 m (dreispurigen) Fahrbahn einen rund 4 m breiten
Promenadenweg erhalten, und zwar, zur Verringerung der
Erdarbeiten in einer terrassenförmigen Querschnittanordnung
derart, daß der Promenadenweg rund 3 m tiefer liegt als
der Fahrweg (siehe Querschnittzeichnuug auf Tafel 60
— Hochgebiet —). Hierbei wird aber noch ein weiterer
Vorteil erreicht. Da die Baumallee des Promenadenweges
geschoren werden soll, so ergibt sich einerseits für die
Benutzer der Wagen ein freier, durch die Fußgänger nicht
behinderter Ausblick aus dem Wagen heraus über die ge
schorene Allee hinweg. Andererseits haben auch die Fuß
gänger unter ihrem ein natürliches Schutzdach darstellenden
Laubengang, ungestört durch das Geräusch und den Staub
des Wagenverkehrs, einen freien Ausblick in die Landschaft
hinaus.
Eine besondere Querschnittausbildung soll auch die
„Kreyerner Straße“ erhalten. Auf dieser noch nicht beider
seitig bebauten Straße ist für die Straßenbahn ein Rasen
streifen vorgesehen worden. Die gleiche Anordnung, deren
mannigfache Vorzüge von der Lage der Straßenbahngeleise
innerhalb der Pflasterbahnen allgemein anerkannt sind, ist
auch für die Straße 2 getroffen worden.
In den bereits beiderseitig bebauten Straßen, in der
„Dresdener Straße“, der „Zaschendorfer Straße“ und der
„Oberspaarer Straße“ mußte auf die Verweisung der Straßen
bahn auf einen besonderen Rasenstreifen leider verzichtet
werden. Über die Breitenfestselzung der Oberspaarer Straße
sei hier noch bemerkt, daß die Verbreiterung des jetzigen
Straßenzuges nur nach Nordwesten hin erfolgen soll, weil