DER STÄDTEBAU
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Gedacht ist dabei in der Axe auf der Höhe ein
öffentliches Gebäude» dahinter ein Wasserturm, der hier
für den Fall» daß die Baugesellschaft für sich allein die
Wasserfragc regeln wollte, aufgestellt werden könnte; seit
lich der Terrassen und Treppen eine Restauration und
Markthalle, dahinter je eine Villa.
Doch ließen sich mit Darangabe des ganzen Gelände
stückes hier auch bloß durch Erdarbeiten und gärtnerische
Anlagen die Schwierigkeiten überwinden. Es galt beim
Entwürfe nur festzustellen, in welcher Weise späterhin der
Abtrieb des Bodens am schicklichsten zu erfolgen habe.
Dabei ist zu bedenken, daß für den Straßenbau und für
sonstige Aufschüttungen in der südlichen Hälfte der Flur
von hier herab am bequemsten Boden wird genommen
werden können, daß mithin die endgültige Regelung dieses
Bauteiles bis zuletzt aufgeapart werden dürfte. Doch kam
es den Bearbeitern darauf an, das der späteren Regelung
vorzubehaltende Viertel möglichst eng einzugrenzen.
Dagegen ist es dringend erwünscht, daß die Abschal
tung im südöstlichen Viertel nicht in alter Weise betrieben,
sondern daß schon jetzt dort auf die Verwertung als Bau
land Rücksicht genommen werde. Und zwar müßte dies
dadurch geschehen, daß von der Kohlenstraße zur Pro
menadenstraße eine zur Bebauung geeignete Böschung
geschaffen werde. Zu diesem Zwecke wurden zwischen
die beiden Häuserfronten 65 m breite Höfe angelegt, inner
halb welcher die Höhenunterschiede in angemessener
Weise zum Austrag gebracht werden können.
15. Die Dammüllerschen Grundstücke.
Auch hier ist es der Fürsorge eines gut durch
gearbeiteten Schichtplanes zu überlassen, daß die Straßen
alsbald in der richtigen Anordnung aus dem gewachsenen
Boden herausgehoben werden. Es konnte im Plane nur
dafür gesorgt werden, daß diese die Verbindung zwischen
Kohlenstraße und Räcknitzer Straße in gleichmäßigem
Gefälle herzustellen, während die Zwischenlinien von ge
ringem Belang für den Verkehr sind, außer etwa der
Straße in Verlängerung der rechten Talstraße. Festgehaltcn
mußte werden die Fortführung nach der linken Talstraße
und der vom Dorfplatze kommenden Straße und als Neben
linie die der Parkanlage in der Talsohle. Für den Ver
kehr der Luftströmungen wird diese Ausschachtung mit
ihren Villenvierteln zwischen Vierteln mit geschlossener
Bauweise nicht ohne Bedeutung sein. Jedenfalls ist ein
Stillstand der Luft weniger zu fürchten, als ein sehr
starker Zug an den hohen Häuserreihen zu beiden Seiten.
16. Die Straße westlich von den Dammüllerschen
Ausschachtungen.
Die Anlage dieser Straße ist erleichtert durch einen
von der Räcknitzer Straße aus die Höhe ersteigenden
kleinen Taleinschnitt. In ihrem nördlichen Teil wurde sie
auf die Grenze zwischen die beiden Grundstücke gelegt,
in ihrem südlichen auf das Grundstück des westlichen
Nachbarn, da die Ausschachtung hier die DammÜllersche
Grenze bereits erreicht hat. Sie erhält hierdurch eine
leicht geschwungene Führung, in der sie eine Höhe von
20 m bei rund 500 m Länge zu ersteigen hat. Die Tiefe
der bereits vorhandenen Ausschachtungen zwingt zur Auf
führung von Anschüttungen für die nach den Talstraßen
führenden Verbindungslinien. Namentlich die südliche von
diesen hat rund (175—182) 7 m zu ersteigen. Der Umstand,
daß die Straße somit teilweise hoch über den ausgeschach
teten Villenvierteln hinführt, wurde dazu benutzt, daß ge
legentlich Austritte zum Genuß der Aussicht angelegt wurden.
Trotz der Hochlage der Straße ist es, wie bereits aus
geführt, nötig, hier noch Nebenstraßen anzulegen, welche
die Zufuhr zu den Haustüren ermöglichen, weil man dem
Durchgangsverkehr nicht so starke Steigungen als hier
nötig und dem Anlieger nicht Ausschachtungen bis zu 4 m
Tiefe zumuten kann. Es wird daher die Häuserreihe an
der Westseite dieser Straße teilweise sich mit ihrem Sockel
9—10 m, mithin mit ihrem Hauptgesims 27—28 m über
das Vorland erheben, Grund genug, um ihr eine reiche
Ausgestaltung zu geben.
17. Das südwestliche Viertel der Flur.
Die hinter dem Moreaudenkmal liegenden Straßen
züge wurden so gelegt, daß sie fast in der Horizontalen
sich bewegen. Bei einzelnen dieser Straßen wirken die
Verhältnisse der unter 16 beschriebenen Anlage eines
doppelten Fahrdammes mit ein, indem hier Rampen und
Dossierungen die Höhenunterschiede vermitteln.
Auf die Westgrenze wurde eine Straße gelegt, welche
die Anschlüsse auf Dresdner Flur zu vermitteln hätte,
Auch hier ist eine endgültige Planung nur im Einver
nehmen mit der Nachbarflur möglich.
18. Der Platz am Moreaudenkmal.
Die Anlage des Platzes selbst ist terrassenartig, dem Ge
fälle des Hügels gemäß gedacht. Die üble Wirkung der Stern
plätze, welche bei Anlage dieser in der Horizontale hervor
tritt, ist daher hier nicht zu befürchten. Dagegen ist allen
Teilen des Platzes der Genuß des Fernblickes gesichert.
19. Die Serpentine zur Höhe hinter Räcknitz.
Die Schrägstraße, welche von der Räcknitzer Straße
herauf unter dem Platz 18 hinführt, hat vielleicht bei ge
eigneter Fortführung gegen Westen eine bedeutende Zu
kunft. Denn mit ihrer Hilfe wird der hinter Räcknitz
liegende sehr steile Anstieg (1 :12) der Chaussee nach
Dippoldiswalde bequemer sich überwinden lassen, und
zwar mit Benutzung der Dresdner Straße. Sollte die An
lage einer zur Höhe führenden Serpentine von Dresdner
Seite geplant werden, so wäre für bequemere Verbindung
der unter dem Moreaudenkmal hinführenden Straße mit
der Dresdner Straße, namentlich für angemessene Aus
bildung des Verbindungsstückes der Mockritzer Straße
zwischen Dresdner und Räcknitzer Straße durch Ver
längerung der dort angelegten Rampe, Sorge zu tragen.
Noch ein Schlußwort zur Geschichte desvor nunmehr fast
10 Jahren entstandenen Planes, den wir heute, den inzwischen
gewonnenen Erfahrungen gemäß, in manchen Teilen wohl
anders ausgestaltet hätten. Der Auftraggeber, Herr Fürsten
berg, starb, ehe die fertige Arbeit abgeliefert werden konnte.
Es traten andere Ansichten über die Verwendung des Ge
ländes hervor; die Flur Zschertnitz wurde in die Dresdner
Flur einverleibt, ein neuer Plan durch die städtischen
Techniker aufgestellt und von den Behörden genehmigt.
Diesen Plein stellt Tafel 94 dar. Ich enthalte mich des
Urteils über ihn, erlaube mir jedoch, die Fachgenossen
zum Vergleich aufzufordern.