DER STÄDTEBAU
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ihre Fortsetzung fänden beide in der Von-der-Heydt-Straße,
wo ebenfalls noch Vorgärten Raum bieten; an der Ecke der
Hohenzollernstraße einerseits und an der Corneliusbrücke
andererseits fängt erst die Schwierigkeit an. Betrachten
wir zunächst die Corneliusstraße — vgl. Textbild 10 —, so
wäre» um ein bequemeres Einschwenken in den Kurfürsten
damm zu erreichen, die Corneliusbrücke, die sehr schmal
und auf die Hitzigstraße gerichtet ist, durch eine breitere
oder mit Rücksicht auf den Kanalverkehr zweigeteilte Brücke
(wie an der Potsdamer Brücke) zu ersetzen, die sich sowohl
nach der Hitzigstraße als auch nach der Keithstraße (auch
eine gefährliche Ecke!) zu öffnen und zugleich die Achse
des Kurfürstendamms fortzusetzen hätte. Wählt man aber
das Lützowufer — und das scheint einem Gerüchte zufolge,
nach dem der Berliner Magistrat gegen die Absicht der
Großen Straßenbahngesellschaft, die jetzt schon von der
Lichtensteinallee bis zur Corneliusbrücke in der Cornelius
straße verlaufende Straßenbahn bis zur Friedrich-Wilhelm-
Straße durchzuführen, Einspruch erhoben haben soll, um
den Charakter der Wohnstraße zu wahren, eher in Frage
zu kommen —, so wäre die Umbrechung der Block
spitze zwischen Kurfürstendamm und Keithstraße weiter
zurückzurücken, so daß hier ein den Knick im Verkehrs
zuge erweiternder Platz entstünde, und vom Lützowufer
über den Kanal eine neue Brücke (siehe b im Zuge a—c
des Textbildes) im Zuge der Von-der-Heydt-Straße zu
schlagen sein, um die scharfe Wendung an der Herkules
brücke zu vermeiden, die ohnehin durch den von Moabit,
dem Vorgarten nach dem Lützowplatze und der Tauentzien-
straße hinziehenden Verkehr reichlich belastet ist.
Ließe sich die eine Schwierigkeit also mit verhältnis
mäßig einfachen Mitteln (in der Hauptsache Verbesserung
und Vermehrung der Brückenübergänge) überwinden, so
steht es schlimmer mit der anderen, weil sie größere, unter
Umständen sehr'viel größere Opfer erfordern würde. Schon
jetzt durchzieht ein lebhafter Automobilverkehr die Hohen
zollernstraße von bzw. nach der von-der-Heydt-Straße,
obwohl der Übergang von der einen zur anderen durch die
scharfe Ecke an der Königin-Augusta-Straße sehr beengt
ist. Diese Ecke müßte mindestens kräftig abgestumpft
werden. Besser wäre es jedoch und auch wohl mit ge
ringeren Aufwendungen zu erreichen, die von-der-Heydt-
Straße über die Königin-Augusta-Straße hinaus schräg bis
zur Hohenzollernstraße durchzubrechen (c—d). Es verbliebe
dann immer noch ein gut verwertbarer Dreiecksblock, und
um die zum Durchbruch erforderlichen Häuser wäre es an
beiden Straßen nicht Schade. Die Hohenzollernstraße könnte
auf Kosten der beiderseitigen Vorgärten verbreitert und ihre
Einmündung in die Tiergartenstraße (bei e) leicht erweitert
werden. Es würde sich dann ein Verkehrszug a b c d e
ergeben (erster Vorschlag).
Soll aber radikaler vorgegangen werden, so wäre der
Durchbruch über die Hohenzollernstraße fortzuführen, wo
bei hier sowohl als auch in der Hildebrandtschen Privatstraße
nur anspruchslose Häuser älteren Datums zu beseitigen sein
würden, bis zu dem einen neuen Ausgang nach der Tier
gartenstraße bietenden zum Teil noch unbebauten Grund
stück No. 16. — Bis zur Bendlerstraße durchzubrechen,
würde die Niederlegung einiger wertvoller Häuser (z. B. von
Messel) erfordern. Dann entstände der Verkehrszug a b c d f
(der zweite und radikalste Vorschlag!). Durch diese Durch
bruchsstraße würde der Block nicht viel anders aufge
schnitten werden, wie schon andere des Tiergartenviertels
durch Wohnstraßen, sodaß die Entstehung einer Geschäfts
straße kaum zu befürchten sein dürfte.
Einfacher wäre es jedoch der Mündung derVon-der-Heydt-
Straße gegenüber von der Königin-Augusta-Straße herüber zur
Tiergartenstraße eine neue Straße über das Parkgrundstück
No. 28 anzulegen von c nach g (dritter Vorschlag).
Während nun in der Vossischen Zeitung vom 31. Mai
d. J, (Erste Beilage des Morgenblattes) ein Aufsatz „Berliner
Verkehrsprojekte“ des Geh. Baurat H, Techow von all der
artigen Durchbrüchen des Tiergartenviertels überhaupt nichts
wissen — solange wenigstens nicht die Tiergarten- bzw.