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9. Jahrgang
1912
3. Heft
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** NEBST EINER SONDERBEILAGE: LITERATURBERICHT, HERAUSGEGEBEN VON RUDOLF EBERSTADT **
INHALTSVERZEICHNIS: Neuere Gartenkunst. Von Architekt Dr.-Ing. Hugo Koch, Hamburg. — Die Ordensstadt Marienburg, ein Städtebild im Osten.
Von Konrad Metzei, Dirschau. — Warum gibt es noch keine Gartenstadt bei Berlin? Von B, Wehl, Hermsdorf bei Berlin. — Mitteilung. •—
Neue Bücher und Schriften. — Chronik.
Nachdruck der Aufsätze ohne ausdrückliche Zustimmung der Schriftleitung verboten.
NEUERE GARTENKUNST/)
Von Architekt Dr.-Ing. HUGO KOCH in Hamburg,
Die Erfolge und Ziele des modernen Städtebaus sind
am besten auf den städtebaulichen Ausstellungen der letzten
Zeit zu studieren gewesen. Am deutlichsten und wohl zum
erstenmal wurde auf der Städtebauausstellung in Berlin das
moderne Schaffen auf dem Gebiete „Gartenkunst im Städte
bau“ in kräftiger Weise zum Vortrag gebracht,
Sittes Lehren, die er 1901 im „Großstadtgrün“ gab, sind
befruchtend gewesen. Einzelbaum und Baumgruppen künst
lerisch im Stadtplan zu verwerten, Vorgärten einseitig auf
der Sonnenseite der Straße anzulegen, Alleen nur da zu
schaffen, wo sie als Promenade dienen und gute Architek
turen nicht verdecken, all diese Momente waren in vielen
Planungen zu studieren, vor allem in Sittes Bebauungsplänen
selbst, ferner in Stadterweiterungsplänen von Essen (Heft 7 8,
Tfl. 45 1 •*), Darmstadt (Heft 7 8, Tfl. 48"), Köln (Heft 7 8,
Tfl. 50') und Eschwege (Heft 7 8, Tfl. 48 la ), in Goeckes Ent
wurf für die Bebauung von Johannistal und in Pützers
(Heft 7 8, Tfl. 48"’) und Henricis Bebauungsplänen.
Den besten Überblick für neuzeitliche Probleme des
Straßengrüns gaben jedoch die Planungen der Gartenstädte.
Vor allem war die englische Gartenstadtbewegung durch
•) Dazu vergl. „Die Städtebauausstellung Berlin igio“ in Heft 7/8
des Jahrganges igio.
**) Die Angaben beziehen sich auf die in dieser Zeitschrift erschienenen
Abbildungen des Jahrganges 1910, soweit kein anderer Jahrgang ge
nannt ist.
zahlreiche Pläne und Photographien trefflich vertreten. Hier
ist gezeigt worden, welch charakteristische Wirkung ein
Straßenbild erhalten kann durch einen geschickt verwerteten
Einzelbaum, wie die Verwendung der vorhandenen Land
schaft, Erhaltung prächtiger Einzelbäume und Baumgruppen
ohne große Mittel zu schönen Wirkungen führt, wie damit
malerische Bilder geschaffen werden können, sofern es nur
der Architekt versteht, seine Bauten dem Grün rhythmisch
einzufügen. Die reizvollen Versuche in der Straßen
führung, das Bilden vonVorhöfen, dieVerteilung von Gruppen-
und Einzelhausbau sind dem gartenkünstlerischen Schaffen
zu großem Vorteil geworden. Vorgärten in größerer Tiefe
oder von einheitlichem Aufbau, Vorhöfe mit frischem Grün
und gärtnerische Innenplätze haben sich schaffen lassen,
deren Wirkung Pläne freilich nicht wiedergeben können,
die man selbst sehen muß in ihrem farbenprächtigen, dabei
volkstümlich einfachen Blumenschmuck, mit ihren fein ab
gestimmten Holzstaketeinfassungen oder beschnittenen grünen
Heckenwänden.
Schwieriger werden die Verhältnisse für gärtnerischen
Schmuck im Inneren dichtbebauter Städte. Auch dafür
zeigte die Ausstellung neue Ziele. Die Flächen, die man er
spart durch Fortfall der vielen breiten Alleestraßen, durch
Verzicht auf die oft nur kümmerlich vegetierenden Vor
gärten, versucht man gartenkünstlerisch zu verwerten,
indem man sie zusammenfaßt zu einer einzigen Fläche