DER STÄDTEBAU
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von Wohnstraße, bezw. von Wohnhof vorführt, nämlich
zwischen je 2 m breiten Vorgärten nur 5 m breite Wege,
beiderseits mit je J 5 Doppelhäusern besetzt, wovon die
beiden in der Mitte gegentiberstehenden hinter die Flucht
zurückgeschoben sind, um einen stillen Platz zu bilden,
nach dem hin die Wohnküchen des Hauses gerichtet sind,
damit die Mutter bei ihrer Arbeit die Kinder im Auge be
halten kann. Der Redner betonte, daß es nicht auf Grund
sätze für die künstlerische Gestaltung ankomme, sondern
auf die künstlerische Tat selber, auf die Gewinnung tüch
tiger Architekten, auch für den Bau für Arbeiterwohnungen.
Endlich die „Gärten“, über deren Anlage an Stelle
des verhinderten Professor Dr. Lichtwarck aus Hamburg,
der städtische Gartendirektor Encke aus Cöln in dem auch
von unserer Zeitschrift vertretenen Sinne sprach.
Im ganzen eine Fülle geistvoller Anregungen, die
unterstützt wurden durch eine Ausstellung vortrefflicher
Zeichnungen und Modelle für Arbeiterwohnhäuser im
Folkwang-Museum des Herrn K. E. Osthaus, der in dieser
seiner, der Stadt Hagen, zugute kommenden Gründung die
Hebung künstlerischer Kultur anstrebt und in seinen, von
dem Architekten van de Velde ausgestalteten und ausge
statteten Räumen die Teilnehmer der Versammlung mit
liebenswürdiger Gastfreundschaft empfing. Herr Osthaus
hat sich nicht allein den Dank seiner Mitbürger, sondern
auch aller Teilnehmer der Konferenz durch die Anregung
erworben, die Versammlung in Hagen abzuhalten.
Außer dem bereits erwähnten Entwürfe von Henrici,
waren noch die reizvoll flott dargestellten Pläne des Ernst-
Ludwigvereins zu Darmstadt, und zwar ein mit dem
I. Preise gekrönter für Ein-, Zwei-, Zwillings-, sowie
Vier- und Sechsfamilienhäuser, mit allerdings sehr kleinen
Räumen und sehr mäßigen Baukosten, sowie ein mit dem
II. Preise bedachter für Doppel- und Vierfamilienhäuser
in einfacherer Weise, dazu die Modelle eines der ange
kauften Entwürfe ausgestellt. Ferner die Modelle von
Arbeiterhäusern für Sinn in Nassau von Schultze-Naum-
burg in einfacher Bauernhausform, die Pläne des Hoch
bauamts der kgl. bayerischen Staatsbahnen, insbesondere
der Lageplan für eine Ansiedlung auf dem Verschub-
Bahnhofe zu Nürnberg, mit etwas gekünstelten Straßen
zügen, das Modell der vorhin schon erwähnten Kolonie
Altenhof von Krupp mit Platzanlage und der geplanten
Erweiterung, weiter der Lageplan zur Ansxedlung Marga
retenhof, der Friedrich-Alfredhütte mit Platzanlage, die
an zwei Seiten von Lauben zur Verbindung der Bade- und
Konsum-Anstalten, Lesehallen und Kleinkinderschulen um
zogen ist, endlich die Lagepläne der Gelsenkirchner Berg
wergs-Aktiengesellschaft für die Ansiedlungen Zollern,
Grimberg und Westhausen. Dazu war eine Sammlung
von Aufnahmen gefügt, die von Studierenden der Tech
nischen Hochschule unter Leitung des Professors Henrici,
und auch von diesem selbst in der Umgegend von Aachen
gemacht worden sind, die eine Reihe schöner Beispiele
charakteristischer Bauernhäuser und Höfe, Dorfstraßen
(z. B. Verlautenheiden) darstellen. An solchen einfachen
Beispielen werden die jungen Architekten am ersten kom
ponieren lernen.
Den einen oder anderen der ausgestellten Entwürfe hofft
die Zeitschrift demnächst noch veröffentlichen zu können.
nser Mitarbeiter, DR. ING. EMERICH FORBAT, Zivilinge
nieur in Budapest, hat im internationalen Wettbewerbe einen Preis
von 8000 Kr, für seinen Entwurf zur Wasserversorgung und Entwässerung
der Stadt Varna in Bulgarien erhalten.
'T\EM WETTBEWERBE UM EINEN STADTPLAN FÜR
HELSINGBORG liegt ein ausführliches Programm zu Grunde,
dessen sich auf die Bebauung beziehenden Sätze in Folgendem mitgeteilt
werden: Die Baugesetze für die Städte des Reiches sowie die Bauordnung
der Stadt Helsingborg sind zu befolgen, jedoch steht es den Bewerbern
frei, dem Plane auch einen Entwurf beizufügen, welcher auf solchen Ge
bieten, die ausschließlich für nach besonderen Vorschriften auszufübrende
Wohnhäuser vorgesehen sind, Straßen von weniger als zwölf Meter Breite
aufnehmen kann. Der Entwurf ist im Maßstab t : zooo auszuführen und
hat die im Plane cinbegriffenen Viertel in solcher Anordnung aufzu
nehmen, daß die darauf befindlichen Grundstücke am zweckmäßigsten be
baut und drainiert werden können. Ist dem Entwürfe für größere oder
kleinere Stadtteile eine bestimmte Bauplatzeinteilung zu Grunde gelegt,
welche damit in unmittelbarem Zusammenhänge steht, so ist diese Bau
platzeinteilung gleichfalls in den Entwurf einzutragen. Für öffentliche
Gebäude geeignete Grundstücke oder Bauplätze sind vorzusehen, ebenso
ein grösseres Feld mit Anpflanzungen für Ausstellungen, sportliche Zwecke,
Spielplätze usw. Der Plan soll ebenfalls besondere Gebiete oder Viertel
für Villengebäude, Arbeiterwohnungen, Fabriken u. dgl. umfassen. Be
sonderes Gewicht ist darauf zu legen, daß den einzelnen Stadtteilen in
möglichst großer Ausdehnung freie Aussicht über den Sund bereitet wird.
Dazu kommen die Anforderungen an die Straßen- und Entwässerungsan
lagen; die Hauptzuwege der Stadt sind genau bezeichnet, ferner die zur
Bebauung mit öffentlichen Gebäuden, zu Parkanlagen, zu Landhaus- und
Fabrikvierteln geeigneten Gebiete. Dem Programm liegen außer der Bau
ordnung zahlreiche Karten bei mit Höhenkurven, Grundbesitzangaben und
Entwürfen zur Umlegung der Westküstenbahn bzw. zur Ausfüllung des