DER STÄDTEBAU
Angekauft wurden ferner die Entwürfe des, Regierungsbaumeisters
Dr.-Ing. Fritz Krischen und Rob. Liebenthal in Berlin (Entwurf io mit dem
Kennzeichen eines Helmes).
Des Architekten Anton Flodera in, Berlin-Wilmersdorf (Nr. 85 „Suum
cuique“) sowie des Dr.-Ing. Weishaupt und E. Meier-Appenzell in Char
lottenburg (Nr. 131 „Mit einfachen Mitteln“).
Im engsten Wettbewerbe waren außerdem Nr. 20 „Einheit“ (Haupt
entwurf), Nr, 63 „Ergänzung“ und Nr. 130 „Im Marktplatzbild im Pano
rama“, während sich in engerer Wahl noch weitere neun Entwürfe
befunden haben:
Nr. 3 „Fridericus“ Nr. 100 „Dornröschen“
„ 16 „Phönix“ „ 101 „Einheit“
„ 18 „Boumann“ „ 106 „Paladin“
„ 47 „In der Beschränkung“ „ 145 „Herbstmorgen“.
.1 55 »Va banque“
Es verdient dies hervorgehoben zu werden, weil sich eine verhält
nismäßig so große Zahl beachtenswerter Versuche an die von vornherein
vielen im Sinne der Denkmalpflege wie des Städtebaues als unlösbar
erschienenen Aufgabe gewagt haben.
ENTRALSTELLE FÜR WOHNUNGSREFORM IN
ÖSTERREICH. Bei der am 13. Oktober 1. J. unter dem Vorsitze
des Obmannes Hofrat Dr. Maresch abgehaltenen Vorstandssitzung bildete
der Erlaß des Arbeitsministeriums betreffend die Gewährung einer Fonds
kredithilfe für Einfamilienhäuser den Gegenstand einer längeren Erörterung.
Es wurde beschlossen, diese Frage in den Mitteilungen der Zentralstelle
in eingehender Weise besonders zu behandeln. Die diesjährige dritte
Österreichische Wohnungskonferenz wird am 29. und 30. November 1. J.
in Wien abgehalten. Auf der Tagesordnung stehen nachfolgende Beratungs
themen: I. Die gegenwärtige wirtschaftliche Lage und die Bestrebungen
der Wohnungsreform
a) mit Rücksicht auf die Baukosten,
b) mit Rücksicht auf die Kreditbeschaffung und
c) mit Rücksicht auf die Wohnungs- und Bodenpolitik der Gemeinden.
II. Die Wohnungsreform und das Verkehrswesen. Über Ersuchen
der Arbeiter-Unfall-Versicherungsanstalt für Niederösterreich in Wien hat
die Zentralstelle an alle gemeinnützige Bauvereinigungen in Wien und
Niederösterreich, welche sich die Errichtung von Wohnungsanlagen für
Arbeiter zur Aufgabe gemacht haben, die Aufforderung gerichtet, ihre
Gesuche um Gewährung zweistelliger Hypotheken für das Jahr 1914 bis
Ende Oktober 1913 einzubringen, damit die Anstalt Uber den für Wohnungs-
fürsorgezwecke zurückzulegenden Betrag Beschluß fassen kann, wobei
bemerkt wird, daß die Anforderungen der schon vorliegenden Gesuche
den voraussichtlich möglichen Hypothekenbetrag übersteigen, daher nur
bereits baureife Pläne überhaupt in Behandlung gezogen werden können.
ÖSTERREICHISCHE WOHNUNGSKONFERENZ,
* WIEN 1913, Kundgebung Über die Baukostenfrage.
An manchen Orten haben sich in jüngster Zeit die Preise einzelner Bau
stoffe zwar verbilligt, dennoch aber haben die herrschenden Geldverhält
nisse eine Verteuerung des Bauens im ganzen herbeigeführt. Insbesondere
hat es sich auch gezeigt, daß die Anforderungen, welche die Bauordnungen
an den Wohnhausbau stellen, vielfach die Kosten erhöhen.
Es müssen daher Maßnahmen in Erwägung gezogen werden, welche
die BaufUhrung zu verbilligen geeignet sind und zwar insbesondere:
a) die bessere und zweckmäßigere Ausgestaltung der Grund- und Auf
risse von auszuführenden Wohnungsbauten,
b) die Verwendung neuer Baustoffe und neuer Konstruktionen«
Um diese Maßnahmen durchführen zu können, würde sich die
Schaffung von Bauberatungsstellen empfehlen; das „permanente Komitee“
wird eingeladen, im Einvernehmen mit der Zentralstelle für Wohnungs
reform diese Frage zu studieren und der nächsten Konferenz Uber ihre
Durchführung Vorschläge zu erstatten. Es wird insbesondere darauf ver
wiesen, daß diese Stellen an die Bauämter größerer Gemeinden und an
die Baugenossenschaftsverbände angegliedert werden können. Das „per
manente Komitee“ wird weiter ersucht, die in der Kundgebung der vor
jährigen Konferenz angeregte Abänderung der bestehenden Bauordnungen
im Auge zu behalten.
1 'lie Vereinigung der höheren Kommunal-Baubeamtcu Preußens hat in
ihrer letzten Generalversammlung u. a. Stellung genommen ZUM
ENTWURF DES NEUEN WOHNUNGSGESETZES. Nach
einem eingehenden Berichte des Leiters des Charlottenburger Wohnungs
amts, Regierangsbaumeister Gut, wurde die folgende Kundgebung be
schlossen:
x. Die Vereinigung der höheren Kommunal-Baubeamten Preußens
begrüßt den Entwurf des Preußischen Wohnungsgesetzes als einen
bedeutsamen Schritt zur Besserung unserer Wohnungsverhältniasej
sie erklärt aber, daß entsprechend dem heutigen Stande des Städte
baues und des Wohnungswesens manche Bestimmungen noch weiter-
gehend gefaßt werden könnten; ferner hält sie eine zwangsweise
Wohnungsaufsicht auch bei Gemeinden unter tooooo Einwohnern
für erforderlich, soweit diesen Gemeinden der Erlaß von Wohnungs
ordnungen zur Pflicht gemacht wird.
2. Da das Wohnungsgesetz für die kommunalen Wohnungsämter ganz
vorwiegend technische Aufgaben bringt, so ist eine unmittelbare
zweckmäßige Einwirkung auf die Besserung der Wohnungsverhält
nisse nur dann zu erwarten, wenn an die Spitze der Wohnungs
ämter im Städtebau und Wohnungswesen praktisch erfahrene höhere
Baubeamte gestellt werden, sofern nicht dag Wohnungsamt über
haupt einem städtischen Bauamt angegliedert wird.
ie WERKBUND-AUSSTELLUNG IN KÖLN a. Rh. 1914.
Die Mitgliedschaft des Werkbundes ist einig in dem redlichen Streben,
die besten Kräfte für die Veredlung des heimischen Kunsthandwerks ein-
zusetzen und die bisherige gedankenarme Spielerei mit geschichtlichen
Stilmotiven gänzlich zu überwinden. Und in der Tat, wo seither irgend
eine Ausstellung deutsches Kunstgewerbe zeigte, fast überall waren es die
Kräfte des Werkbundes, die die besten Leistungen aufzuweisen hatten,
ja geradezu den wesentlichsten Fortschritt bedeuteten. Aber trotzdem bot
noch keine bisherige Ausstellung vom ästhetischen Standpunkte eine rest
lose Befriedigung.
Mehr als einmal konnte man schon den Wunsch hören, nur die
wirklich bedeutendsten und reizvollsten Arbeiten des deutschen Geschmackes
zu einer Ausstellung zu vereinigen. Nun soll dies in Köln zur Tat werden.
Es ist gewiß nicht zu behaupten, daß alle Werkbundarbeiten schon als
solche über jeden Tadel erhaben wären, ebensowenig, daß es nicht auch
außerhalb des Bundes viele, in jeder Beziehung tüchtige Leistungen gäbe,
aber das wird man doch heute schon prophezeien können, daß der Be-
urteilungsausschuß det Kölner Ausstellung ungleich höhere Ansprüche zu
stellen, aber auch zu befriedigen imstande sein wird, als dies bei den
bisherigen kunstgewerblichen Unternehmungen der Fall sein konnte.
Zahlreiche Werkkünste werden in Sondcrausstcllungen vertreten sein,
alle Einzelgebiete von Gewerbe und Industrie, soweit sie der Veredelung
durch die Kunst zugänglich sind, werden in übersichtlichen Material-
gruppen vereinigt sein, Architektur im weitesten Sinne des Wortes, nicht
nur Innenraumkunat, wird in jeder Beziehung zu Worte kommen; neben
kirchlicher Kunst, Friedhofskunst, Theaterkunst, Gartenkunst, kommerzieller
Kunst, Denkmalspflege, Heimatschutz, Bauberatung, Kunstpädagogik wird
man auch eine wertvolle Farbenschau, eine Zusammenfassung der Frauen
kunst, ja Sogar ein Kolonialhaus und eine moderne Badeanstalt zu sehen
bekommen, ganz abgesehen von den künstlerisch gelösten Ausstellungs
bauten selbst und vom Vergnügungspark, aus dem ebenfalls alles Banal-
Konventionelle verbannt sein wird.
Die Unterlagen aller zur Ausschreibung gelangenden Wettbewerbe
können in den Geschäftsräumen des Verlags Ernst Wasmuth A.-G.,
Berlin W«, Markgrafenstraße 3 , wochentäglich in den Stunden von
10—4 Uhr unentgeltlich eingesehen werden.
Verantwortlich für die Schriftleitung: Theodor Goccke, Berlin. — Verlag von Emst Wasmuth A.-G., Berlin W„ Markgrafenstraße 35.
Inseratenannahme C. Behling, Berlin W. 66. — Gedruckt bei Herrosd & Ziemsen, C. m. b. H„ Wittenberg. — Klischees von Carl Schütte, Berlin W.