DER STÄDTEBAU
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zeichnet sich vor allen anderen eingesandten Entwürfen aus durch
die vornehme, einfache Anordnung des Kleberplatzes unter Belassung
des Denkmals an seiner bisherigen Stelle, durch die wirtschaftlich
und künstlerisch günstige Umänderung der westlichen Platzwand
beim Roten Haus, durch die reizenden Straßenbilder bei der Ein-
Überbauungen, teils durch Anlage von Terrassen den Hausbesitzern zu
geteilt und nutzbar gemacht werden. Der Aufbau der Neubauten zeigt
gute Verhältnisse und sichert unter Anwendung bescheidener Gliederungen
schön wirkende Platz- und Straßenbilder, Zu beanstanden ist der Ge
danke, die vier Seiten des Platzes mit Straßenbahngleisen zu umgeben.
Abb. 3.
mündung der Großen Stadelgasse in den Kleberplatz, endlich durch
die ausgezeichnet schöne, schlichte Architektur in heimischer Art, unter
Berücksichtigung aller Anforderungen der Neuzeit. Alle die großen Vor
züge vereinigen sich mit weiser Sparsamkeit und praktischer Durchführ
barkeit in hohem Maße. Nach dem einstimmigen Urteil des Preisgerichtes
ist das Projekt „Blondel A“ No. 28 eine hervorragend gute Lösung der
gestellten Aufgabe.
No. 16 „Argentoratum“, Entwurf des Architekten Berst und seines
Mitarbeiters Olbricht, Straßburg i. E. — siehe Abb. d und e der
Tafel 72. Die von
der Stadtverwaltung
vorgeschlagene Be
bauung ist im we
sentlichen beibehal
ten. Nur zeigt die
Stelle an dem Zu
sammenfluß der drei
Straßenzüge räum
liche Erweiterungen,
die vorteilhaft zu
bebauen sind. Zu
loben ist die geringe
Veränderung am
Kleberplatz selbst.
Es ist gedacht, den
Höhenrücken abzu
tragen, dem Kleber-
denkmal eine Stufen
terrasse zu geben.
Die Tiefenachse des
Platzes deutlich aus
zusprechen, ihn nach
den Gewerbslauben
zwischen flankieren
den bescheidenen
Pavillons zu öffnen, die Längsseiten je durch eine Baumreihe zu
säumen und die Rückseite vor dem Roten Haus durch ein niedriges,
langgestrecktes Gebäude abzuschließen, das die Hauptwache, einen
Spritzenraum, einen Straßenbahnwarteraum, einen Milchausschank, die
Bedürfnisanstalten und die Feuerwache aufnehmen soll. Das Straßen
gelände vor dem Roten Haus und den Nachbargebäuden kann teils durch
No. 30 „Blondel B“, zweiter Entwurf derselben Verfasser wie vor —
siehe Abb.f und g der Tafel 72. Im Verfolg des im achtzehnten Jahrhundert
mit dem Bau des Aubette-Gebäudes gefaßten Gedankens der Schaffung
einer einheitlichen, symmetrischen Platzanlage verlegt der Verfasser die
Verbindung mit dem neuen Straßenzug in die Mitte der Südseite des
Platzes, und zwar in die Achse des Aubette-Gebäudes und des um ein
Geringes gedrehten Kleberdenkmals. Wenn eine derartige Anlage auch
einer Verbindung in der Südwestecke nachsteht, bedeutet dieselbe doch
einen künstlerisch reifen, selbständigen Gedanken. Die Architektur der
die Straßenmündung
flankierenden Ge
bäude der Südseite
ist einfach und vor
nehm und ästhetisch
befriedigend. Der
selben fehlt jedoch
der speziell straß
burgische Charakter
und an der Straßen
mündung eine ge
wisse Gliederung der
vertikalen Silhouette.
Die Anordnung des
für die Aufnahme
der Hauptwache u.
dergl. bestimmten
Gebäudes, sowie
dessen Architektur
gestaltung ist ge
schickt und bedeutet
eine glückliche Ver
deckung der wenig
günstigen Fassaden
der jetzt die Südseite
begrenzenden Ge
bäude. Die Einfassung des Platzes an den beiden Langseiten durch
eine bzw. mehrfache Baumreihen paßt sich, abgesehen von dem schief
winkeligen Verlauf derselben, dem Charakter des Platzganzen und der
Architektur der umgebenden Bauten an. Die Verbindung der Straßen
bahngleise an der Ecke des Kleberplatzes und der Gewerbslaubenstraße
ist ungenügend. Zweckmäßig würde in der Südwestecke noch eine Fuß-
Abb. 4. Angekaufter Entwurf: Block A von Professor P. Bonatz und Architekt Scholer in Stuttgart.