DER STÄDTEBAU
E ine reihe internationaler Kongresse soii
im Jahre 1910 gelegentlich der Weltausstellung zu Brüssel wieder
von Stapel gehen.
Darunter ein „Premier Congres International des Sciences
Administratives“, aus dessen Programm unsere Leser insbesondere
die folgenden Punkte der ersten Sektion „Admlnistratlons Communales“
interessieren dürften: a. Hygiene und 5. Moyens de communication,
Embellissements, plantations; esthetique des villes; Conservation des
sites et monoments.
Die Ästhetik soll aber auch noch auf anderen Kongressen eine
Rolle spielen, nämlich weiter unter Punkt 2 „Esthetique de la ferme
et des villages“ der neunten Sektion „Autres mesures tendant ä l'ame-
lloration du sort des cultivateurs“ des „Premier Congres Inter
national des Associations Agricoles et de Demographie Ru
rale“ und endlich unter Punkt 40 „L’education esthetique“ C — „Edu-
cation pendant Tage d'ecole“ und unter Punkt 44 „Formation esthetique
complementaire“, D — „Education aptes l’ecole“ der zweiten Sek
tion „Educatlon en lamille“ des „3" 1 « Congres International
d’education famlliale“.
Das Bureau des Geschäftsführers, Herrn P. de Yuyst, befindet sich
in Brüssel, Avenue des Germains 22.
OTADTBAURAT KOELLE IN FRANKFURT AM MAIN
^ tritt, wie sein Vorgänger Riese es getan, in den Dienst der Firma
Ph. Holtzmann Söhne über, um den von ihm entworfenen und auch
bereits begonnenen Neubau des Mainosthafens nunmehr für die Haupt
unternehmerin zu Ende zu führen. Auf die wichtige Frage der Er
haltung der alten Frankfurter Mainbrücke kommen wir übrigens noch
zurück.
QTADTBAUINSPEKTOR BERG IN FRANKFURT AM
^ MAIN wird demnächst als Stadtbaurat von Breslau eine hoffent
lich auch im städtebaulichen Sinne weitreichende Tätigkeit antreten.
Es harren seiner grolle Aufgaben; der weiteren Verschandelung des
„Ringes“ Einhalt zu tun, die Idylle der Dominsel vor Einbrüchen von
außen und von innen zu bewahren, den Karusselplatz im Zuge der
Kaiser-Wilhelm-Straße zu einem Raume auszugestalten und die An
lagen am neuen Wasserturme künstlerisch zu ordnen u. a. m.
G artendirektor LUDWIG LESSER, ZEHLENDORF hat im
Aufträge der „Vereinigung für künstlerische Erziehung * zu Chem
nitz i, Sachs, einen Lichtbildervortrag „Der Garten als Kunstwerk“ am
19. Januar d. J. gehalten.
NEUE BÜCHER UND SCHRIFTEN.
Wir bitten um gefällige Zusendung aller einschlägigen neuen
Bücher und Schriften, die wir unter dieser Übersicht regelmäßig an-
zeigen werden; wir Übernehmen aber keine Verpflichtung zur Be
sprechung und Rücksendung.
H EIMATSCHUTZ. Herausgegeben vom geschäftsführenden Vor
stande des Bundes Heimatschutz. 4. Jahrgang, Heft 4/6. Die ein
leitenden Worte zu „Isar und Walchensee“ mögen hier wiederholt sein,
nicht des einzelnen Falles, sondern der symptomatischen Bedeutung wegen,
mit der dieser Fall blitzgleich erkennen läßt, wohin Uns schließlich die
rücksichtslose Ausbeutung der Natur durch Kapital und Technik noch
führen wird. Was helfen da alle Verordnungen und Gesetze übet Heimat
schütz und Denkmalpflege! Derselbe Staat, der sie erläßt, ist meist selber
der größte Sünder (siehe Eisenbahnen, Brücken, Stromregelungen usw.).
„Es sind Pläne im Gang, die nicht nur ganz Bayern, die ganz Deutsch
land bewegen müßten, wenn nicht weiten Kreisen Fortschritt der Technik
gleichbedeutend wäre mit Fortschritt der Kultur. Gewiß geschieht bei der
Ausnutzung von Naturkräften meist den Forderungen des Heimatscbutzes
schon dann Genüge, wenn die technische Anlage ästhetisch befriedigend
ausgebildet und der Landschaft harmonisch angepaßt wird. Aber es gibt
eben auch Fälle, in denen vom Standpunkte des Heimatschutzes aus be
tont werden muß, daß man durch die Nutzbarmachung mehr Werte ver
liert als gewinnt, Fälle, in denen es vom Standpunkte des Heimatschutzes
aus nur eine Einschränkung oder ein völliges Aufgeben der Ausnutzung
geben darf. Hierher gehört Laufenburg, hierher gehören auch die Pläne
Uber die Isar und den Walchensee. Nach (der Broschüre beigegebenen)
Bildern kann man sich wohl eine schwache Vorstellung davon machen,
was die Senkung des Wasserspiegels bis um 16 m für den See bedeuten
würde. Die Aufsätze von Professor Gabriel von Seidl und Professor Schmidt
zeigen nicht nur, was in diesem bayerischen Falle alles auf dem Spiel
steht; sie haben grundsätzliche Bedeutung: sie handeln davon, daß der
Heimatschutz eine andere Kulturauffassung vertritt, daß hier eine
Lebensauffassung gegen eine andere kämpft.“
S ÄCHSISCHER HEIMATSCHUTZ. Landesverein zur Pflege
heimatlicher Natur, Kunst und Bauweise. Mitteilungen, Heft 1—3.
Dresden 190&. Verlag von Gerhard Kühtmdnn.
Weltverkehr, Freizügigkeit und Landflucht lassen alte, landschaft
lich eng begrenzte Bauweisen verfallen, wie Volkstrachten, Volkslieder
und -spiele Immer mehr schwinden. Neue weiter reichende Lebens
verhältnisse bringen andere, gleichartigere Bedürfnisse, deren Erfüllung
auch in der Wandlung und Schematisierung der Formen zum Ausdruck
kommt. Oft sprungweise und dann selten zum besten, Indem man in
der Hast neue Werte zu schaffen, im Wohnungsbau zunächst zum
Primitiven, Rohnützlichen greift, weil das alte Kulturgut nicht mehr
verständlich und brauchbar erscheint, ja als veraltet und lächerlich
angesehen wird.
Dann kommt aber eine Zeit, die sich des kulturellen Abstandes
zwischen dem beschränkten Einst und dem geweiteten Jetzt wieder
bewußt wird. Diese Lücke auszufüllen mag es dem Genie überlassen
bleiben, völlig neue Bahnen einzuschlagen. Die Durchachnittskunat
aber wird wie in jeder natürlichen Entwicklung nur unter Auslese
überlieferter Formen und Ihrer Anpassung an die neuen Bedürfnisse
eine gesunde sein. Deshalb ist es mit Freuden zu begrüßen, wenn
Vereine in diesem Sinne erzieherisch wirken wollen und auf die schönen
Vorbilder der Vergangenheit verweisen. In der Tat gibt es kein
besseres Studienmaterial. Doch dies nicht allein! Der verloren gegangene
Sinn für heimische Bauweise soll wieder geweckt werden, um das Neu
zuschaffende dem Altbestehenden einzupassen, um das einzelne Bauwerk
nur als Teil eines großen Ganzen, des Dorfes, der Stadt zu gestalten.
Eine Seelenverwandtschaft muß Altes und Neues umschließen und so
kommen wir auch wieder zu einer wenn auch etwas gewandelten und
erweiterten Heimatkunst.
Die Ziele des neogegründeten Sächsischen Vereins, dem wir von
Herzen die Erfolge des Bayerischen Vereins für Volkskunst und
Volkskunde wünschen, legen nun in dem zu einer Broschüre zusammen
gefaßten Bande verschiedene Abhandlungen dar. „Heimatschutz“ mit
Abbildungen und Beispielen und Gegenbeispielen von Oberbaurat
K. Schmidt, dem Vorsitzenden des Vereins und verdienstvollen Agitator
auf diesem Gebiete (Stellvertreter Baurat Prof. Tscharman), zugleich
Vorsitzenden der Gruppe Bauwesen, während Prof. O. Seyffert die
Gruppe Volkskunst und Prof. Dr. Paul Schumann die Gruppe Natur
schutz leiten, ferner „Baupolizei und Heimatschutz“, „Bodenpolitik
und Schönheitspflege“, „Landwirtschaft und Heimatschutz“ usw., um
nur einige, unsere Leser besonders angehende, zu nennen. Namentlich
anzuerkennen Ist die Gründung einer Geschäftsstelle Dresden A, Schieß
gasse 34 (S. 354) die allen sie Aufsuchenden unentgeltlich Rat und
Auskunft erteilt, besonders ln Bausachen. Sie unterhält eine Vorbilder
sammlung von Bauentwürfen und Vorlageblättern. Fachzeitschriften
usw. Dem Geschäftsführer ist ein ständiger technischer Hilfsarbeiter
(Architekt) beigegeben. Damit ist der Boden praktischer Arbeit betreten.
Th. G.
Verantwortlich für die Schriftleitung: Theodor Goecke, Berlin. — Verlag von Ernst Wa&muth A.-G., Berlin W., Markgrafenstraße 35.
Xnseratenannahme C. Behling, Berlin W. 66. — Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Hof buchdrucker., Berlin W. — Klischees von Carl Schütte, Berlin W,