DER STÄDTEBAU
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das Gesagte gilt, gleichgültig, ob, wie bei der Zusammen
stellung angenommen war, längs der Abschrägung keine
besondere Fahrbahn und nur ein Fußsteig entlang läuft, oder
ob das Verlegenheitsdreieck zum Inseldreieck geworden ist.
Soweit es erwünscht erscheint, Verlegenheitsdreiecke
nicht augenfällig werden zu lassen, ist seine Verteilung auf
Bürgersteig und Fahrbahn bzw. Platz nach Textbild 5 eine
äußerst einfache Älaßnahme. Die straßenbautechnischen
Maßnahmen bedürfen, als Besonderheiten nicht bietend,
keiner Erwähnung. Verkehrstechnisch ist dagegen Vorsicht
geraten, die den Platz quer enden Fußgänger nicht auf zu lange
Strecken zu gefährden, um so mehr, da die dann verhältnis
mäßig ausgedehnten, den Fuhrwerken freigegebenen Platz
flächen den Wagenlenkern zu viel Spielraum in der Wahl
ihrer Fahrtlinien lassen. Sachgemäße Verkehrsregelung
bedingt deshalb in diesem Falle ziemlich weites Vorschieben
der Kantsteinlinie nach dem Achsenschnitt der einlaufenden
Straßen und damit eine Bürgersteigbreite, welche leicht
wieder den ästhetischen Anforderungen widerspricht. Ist
allerdings die Abschrägungslänge genügend lang, wird eine
Baumreihe am Kantstein vorteilhafter sein können als etwa
die Vorlage eines Vorgartens an den Häusern, da derartige
Vorgärten nur zu leicht einen etwas verlorenen Eindruck
hervorrufen.
Wird dagegen die soeben berührte Behandlungsweise
der Aufgabe nicht gewählt, kommt also das Verkehrstote
Dreieck zur sichtbaren Ausbildung, so steht an erster Stelle
die Frage nach seiner Befestigung. An sich liegen natur
gemäß, vielleicht von erhöhter Schwierigkeit einer ge
schickten Entwässerung abgesehen, keine anderen Verhält
nisse wie bei regelrechten Bürgersteigen vor; es ist aber zu
berücksichtigen, daß besonders größere Flächen bei gleich
mäßiger Befestigungsart eintönig wirken. Es wird also
gelten, diese Eintönigkeit durch Verwendung verschiedener
Baustoffe zu bekämpfen. Angenehme Abwechselung läßt
das Mosaikpflaster erzielen, dessen reichere Musterung freilich
sowohl in Herstellung als auch in Unterhaltung teuer ist.
Von Einfluß ist namentlich auch, welcher Art die Bevölkerung
der Umgebung ist, denn erfahrungsgemäß versuchen Kinder
selbst am besten Mosaik, von Verlegen in Zement sei ab
gesehen, gern ihre Kraft, und das böse Beispiel wird um so
gefährlicher, je zahlreicher die Jugend des Stadtviertels ist.
Sehr beliebt und tatsächlich angebracht sind ferner Zu
sammenstellungen des Kleinpflasters mit Plattenbelägen; auch
Kiesflächen mit und ohne Teerung bieten weitere Farben-
und Stofftöne. Besonders dem Grandstieg sei hier das Wort
geredet, dessen bei nassem Wetter oft weniger angenehme
Begehung im Verlegenheitsdreieck, wenn an seinen Rändern
nur Belag durchgeführt ist, ja ohne Mühe vermieden werden
kann. Da dem Straßenbauingenieur genug gute Beispiele
bekannt sein werden, mag nur noch darauf aufmerksam
gemacht werden, daß bei geschickter Wahl der Befestigung
nach Stoff und Farbe hier der reine Straßenbau den Cha
rakter des Platzes in wesentlichem Maße mitbestimmen,
sich also bewußt in den Dienst des Städtebaus stellen kann.
Vielfach werden Verlegenheitsdreiecke durch gärtnerische
Anlagen zu wahren Schmuckplätzen ausgestaltet. Leider
nur zur bald schwindet aber die Schönheit, denn die ört
lichen Verhältnisse sind mächtiger als die für die übrigens
teuere Unterhaltung verfügbaren Mittel. Es bedarf also vor
der Entscheidung sorgfältiger Überlegung, ob Staub und
Ruß und Kinder und Hunde sich nicht als zu arge Feinde
erweisen werden. Wohl kann mit hohen Gittern ein gewisser
Schutz vor Zerstörung geschaffen werden, schön sieht aber
eine so umsäumte Anlage um so weniger aus, je weniger
ihre Ausdehnung den Blick vom starren Gitter abzulenken
erlaubt. Die niedrigen, etwa 15 cm hohen, durch Bandeisen
oder Ketten gebildeten „Fußangeln“ dagegen wirken über
haupt nicht schützend und sind selbst in besserer dekorativer
Ausführung kleinlich und unnötig. Es gilt deshalb hier mit
vollem Recht das Bessere als Feind des Guten; Beschränkung
in der Anzahl der Schmuckanlagen erlaubt nicht nur, bloß
wirklich geeignete Plätze zu bepflanzen, sondern infolge Zu
sammenhaltens der Mittel erhöhte Leistungen, durch welche
dem Ansehen des Gemeinwesens wie der erzieherischen
Wirkung gleicherweise gedient ist.
Nicht in demselben Umfange trifft das Gesagte aber
dann zu, wenn die schmückenden gärtnerischen Hilfsmittel
einfacherer Natur sein sollen. Schon ein einfacher Rasen
wirkt hübsch und oft sogar anheimelnd. Die Schwierig
keiten seiner Pflege sind aber ebenfalls keine geringen; hinzu
kommt, daß Rasenflächen leider in dreieckigen Flächen
(vornehmlich kleinerer Ausdehnung) bei weitem nicht so
wie bei rechtwinkeliger Begrenzung und im Gegensatz selbst
zu ebenen Blumenpflanzungen eben nur flächenhaft wirken.
Denn das Hilfsmittel der Tiefrabatte ist nicht überall an
wendbar. Andererseits im Rasen Bäume vorzusehen, ge
reicht meist dem Rasen nicht zum Vorteil. Dann verzichtet
man besser auf letzteren ganz und befestigt die Fläche unter
den Bäumen wieder mit Kies, Stein oder ähnlichem Material.
Die Baumpflanzungen auf städtischen Plätzen, ins
besondere auf den Verlegenheitsdreiecken, verdienen aber
noch mehrere Bemerkungen. Es ist ja unbestritten, welchen
einzigartigen und unvergleichlichen Schmuck schon ein
Baum einer Straße, einem Platze verleiht. Nur darf die
Wahl der Baumart, von den Bodenverhältnissen ganz ab
gesehen, auch sonst nicht willkürlich erfolgen; besonders
die Kronenform ist von belang. Ferner geben Platzgröße
und Höhe der benachbarten Bebauung Maßstäbe, denen
noch die Höhe der Pflanzen nicht beliebig gegenüber gestellt
werden darf, wenn die gute Absicht wirklichen, dem Städte
bilde erfreulichen Erfolg zeitigen soll. Nicht belanglos ist
weiter, ob mehrere Bäume in geometrischer oder in regel
loser Gruppe gepflanzt werden; hier hängt die Entscheidung
hauptsächlich von der Größe des zur Verfügung stehenden
Platzes ab. Immer geben aber Baumpflanzungen guten
Anlaß zur Aufstellung von Bänken. Besonders bei Einzel
bäumen sollte dabei der heutzutage recht selten gewordenen
Rundbank wieder mehr Beachtung geschenkt werden; auch
hier will aber die Umgebung wohl berücksichtigt sein,
denn was in unregelmäßige und ländliche Bebauung schön
hineinpaßt, kann monumental betonten Baufluchten gegen
über störend wirken.
Oft finden sich auf Verlegenheitsdreiecken hübsche
Brunnen, bei Verwendung von Arbeiten des Künstlers wohl die
beste Lösung. Leider sind aber solche Fälle vergleichsweise
noch immer zu selten, weil gute Arbeit — denn der Massen
arbeit kann aus künstlerischen Gründen nicht das Wort
geredet werden — recht kostspielig ist, zumal man bis
her zu häufig immer gleich reichere Werke voraussetzen
zu müssen glaubte. Um aber die belebende und doch
trauliche Wirkung des Wassers dem Städtebild im ge
steigerten Maße dienstlich zu machen, wären meines Er
achtens schon die einfachst gehaltenen Wasserbecken mit