DER STÄDTEBAU
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der Deutschen Gesellschaft für Volksbäder, Berlin NW. 6, KarlstraDe 19,
sowie im Buchhandel zu beziehen.
USSTELLUNG MÜNCHEN 1908. Die bayerische Landes-
bauptstadt, deren Ausstcllungsieben in den erfolgreichen Kunst
gewerbeausstellungen der Jfabre 1876 und 1888 und in den regelmäßig
wiederkehrenden Kunstausstellungen ihre Überlieferung hat, wird nach
längerer Pause itn nächsten Jahre wieder mit einer großen allgemeinen
Ausstellung vor die weiteste Öffentlichkeit treten. Umfangreiche ständige
Bauten auf einem von der Stadtgemeinde zur Verfügung gestellten Gelände
werden in dem mit großen Opfern geschaffenen Ausstellungsparke das
Standbild der Bavaria und die Ruhmeshalle in weitem Bogen umgeben.
Die Ausstellung München 1908 (angewandte Kunst, Handwerk, Industrie,
Handel, öffentliche Einrichtungen) soll Rechenschaft ablegen Uber den
gegenwärtigen Stand des gesamten Kulturlebens und Schaffens in München,
dreivieriel-Jahrtausend nach Gründung der Stadt. Nur Mühchener Arbeit
soll zur Schau gebracht, Münchener Kultur-, Volks- und Gcsellschafts-
leben gezeigt werden. Durch ihren eigenartigen, in allen Teilen künst
lerischen Rahmen hat die Ausstellung einen allgemeinen Fortschritt im
Ausstellungswesen zum Ziel. Das Unternehmen soll in wirtschafte- und
kunstpolitischer Hinsicht sohin klärend wirken. Die Ausstellung München 1908
hat zum Wahlspruche: Der gute Geschmack kann auf allen Gebieten des
Wirtschaftswesens unbeschadet der praktischen Entwicklung sehr wohl
zur Geltung kommen. Die künstlerischen Straßcnausschmückungen beim
letzten Deutschen Bundesschießen und beim jüngsten Besuche des Deutschen
Kaisers in München lassen eine glückliche Lösung auch des Ausstellungs-
Programms 1908 erhoffen. Die Geschäftsstelle der Ausstellung München 1908
— München-Rathaus — versendet auf Wunsch das ausführliche Programm
und erteilt alle einschlägigen Auskünfte.
T^INE INTERNATIONALE STÄDTE-AUSSTELLUNG.
^ Der Oberbürgermeister von Posen, Dr. Wilms, hat in den „Posener
Neuesten Nachrichten“ den Vorschlag gemacht, eine internationale Städtc-
Ausstellung 211 veranstalten. Er sagt hierüber:
Die erste Deutsche Städte-Ausstellung in Dresden war ein voller
Erfolg. Für die städtischen Einrichtungen in Deutschland interessiert sich
das Ausland; das beweisen die Studienreisen vieler ausländischen Kom
missionen nach Deutschland. Der zur Weltausstellung nach St. Louis
gesandte Teil der Dresdener Städte-Ausstellung hat in Amerika einen
durchschlagenden Erfolg erzielt und brachte den amerikanischen Besuchern
und Sachverständigen außerordentlich viel Neues und ihnen Unbekanntes.
Man fordere von Berlin aus die großen Städte des In- und Auslandes
zum Wettstreit auf, um zu zeigen, was auf dem Gebiete städtischer Ent
wicklung — der geistigen, kulturellen und wirtschaftlichen — zurzeit in
der Welt geleistet wird. Die Kosten würden nicht sehr hohe sein; bei
einem Etat von etwa zwanzig Millionen in Einnahme und Ausgabe könnten, eine
zweckmäßige Organisation vorausgesetzt, höchstens 10 v. H, hiervon als
fonds perdu in Frage kommen. Eine solche Ausstellung wird durch die
Fülle des Materials, durch den Einblick, den sie in deutsche Einrichtungen
im Vergleich mit denen des Auslandes gewährt, Anregung und Belehrung
auf allen Gebieten der städtischen Arbeit bringen; sie wird als eine
kulturelle Tat dem Inlande wie dem Auslande zum Segen gereichen und
reichste Früchte tragen!
A chter internationaler architekten-kon-
GRESS ZU WIEN, In den Tagen vom 18,—24. Mai 1908
wird in Wien unter dem Schutze des Kaisers“ Franz Josef der Kongreß
stattfinden, dessen Richtung eine rein künstlerische sein soll. Um Leit
sätze von internationaler Gültigkeit schon vor dem Kongresse zu gewinnen,
plant das österreichische Komitee, das sich aus Vertretern der drei größten
Wiener Architekten-Oesellschaften unter dem Vorsitze des Oberbaurats
Otto Wagner zusammensetzt, einige die bildende Kunst betreffende Fragen
zu möglichst scharfer Beantwortung an alle künstlerisch gebildeten Archi
tekten der Welt zu senden. Ferner wird beabsichtigt, den nach den Ant
worten auszuarbeitenden Leitsätzen dadurch praktische Geltung zu ver
schaffen, daß alle Kulturstaaten durch das Ministerium des Ausseren auf
gefordert werden, Regierungsvertreter zum Kongresse zu entsenden. Einen
besonderen Reiz wird der Kongreß durch seine Verbindung mit einer
BaukunstaussteUung erhalten.
Der feierlichen Kongreß-Eröffnung in den Zeremoniensälen der Hof
burg werden sich ein von der Genossenschaft bildender Künstler Wiens
veranstalteter Gesellschaftsabend im Künstlerhause, Ausflüge in die nähere
und weitere Umgebung Wiens — bis auf den Semmering —, ein Empfang
im Rathause und eine Festlichkeit des k. k. Hofes anschließen.
G ROSS-BERLIN, Anregungen zur Erlangung eines Grundplanes
für die städtebauliche Entwicklung von Groß-Berlin. Gegeben
von der Vereinigung Berliner Architekten und dem Afchitektenverein
zu Berlin. Verlag von Ernst Wasmuth A.-G., Berlin W, 8, Mark-
grafenstr. 35. Preis 2 M.
Spät, möchte es manchem scheinen, kommt diese Denkschrift, die
mit folgenden Sätzen des Vorwortes der Öffentlichkeit tibergeben ist:
„Zur Beschaffung eines Grundplaoes für die bauliche Entwicklung
von Groß-Berlin ist von der Vereinigung Berliner Architekten im
September 1905 die Anregung zur Bildung eines Ausschusses gegeben
worden, der sich aus Mitgliedern der Vereinigung und des Architekten
vereins zu Berlin zusammensetzt. Dieser Ausschuß will mit den nach
stehenden Leitsätzen einen Weg zeigen, welcher zu einer Lösung der
Aufgabe führen kann. Den Leitsätzen sind drei Schriften beigegeben,
welche in allgemeiner Form die dem Vorgehen des Ausschusses zu
Grunde liegenden Gedanken behandeln. Außerdem sind der Denkschrift
Vorschläge für ein Programm zur Erlangung eines Grundplanes (im
Wege des Wettbewerbes!) beigefügt“.
Doch nicht zu spät, um nicht unter den günstigen Bedingungen,
die Wasserflächen und Waldbestände der Umgebung Berlins bieten,
noch etwas Schönes, die Einzelgemeinden Verbindendes und darum das
weite Gebiet von Groß-Berlin (in 25 km Umkreis vom Potsdamer
Platz als Mittelpunkt) Einigendes mit Aussicht auf Erfolg anregen zu
können. Allerdings zur letzten Stunde, wenn nicht noch der herrliche
Elchwald in der Wuhlhaide, der schon bedrohte Mischwald am Tegeler
See und der Jungfernheide verschwinden sollen, wie schon die Staats
forsten an der GörUtzer Bahn im Stillen geopfert sind. Die Müggel-
berge im Süden und die Palkenhagener Forst 1m Norden dürfen
nicht dem Schicksale der Klein-Machnower Idylle verfallen.
Und doch mitten in alle die Erörterungen und Beratungen hin
ein, die gegenwärtig gerade die Bevölkerung in Atem halten und die
Staatsregierung bewegen. Möge die Denkschrift dazu beitragen, weiten
Kreisen das Gewissen zu schärfen!
ln den beigegebenen Schriften sind behandelt: Berlins Wachstum
und bauliche Zukunft von Regierungsbaumeister Emanuel Heimann,
Architekt in Neu-Babelsberg, Wald- und Parkgürtel, eine Anregung
für Groß-Berlin von Landesbaurat Professor Theodor Goecke, Dozent
für Städtebau pp. an der Technischen Hochschule und Herausgeber
der Zeitschrift „Der Städtebau“ in Berlin, sowie Groß-Berlin als wirt-
schaftspolltischer, verkehrstechnischer und baukünstlerischer Organis
mus von Architekt Albert Hofmann, Redakteur der Deutschen Bau
zeitung ln Berlin, Die Abhandlungen illustrieren außer mehreren
Textbildern, von denen vier eine vergleichende Zusammenstellung der
Hainanlagen von London, Paris, Wien und Berlin bieten, vier farbige
Tafeln, die erste Berlin mit seinen Schwesterstädten und Vororten,
sowie mit den Wäldern und Dörfern seiner weiteren Umgebung dar
stellend, die zweite Wien mit dem geplanten Wald- und Wiesengürtel
nebst einer auf den Höhen entlang führenden Aussichtsstraße, die
dritte Washington mit seinem Kranze von Parkanlagen, die letzte end
lich einen Ausschnitt von New York mit der die einzelnen Hainanlagen
verbindenden Parkstraßen in etwas größerem Maßstabe.
Der Verlag hat das fingerdicke Heft auf das vornehmste aus
gestattet. Gck,