DER STÄDTEBAU
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dessen Steilheit es verlangt, eine andere Richtung einzu
schlagen. In großen Serpentinen und einer Steigung, die
zwischen 3 und 5,5 % schwankt, führt diese Zufahrtstraße
an der Schießstätte vorüber zu dem Punkte, wo der Weg
zum Ludwigsturme jetzt plötzlich nach links abhiegt und
steil wird. Von hier könnte, wenn man das oberhalb
liegende Gelände noch der Bebauung zuführen will, eine
Baustraße mittels einer Schleife im Walde gewonnen werden.
Im übrigen ist das ganze Gebiet durch annähernd
horizontal verlaufende Straßen in größere und kleinere
Baublöcke aufgeteilt, soweit nicht die jedenfalls als unter
geordnete Straßen beizubehaltenden jetzigen Feldwege diese
Aufgabe erfüllen, Diese Straßenbreiten sind hier, da keinen-
falls reger Fuhrwerksverkehr zu erwarten ist, auf das
zulässig Mindestmaß festzusetzen, damit in dem steilen
Gelände die Herstellungskosten nicht unnötig groß und die
Unterhaltungskosten nicht lästig werden. Ins einzelne
gehende Vorschläge für die Bebauungsart werden später
zu machen sein; allgemein genügt es wohl vorläufig fest
zulegen, daß störende Gewerbe ausgeschlossen und nur
weiträumige und in der Höhe beschränkte Bebauung hier
erlaubt sein soll.
Ähnliche Voraussetzungen und Annahmen sind bei
dem südöstlichen Teile Nr. 3 zu machen, wo Verkehrs
fragen insofern zu erledigen waren, als eine Verbindung
der Münnerstädter Landstraße mit dem Bahnhofe ohne zu
große verlorene Steigung erwünscht war. Leider ist in
dem schon ausgeführten Teile der Straße zunächst dem
Bahnhofe die Steigung etwas groß; im übrigen aber kann
die Straße fast eben mit enger Anpassung an alles Be
stehende durchgeführt werden.
Außer dieser Verkehrstraße war die Aufgabe gestellt,
das am Berg günstig gelegene Gelände der Bebauung auf-
züschließen, eine Aufgabe, die mit einem System von
mäßig ansteigenden Straßen und einem zweiten annähernd
horizontalliegenden gelöst wird, Die wichtigste von diesen
Straßen geht von der Von-der-Tann-Straße gegen Süden
aus und erreicht mit einmaliger Wendung die Höhe,
soweit sie zur Bebauung geeignet ist. Eine ähnliche
Schleife mit demselben Endpunkte findet sich am nörd
lichen Abhang. Alle diese Straßen haben Anschluß nach
Süden gegen die Bodenlaube, wo die alten Wege teils aus
gebaut, teils vom Verkehrstandpunkt als untergeordnete
Verbindungen beibehaltcn worden sind. Der steile Hohlweg
zum Wasserhochbehälter wäre unverändert, d. h. nur in
bescheidenem Maße verbessert als Fußweg beizubehalten.
Der nordöstliche Teil (Nr, 2) hat, wie gesagt, ver
schiedene Zwecke zu erfüllen. Hier ist deshalb die Auf
stellung in möglichst regelmäßige und kleiner bemessene
Baublöcke zu erkennen, welche den Zweck hat, den
Baubedürfnissen der kleineren Betriebe und der Her
stellung billigerer Wohnungen zu dienen. Durchgehende
Verkehrstraßen können nur die des Talbodens und allen
falls noch die Verlängerungen der Max- und der Haarder-
straße sein. Zur Aufschließung des nördlichen Stadtteils
dient eine Straße auf dem alten an der westlichen Seite
des Krankenhausgartens abzweigenden Feldwege. Im
übrigen geben hier die Lage der Grundstücke und die zu
lässigen Steigungen den ganzen Plan fast von selbst. Da
angenommen werden muß, daß hier für Gärten nicht so
gesorgt bleibt, wie in den beiden anderen Stadterweite
rungsgebieten, so war es nötig, hier größere freie Plätze
vorzusehen, als es dort zweckmäßig erschien. Im allge
meinen war man bestrebt, die Durchführung des Planes
dadurch zu erleichtern, daß auf bestehende Wege und
Grenzen die peinlichste Rücksicht genommen werde.
Damit ist aber auch die Gewißheit gegeben, daß der Plan
die natürliche Schönheit des Geländes nicht zerstören,
sondern eher noch steigern würde.
Baulinienplan für das Gelände zwischen Bahnhof
und Reichsstraße in Meran. Tafel 53a.
Rücksichten auf den Verkehr von der Stadt zum neuen
Bahnhof und umgekehrt waren in erster Linie maßgebend
für die Führung der Straßenzüge. Der Verkehr des feineren
Publikums im Kutsch- und Hotclwagen wird sich vom
Bahnhof in der Richtung zur Habsburger Straße bewegen
auf der schon ausgeführten 36 m breiten Straße parallel
zum Bahnkörper. Diese Straße zeigt zwei Fahrbahnen
von je 12 m Breite und in der Mitte einen beiderseits mit
Bäumen bepflanzten Promenadenweg, welch letztere An
ordnung sich tür eine Verkehrstraße als zweckmäßiger wie
etwa eine gärtnerische Anlage empfehlen dürfte.
Für eine grüne Anlage, welche inmitten des Verkehrs
auf dem Platze des alten Bahnhofs angenommen war, wird
als für eine Erholungsstätte geeigneter der Platz zwischen
der Rampe zur Bahnunterführung und dem Stadtbach
einerseits und zwischen der Beda-Weber-Straße und der
Bahnlinie andererseits vorgeschlagen. Dieser Platz liegt
abseits vom Lärm und Staube des Verkehrs; die schon vor
handene schöne Allee wird als Weg benützt und die schöne
Aussicht ins Vintschgau kann ausgenützt werden.
Die zweite Hauptverkehrsliniegehtso wohl vomPersonen-
bahnhof als vom Güterbahnhof aus und muß die Richtung
zur Laubengasse einschlagen; ihr Zug ist durch den alten
Fußsteig vorgezeichnet. Der wünschenswerten Durchfüh
rung dieses Fußsteiges bis zumVerschubbahnhofe stehen die
schon entstandenen Neubauten im Wege. Die Verbindung
mit dem Personenbahnhöfe vermittelt ein monumentaler,
regelmäßig angelegter Platz vor dem Empfangsgebäude,
auf dessen Mitte ein Brunnen oder Denkmal Aufstellung
finden könnte. Erwünscht ist, daß dieser Platz, in dessen
Perspektive der Küchelberg erscheint, durch einen triumph
bogenähnlichen Bau nach dieser Richtung abgeschlossen
wird. Für die Verkehrstraße wird, um innerhalb des
weiten Bebauungsgebietes einen Gegensatz zu schaffen,
die geschlossene Bauweise empfohlen.
Soweit im übrigen nicht schon durch Neubauten oder
durch bestehende Wege das Bauliniensystem vorgezeichnet
ist, wurde davon ausgegangen, daß etwa bis zum Neubau
des Benediktinerstiftes bessere Bebauung mit Villen, Pen
sionen und dergleichen zu erwarten ist, weshalb hier
Blöcke von beträchtlicher Tiefe, breite Vorgärten und
Straßen, an denen Alleen gepflanzt werden können, an
genommen sind. Was jenseits der genannten Grenze liegt,
wird sich für mittlere und mindere Bebauung besser eignen,
und erhielt deshalb kleinere Straßenbreiten, schmälere Vor
gärten und seichtere Baublöcke.
Beb auungsplän für das Achalmgebiet zwischen
Karlstraße, Silberburgstraße und Burgstraße in
Reutlingen. Tafel 54.
Das Bebauungsgebiet ist der westliche, ziemlich steile
und stark durchschnittene Abhang der Achalm. Wegen