DER STÄDTEBAU
nicht nur einen Erholungspark mit Spiel- und Sportplätzen, Tanzplätzen usw.
enthalten, sondern auch durch eine monumentale Platzanlage den öffent
lichen Gebäuden, Klubhäusern usw. Raum bieten. Sehr richtig wird dabei
betont, daß sich diese Dezentralisation zum Teil auch auf das Geschäfts
leben erstrecken müsse, das jetzt sehr unter der zufälligen Zerstreuung über
das ganze Groflstadtgebiet zu leiden habe und damit den Geschäftsleuten
unnütze Zeit- und Geldverluste verursache.
Dieselbe Beobachtung kann man ja auch in den Berliner Vororten
machen, die viel mehr als nötig und erwünscht auf die Geschäfte der Groß
stadtmitte angewiesen sind manche Warenhäuser scheinen fast nur für
die Vorörtler begründet zu sein! Diese Zusammendrängungder Geschäfte,
namentlich der mit Lebensmitteln, Bekleidungsstücken usw. im Hauptmittel
punkte sollte auf gegeben, jedem Nebenmittelpunkte auch ein Geschäftsviertel
von gewissem Umfange gegönnt, d. h. die Großstadt nach außen hin in
eine Anzahl von sozusagen Kleinstädten zerlegt werden, die jedoch wieder
ein gemeinsames Band zu einem Gesamtorganismus verbindet. Bekannt
lich hat unsere Zeitschrift von jeher diese Auffassung vom Wesen der Groß
stadt vertteten.
Demnach werden auch in dem Chicagoer Wettbewerbe Pläne verlangt,
die die praktische Möglichkeit eines solchen Lebens in den Nebenmittel
punkten — oder Nachbarschaftsmittelpunkten (Vororten) zeigen in der Grup
pierung der Gebäude und Freiflächen, in der Anordnung der Hausgrund
risse für die verschiedenen Zwecke des Wohnens und Handelns und zwar
nicht allein für Chicago, sondern auch für andere Großstädte. Ein sorg
fältig durchgearbeitetes Programm von 8 Druckseiten nebst einem Plan in
Großoktavformat zerlegt den Wettbewerb in zwei Teile, in einen Vorwett
bewerb, an dem jedermann teilnehmen kann und der am g, November ge
schlossen wird, und in einem Schlußwettbewerb, an dem die Verfasser von
nicht weniger als acht und nicht mehr als sechzehn der besten im Vorwett
bewerbe gewonnenen Entwürfe teilnehmen sollen; dieser wird am 25. Januar
1915 geschlossen. Daran soll sich eine Ausstellung der Entwürfe vom
g. Februar 1915 anschließen.
Das Preisgericht besteht aus fünf Mitgliedern, die von der Sektion
Illinois des Amerikanischen Instituts von Architekten und vom „City Club“
zu Chicago gewählt werden. Anfragen sind zu richten an: „Neighbochood
Center Competition“ City Club, 315 Plymouth Court, Chicago. T. G.
NEU EINGEGANGENE BÜCHER UND SCHRIFTEN.
ERRAINGESCHÄFT UND WOHNUNGSFRAGE. Archi
tekt Möstei. München. Verlagsanstalt und Buchdruckerei Gg. Lindner,
Leopoldstraße 55. Preis 1 Mk.
V ERGLEICH DER WIRTSCHAFTLICHKEIT EXTEN
SIVER UND INTENSIVER BAUWEISE. Eine Unter
suchung aus dem Gebiete des städtischen Wohnungswesens von Architekt
Richard Drach, Regierungsbaumeister a, D, Von der Königl. Technischen
Hochschule zu München zur Erlangung der Würde eines Doktors der
CHRONIK.
I n Hamburg soll eine ABTEILUNG FÜR DIE STÄDTER—
WEITERUNG dem Hochbauamt angegliedert werden, so daß die
entsprechende Abteilung beim Tiefbauamte, der naturgemäß mehr die
technische Ausführung von Straßenanlagen obliegt, die notwendige Er
gänzung zu einer auf wirtschaftlicher und sozialer Grundlage sich auf
bauenden künstlerischen Ausgestaltung der Gesamtanlage erhält,
er Bebauungsplan DER WALDSIEDLUNG SPANDAU A. G.
nach einem Entwurf der Provinzialbauberatungsstelle, sieht etwa
600 Häuschen in Reihenhausform vor; denn nur im Reihenhaus ist es
möglich, die kleine Wohnung im Einfamilienhaus fast zum gleichen Preis
wie im Stockwerkshaus herzustellen.
Da es sich um eine reine Wohnsiedlung handelt, die Straßen also
fast ausschließlich dem Fußgängerverkehr dienen, sind sie nur 5 m breit
(von Zaun zu Zaun) vorgesehen, während die Hauptzugangsstraßen 8 m
breit gehalten sind. Die Verkaufsläden werden am Rande der Siedlung
angeordnet, so daß nur ein bis zwei Straßen in der Breite von 10 bis
12 m notwendig sind.
Für die ganze Siedlung sind zwei Spielplätze vorgesehen. Die Haus
reihen sind nach Möglichkeit von Nord nach Süd gestellt, so daß jede
Wohnung auf der einen Seite Morgensonne und auf der anderen Seite
Nachmittagssonne hat. — Die Vorgärten erhalten niedrigen Heckenzaun;
die einzelnen Hintergärten werden durch 85 cm hohen Drahtzaun mit
Eisenpfosten getrennt. Zäune, die an der Straße liegen, werden aus
Holz hergestellt.
Die Gärten der einzelnen Hausreihen stoßen hinten zusammen.
Zwischendurch führt ein schmaler Wirtschaftsweg, auf dem Dünger usw.
herangeschafft werden kann und auf welchem die Müllkästen zur Auf
stellung kommen.
Vorläufig kommen zur Ausführung zwei Blocks mit etwa 100 Woh
nungen; der eine wird zum 1, Oktober X914, der andere zum 1. April 1915
technischen Wissenschaften (Doktor-Ingenieurs) genehmigte Dissertation.
Referent: Professor Emil Edler von Mecenseffy, Korreferent: Professor
Karl Hocheder. Tag der Annahme der Dissertation: 25. Februar 1914.
Verlag von Hermann Lukaschick, G, Franz'sche Hofbuchhandlung.
München 1914.
L Istituto di Milano per le GASE POPOLARI od Ecconomiche nel
1912—1913. Milano, Tipografia Degli Operai (Soc. Coop.), Via Spar
tano, 6, Viale P. Romana, 1914.
bezugsfertig. An den beiden südlichen Ecken sind zusammen vier Läden
mit dazugehörigen Wohnungen vorgesehen; darüber im ersten Stockwerk
werden je zwei Wohnungen zu zwei Stuben, Küche, Bad, Balkon ein
gerichtet.
Entwurf und Bauleitung Hegt in den Händen des Architekten
Arthur Wolff, Schöneberg.
EGELUNG DER VORGARTENFRAGE IN GROSS-
BERLIN, Der Polizeipräsident hat die bisherigen Ortspolizei
verordnungen für Berlin, Charlottenburg, Wilmersdorf, Schöneberg und
den ehemaligen Gebietsteil Boxhagen-Rummelsburg der Stadt Lichtenberg
aufgehoben und für den Landespolizeibezirk Berlin, wozu außerdem Neu
kölln, Lichtenberg und Stralau gehören, eine einheitliche Vorgarten-Polizei-
verordnung erlassen. In dieser wird u. a. bestimmt: Wo die Bebauungs
pläne Vorgärten vorsehen, dürfen diese weder ganz noch in einzelnen Teilen
tiefer als der Bürgersteig angelegt werden. Die Vorgärten sind in ihrer
ganzen Ausdehnung an der Straße wie auch an den Nachbargrenzen mit
einer durchsichtigen Einfriedigung auf massivem Sockel zu versehen, dessen
Höhe 0,5 m nicht überschreiten darf. Ferner sind die Vorgärten in ihrer
ganzen Ausdehnung als Ziergärten anzulegen und dauernd als solche zu
unterhalten. Unterbrechungen der Gartenanlagen sind nur zur Herstellung
der notwendigen Wege, Zugänge und Einfahrten zulässig. Ausnahmen
kann die Ortspolizei zulassen. Nach allem, was bisher zur Vorgarten
frage geschrieben worden ist, ist diese einseitige und schematische Rege
lung wirklich überraschend. Tieferliegende, von Futtermauern gegen den
Straßenkörper eingefaßte Vorgärten können von ganz besonderem Reiz
sein. Vorgärten brauchen aber auch nicht immer nur Ziergärten zu sein,
sie können auch praktisch brauchbar gemacht werden, wenn sie ganz oder
nur zum Teil durch eine Mauer gegen die Straße abgeschlossen werden.
Endlich sind die Vorgärten genannten Streifen aber auch für viele andere
Zwecke verwendbar, ohne die Straße zu verunstalten.
Verantwortlich für die Schriftleitung: Theodor Goecke, Berlin. — Verlag von Ernst Wasmuth A.-G., Berlin W., Markgrafenstraße 31.
Inscratenannahme Ernst Wasmuth A.-G., Berlin W. 8. — Gedruckt bei Herros£ & Zicmsen, G.m, b, H„ Wittenberg. — Klischees von Max Krause, Berlin.