DER STÄDTEBAU
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BÜCHER- UND SCHRIFTENSCHAU.
H eimische Bauweise in oberbayern.
Beispiele einfacher Wohngebäude für die Kleinstadt und
das Land. Zweite Auflage. Herausgegeben 'von Franz Zell,
Architekt in München, München 1905. Schriften des Bayerischen
Vereins für Volkskunst und Volkskunde, E. V. in München No. 1.
Verlag der Süddeutschen Verlagsanstalt G. m. b. H., Heustraße 18.
Preis 1,20 Mark.
Zur Empfehlung dieses trefflichen Werkes können wir nichts
besseres tun, als das Geleitwort wiederzugeben.
„Im Laufe des ig. Jahrhunderts wurde die gesunde Überlieferung
eines hochentwickelten Bauhandwerkes völlig verlassen und an
Stelle der früheren schönen, das Herz erfreuenden Bauart trat jene
nüchterne Schablone, die den Freund der Heimat mit tiefer Be
trübnis erfüllen muß. Einsichtige' haben das auch erkannt, und
fast zahllos sind heute in Deutschland die Bestrebungen, welche
dahin zielen, im volkstümlichen Bauwesen eine Besserung des Ge
schmacks zu erreichen; durch Wort und Schrift, in Vereinen und
Vorträgen werden jetzt mit Energie die Sünden vergangener Jahr
zehnte gut zu machen gesucht. So haben die beiden bayerischen
Ministerien des Innern und für Kirchen- und Schulangelegenheiten
in einer Entschließung vom 1. Januar 1904 den Behörden zur Pflicht
gemacht, daß der schlichten einfachen Bauweise wieder Rechnung
getragen und Neubauten passend in die Umgebung eingegliedert
werden sollen.
Im Bayerischen Vereine für Volkskunst und Volkskunde in
München wurde ein eigener Ausschuß gebildet zur „Pflege der
heimischen Bauweise“, welcher Gemeinden und Privaten mit
Rat und Tat an die Hand geht. Aber auch Schulen bemühen
sich, „heimische Bauweise“ zu pflegen. Die Kgl. Baugewerk
schule in München war wohl die erste, die für dieses Gebiet
einen eigenen Unterricht einführte, mit dem der Verfasser des
Schriftchens betraut wurde. In diesem werden einige Er
gebnisse dieses Unterrichtes — welcher in Vorträgen, Skizzieren
und Ausarbeiten von Entwürfen besteht — gezeigt werden.
Die Schüler werden in den Vorträgen an der Hand reichen
Materials mit der eigenartigen Bauart der oberbayerischen
Städte und auf dem Lande bekannt gemacht. Bei Aus
arbeitung gestellter Aufgaben soll das in den Vorträgen Ge
sagte praktisch angewendet werden. Wie ungefähr der „An
schluß an die ortsübliche Bauweise“ in derPraxis durchzuführen
wäre, zeigen die Abbildungen auf Seite r3, die hier wieder
gegeben werden. Es ist ganz selbstverständlich, daß es sich
bei diesem Unterricht nicht etwa um bloße Anwendung von
angelernten Motiven handeln kann, sondern daß die gestellten
Aufgaben zuerst im Grundriß entwickelt werden, wobei alle
modernen Techniken und praktischen Neuerungen vollauf
Berücksichtigung finden. Wenn hier Grundrisse und Schnitte
weggelassen sind, so geschah das, um den Preis dieses Heftes
möglichst gering zu gestalten, andererseits weil es nur unsere
Absicht war zu zeigen, wie in formeller — also in architek
tonischer Hinsicht — kleine Bauaufgaben gelöst werden
können. Zur Erreichung des vorgesteckten Zieles ist es un
bedingt notwendig, die bisher üblichen Vorlagen werke mit allen möglichen
zusammengetragenen Motiven bei Seite zu legen und dafür die charakte
ristische Bauart unserer Ortschaften — und alle ohne Ausnahme besitzen
eine solche — zu studieren. Deshalb wird auch im Unterricht viel Gewicht
darauf gelegt, jeden Entwurf einem bestimmten Orte oder einer bestimmten
Gegend anzupassen. Besondere Rücksicht wird für diese einfachen Bauten
auch auf den Wert der Farbe — dem bekannten Farbendreiklang „weiß,
rot, grün“ — genommen.“
Das Heftchen ist allen Fachmännern und namentlich den ländlichen
Baumeistern bestens zu empfehlen.
S AMMLUNG PREISGEKRÖNTER UND ANGEKAUFTER
ENTWÜRFE ZU KLEINWOHNUNGEN in Mappe mit
60 Tafeln nebst Vorwort, ausgearbeitet nach den Angaben des Preisgerichts
durch die betreffenden Verfasser, Herausgegeben vom hessischen Zentral
verein für Errichtung kleiner Wohnungen (Ernst Ludwig-Verein) in Darm
stadt. Preis 10 M.
B ericht über die m. Hauptversammlung des
ERNST LUDWIG-VEREINS IN DARMSTADT, enthal
eschäftsbericht der WOHNUNGSGESELLSCHAFT m. b. H.
für das sechste Geschäftsjahr 1904 in Frankfurt a. M., Höfergasse 40.
tend: a) den vom Professor Dr. Andre aus Marburg über das Erbbau
recht und b) den vom Rechtsanwalt Dr. Stein aus Darmstadt über die
beim Verkauf von auf gemeinnütziger Grundlage abzuschließende Verträge
gehaltenen Vortrag. Preis 1,50 M.