DER STÄDTEBAU
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I. Altes System (siehe Abb. 3).
Bei den gegenwärtig üblichen Bebauungsplänen ent*
fällt häufig mehr als ein Drittel des Geländes auf Straßen*
land. Für den vorliegenden Fall sei trotzdem, um die Aus •
nutzung möglichst günstig für die Besitzer zu gestalten,
angenommen, daß für Straßenland nur rund 30% der Ge
samtfläche abzutreten seien. Es sei dementsprechend an
genommen, daß, abgesehen von der Verkehrsstraße, vier
weitere Straßen das Gelände durchschneiden, von denen
je zwei eine Breite von 19 bezw. 20 m haben. Das Ge
lände würde so in 12 Baublöcke aufgeteilt werden, die
jeder eine Tiefe von 76 m hätten. Das einzelne Grund
stück hätte also eine Tiefe von 38 m. Seine Front sei (ab
gesehen von den Eckgrundstücken) mit 20 m angesetzt.
Insgesamt würden so auf dem Gelände 191 Hausgrund
stücke für viergeschossige Gebäude entstehen *). An Straßen
baukosten seien 18 M. für 1 qm, an Kanalisatlonskosten 60 M.
für 1 m Front, an Baukosten 300 M. für 1 qm überbauten Lan
des oder 75 M. für 1 qm Geschoßfläche in den bewohnbaren
Geschossen angesetzt. Der Mietsertrag sei mit 6 M. für 1 qm
Geschoßfläche angenommen. Für Mehreinnahmen aus der
Vermietung von Läden seien insgesamt 50 000 M. vorge
sehen. Die Verwertung des Geländes würde sich dann
im einzelnen folgendermaßen gestalten:
Altes System.
A. Aufteilung.
Gesamtfläche = 382 m * 544 m .
Straßen: 1) Außenstraßen — 3 * 10 m (362 m + 544 m) — 18120 qm
2) Innenstraßen: a) Verkehrsstraßen = 24 m * 362 m =■ 8 688 „
b) andere — 19 m (2 • 500 m) + 20 m • 500 m
+ 20 m (5 * 76 m) . ■ = 36600 „
Straßen zusammen 63 408 qm
Plätze = 50 m * 50 m + 42 m • 76 m 5 692 „
Straßen und Plätze zusammen
Bauplatzfläche
Bebaute Fläche: 1) s /*o * 138 708 qm =69354 qm
2) Zuschlag für 52 Ecken -= 44 • 68,4 qm + 8 ■ 34,3 qm . . « 3 283,2 „
Bauplatzfläche zusammen
Geschoßfläche in 4 Geschossen ** 4 • 72637,3 qm
qm
307 808
69 100
138 708
72 6374
290 548,8
Bodenpreis = 202 116 qm (Gesamtfläche — Plätze) zu 30 M
Straßenbaukosten = 63408 qm zu 18 M
Kanalisationskosten = 5457,2 m Front zu 60 M
Hausbaukosten =• 290 548,8 qm Geschoßfläche zu 75 M
Mietsertrag: 1) 290548,8 qm zu 6 M
2) Zuschlag für Läden
Rentabilität *= 1793 292,80 M, : 29 323 416 M. —
II. Neues System (siehe Abb. 4).
Das alte System bringt für das gesamte Gebiet einer
Bauordnungsklasse eine gleichintensive Bebauung aller
Grundstücke mit sich: Im Gebiet der geschlossenen Bau
weise in den Vororten Berlins z. B. erhalten alle Wohn
häuser vier zu Wohnzwecken bestimmte Geschosse, und
sie bedecken durchgängig 50°/ 0 , im Fall von Eckhäu
sern 60% der Grundstücksfläche. Das alte System kennt
ferner keine eigentlichen Wohnstraßen; denn dadurch,
daß man eine Reihe von Straßen viel breiter als das
der Haushöhe entsprechende Mindestmaß von 18 m an
legt, werden die übrigen doch noch nicht zu Wohn
straßen.
Das neue System soll den tatsächlichen Bedürfnissen
der Bevölkerung entsprechend eigentliche Wohnstraßen
M.
6 063 480
1 141 344
327 432
31 7Q1 160
Kosten zusammen 29323416
1 743 292,80 H.
50 000,00 „
Mietsertrag zusammen 1 793 392,80
ausbilden und an den ja überall in nur geringer Zahl er
forderlichen breiten Verkehrsstraßen eine intensivere Bebau
ung versehen als an den Wohnstraßen, die der verringerten
Hausböhe entsprechend auch erheblich schmäler angelegt
werden können 3 ).
ln dem angezogenen Beispiel wurde das Gelände, das
(nach Abzug der Außenstraßen) rund 19 ha umfaßt, dem
alten System entsprechend durch fünf breite Straßen ln
12 kleine Blöcke zerlegt. Jeder Block wurde gleichmäßig
mit Häusern bebaut, die vier bewohnbare Geschosse ent
halten und Vioy im Fall von Eckhäusern 6 / 10 der Grund
stücksfläche bedecken.
Nach dem neuen System soll das Gelände, das ja
ohnehin von breiten Straßenzügen eingefaßt ist, nur von
einer einzigen breiten Verkehrsstraße durchschnitten und
B. Rentabilität.
M. . . .
6,1 %■
1) Von den EckgrundstUcken sind 44 mit einer Fläche von je Ö84 qm (18 m * 38 m), 8 mit einet Fläche von Je 34a qm angesetat. Die übrigen
13g Grundstücke umfassen je 780 qm (20 m * 38 m).
.*) Zu diesem Grundgedanken vergl. auch „ Verkehrs traßo und Wohnstraße“ von Theodor Ooecke in den „Preußischen Jahrbüchern“ 1893
und „Groß-Berlin“ von Eberstadt, Möhrlng, Petersen, Verlag E. Wasmuth 1910.