DER STÄDTEBAU
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Stützmauer.
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Abb. a. Badeanstalt am Strande,
beachtenswerter Weise angelegt. Um die Allgemeinheit von
der Wasserfläche möglichst wenig abzuschließen, hat man
die Badehäuser und Auskleideräume landeinwärts hinter
der Straße vorgesehen. Das badende Publikum gelangt
durch einen Tunnel unter der Promenade zum Strand. Es
wird eine wirksame Aufsicht in der Weise ausgeübt» daß
bekleidetes Publikum die Badehäuser nur von der Promenade
betritt, die Badenden aber auf dem Wege zwischen dem
Strand und den Ankleideräumen stets den Tunnel benutzen
müssen. Die Skizze veranschaulicht die Anlage im Grundriß.
Die Strandwege sind auf der Landseite mit Erholungs
häusern oder mit Privatlandhäusern besetzt, wie es Abb. 1
und m erkennen lassen.
Die Dauer der Badezeit ist nicht lang» von Mitte Juni
bis zu Mitte September. Im ganzen sind im Jahre 1911
175478 Badende gezählt worden. Die Einnahmen haben
rund 160000 Mk. betragen, dem 150000 Mk, Ausgaben gegen
überstehen. Das Einzelbad kostet 5 Cent. Es sind anscheinend
noch andere Einnahmen aus Verpachtungen u.a.m. vorhanden.
Bei der Beurteilung der Erfolge der Parkverwaltung
darf man nicht vergessen, daß die Lage Bostons und die
Gestalt seiner Umgebung geradezu nach einer solchen
Fürsorge für die Erholung von Grünflächen verlangt haben.
Man muß aber die Selbstverständlichkeit anerkennen, mit
der man die Aufgabe der Schaffung eines Wald- und Wiesen
gürtels in Angriff genommen hat zu einer Zeit, als z, B. bei
uns noch sehr wenige auf den Gedanken gekommen sind,
daß der Großstadtbevölkerung ein Ausgleich für die Arm
seligkeit des Häusermeeres durch die Überlassung natür
licher Waldgelände erhalten oder geschaffen werden muß.
Boston ist dann auch das Vorbild für viele andere Städte
in den Vereinigten Staaten geworden. Wie man aus
Dr. Werner Hegemanns Parkbuch erfahren kann, ist aber
der Anstoß zu dem Vorgehen von einem einzelnen, einem
für die Schönheiten der Natur empfänglichen und auf das
Wohl des Volkes bedachten Mannes namens Charles Eliot
gegeben worden.
BEITRAGE ZUR BEZEICHNUNG
DER STRASSEN.
2. ZUR REFORM DER STRASSENNAMEN IN GROSSSTÄDTEN, (Schluß.)
Von ERNST HOCH» Göttingen.
Stellt man all diese Schwierigkeiten, die in der Praxis
sich ergeben, zusammen, so muß man zu dem Ergebnis
kommen: Die Durchführung ist unmöglich! Man ver
suche nur einmal, Berlin nach dem Reformsystem zu be
nennen! Und dabei ist noch gar nicht berücksichtigt, daß
das Ideal eigentlich ist, Straßen, die in derselben Gegend
liegen, mit gleichen Buchstaben anfangen zu lassen; dann
wachsen die Schwierigkeiten ins Unermeßliche. Die Durch
brechung des Systems durch die großen Durchgangsstraßen
haben wir schon behandelt; eine Lösung ist hier nur mög
lich durch die Auflösung eines langen Straßenzuges in
mehrere verschieden benannte Teile. Aber das sollte ja
gerade einer der großen Vorzüge des Systems sein, daß
diese Auflösung der geraden Straßen vermieden wird. Zu
den unglaublichsten Dingen fuhrt das System 1 aber, wenn
man sich vorstellt, daß doch unser Viertel an allen Seiten
von andern Vierteln begrenzt ist, deren Straßen entsprechend
andere Anfangsbuchstaben haben. Was soll man z. B. nur
mit solchen Straßen wie dem kleinen Stück der Grolmann-
straße zwischen Berliner Straße und Bismarckstraße an
fangen? (Siehe I, Textbild 3, S. 93.) Ist irgendwelche Be
rechtigung vorhanden, diese Stückchen, bloß weil es zufällig
in ein anderes Viertel reicht, plötzlich anders zu nennen?
Schließlich ist noch etwas zu beachten: Wählt man die
Viertel, deren Straßen mit gleichen Buchstaben anfangen
sollen, alle nur so klein, wie unser gewähltes Viertel, dann
reichen lange nicht alle Buchstaben des Alphabets aus, um
Groß-Berlin in solche Viertel aufzulösen. Vergrößert man
die Viertel, so wachsen auf der anderen Seite die Schwierig
keiten der Umbenennung weiter. Solange man uns nicht
mit einem fertigenPlan der Neubenennung von Groß-Berlin
aufwartet, solange behaupten wir: Die Neubenennung ist
undurchführbar.*)
Oppenheimer weist nun vor allem daraufhin, daß durch
seine Reform eine Verminderung der großen Zahl der
Straßennamen zu erzielen wäre, und daß sie eine geeignete
Gelegenheit wäre, „abgeschmackte oder gar anstößige
Straßennamen zu beseitigend
*) Der Berliner Magistrat hatte meiner Überzeugung nach durchaus
recht, wenn er auf den Vorschlag antwortete: „Die gesamte Straßen*
benennung und Bezeichnung der Häuser einer Änderung zu unter
ziehen, halten wir nicht für angebracht, da dies in zahlreiche Beziehungen
empfindlich und störend eingriffe und weder Entwicklung noch Eigenart
schonte.“ ln ähnlicher, aber in schärferer Form ablehnend antwortete
der Magistrat von München. Warum muß man denn auch um ganz
geringer, noch dazu sehr zweifelhafter Vorzüge willen einen so riesigen
Apparat in Bewegung setzen? Andere Schwierigkeiten sind noch
die Notwendigkeit, förmliche Zweckverbände, nur zur gemeinsamen
Straßenbenennung, beispielsweise in Hamburg-Altona, zu bilden, die
keilförmige Entwicklung der Städte, die die Benennung der neuen
Viertel schwierig macht usf.