DER STÄDTEBAU
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springenden Hügel geschlossen zu bebauen, die Abhänge
ringsum für einzelne Villen und kleinere Wohnhaus
gruppen auszunutzen, die sumpfige Sohle aber vollständig
frei zu halten. Das neue Verkehrsnetz ergab sich durch
den Ausbau vorhandener Wege und Straßen, durch Um
führung der Sumpfwiesen, als der natürlichen inneren Be-
bauungsgrenze, durch Anlage von leichten Zufahrtswegen
zu den neuen Baustellen, wobei auf die Steigungsverhält
nisse peinlich Rücksicht genommen ist.
Auf die leichte Erreichbarkeit der etwa 20 Minuten
entfernten Station Nidda wurde Bedacht genommen. Als
einzig neuer Hauptverbindungsweg wurde eine Straße an
gelegt, die im NO. am höchsten Punkte der Straße Geis-
Nidda abzweigt, mit leichtem Gefälle neu zu erschließendes
Bauland durchschneidet, den Soderweg kreuzt und in
den Straßenring einmündet, der die Sumpfwiesen um
schließt. Die Haltestelle Salzhausen ist durch eine ost
wärts abzweigende Straße mit dem nordöstlichen Viertel
in Verbindung gebracht. Die Umgebungsstraßen der
Sumpfwiesen bilden für die Badegäste engere und weitere
Promenaden, die nicht das leidige hin und her der üb
lichen Badepromenaden aufweisen, sondern einen ge
schlossenen Umlauf ermöglichen.
Die Quellen haben neue Fassungen erhalten, die Stahl
quelle einen architektonisch ausgebildeten Zugang von der
Landstraße her und eine Auszeichnung durch eine mäch
tige Baumgruppe, die einen kleinen Brunnenhof über
schattet; an der Schwefelquelle ist eine kleine Halle an
geordnet; die Lithionquelle ist überbaut gedacht. Zwei
Teiche in der Ostecke der Sumpfwiesen, Landgrafen- und
Rolandsteich, von hohen Bäumen umgeben, sind in die
Promenade einbezogen. Auf der Landzunge zwischen den
Teichen ist ein Tempelchen oder Pavillon gedacht.
Der natürliche Mittelpunkt des Verkehrsnetzes bleibt
das alte Kurhaus. Die Erweiterungsbauten und Bade
hallen gruppieren sich an das bestehende Gebäude an,
unter Schonung der schon bestehenden Nebengebäude.
Zwei kleine Eckpavillons mit Mansarddächern konnten
als Flankierungsbauten für den Hauptzugang verwendet
werden. Die südwärts abzweigende Allee mit zum Teil
alten Bestände, führt am Musikpavillon vorbei zum Sport
plätze, der zwischen dem hier steil abfallenden Hang und
dem einspringenden Hügel gebettet ist. Die zum Teil un-
bebaubare Anhöhe kann leicht zur Tribüne umgeschaffen
werden: Die umliegenden Straßen sind doppelreihig be
pflanzt und mit Pavillons besetzt Außer dem Kurhause
sind noch ein Hotel großen Stils und ein Sanatorium vor
gesehen. Das Sanatorium liegt in einer Bodenfalte des
Nordabhanges, weitab von der Landstraße, im Rücken und
zu beiden Seiden von Wald gedeckt, nach Süden gegen
einen Terrassengarten offen. Das sumpfige Gelände gegen
Garten und Landstraße ist zum Teich umgewandelt, wo
durch die ganze Anlage eine schöne Abrundung gewinnt.
Das Hotel legt sich als Talsperre zwischen die Landstraße
und das Gehölz, das die nordöstliche Begrenzung des
Sanatoriumgrundstückes bildet. Zu beiden Seiten der
Straße Kaufläden, wie solche auch in der Nähe des Kur
hauses auf einem ungenutzten Geländezwickel sich erheben.
Neben den Hotels sind für die Kurgäste und für
ständige Einwohner Einzelwohnhäuser und Villen ge
plant. Die Aufteilung dieser Grundstücke, wie
sie im Bebauungsplan angegeben ist, kann nur
als Vorschlag betrachtet werden. Nur ein ge
ringer Teil davon ist bisher parzelliert. Im Westen
gruppiert sich eine solche Ansiedlung um den alten
Steinbruch, der leicht zu gärtnerischen Anlagen um
gewandelt werden kann. Die ringsum führenden Land
straßen weisen alle Bepflanzung auf. Die Zufahrtswege
im Innern des Viertels sind als etwa 5 m breite kleine
Gartenstraßen gedacht, ohne Bürgei steig. Die Häuser sind
nicht durchweg im gleichen Abstande von der Straße ge
dacht. Es ist vielmehr eine Gruppierung des ganzen
Straßenbildes ins Auge gefaßt und außerdem darauf Be
dacht genommen, daß die Häuser sich gegenseitig mög
lichst wenig die Aussicht nehmen. Um keine zu große
Gleichförmigkeit aulkommen zu lassen, sind auch Doppel
villen eingeschoben.
Eine Anzahl von Villen nutzt die geschützte Lage des
Sanatoriums aus, eine weitere Gruppe bildet sich zwischen
dem großen Hotel, der Landstraße und der Bahn. Hier
ist längs der Bahn geschlossene Bebauung angenommen,
um gleich von vornherein auch kleinere und billigere
Wohnungen möglich zu machen. Am höchsten Punkte
der Landstraße, in der Nähe der Bahnkreuzung führt die
kleine Straße mit der einseitig geschlossenen Bebauung zu
einer Kapelle, die den Weg zum Friedhofe weist. Eine
weitere Betonung dieses als Wasserscheide und Abschluß
der Bebauung wichtigen Punktes bildet die Anlage einer
Restauration. Ähnliche Bedingungen wie das nördlich der
Landstraße gelegene Gelände weist der südliche Abschnitt
nach dem Soderweg zu auf. Jenseits des Soderweges
beginnt der Niddaer Hang, der einen schönen Blick aut
das ganze Tal bietet, mit den Kurhausanlagen im Mittel
grund und dem Wald als abschließenden Saum. Der
starke Abfall des Geländes läßt nur einreihige Bebauung
zu. Die Zufahrtstraßen sind denn auch hier nur 5 m breit
angenommen. Die lange Reihe der Villen wird durch
einen reich ausgebildeten Aufstieg zur Anhöhe unter
brochen, die von einer Gloriette bekrönt wird.
Im Gegensätze zu den locker aufgebauten Ansiedlungen,
die rings die Abhänge beleben, steht der im Stidwesten
vorspringende Hügel mit seiner geschlossenen Bebauung.
Auf dem höchsten Punkte steht die Kirche, die Breitseite
gegen das Tal gestellt, den Turm gegen den Talausgang.
Durch eine Zufahrt mit mäßigem Gefälle ist der Kirch-
hügel mit der nach Geis führenden Landstraße verbunden.
Diese Zufahrtstraße sowie der untere Saum und die Kuppe
des Hügels sind geschlossen bebaut. An der dem Kur
hause nächstgeiegenen Ecke erhebt sich ein öffentliches Ge
bäude für Post und Feuerwehr. Auf der Höhe gruppieren
sich um die breitgelagerte protestantische Kirche das Rat
haus, die katholische Kirche und die Schule. Arkaden
umfassen den Platz und öffnen sich zwischen Rathaus und
katholischer Kirche. Für die Kirch- und Schulbesucher
führen drei Fußwege zur Höhe. Es ist angenommen, daß
sich an diesem Hügel die seßhaften Leute, auch die Hand
werker und Gewerbetreibenden anbauen werden. Die
dichte Ansiedlung und starke Bekrönung dieses Hügels ist
für eine eigenartige Entwicklung des Talbildes von aus
schlaggebender Bedeutung,