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1908
9. Heft
5. Jahrgang
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INHALTSVERZEICHNIS: Bebauungsplan der Stadt Honnef a. Rh. Bearbeitet von Dr.-Ing. Karl Henrici in Aachen. — Platzkonkurrenz für
das Reiterdenkmal Ludwigs XV. in Paris. Von Dr. Robert Bruck. — Das Problem des Grunewaldes. Von Johannes Bartschat, Architekt, Berlin. —
Chronik. — Neue Bücher und Schriften.
Nachdruck der Aufsätze ohne ausdrückliche Zustimmung der Schriftleitung verboten.
BEBAUUNGSPLAN DER STADT HONNEF a. Rh.
Bearbeitet von Dr.-Ing. Karl Henrici in Aachen.
1. Allgemeine Gesichtspunkte.
Das rasche Aufblühen der Stadt Honnef beruht zum
wesentlichen auf ihrer landschaftlich und klimatisch be
vorzugten Lage, also auf Faktoren, die als unveränderlich
und unverwüstlich anzusehen sind. Ein von Jahr zu Jahr
sich steigernder Zuzug von gut gestellten Leuten, die ge
sund und behaglich, abseits des Industriegetriebes und
Verkehrsgeräusches leben wollen, ohne doch von der Welt
völlig abgeschlossen zu sein, charakterisiert die Art des
Wachstums der Stadt. Eine heilkräftige Quelle sowie die
klimatischen Vorzüge machen sie zu einem beliebten Kur
orte, dem eine ansehnliche Zukunft gesichert erscheint,
wenn dem die städtischen Einrichtungen dauernd in fort
schreitendem Sinne gerecht bleiben.
Den Zukunftsplänen für die Entwicklung Honnefs wird
jedoch eine Beschränkung dadurch auferlegt, daß die un
mittelbare Verbindung mit dem Rheinstrom und dessen
ausgiebige Benutzung als Wasserstraße zu industriellen
und merkantilen Zwecken fast unüberwindlichen Schwierig
keiten zu begegnen scheinen, und daß demnach ein jewei
liges reißend schnelles Wachstum, wie solches unter Um
ständen Industrie- und Handelstädte erleben, hier als aus
geschlossen zu betrachten ist. Nichtsdestoweniger werden
Einrichtungen, die auch der Stadt Honnef einen Anteil
an den Segnungen der Rheinschiffahrt zuführen und zur
Steigerung ihrer Wohlfahrt beitragen könnten, als er
strebenswertes Ziel stets im Auge zu behalten sein.
Die Gelände, welche von solchen Einrichtungen un
mittelbar betroffen werden können, sind jedoch an Stellen
zu suchen, über die sich der vorliegende allgemeine Be
bauungsplan noch nicht erstreckt, nämlich am Rheinufer
entlang oberhalb der Insel Grafenwerth. Sie werden
stets durch die Staatsbahn, deren Lage als unabänderlich
anzusehen ist, von der eigentlichen Wohnstadt abgetrennt
bleiben, und es ist unmöglich, an sie schon jetzt be
stimmte Zukunftspläne zu knüpfen. Es wird vorläufig für
sie genügend gesorgt sein, wenn nur die Möglichkeit der Her
stellung von Verkehrsverbindungen durch Straßen-Über-
oder Unterführungen an geeigneten Stellen offengehalten wird.
Davon unabhängig und vielleicht schon in absehbarer
Zeit erreichbar erscheint jedoch die Herstellung einer
Dampferanlegestelle an der Insel Grafenwerth, die
eine Überbrückung des toten Rheinarmes zur Bedingung
macht. Für diese Brücke die passendste Stelle ausfindig
zu machen und im Plane anzugeben, erschien unerläßlich,
weil sie eine große Bedeutung für den städtischen Per
sonenverkehr gewinnen und eine große Rolle im Land
schaftsbilde spielen wird. Die schmälste Stelle des toten
Rheinarmes, die im Plan für die Brücke ausersehen ist,
wird diesen Rücksichten am besten gerecht. Hier findet sie
in der Augasse ihre unmittelbare Verbindung mit dem
Herzen der Stadt und durch die Straße Nr. 17 einen be
quemen Zugang zum Bahnhof, und hier fügt sie sich am
ungezwungensten den von Natur gegebenen Geländeverhält
nissen ein*).
2. Gliederung des Bebauungsplanes.
Der Hauptsache nach wird Honnef stets ein ruhiger
Wohnort bleiben, und alles führt darauf hin, ihm den aus
*) Die Herstellung der Dampferanlegestelle und die Ausführung der
Brücke über den toten Rheinatm, letztere unter geringer Verschiebung
nach Norden, sind inzwischen gesichert und bereits in Angriff genommen.