DER STÄDTEBAU
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zu dem neuen großen Bahnhof und dann zu der anderen
großen Weltstadtschöpfung, zum Tempelhofer Feld. Das
wird dann auch wahre Weltstadtschönheit 1 Den Ruhm der
preußischen Geschichte, die Schönheit der Haine und Wälder,
die großen Stätten der Kunst, das geschäftige Leben der
Mitte, die großen Brennpunkte des Verkehrs einheitlich er
fassen und einheitlich beherrschen mit großen, monumentalen
Achsen!
Und man kann das schaffen, den Kleinmütigen zum
Trotz, die da von Unmöglichkeiten reden. Man muß nur
groß genug denken können im Monumentalen und kühl
genug im Verkehrstechnischen und Wirtschaftlichen.
Und Achtung muß man entgegenbringen dem Verkehr und
seiner grundlegenden Bedeutung, besonders dem Güter
verkehr, der all das Weltstadtleben spendet. Und man muß
im richtigen Maßstab denken können, in dem einzigen mög
lichen Maßstab: Sechs Millionen Menschen und drei
Jahrzehnte!
GARTENSTADT HOPFENGARTEN
BEI MAGDEBURG.
Von P. F. SCHMIDT, Magdeburg.
Die Gründung einer Siedlung durch die Gartenstadt
gesellschaft in Magdeburg geschah so schnell, und der Bau
der ersten 70 Einfamilienhäuser wickelte sich trotz der Bau
aussperrung im vergangenen Sommer so glücklich ab, daß
schon im Herbst an 50 Wohnungen bezogen werden'
konnten. Infolgedessen ist es möglich, schon heute an
einer Stelle, wo vor kurzem noch sich Ackerland befand,
von dem Anfang einer wohlüberlegten und geschlossenen
Ackers nach den vorhandenen Bedürfnissen aufzuteilen.
Alle Schwächen städtischer Bebauungspläne, die bloß auf
dem Papier erdacht sind, werden durch dieses Vorgehen
vermieden, das eigentlich so selbstverständlich ist, als es in
unserer Zeit neu wirkt. Man kann es allerdings nur da an
wenden, wo, wie in Hopfengarten, die Grundstücke raten
weise erworben oder sonst eine größere Fläche nach und
nach erschlossen werden kann. In diesen Fällen sollte sie
Siedlungsanlage zu sprechen und die Straßenbilder zu über
sehen. Das Gelände von Hopfengarten liegt im Süden der
Stadt, seitwärts von der Leipziger Landstraße, auf einer
nahezu ebenen Erhöhung am Börderande. Die Nähe des
Fabrikviertels Buckau bedingt das Vorherrschen des Klein
hauses und damit ein fast ländliches Aussehen. Von diesen
sehr einfachen Bedingnissen geht nun der Bebauungsplan
der Baugenossenschaft aus, der. den leitenden Architekten
Amelung zum Urheber hat.
Als das Wichtigste erschien, nicht für alle Zeiten schon
jetzt die Straßen für das ganze Gelände festzulegen, sondern
nur das jeweilig der Bebauung erschlossene Stück des
aber auch stets Anwendung finden, aus wirtschaftlichen
Gründen, um nicht totes Kapital in die Straßenkosten zu
stecken, und aus schönheitlichen, um der unleidlichen Ver
zettelung der Einzelhäuser über weite Flächen vorzubeugen.
Vor allem ist es aber dergestalt in Hopfengarten möglich,
für die später zu erschließenden Stücke freie Hand zu be
halten und den vorläufigen Plan beliebig je nach dem ver
änderten Bedürfnis (verschieden großer Grundstücke usf.)
und den gewonnenen Erfahrungen abzuändern. Ohne ein
Entgegenkommen aller Behörden, deren rühmend gedacht
sei, wäre allerdings ein solcher städtebaulicher Versuch wie
Hopfengarten gar nicht möglich gewesen.