2. Jahrgang
1905
1. Heft
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DER STÄDTEBAU.
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INHALTSVERZEICHNIS: Zur Einleitung. —Von den Beziehungen der Zonenbauordnung zum Bebauungsplans. Von Theodor Goecke, Berlin.
Ein Vorschlag zur Umgestaltung des Wilhelmplatzes in Posen. Von Johannes Bartschat, Posen. — Ausgestaltung des Anlagenplatzes an der Valpichler
straße in München, Von Otto Lasne, München. — Architekt oder Landmesser? Von Rudolf Stölcker, Konstanz. — Neue Bücher. Besprochen von
Theodor Goecke, Berlin. — Chronik. — Kleine Mitteilungen. —- Briefkasten.
Nachdruck der Aufsätze ohne ausdrückliche Zustimmung der Schriftleitung verboten.
ZUR EINLEITUNG.
Ein Jahr heißer Arbeit liegt hinter uns. — Herausgeber und Verleger haben sich bemüht, das
Beste zu bieten und hoffen wenigstens, in der Fülle des Stoffes etwas geboten zu haben, das gegen
wärtiges Streben wiederspiegelt, zur Klärung streitiger Fragen beiträgt und zum Weiterschaffen
anregt. Wir danken allen Mitarbeitern für die uns in reichem Maße zuteil gewordene Unterstützung.
Auch im neuen Jahre soll unser Ziel dasselbe bleiben, wie es das Titelblatt andeutet: Der Erkenntnis
die Wege zu bahnen, daß der Städtebau zu einer Städtebaukunst erhoben werden müsse, zu einer
Kunst, die sich aufbaut auf der natürlichen Grundlage der wirtschaftlichen, gesundheitlichen und
gesellschaftlichen Forderungen unserer Zeit.
Neue Aufgaben sind damit dem Städtebau gestellt. Der alleinherrschende Fürstenwille hatte im
XVII. und XVIII. Jahrhundert von einem künstlerischen Grundgedanken auf großartige Schau
wirkungen ausgehend, Straßen und Platzwandungen einheitlich gestaltet und zwar auf Grund eines
geometrischen Lageplans, den die der Selbstverwaltung über den Kopf gewachsene Bodenspekulation
des XIX. Jahrhunderts mit der Architekturmaske der Mietkaserne als willkommenes Erbe über
nommen hat. Individuelles und soziales Wohnbedürfnis war dabei nicht zu befriedigen. Darum
war ein Rückblick auf das malerische Bild der mittelalterlichen Stadt notwendig, die, selbst noch
im Barockgewande, den vom praktischen Zwecke auf eine ausdrucksvolle Gestaltung gerichteten
Sinn unserer Altvordern erkennen läßt. Mit nichten sollen wir aber in romantischer Anwandlung
den Stadtplan des Mittelalters nachahmen. Die Entwicklung der Industrie hat das wirtschaftliche
Leben gewaltig gesteigert, und die Zusammendrängung der Stadtbewohner erfordert gesundheitliche
Maßnahmen im Interesse der Gesellschaft. Wir werden daher die Großzügigkeit des landesfürst
lichen und die Wohnlichkeit des mittelalterlichen Städtebaues zu vermählen haben, um den Auf
gaben unserer Zeit gerecht zu werden.
Dabei mitzuwirken, erbitten wir weiter tatkräftige Hilfe, und da bereits eine Anzahl wertvoller
Abhandlungen vorliegt, zum Teil sogar schon seit längerer Zeit, so daß wir des verspäteten Ab
druckes wegen die Nachsicht der Herren Verfasser anrufen müssen, so erstreckt sich unsere Bitte
namentlich auf die Einsendung von Beiträgen mit Plänen und Schaubildern.