DER STÄDTEBAU
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in dem Schönbrunner Park findet. Oberhalb davon setzt
er sich auf dem Rücken des Wiener Berges fort, in weitem
Bogen Meidling und Favoriten umschließend, fällt durch
das Regental gegen Simmering ab und erreicht über die
Simmeringer Heide den Donaukanal. Jenseits setzt er sich
wieder im idealen Sinne im Prater fort, während das
Überschwemmungsgebiet der großen Donau den natür
lichen Abschluß des Ringes bis Nußdorf, dem Anfangs
punkte hin bildet. Dieser Ring sollte von jeder weiteren
Bebauung ausgeschlossen bleiben und mit Grünanlagen
ausgestattet werden. Dabei verwahrt sich aber der Ver
fasser ausdrücklich dagegen, als ob er beabsichtige, die
bereits vorhandene Bebauung zu beseitigen und überhaupt
den Plan in der schematischen Zeichnung des Ringes durch
zuführen. Breite Straßen mit vielfachen Baumreihen sollten
den Ring beiderseits besäumen. Unter Abzug von etwa 911 ha
vorhandener, den Ring vervollständigender Parkanlagen
und unter weiterem Abzüge von 228 ha bereits bebauter
Teile würden danach 1004 ha Grünanlagen jeder Art
neu zu schaffen gewesen sein, die ganze Ringfläche also
2143 ha betragen haben. Zieht man davon die Freudenaue
als abgelegen und die Schmelz als Exerzierplatz ab, so
wären immer noch rund 1800 ha öffentlicher Anlagen ver
blieben, also etwa über 10% der Gesamtfläche der Stadt,
die 17 800 ha enthält. Bei 1500 000 Einwohnern wären
dann 12 qm auf den Kopf entfallen.
Kehren wir nun zu dem Plane des Wiener Stadtbauamtes
zurück — vergl. Doppeltafel 50—51 *), so sehen wir erstens
die Höhenstraße gegen den Entwurf von Lasne und Heindl
noch etwas höher an den Berghang hinaufgeschoben. Die
Täler müssen noch weiter ausgefahren werden; auch ist die
Straße weniger als Verbindungstraße der Vororte unter sich
gedacht, denn als eine Aussichtstraße am Waldesrande. Sie
steigt über den Nußberg und den Kahlenberg, übersetzt in
Viadukten das nach Sievering hinunter streichende Tal und
erreicht am Dreimarksteine bei Sallmannsdorf, wo ein
Aussichtsturm geplant ist, die größte Höhe, um sich dann
zu spalten. Die Hauptstraße geht
als Aussichtstraße am Michaeler
Walde entlang, über den Schafberg
nach Gersthof und in starken Win
dungen bis zur Flözersteige, um an
der Hütteldorfer Straße unterhalb
Baumgarten zu endigen. Die Zweig
straße folgt weiter oben einem vor
handenen Waldwege nach Neuwald
egg und geht dann weiter durch den
Wald bis Hütteldorf. Manche dieser
Strecken von insgesamt 5 km Länge
sind bereits vorhanden. Die Höhen
straße ist als Fahrstraße gedacht,
deren Steigung 60% nicht übersteigen
soll, mit 8 m breiter Fahrbahn und
streckenweise mit Baumreihen zu
beiden Seiten. Die Fahrwege sollen
neben der Fahrstraße selbständig
ausgebildet und durch die angren
zenden Wald- und Wiesenflächen
hindurchgeführt werden. Mehrfache
*) Für die Erlaubnis des Abdruckes sei
auch an dieser Stelle dem Herrn Bürgermeister
von Wien bestens gedankt.
Verbindungen mit den Vorortstraßen und der Hernalser
Hauptstraße sind vorgesehen.
Der Wald- und Wiesengürtel hängt nun eng mit dieser
Aussichtstraße zusammen, ist also ebenfalls weiter von der
Stadt abgerückt, als Faßbender vorgeschlagen hatte. Hierfür
war hauptsächlich der Waldschutz maßgebend. Der Gürtel
zerfällt in drei Teile, dessen erster vom Fuße desKahlenberges
an der Donau bis zum Wienflusse reicht. Der bestehende
Wald ist hier fast vollständig einbezogen; längs der durch die
zungenartig auslaufendenWaldbestände unregelmäßigenBe-
grenzung gegen dieStadt hin befinden sichWiesenstreifenvon
wechselnder Breite zwischen 60 bis 270m. Die Fläche beträgt
im ganzen 1734 ha, wovon 1174 ha Wald, der Rest Wiese ist.
Der zweite Teil liegt im Stadtgebiete mit offener Bau
weise; er grenzt an den Kaiserlichen Tiergarten und den
Schönbrunner Park. Hier ist eine Reihe einzelner, von
einander getrennter öffentlicher Anlagen geplant, mit einer
Gesamtfläche von 129 ha, wovon rund 9 ha Wald; den
Rest bilden Wiesen und Äcker.
Der dritte Teil durchzieht meist kleinbürgerliche
Stadtteile, in denen die dreigeschossige Bebauung vor
herrscht. Hier fehlen Waldbestände und Wiesen gänzlich;
diese sollen nun neu geschaffen werden in drei Komplexen,
die untereinander ein mehr als 100 m breiter Gartenstreifen
verbindet. Die Gesamtfläche würde 262 ha betragen, fast
a / 5 der Größe des Praters. Außerdem ist auf dem nach
Süden gerichteten Auslaufe des Laaerberges ein mit dem
Zentralfriedhofe durch eine breite Gartenstraße zu ver
bindende Parkanlage vorgesehen.
Gegen denDonaukanal ist neben mehreren kleinen Park
flächen von zusammen 30 ha eine größere von 38 ha auf der
Simmeringer Heide geplant, die wiederum durch eine Garten
straße in Verbindung mit dem Prater gebracht werden soll.
Endlich ist noch eineAnzahl größerer Gartenkomplexe tief bis
zur Vorortlinie der Stadtbahn hinein in Aussicht genommen.
Am linken Donauufer wird die Lobau mit 1904 ha in
den Gürtel einbezogen und weiter, um diese mit dem Prater
M. 1 : 200 000.
Abb. 2.