DER STÄDTEBAU
99
Die Lasten werden von den einzelnen Gemeindever
bänden aufgebracht in der Weise, daß in bestimmten Zeit
abschnitten ein Verteilungsmaßstab aufgestellt wird, der sich
nach den .Vorteilen und Anteilen, den die einzelnen Ge
meinden an den Unternehmungen des letzten Zeitabschnittes
gehabt haben, richtet. -Die Verteilung wird von drei Be
amten vorgenommen, die von dem obersten Gerichtshof zu
diesem Zwecke bestellt werden und in keiner der beteiligten
Gemeindeverbände wohnen dürfen. Mit Rücksicht auf die
; ähnlichen Aufgaben des Zweckverbandes Groß Berlin sollen
i einige Einzelheiten aus der Abschätzung des Jahres 1910
i wiedergegeben werden.
! Es wird unterschieden zwischen Parkanlagen und Park-
; wegen. Außerdem werden die umfangreichen Regelungs-
’ Unternehmungen von Flüssen und Seeufern besonders auf-
| geführt und verteilt.
Parkanlagen.
1. 60% der veranschlagten Kosten sollen von allen Ge
meindeverbänden zusammen aufgebracht werden. Die
Verteilung erfolgt nach der letzten Steuerabschätzung
des gemeinen Wertes aller in den einzelnen Verbänden
vorhandenen Liegenschaften.
2. Weitere 25 °/ 0 werden ln gleicher Weise wie unter 1.
verteilt. Acht besonders aufgeführte Gemeinden scheiden
aber aus der Beitragspflicht aus, weil sie nur schwach
bevölkert und nicht genügend steuerkräftig sind.
3. Der Rest von 15% wird nach der Bevölkerungszahl
verteilt, wobei wieder die unter 2. genannten acht Ge
meinden nicht herangezogen werden.
Parkwege.
Ein Hälfte trägt der Staat, dem ein Teil seiner Wege
unterhaltungspflicht durch den Parkverband abgenommen
worden ist. Von der verbleibenden Hälfte wird ein Viertel
nach dem Verhältnis der Straßenlängen umgelegt, die sich
in dem Gebiete der einzelnen Gemeinden befinden. Die
anderen Dreiviertel werden wiederum wie bei den Park
anlagen nach dem gemeinen Werte der in den einzelnen
Verbänden vorhandenen Liegenschaften verteilt.
Bei dieser Rechnungsweise ergibt es sich, daß ungefähr
60% aller Kosten immer von der Stadt Boston getragen
werden müssen.
Bei den großen Unternehmungen werden die Kosten
meistens nur von den Verbänden übernommen, die unmittel
bare Vorteile davon haben.
Die Festsetzungen des Dreimännerausschusses werden
in einer öffentlichen Versammlung besprochen und be
schlossen. Zu dieser Versammlurg entsenden Boston und
zwei andere Gemeinden zwei Vertreter, alle anderen Ge
meinden nur einen Vertreter.
Die Anregung zu neuen Erwerbungen und Unterneh
mungen geht vom Staate, dem Verbände selbst, den be
teiligten Gemeinden oder auch von Einzelpersonen aus, die
etwa ihren Besitz dem Verbände zum Kauf empfehlen. Die
Vorarbeiten leistet der Verband, der über die erforderlichen
Arbeitskräfte an Ingenieuren und Architekten verfügt. Er
unterbreitet die Anträge mit einem Gutachten den gesetz
gebenden Körperschaften, die darüber entscheiden.
Aus dem Bericht kann man auch an einer Stelle ent
nehmen, mit welchen Grunderwerbskosten der Parkverband
zu rechnen hat. Das Beispiel betrifft einen Baublock in
der inneren .Stadt Boston, dessen Ankauf zur Ausgestaltung
als Grünfläche dem Verbände empfohlen worden ist. Da$
Gelände stellt eine Erhebung von 30 m über die Umgebung
dar und ist zum Teil noch bewachsen. Der Hügel trägt
auf seiner Spitze ein Ausgleichsbecken der Bostoner Wasser
versorgung, der Fuß der Erhebung ist allseitig bebaut, neben
Privatwohnhäusern sind zwei Krankenhäuser von Kirchen-i
gemeinden und ein Schulhaus aufgefübrt.
ImganzennimmtdieFläche9342,77 Quadratfuß-=86000qm
ein und ist mit 23 Gebäuden belegt. Der Preis des Grund und
Bodens allein ist mit 305000 = rund 1300000 Mk, veran
schlagt. Das gibt für den Quadratmeter —15 Mk. Zweifel
los ein sehr geringer Preis für ein bebautes im Stadtinnern
telegenes Grundstück.
Wie am Charles River, so hat man auch die früher
unansehnlichen Uferflächen des Mystic-Flusses (4) im Norden
erworben und zu Parkwegen ausgestaltet. Durch die
Regelung und Senkung des Wasserspiegels hat man außer
dem beträchtliche Flächen in seiner Umgebung aus Moor
boden in Gemüseland umgewandelt. In gleicher Weise
sind auch die Ufer des Neponset-Flusses (5) im Süden für
die Anlage von Parkwegen benutzt worden. Am Atlantischen
Ozean hat man zuerst den Küstenstrich Revere Beach (6)
als Freibad ausgestaltet. Die günstigen Erfahrungen, die
man mit dieser Anlage gemacht hat, haben dazu geführt,
die nördlich anschließenden Küstenstriche Lynnshore (7)
Reservation und die südlichen Wintrop (8) und Quincy (9)
mit in das Bereich der Parkverwaltung einzuziehen. Es
sind dies 12,7 Meilen — 20,5 km Uferlinie. Sie sind mit
Fahrwegen und Anlagen versehen, und dort, wo durch den
Wellenangriff ein Abbrechen der Küste eingetreten ist, hat
man Uferschutzbauten aus Beton errichtet.
Für die nächste Zukunft hat man in Aussicht genommen,
die Umgebung des Saugus-Flusses (10) im Norden und des
Weymouth-Flusses (11) im Süden anzukaüfen. Als wich
tigste Aufgabe betrachtet man aber, das Land für eine
Verbindung Somtnerville—Cambridge—Boulevard (12), die
die südlichen Parkteile mit den nördlichen vereinigen würde,
zu erwerben und freizulegen, ehe es mit hohen Gebäuden
bebaut wird. Denn die Stadt Boston wird nach der Regelung
des Charles Rivers (13) vielleicht die Neigung zeigen, sich
nach Cambridge auszudehnen, das gegenwärtig noch Villen-
stadt ist. Ebenso ist eine Verbindung der Columbia Road
mit den südlichen Parkteilen an der Neponsetbrücke (14)
geplant. Die auf dem Plan voll schwarz angelegten
Flächen bezeichnen die Erwerbungen, die nötig sind, um
einen Parkweg von Watertown durch Newton und Brook-
line zu dem schon vorhandenen West-Roxbury-Park (15)
zu schaffen. Im Norden ist noch ein Parkweg in Aussicht
genommen, Alife Brook Parkway, der vom Fresh Pond-
Reservation nach dem Mystic-Fluß führen soll und somit
die westliche Ringllnie von den Blauen Bergen (Blue Hills
Reservation) nach dem Middelsex Fells Reservation schließen
würde. Damit ist ein Überblick in großen Umrissen ge
geben, was der Zweckverband in 20 Jahren geschaffen, und
welche Ziele er sich für die nächste Zeit gesteckt hat.
Sein Vorgeben ist. entschlossen und weitschauend gewesen
und die aufgewendeten Mittel haben ohne Zweifel für die
Bevölkerung Bostons den gewünschten Erfolg gehabt.
Der in dem Bebauungsplan des Entwurfs von Groß-
Berlin Eberstadt, Möhring und Petersen aufgestellte Grund
satz, die Grünflächen bis in die Stadtmitte hineinzüführen