DER STÄDTEBAU
11
unbebaut bleiben, damit sowohl für die auf der anderen,
der Bergseite, zu errichtenden Gebäude, als auch für die
Benutzer der Straße der Ausblick in das Tal und in die
Ferne nicht durch Verbauung genommen wird, auch nicht
Hinterfronten an hängigem Gebiete errichtet werden, die
durch ihre Höhe unvorteilhaft hervortreten und die den
Hang schmückenden Vorderansichten der Bauten beein
trächtigen. Durch besondere Schraffur sind die hiernach
allein zur Bebauung geeigneten Straßenseiten in dem Plane
gekennzeichnet.
Die Straßenbreiten sind hier mit 8,5 und 10 m bemessen
— vor den Baufluchten sind aber Vorgärten vorgesehen —
es ist daher die Möglichkeit einer späteren Verbreiterung
der Straße nicht ausgeschlossen.
NEUE BÜCHER UND SCHRIFTEN.
Wir bitten um gefällige Zusendung aller einschlägigen neuen
Bücher und Schriften, die wir unter dieser Übersicht regelmäßig an-
zeigen werden; wir übernehmen aber keine Verpflichtung zur Be
sprechung und Rücksendung.
A LT-BERLIN, Anno 1740, Von Ernst Consentius. Mit 10 Ab
bildungen und 1 Plan, Berlin 1907 C. A. Schwetschke und Sohn.
T^VlE BERLINER VORORTE. Ein Handbuch für Haus- und
Qrundstückkäufer, Wohnungsuchende, Grundstückbesitzer, Vorort
bewohner, Terraingesellschaften, Hypothekenverleiher, Architekten u. a. m.
Mit einer Übersichtskarte im Text. Baedeker u. Moeller (Verlag). Berlin 1908.
IE BESEITIGUNG DER RIESELFELDER VON
GROSS-BERLIN von Carl Kade in Berlin-Waidmannslust.
Baedeker u. Moeller (Verlag). Berlin 1908.
^TpRlERlSCHES JAHRBUCH für ästhetische Kultur. 1908. Heraus-
Ä gegeben von Johannes Mumbauer. Trier 1908. Verlag der Fr.
Lintzschen Buchhandlung, Trier. Val. Lintz. Preis 5 M.
ritz Schumacher, STREIFZÜGE EINES ARCHITEKTEN.
Gesammelte Aufsätze. Verlegt bei Eugen Diederichs. Jena 1907,
Preis br. 4 M. geb. 5 M.
T"}IE BEDINGUNGEN DER RENTABILITÄT VON
STADTSCHNELABAHNEN. Vom Oberingenieur Richard
Petersen, Verlag: Deutscher Städteverlag G. m. b. H., Berlin W. 30,
Schwäbische Straße 4. 1908.
PERSONENVERKEHR UND SCHNELLBAKNPROJEKTE
in Berlin. Von Richard Petersen. Verlag Gustav Ziemsen, Berlin, 1907.
KLEINE MITTEILUNGEN.
A uf Tafel 8 bringen wir ein vom städtebaulichen Standpunkte inter
essantes Schaubild vom Gruppenbau des RATHAUSES UND
THEATERS in BÜCKEBURG. — Arch. O. Sasse, Hannover,
er Bote aus Oberhessen hat in der Beilage zur Hessischen Landes
zeitung am Sonntag, den 24. November 1907 „Plaudereien über Dies
und Jenes“ gebracht, insbesondere zur VERUNSTALTUNG MAR
BURGS. Jedesmal, wenn in den letzten Jahren den Reisenden der Weg
an Marburg vorbeiführte, fand er ein Stückchen mehr verdeckt von der
sich zum Schlosse auf dem Berge emporwindenden alten Stadt und jedesmal
wurde beim Herannahen seine von der Erinnerung an die frühere Schönheit
genährte Erwartung stärker enttäuscht. Der Blick auf den allmälig an
steigenden Hintergrund ist heute fast schon, im wahren Sinne des Wortes,
verbaut durch geschlossene Miethausreihen längs der Eisenbahn im Tale.
Man wende nicht ein, die Entwicklung der Stadt habe diese Verbauung
notwendig mit sich gebracht. Die Entwicklung soll nicht gehemmt werden,
wenn es nicht anders geht, auch nicht dem Bestehenden, zumal Veralteten
zu Liebe. Doch geht es meist anders, wäre auch in Marburg anders
gegangen, und würde auch jetzt noch anders gehen, denn die durchaus
unnötige Rücksichtslosigkeit gegen das Stadtbild ist in der Hauptsache nur
die Folge eines gefühllos herunterliniierien Bebauungsplanes. Ob damit
auch nur dem rein praktischen Zwecke schon gedient ist, erscheint noch
fraglich; jedenfalls werden dadurch Werte zerstört, die Marburg ärmer
machen und den Reisenden bald gänzlich vorbeifahren lassen, statt ihn
zum Besuche anzulocken — wer will durch eine Öde Dutzendvorstadt laufen
und wer kann ihr von Weitem ansehen. was wertvolles dahinter steckt?
Aber auch das ganze Land wird dadurch ärmer und darum haben die
Zeitungen und Zeitschriften Recht ein Wörtchen mitzureden; „Der Kunst
wart“ Avenarius voran, W. Pastor in der täglichen Rundschau und andere
mehr. Solchen Stimmen sollten die Stadtväter getrost folgen. — Sie
würden es sicherlich nicht zu bereuen haben, wenn sie ungesäumt den
Bebauungsplan, soweit er noch gebessert werden kann, einer sachver
ständigen Nachprüfung unterziehen ließen. Noch ist es möglich, wenig
stens einige freie Ausblicke zu erhalten, die Stadterweiterung in das alte
Stadtbild schonendere Bahnen zu lenken. Sollte sich nicht insbesondere
der aus dem Baufache hervorgegangene Beigeordnete Marburgs dafür
einsetzen können?!
N ach der Augustusbrücke in Dresden und der Glienicker Brücke bei
Potsdam soll nun auch die KETTENBRÜCKE BEI MÜL
HEIM AN DER RUHR dem gewachsenen Verkehre zum Opfer fallen.
Allerdings kann sich diese nicht entfernt mit jenen beiden an Bedeutung
messen, ist auch gänzlich verschieden von ihnen in Bauart und Umriß
linie, doch aber eine der Umgebung sich anmutig einfügendc Erscheinung,
Sie ist entstanden im fünften Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts, in dem
der Brückenbau noch nicht zu einer bloßen Rechenaufgabe herab
gedrückt war.
Wenn nun auch zu ihrem Ersätze vom Preisgerichte, das die zu
einem Wettbewerbe eingegangenen Pläne zu beurteilen halte, einstimmig
eine Steinbrücke mit drei Öffnungen — an sich ein erfreulicher Er
folg! — nach dem von Grün & Bilfinger in Mannheim gemeinsam mit
Billing als Architekten aufgestellten Entwürfe zur Ausführung empfohlen
worden ist und damit die Erwartung gehegt werden darf, daß gewiß nichts
Schlechteres an die Stelle des Vorhandenen treten wird, so bleibt es doch
bedauerlich, wiederum eins der eigenartigen, noch dazu gut erhaltenen
Baudenkmäler damaliger Zeit verschwinden sehen zu müssen. Wäre
es denn nicht möglich gewesen, an anderer Stelle den notwendig gewordenen
Neubau zu errichten und die alte Brücke daneben, vielleicht für den
Fußverkehr — sie hat nur eine rund 5 m breite Brückenbahn — beizu
behalten?!
Tn Nr. 91 der Deutschen Bauzeitung wies Baurat Gräbner in Gegen-
überstellung zum Plane des Rates von CHEMNITZ mit seinem
Vorschläge zur Umgestaltung des Neumarktes, an dem sich das
neue Rathaus erheben soll, überzeugend nach, daß bei solchem so bald
nicht wiederkehrenden Bauvorhaben bereits festgesetzte Fluchtlinien nicht
maßgebend sein können und dies umsoweniger, wenn, wie im vorliegenden
Palle, durch Freilegung des Chores der Jakobikirche eine veränderte
Sachlage geschaffen ist. Dann müssen eben die Fluchtlinien geändert,
dem Bauwerk und seiner Umgebung angepaßt werden. So ist zu
allen Zeiten verfahren worden und wird auch heute wieder z, B, in
München mit Glück verfahren. Die Entgegnung des Stadtbaurats Möbius
in Nr. 96 der deutschen Bauzeitung, daß auch die Stadtgemeinde an die
Fluchtlinien gebunden Sei, kann nicht verfangen, zumal es sich um ein
öffentliches Gebäude handelt, das an die Stelle früherer von der Gemeinde