DER STÄDTEBAU
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eignet sich zunächst das Straßenstück vom Rathaus- bis
zum Hagenauer Platze, wo die vorgeschlagene Baulinie die
Häuser in der Fortsetzung des Rathauses beschneidet;
dann der Kranzlmarkt, wo die Baulinie hinter die Flucht
der gegenüber dem Rathause liegenden Häuser gelegt
wurde. Der Rathausplatz, diese wichtigste Einbruch
stelle für den Verkehr der linkseitigen Altstadt, erscheint
im Plane durch Zurückrückung der dem Rathause gegen
überliegenden Häuser, sowie durch den Umbau des an
diesem Platze liegenden Straßenzuges des Rathauses er
weitert. An Stelle des heutigen, durch eine einzige Öff
nung gebildeten Rathausbogens ist ein dreiteiliger Bogen
mit einer breiten mittleren Durchfahrt und zwei seitlichen
Durchgängen angenommen. Die Baulinien in der Um
gebung des Rathauses wurden mit großer Sorgfalt derart
gewählt, daß der Rathausturm, ein charakteristisches
Wahrzeichen der Stadt, das von drei Seiten aus interessante
Straßenabschlüsse bildet (siehe Abb. 2), und das schöne
Rathausportal dauernd erhalten bleiben können, worauf
die Gutachter großes Gewicht legen.
Die Klampferergasse wäre auf etwa 10 Meter zu
erbreitern, um ein Ausweichgleise für die Straßenbahn
hersteilen zu können; neben dem Bogen am Hagenauer
Platze wäre zur Erleichterung des Verkehrs ein Durch
gang für Fußgeher auszubrechen.
Gruppe II. Als zweite Stelle für die Erbreiterung
der Getreidegasse wurde die Strecke vom Hause Nr. 26,
das sich im Besitze der Gemeinde befindet, bis zum Hause
Nr. 40 vorgeschlagen und beantragt, in dieser Strecke zwei
Straßendurchbrüche herzustellen: einen an Stelle der Häuser
Nr. 28 und 30 gegen die Griesgasse zu und einen an Stelle
des Hauses Nr. 33 gegen den Siegmundplatz zu. Diese
für die Verbesserung des städtischen Verkehrs besonders
wichtige Straßenregelung wurde im Plane mit der bereits be
absichtigten Abtragung des Sternbrauhauses und der Er
richtung eines Saalbaues mit Restaurationsräumlichkeiten in
Verbindung gebracht. Die Grundrißskizze für diesen Neu
bau zeigt eine teilweiee Erweiterung des beantragten Durch
bruches von der Getreide- zur Griesgasse mit erhöhter
Restaurationsterrasse, an die sich Laubengänge anschließen.
Da das Grundstück von den anderen drei Seiten (Getreide-,
Griesgasse und Sterngäßchen) schon heute Zugänge besitzt,
wird auch der Neubau, seinem Zwecke entsprechend, von
allen Seiten gut zugänglich sein.
Die städtischen Grundstücke, Getreidegasse Nr. 26
und Griesgasse Nr. 19, können auf 4 Baustellen abgeteilt
werden.
Gruppe III. Die beabsichtigte Führung der elektri
schen Straßenbahn vom Ludwig-Viktor-Platz zum Neutor
erfordert die Erweiterung des Ritzer Bogens. Zu diesem
Zwecke beantragen die Unterzeichneten den Umbau der
Häuser Nr. 8, 10 und 12 der Sigmund Haffner-Gasse in der
Art, daß der einheitliche Neubau einen mittleren Hof erhält,
der sich gegen beide Straßenseiten mittels weiter, dreiteiliger
Torbogen öffnet, die in voller Gebäudehöhe überbaut sind.
Die Durchgänge und der geräumige Hof bieten reichlich
Gelegenheit zur Unterbringung schöner Kaufläden, -)
*) Durch die Beibehaltung des Ritzer Bogens und dadurch, daß
zwischen Universitätsplatz und Getreidegasse keinerlei neue Quergassera
geplant sind, vielmehr der starke Fußgeherverkehr wie bisher die zahl
reichen „Durchhäuser“ benutzen soll, wird das herrliche geschlossene
Stadtbild des Universitätsplatzes (siehe Abb. 3 und 4) dauernd erhalten
bleiben.
Da das Haus Nr. 9 am Ludwig-Viktor-Platze die Mün
dung der Kurfürststraße wesentlich verengt, wird bei
Legung der Straßenbahn ein Umbau dieses Hauses im an
gedeuteten Sinne wohl notwendig werden. Ebenso wird die
Straßenbahn leider die Entfernung des Florianibrunnens
vom Ludwig-Viktor-Platz erfordern; für diesen Fall schlagen
die Unterzeichneten vor, diesen Brunnen in nächster Nähe, in
der kleinen Platzbucht bei der Mündung der Brodgasse,
wieder aufzustellen, jedoch mit der Vorderseite gegen die
Kurfürstgasse gerichtet.
Gruppe IV. Bei einer Führung der Straßenbahn un
mittelbar nach Riedenburg müssen die prachtvollen Portale
des Neutores (siehe Abb. 5 u. 6), die zu den bedeutendsten
monumentalen Kunstwerken Salzburgs zählen, unbedingt
geschont werden. Ebenso ist auch die schöne dekorative Ab-
schlußwand der Pferdeschwemme am Sigmundplatze
möglichst zu erhalten. Die Unterzeichneten schlagen daher
vor, das wertlose Gebäude Nr. 10 beim Neutor abzutragen und
neben dem Neutortunnel einen 3,5 Meter breiten Straßen-
bahntunnel herzustellen. Damit dieser neue Tunnel die
erwähnten Portale nicht beeinträchtige, muß die Felswand
zwischen den beiden Tunnels stadtseitig mindestens 4,5 Meter
und vorstadtseitig mindestens 7,5 Meter stark gewählt wer
den, so daß die Richtungen der beiden Tunnels nach außen
zu auseinandergehen. Wegen der Sicherheit im Innern wären
die beiden Tunnels durch zahlreiche breite Öffnungen mit
einander zu verbinden.
Abb. 2.
Abb. 2. Rathausturm.