DER STÄDTEBAU
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Schöpfungen Giovanni da Bolognas, des großen nieder
ländischen, aber hauptsächlich in Italien wirkenden
Meisters. Sein Brunnen von 1564 auf dem großen Platze
in Bologna zeigt in der Mitte des Beckens einen Aufsatz
an dessen Ecken Najaden auf Delphinen reiten und Wasser
aus den Brüsten spritzen, dazwischen sind Schalen auf
Konsolen ruhend verteilt, darüber folgt wieder ein Aufsatz,
auf dessen Ecken Knaben reiten und als Bekrönung dient
der auf einem Delphin stehende Neptun. DerOceanus und
die drei großen Stromgötter an dem Brunnen der Isola
bella im Boboligarten zu Florenz bilden eine Prachtdeko
ration ersten Ranges. Ein anderer Brunnen desselben
Gartens zeigt eine Schale, über deren Rand sich die Köpfe
von Satyrhermen emporheben, in der Mitte steht die Figur
einer Venus. In der Villa reale zu Florenz befindet sich
die Venusfontäne von Giov. da Bologna; unter ihrer
Schale sind Delphine angebracht. Ebenda, ein Brunnen
in dessen Becken .zwei Figuren auf Postamenten stehen;
den mittleren Stamm zieren unten Kinderfiguren, darüber
eine Schale, dann folgt wieder ein Stamm mit Kindern, der
eine zweite Schale trägt, aus der ein schlanker Schaft
hervorragt, von der Gruppe des Herkules wie er den An-
täus würgt bekrönt. Das Werk ist von Tribolo und Am-
manati geschaffen, Im Hofe des Pal. Vecchio zu Florenz
steht ein Brunnen von Verrocchio aus dem 15, Jahrhundert;
er bildet eine auf einem Postamente ruhende Schale, dar
über ein hoher Aufsatz, der einen geflügelten Knaben mit
einem Schlauch in Bronze trägt. Prato besitzt einen Brun
nen mit reichem, erhöht liegendem Becken; an seinem
Rande zeigt sich ein wasserspeiender Schwan, in der Mitte
ein Rundpfeiler mit Delphinen, darüber eine Schale, aus
der eine Knabenfigur emporsteigt. Der Brunnen auf dem
großen Platze zu Pesaro besteht aus einem weiten Becken,
in dem scheinbar schwimmende Seepferde gebildet sind,
in der Mitte tragen Tritonen eine Muschelschale. Der
Brunnen hebt sich wirksam vom Hintergründe des Palazzo
communale ab.
Nicht dem Stadtbilde zugute kommend, aber doch als
Vorbilder beachtenswert sind die Wasserwerke der römi
schen Villen, die Brunnen der Kloster- und Palasthöfe.
Die Fontänen der Villa Papa Giulio zu Rom sind von Am-
manati, die in der Villa Monte Dragone bei Rom von Giov.
Fontana, die im Hofe des Klosters S. S. Apostoli zu Rom
von Dom. Fontana geschaffen. Die besonders schöne Fon
tana delle Tartarughe in Rom um 1585 rührt von Giac.
della Porta und Taddeo Landini her und ist in Stein und
Bronze ausgeführt. Sie zeigt Delphine und vier bewegte
Jünglingsgestalten, welche die am Rande der Schale klet
ternden Schildkröten tränken. Die innigste Verbindung
der Landschaft mit architektonischer Regelmäßigkeit findet
in den wunderbar reichen Wasserwerken der Villa d’Este
in Tivoli von Orazio Olivieri und in denen der Villa Aldo-
brandini zu Frascati, 1598 von Giov. Fontana und Orazio
Olivieri einen phantasievollen Ausdruck. Ein Brunnen von
Giac. della Porta in der letztgenannten Villa hat ein Becken,
dessen Rand mit Vasen besetzt ist, in demselben ein
zweites Becken, in dessen Mitte ein Aufsatz mit Figuren
aufsteigt. Eine schöne Fontäne inmitten eines großen,
quadratischen, von vier Brücken durchschnittenen Beckens,
die zu einem mittleren Rundbecken führen, befindet sich in
der Villa Lante bei Bagnaia unweit Viterbo. Aus der
Mitte des Rundbeckens erhebt sich ein achtteiliger Unterbau,
auf dem vier überlebensgroße Jünglingsfiguren stehen; die
Abteilungen des großen Beckens zeigen Marmorschiffchen,
die von Genien gerudert werden.
Viterbo ist reich an schönen Brunnen. Die Fohtana
della Rocca daselbst auf weitem Platze, durch einen trep
penförmigen Untersatz erhöht, hat zwischen den Treppen
verteilte Becken, darüber folgt ein zweites polygonales
Becken, aus dem eine Säule mit zwei Schalen aufsteigt.
Der Brunnen im Hofe des Palazzo municipale daselbst aus
dem 16. Jahrhundert hat über dem auf einem Stufenunter“
bau ruhenden Becken zwei Schalen, von denen die untere
von Delphinen getragen wird, während aus der oberen ein
von zwei Löwen gehaltener Palmbaum herauswächst. Ein
anderer Hofbrunnen im Palazzo Vescovila daselbst zeigt ein
Becken, aus dem sich eine plumpe Schale hervorhebt. Der
Brunnen auf Piazza Vitt, Emanuele daselbst, von 1600, be
steht aus einem Becken, aus einem Untersatze, in dessen
Mitte lagernde Löwen angebracht sind und darüber aus
zwei Schalen, ln Asciano bei Siena steigt aus dem
Becken eines Hofbrunnens eine Kandelabersäule auf, die
Wasserstrahlen aussendet. Fano besitzt einen Brunnen
von 1576 auf dem großen Platze; im Becken scheinen
Löwenfiguren zu schwimmen, in der Mitte erhebt sich ein
Pfeiler, der eine Schale trägt; über derselben erscheinen
Delphine und als Bekrönung eine weibliche Figur. Am
Brunnen auf Piazza Madonna in Loreto führen Stufen zu
einem unteren Becken, auf dessen Rande Figuren sitzen;
der mittlere Untersatz zeigt geflügelte Drachen an den
Ecken, darüber eine Schale, weiter oben sitzende Figuren
und wieder eine Schale. (Schluß folgt in Heft n,|
BERLINER PLÄTZE UND PRACHTSTRASSEN.
Von THEODOR GOECKE, Berlin.
Zu den nachfolgenden Betrachtungen und Studien haben
in der verflossenen Städteausstellung zu Dresden und jetzt
wieder in der Gartenbauausstellung zu Düsseldorf ausge
hängte Pläne der Städte Berlin, Charlottenburg, Schöne
berg usw. Anlaß gegeben. Der Einfachheit halber wird im
folgenden unter Berlin schlechtweg das Konglomerat von
Städten und Vororten verstanden, das zwar keine poli
tische und vorläufig auch noch keine wirtschaftliche Ein
heit bildet, aber doch baupolizeilich von der Mitte nach
außen hin nach denselben Grundsätzen abgestuft ist und
in Bezug auf den Verkehr und die Anbauung als ein zu
sammenhängendes Ganzes angesehen werden muß.
Die älteren Plätze Berlins — der Leipziger Platz, der
Wilhelmplatz, der Pariser Platz wenigstens in seiner ersten
Anlage, z. T. auch die beiden Plätze am Neuen Tore — sind
Schöpfungen staatlicher Fürsorge. Die sich der Archi
tektur unterordnende gärtnerische Anlage des Leipziger
Platzes, eines städtischen Schmuckplatzes in durchsich-