DER STÄDTEBAU
23
„Die schöne deutsche Stadt“ soll in drei Bändchen mit je
160 Abbildungen jedem Deutschen die Schönheit seiner Heimat vor
Augen führen. Dem eben erschienenen „Mitteldeutschland“ von
Gustav Wolf wird im Frühjahr d. Js. „Süddeutschland“ von Julius
Baum folgen.
Das Heft, das neben herrlichen Bildern mit vorzüglichem Text aus
gestattet ist, wird jedem Laien eine dauernde Quelle des Genusses sein.
Für den Architekten und Städtebauer geht das Interesse an ihnen aber
wesentlich weiter. Es macht ihn mit unseren schönen Städten und be
sonders mit ihren malerischen Teilen bekannt, Dadurch wird es zum
Ratgeber, wohin der Architekt in seiner Ferienzeit seine Schritte lenken
soll, wenn er reizvolle Bauten und Städtebilder antreffen will.
Aber das Büchlein erzählt auch, worin die Schönheiten bestehen,
wie sie genossen sein wollen; was den Reiz des Städte- und Straßen
bildes ausmacht. Es wird so zum Lehrmeister, wie man Städte sehen
soll und — was für den Städtebauer am wichtigsten — mit welchen
Mitteln schöne Städtebilder geschaffen werden können.
Die Anordnung der Bilder und des Textes verfolgt ein System. In
Einzelabschnitten werden uns die Anlage und Entstehung der Städte,
die Innen- und Altstadt, der Marktplatz, der Kirchplatz, das Straßenbild,
die Laubengänge, Uferstraßen und Terrassen, Brücken, Rathäuser, Kirchen,
Brunnen und Stadttore in ihren Einzelwerten und Wechselwirkung, die
Umgebung der Stadt, vor den Toren und der Ausblick auf die Stadt,
deren charakteristisches Bild, der Aufbau der Silhouette vorgeführt.
Das Büchlein entpuppt sich als ein Sehr willkommenes StädtebaU-
buch, das durch Schaubilder die Wirkungen all dieser Einzelteile, der
Plätze und Straßen, deren Versetzung, ihrer Verengung oder Erweiterung
und endlich die Perspektivenwirkung auf gute Ausblicke veranschaulichen
will. Deshalb sind Stadtteilpläne eingestreut, die durch Angabe des Stand
punktes für die malerische oder städtebauliche Wirkung äußerst lehrreich
werden.
Die Bilder zeugen durchweg von einem feinen Verständnis für Bild
wirkung: Verteilung der Massen und von Licht und Schatten, der
Steigerung auf den Hauptschaupunkt oder Gegenüberstellung von Kon
trasten, die das schöne Bild bedingen. Es ist die anschauliche Über
tragung des wirkungsvollen Aufbaus vom Bauwerk auf das Straßen- und
Städtebild.
Bei der Vielseitigkeit des gebotenen Stoffes und dem geringen Preise
von nur i,So Mk. für das Heft wird selbst der wenig bemittelte Architekt
es erstehen, ist es doch an sich ein reizendes Bilderbuch und zudem ein
guter, brauchbarer Reisebegleiter.
N ummer zr der Mitteilungen der ZENTRALSTELLE FÜR
WOHNUNGSREFORM IN ÖSTERREICH bringt einen
Aufsatz des Regierungsrates Dr. Franz Cuhel über die „Vorschläge be
treffend die Besteuerung der Häuser gemeinnütziger Wohnungsbau
genossenschaften“ und desgleichen einen des Dr. Ewald Pribram über
„Die Steigerung der Grundpreise in Wien während der letzten zehn Jahre“.
Aus dem sonstigen reichhaltigen Inhalte dieses Heftes heben wir noch
hervor den Aufsatz über „Englands Gartenstädte“, den Tätigkeitsbericht
der Zentralstelle für Wohnungsreform sowie den Bericht über den Dritten
Internationalen Wohnungshygiene-Kongreß in Dresden.
NEUE EINGÄNGE,
T OWN FLANNING CONFERENCE. London, io.-i 5 . Oc-
tober igio. Transactions. Published by The Royal Institute of
British Architects. g Conduit Street, Regent Street, London W. zgzx.
T he making of a park System in la grosse.
Report by John Nolen, Landscape Architect Cambridge, Mass, zgzx.
— The Inland Printing Compagni La Crosse, Wisconsin.
/"GENERAL FEATURES OF A PARK SYSTEM FOR
CHATTANOOGA, TENNESEE. Report to the Board of
Park Commissioners. By John Nolen, Landskape Architect Cambridge,
Mass. — Boston, Gev. H. Ellis Co„ Printers, ign.
OTÄDTEAUSSTELLUNG DÜSSELDORF 1912- Die Stadt
Düsseldorf steht in städtebaulicher Beziehung vor einem ganz ent
scheidenden Wendepunkt. Es soll ein neuer Bebauungsplan geschaffen
werden, der tiefer greifende Umgestaltungen des Städtebildes im Gefolge
haben wird. Zu dem Zwecke ist ein Wettbewerb ausgeschrieben, der
durch die hohen Preise deutlich zeigen will, daß man auf die Mitarbeit
der besten und tüchtigsten Männer rechnet. Die Beteiligung an diesem
Wettbewerb ist denn auch heute schon eine derartig große, daß man
wohl auf seinen Ausgang gespannt sein darf. Es ist kein Zweifel,
daß die eingereichten Entwürfe nicht nur allein in Düsseldorf, sondern
überall in Fachkreisen lebhafte Anziehungskraft äußern dürften. Die
Pläne sollen im Juli 1912 öffentlich ausgestellt werden; um dieses Ereignis
in der Geschichte Düsseldorfs gebührend zu würdigen, hat man beschlossen,
eine Städteausstellung damit zu verknüpfen.
Die Städteausstellung selbst nun soll in gewisser Weise eine Er
weiterung der des Jahres zgio sein. Sie nennt sich deshalb auch nicht
„Städtebau“-Ausstellung, sondern kurz Städteausstellung. — Neben den
rein städtebaulichen Dingen werden insbesondere die Einrichtungen für
die Gesundheit und für die Krankenfürsorge berücksichtigt werden. Was
nun die erstere Gruppe anbetrifft, so hat man wieder unterschieden
zwischen dem Städtebau an sich und den städtischen Hochbauten.
Wenden wir nun unseren Blick der Gruppe Städtebau an sich zu, so
kann man heute schon sagen, daß diese Abteilung in Überaus würdiger
Weise die Fülle des Stoffes verarbeiten wird.
In erster Linie kommen ihr die Vorarbeiten der Vereine für Heimat
schutz in Rheinland und Westfalen zugute. In beiden Provinzen sind
erhebliche Mittel bereitgestellt, um eine photographische Aufnahme der
wertvollsten Städtebilder zu erreichen. Wer da weiß, welch wunderbarer