DER STÄDTEBAU
u
mit der nach Golssen führenden Landstraße hin. Leider
steht dem der inzwischen schon errichte Neubau eines
Schülerheims entgegen, so daß die Einmündung in die
Landstraße etwas weiter nordwärts angenommen werden
muß. Im Übrigen sind die vorhandenen Spazierwege in
den Straßen 2 und 3, sowie in der „Grünen Gasse“ bei
behalten und derart der Straßenanlage einverleibt, daß sie
an einer Straßenseite eine Promenade bilden, die durch
wenigstens 4 m tiefe Vorgärten von der Bebauung getrennt
bleibt. Von ihr aus sind also die Hausgrundstücke un
mittelbar zugänglich, wenn es sich nicht vielleicht aus
praktischen Gründen empfehlen sollte, noch einen etwa
einen Meter breiten Bürgersteig zwischenzuschalten. Auf
der anderen Seite genügt dann etwa ein Fahrdamm von
6 m Breite mit einem 2 m breiten Bürgersteige, hinter dem
6 m tiefe Vorgärten bis zur Bauflucht reichen. Auf diese
Weise wird in ausgiebigem Maße Licht und Luft herein
gelassen — wünschenswert erscheint nur, die zwischen
der Bebauung frei zu lassenden Flächen, die Bauwiche,
nicht zu gering zu bemessen; in einer Gartenstadt sollte
der Abstand von der Nachbargrenze wenigstens auf einer
Seite der Gartenseite 6—8 m betragen können, wenn auch
auf der anderen Seife, der Eingangsseite 4 m Breite schon
genügen dürften, wobei jedoch auch das Zusammenbauen
von je zwei Landhäusern zu gestatten wäre.
Diese Bauweise würde sich auf die Blöcke G—L, sowie
auf die Nord- und Westseite des Blocks M zu erstrecken
haben. Um etwaige Geschäftsbedürfnisse befriedigen zu
können, müßte sich dagegen für die kleineren Blöcke R
und P die sogenannte Gruppenbauweise empfehlen, d. h.
der Zusammenbau von etwa 3—4 Häusern. Für die Süd-
und Ostseite des Blockes M, sowie für die Blöcke N und O
wäre wegen des Anschlusses an die Sandower Vorstadt
mit Rücksicht auf 'die dort wohnenden kleinen Leute,
Reihenbebauung vorzusehen. Zur Verbindung nun dieses
neuen Stadtteils mit dem Inneren der Altstadt ist endlich
im Zuge der Straße 3 eine Überbrückung des Stadtgrabens
vorgesehen, an der Stelle, wo die jetzt sehr schmale Schul
gasse einmündet, die demzufolge an einer Seite, und zwar
an der mit weniger wertvollen Häusern besetzten, zu
verbreitern wäre. Einer besonderen Behandlung müßte der
Schloßberg — Block Q — Vorbehalten bleiben, der nach
der Stadtseite hin bereits geschlossen bebaut ist, während
auf der anderen Seite die offene Bauweise erwünscht
erscheint und zwar für Einfamilienhäuser, Die sich am
Stadtgraben entlang ziehende, von Promenadenwegen und
Grünanlagen begleitete, Straße wesentlich zu verbreitern,
erscheint nicht notwendig. Es werden 2—3 m genügen,
wobei es ganz gleichgültig ist, ob damit eine überall
gleiche Straßenbreite erreicht wird. Einer runden Zahl
zu Liebe sollte man keine weitgehenden Eingriffe in das
Privateigentum machen und die vorhandene Bepflanzung
zerstören. Von den weiteren Aufteilungstraßen verdient
nun noch der auf 12 m breit mit je 4 m tiefen Vorgärten
auszugestaltende Mittelhainweg besonderer Erwähnung,
Die nicht mit in die Straßenzüge einbezogenen Garten
wege, mit w bezeichnet, können als Privatwirtschaftswege
erhalten bleiben, von denen aus sich bequem die Grund
stücke von hinten erreichen lasäen, was 'besonders bei
geschlossener Bebauung zur Beseitigung der Hausabfälle,
Fäkalien usw. empfehlenswert ist.
Derartige Wirtschaftswege ergeben sich in größerer
Zahl, nämlich auf dem Gelände östlich der Bahnhofstraße.
Hier ist im wesentlichen geschlossene Bauweise ange
nommen und zwar in den Blöcken S-W; nur die Ost
seite der Blöcke wird aus den weiter unten angeführten
Gründen der offenen Bauweise vorzubehalten sein. Eine
vom Ostende der Stadt zum Bahnhofe führende Schräg
straße — Nr. 4 — bildet das Rückgrat des Straßennetzes
als Hauptverkehrstraße von 12 m Breite mit je 4 m tiefen
Vorgärten für etwaige spätere Verbreiterung und mit Ab
zweigung zum Güterbahnhofe — Straße 5. An der Berste
entlang ist eine Uferstraße — Nr. 6 — auf der Ostseite an
genommen, während auf der Westseite die schöne Pro
menade erhalten bleiben soll und eben wegen dieser
Schönheit und wegen der verhältnismäßig geringen Bau
tiefe mit einer landhausartigen Bebauung bedacht ist. Die
daranstoßenden Grundstücke sind für Fuhrwerk von den
hinteren Wirtschaflswegen zugänglich zu machen, im
übrigen aber von vorne her durch jedesmalige Über
brückung des Flußlaufs, eine besonders reizvolle Lösung,
die in alten Städten und Kurorten oft anzutreffen ist.
Gegenüber der Eisenbahn ist nur eine einseitig an-
bauungsfähige Begleitstraße vorgesehen; die weitere Aus
gestaltung des Straßennetzes kann hier wohl von der zu
künftigen Entwicklung abhängig gemacht werden.
Straßenverbreiterungen in der Altstadt sind immer ein
mißliches Ding; man sollte sich da auf das unbedingt Not
wendigste beschränken, und ehe man daran geht, die
wertvollen Häuser in dem Stadtplane bezeichnen, eine
Änderung bestehender Fluchtlinien mit möglichster Scho
nung der vorhandenen Bebauung vornehmen. Eine Be
gradigung der Fluchtlinie an der Ostseite des Marktplatzes
z. B, wäre der schönen Giebelhäuser wegen sehr zu be
klagen, zumal hier Platz genug für den Verkehr vorhanden
ist und namentlich das vorspringende Gebäude des Land
ratamts der Klosterstraße einen wirkungsvollen Abschluß
gibt. Zur Verbesserung des Zugangs zum Kirchplatz wird die
Öffnung am Stadtgraben etwas zu erweitern und von der
anderen Seite her die „Neue Schulgasse“ und zwar an der
Westseite zu verbreitern sein. Im übrigen erscheinen
Änderungen in den Fluchtlinien überflüssig.
KLEINE MITTEILUNGEN.
P RINGE RUPERT. Professor Dt. Cornelius Gurlitt ln Dresden
stellte uns einen Brief zur Verfügung, den eine dankbare Höhrerin
seiner Vorträge des vergangenen Winters in Erinnerung an die darin
berührten schachbrettartigen Bebauungspläne amerikanischer Städte
an ihn aus Victoria B C. gerichtet hat. Diesem Brief entnehmen wir
unter Beifügung eines Stadtplanes — siehe Textbild — Folgendes:
Als Endstation der Im Bau begriffenen „Grand Trunk Pacific“
sieht „Prince Rupert“ einem schnellen Wachstum entgegen. „Prince
Rupert“ wird der nördlichste Hafen an der Westküste Canadas. Dem
Plane nach haben nun auch die Amerikaner erkannt, daQ die Durch
führung gerader, sich rechtwinkelig kreuzender StraDenzüge in un
ebenem Gelönde unzweckmäßig ist. ln Seattle gleichwie ln San Pran-