DER STÄDTEBAU
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Variante zur Torhausgruppe für den Innenpark des Blockes VI.
Daß auch für Warnemünder Gebiet Gelegenheit zum
Bau von Weaksend-houses und jenen Sommerfrisch-Häus-
chen nach Art der Stockholmer am Mälar-See, durch Ein
schaltung ziemlich kleiner Baustellen gegeben ist, zeigt der
Lageplan, Ebendort ist ersichtlich, daß auch hier von einer
bewegten Bauflucht reichlich Gebrauch gemacht wurde
und alle Vorschriften für Blockgrößen, Straßenbreiten, der
Gebrauch der Baulinie als Parallele zur Straßen- und Vor
gartenlinie, nicht schematisch zur Anwendung gelangten.
Als herrschende Windrichtung gilt in Warnemünde
NW, Straßenzüge in diese Windrichtung zu legen, wurde
vermieden. Es führte dies zu schlankgebogenen oder ge
brochenen Straßen, in der Richtung von O nach W. —
Man beachte hierbei die Ausmündung der Straßen, z. B. die
von Straße 4 in die Diedrichshäger Landstraße; ein un
mittelbares Eindringen der NW-Stürme ist schwer möglich.
Ebenso wurde Wert auf geschlossene, möglichst windstille
Plätze gelegt — so sieht der zu Platz A kommende überall
geschlossene Platzwände vor sich — vergl. Tafel 2.
Die Gesamtform der Baufläche führte zumeist zu ihrer
Zerschneidung in möglichst lange schmale Streifen. Un
nötige Querstraßen wurden vermieden, doch auch große
Baublöcke, die in Streifen von etwa 70 m Tiefe, wie bei
Block I und II, aufgeteilt worden sind, wurden gebildelt.
Das Innere von Block VI ist als kleiner Park mit beglei
tender Reihenhausverbauung gedacht; auch könnte hier
ein Schulbau, ein Erholungsheim usw. errichtet werden.
Die Gruppenhäuser, zum Teil mit Frontbreite von
7—8 m, sind verstreut, nicht straßenweise angenommen,
um den Eindruck der offenen Bauweise zu erhalten. Als
Schutzmauer gegen Westen wurde jedoch Block VIII durch
gängig mit Reihenhäusern bebaut gedacht.
IV. Das Wohnhaus- und Geschäftsgebiet.
Statt des in Rostock und Warnemünde früher üblichen
Bauwichs von durchschnittlich 3 m wurde geschlossene
Randbebauung mit zusammenhängendem inneren Luftraum
angenommen. Läßt man so eine größere Baufläche zu, so
kann man billigerweise die Bauhöhe verringern. Diese ist
daher auf höchstens vier Geschosse einschl. Erdgeschoß
und ausgebautes Dach angenommen. Die Blocktiefen sind
auf etwa 100 m bemessen, so daß bei beschränkter Errich
tung kleinerer gewerblicher Anlagen, Erbauung von Stäl
len usw. im Blockinnern noch genügend Luftzufuhr vor
handen ist, in den Blöcken I, II und III ist das Innere je
doch als grünes Gartenland angenommen. Die Bauflucht
der Blöcke ist als eine bewegte angedeutet, auch sind
vielfach Vorgärten in Tiefen von 6—10 m angelegt worden.
Die Straßen kreuzen sich in der Hauptsache recht
winklig und verlaufen gerade, doch wurde neben der reiz
volleren Gestaltung der Straßenwandungen, durch bewegte
Baufluchten auch noch bei Straße 15, zwischen Straße 18
und der Dänischen Straße, nach schönen mittelalterlichen
Vorbildern, auf welche z. B. Th. Fischer in seinen Mün
chener Bebauungsplänen erfolgreich zurückgreift, von der
Kunstübung der auseinanderlaufenden Straßenwandungen
Gebrauch gemacht. Daß auch durch Versetzen der Straßen
mündungen der fürchterlichen Öde scheinbar endloser
Straßen begegnet wurde, ist überall aus dem Plan ersichtlich.
Es sind immer geschlossene Raumbilder vorhanden; das
selbe gilt von den Plätzen. Auch das wundervoll raum
schließende Motiv der Durchfahrten wurde bei Platz M.
angewendet.
Besonders wertvolle Blockecken sind von vornherein
für öffentliche Gebäude, Schulen usw. Vorbehalten gedacht,
auch eine Vereinigung mehrerer öffentlicher Gebäude zu
einer Baugruppe ist bei Platz Q. — siehe Tafel 3 — angedeutet.
V, Die Arbeiter- und Beamten-Kolonie.
Da ein Badeort, wenn er zu seinem, und in unserem
Falle, zu der Stadt, mithin zur Allgemeinheit Nutzen blühen
soll, allen Komfort, ja Luxus entfalten muß, meine ich, daß
es ein Gebot des Taktgefühls ist, durch Gewährung schön
gelegener Wohnstätten an die Arbeiterbevölkerung die ge
rade hier besonders hervortretenden Gegensätze zu mildern.
Es wurde jedoch mit voller Absicht von einer offenen oder
halboffenen Bauweise Abstand genommen.
Das Arbeitereinfamilienhaus ist ja ganz sicher das Ideal
der Wohnstatt, aber es wird wohl auch in den meisten
Fällen nur ein solches bleiben. Deshalb wurde also Reihen