DER STÄDTEBAU
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Abb, 3. Wettbewerbsentwurf von Ingenieur Reiter
vom Jahre 1884.
In der Altstadt soll auf der östlichen Spitze der
Anhöhe, auf der jetzt das Rathaus, die Turnhalle
für den „Sokol“ und die Zivnostenskä Jednota (ein
Gewerbeverein) stehen, eine abgerundete Terrasse
mit Arkaden und Galerien entstehen, die in der
Höhenlage des „Male näm£sti“ sich erheben würde,
und auf deren Plattform ein mächtiges Amtsgebäude
mit hohem Turme zu erbauen wäre, das mit dem be
nachbarten lutheranischen Bethause zusammen das
Stadtbild zu beherrschen hätte, als Gegenstück zu der
gegenüberliegenden Turmgruppe an der Westseite der
Stadt.
3. Gegenüber dem dreistöckigen Gebäude des neuen
Jesuitenkollegiums (n. Baränka) beim „Lamm“, an
Stelle der Caivasschen Häuser, soll das neue Post-
und Telegraphenamt Platz finden.
4. Neben den drei heute bereits bestehenden Abstiegen
(Pforten), die aus der Anstalt in die Ringstraßen fuhren,
werden noch drei neue Treppen geplant, und zwar eine
an der Stelle der einstigen „Kropacka“-Bastei, aus der
Gasse vom Jesuitenkollegium, die zweite aus dem
noch unbenannten, heute durch ein Tor geschlossenen
Gäßchen, neben dem jetzigen Mädchenlyzeum in
die Jifikstraße, gegenüber der Österreichisch-Un
garischen Bank, und die dritte Treppe endlich von
dem „Kavci pläcek“ (Rabenplätzchen), neben der zu
künftigen Terrasse in die Pospisilstraße.
5. Es wird die Erweiterung des jetzigen Kreisgerichtes
um Flügel empfohlen, die an Stelle der Nachbarhäuser
treten können.
Zum Ausbau der Neustadt wollen die Verfasser zu den
bisherigen, in der letzten Entwicklungszeit errichteten
Häusergruppen im Flußgebiete zwischen der Elbe und
Adler, neue Häuserblöcke fugen, unter Berücksichtigung
der Bedürfnisse aller Schichten der gegenwärtigen als auch
zukünftigen Bevölkerung, und der Jugend sichere Aufent
haltsorte bieten in der Fülle der öffentlichen Anlagen, die
auch inmitten einiger größerer Häusergruppen anzulegen
wären.
Die Form der Gebäudeblöcke am rechten Ufer der
Adler bestimmen die Grenzen des sternförmigen „Boulevards“
selbst, sowie auch der Uferkai. Als Fortsetzung des weiteren
neuen Stadtteiles im Tale der Adler sind ausgedehnte öffent
liche Gartenanlagen mit Flußbädern, mit botanischem Garten
und Flüßchen, mit kleinem See, Wasserfall usw. vorgesehen;
ein Teil des Parkes kann dem Wohle der Genesenden und
Kranken gewidmet werden.
Diese Gartenteile des Adlertales verbinden sie mit dem
Gelände für künftige Ausstellungen, zu welchem der Zu
gang einerseits durch die Pforte „Bonno publico“ gegenüber
den „Kavalier“-Kasernen, in dessen Bereich das neue Gym
nasium angenommen wird, während der zweite Zugang an
der Haltestelle der elektrischen Straßenbahn vorgeschlagen
wird, wo die Rettig- in die Pospisil-Straße mündet. Rück-
seits des Ausstellungsplatzes könnte ein ausgedehnter Platz
die Flanke des Ausstellungspalastes bilden.
Aus der Straße „Am Graben“, hinter dem neuen Museum,
planen die Verfasser einen Steg oder Brücke über die Elbe,
für Fußgänger und leichte Fuhrwerke, in die Karlstraße.
Dieser Steg soll in seiner Konstruktion und architektonischen
Ausbildung mit der Architektur des Museums überein
stimmen.
Am rechten Ufer der Elbe bildet das Gebäude der Turn
halle für den „Sokol“ ein Gegenstück zu dem Museum, an
dessen Rückseite in dem ausgedehnten Parke für öffentliche
Festlichkeiten neben dem Sommer-Übungsplatz des „Sokol“
ein Spielplatz für den Sport, sowie Nebengebäude vor
geschlagen werden; in der nördlichen Richtung sollen diese
Spielplätze Familienhäuser begrenzen, denen gegenüber ein
kleiner Block für Arbeiterhäuser geplant ist.
Die Erfordernisse der Gewerbetreibenden beachtend,
sehen die Verfasser an der anderen Seite der Karlstraße
einen besonderen Block vor. An der Ecke dieses Blockes
kann ein Genossenschaftshaus mit Arbeitsräumlichkeiten
Platz finden. Durch den Block für Gewerbetreibende, ein
bereits vorhandener Block, genannt „Fünfhausen“, und die
neueingezeichnete Häusergruppe gegen Westen wird ein
unregelmäßiger Platz entstehen, in dessen Mitte eine Markt
halle mit einem Springbrunnen als Schlußpunkt der Georgen
straße geplant ist.
Zu einer weiteren Regelung des Elbetales, das bis jetzt
unbebaut ist, benützen sie fächerförmig von dem Stadtplatze
rückseits der Elbereichsbrücke auslaufende Gassen, dann
ein Bauviertel in ovaler Form, angedeutet bereits durch die
Anhöhe der Altstadt, andererseits auch der Jifikstraße.
Hier in der Achse der Reichsbrücke, in Verlängerung der
Jungmannstraße, soll ein ausgedehnter Stadtplatz entstehen,
dessen Mitte das Theater bildet, umrandet von öffentlichen
Gebäuden (Finanzdirektion, Handels- und Gewerbekammer,
eventl. Zollamt und Bahndirektion), Diese Straße soll als
zukünftige Hauptverkehrsverbindung mit dem Bahnhofe und
der inneren Stadt dienen; in diese Häuserreihe sollen des
halb auch Laubengänge eingebaut werden.
In dem äußeren Bereiche des Elbetales sind Blöcke,
zur Hälfte aus Familienhäusern in offener, zur Hälfte in
geschlossener Bauweise gruppiert. Rückseits des Schiffahrts
kanals, in der Spitze des unteren Adlertales, sind Blöcke