DER STÄDTEBAU
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Abb. i.
Braunschweig. Brunnen auf dem Altstädter Marke.
dagegen die Wirkung des Nürnberger Brunnens auf das
Straßenbild. Derselbe ist 1385 bis 96 von Heinrich dem
Parlirer errichtet und erhebt sich in der Nähe der Frauen
kirche, den Straßenzug unterbrechend, als reicher turm
artiger Aufbau inmitten eines Beckens. Unten stehen die
Statuen der sieben Kurfürsten, dann folgen die neun Helden
und vor denPfeilern des Mittelgeschosses achtPropheten des
Alten Testaments. Die abschließende Pyramide wird von der
Figur einer Nixe bekrönt; außerdem sind Köpfe als Kon
solen und Tiergestalten als Wasserspeier angebracht. Der
Marktbrunnen in Goslar stammt im wesentlichen noch aus
dem 13, Jahrhundert; der Brunnen auf dem Markte der
Altstadt in Braunschweig von 1408 hebt sich wirkungsvoll
von dem Hintergründe des Rathauses und der Martinikirche
ab. (Abb. 1.) Ein flach liegendes steinernes Becken, in
dessen Mitte ein starker Rundpfeiler drei mit Figuren ge
schmückte, in Blei gegossene, übereinander gestellte Becken
trägt; über der oberen Schale erhebt sich ein zierlich durch
brochener Tabernakel mit Spitze. Ein Brunnen auf dem
Hradschin in Prag, 1373 von Martin und Georg von Clussen-
bach gegossen, zeigt die Figur St. Georgs als Drachentöter.
St. Wolfgang am Obersee im Salzkammergut besitzt einen in
Bronze gegossenen Brunnen von 1500 neben der Kloster
kirche mit burlesken Gestalten unter einem Baldachine.
Der sogenannte Fischkasten neben dem Rathause in Ulm,
1482 von Jörg Syrlin dem Älteren herrührend, zeigt ein
polygonales Becken, aus dem ein turmartiger Aufbau, ähn
lich dem des Nürnberger Brunnens, aufsteigt; an demselben
stehen drei jugendliche Ritterfiguren. Die Brunnen in
Hall a. Kocher und in Urach, etwa von 1481, angeblich
von Meister Christoph von Urach gefertigt, sind beide mit
einer mittleren, Figuren tragenden Spitzsäule versehen.
Die Brunnenhäuser der Klöster aus der gotischen
Periode sind meist verglast und büßen damit merklich an
malerischen Reiz ein; im 15. Jahrhundert verzichtete man
ganz auf ihre Anlage. Ein Brunnen im Kloster Maul
bronn, aus dem 14. Jahrhundert, zeigt drei Schalen über
einander. Der überbaute Weihbrunnen im Dome zu Regens
burg, ein Werk M. Roritzers, wird von einer Gruppe,
Christus und die Samariterin darstellend, bekrönt. Die
Sakristei im Kloster Lüne bei Lüneburg enthält einen
Brunnen aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts; ein
in Bronze getriebenes Becken trägt ein rundes metallenes
Tempelchen mit Tiergestalten und Röhren, aus denen das
Wasser strömt.
Die Brunnenhalle im Heidelberger Schloßhofe zeigt
Spitzbogenarkaden auf monolithen Säulenschäften, die von
der Pfalz in Ingelheim stammen sollen. Der Brunnen auf
dem Fischmarkte in Schwäbisch-Hall von 1509 bildet eine
große viereckige Kufe mit steinerner Rückwand, in der
sich drei Nischen mit Figurengruppen befinden, in der
Mitte St. Georg mit dem wasserspeienden Drachen, in den
Seitennischen wieder Figuren und wasserspeiende Tiere.
Die Brunnenwand stößt einerseits an eine Häuserflucht.
Kuttenberg in Böhmen hat ein großes, auf einem Platze
liegendes Brunnenhaus. Der Brunnen auf dem Fischmarkte
in Basel, von Jakob Sarbach um 1467, besitzt ein polygo
nales Becken in Stein und in der Mitte desselben einen
starken Rundpfeiler, der einen tabernakelartigen Aufbau
mit biblischen Figuren trägt; die Spitze der iLndfiale wird
von einem Engel bekrönt.
Eine größere Bedeutung für die künstlerische Ausge
staltung des Straßenbildes gewinnen erst die reizvollen
Brunnenwerke der Renaissanceperiode, an deren Her
stellung öfter Künstler ersten Ranges beteiligt sind; be
sonders beachtenswert sind die aus der Spätzeit des Stils
stammenden Schöpfungen. Die figürliche Plastik drängt
sich in den Vordergrund, die Stellung der Brunnen ist meist
so gewählt, daß sie als selbständige Kunstwerke zur Gel
tung kommen und zu den umgebenden Gebäuden der
Plätze und Straßen in ein fein abgewogenes Größenver
hältnis treten.
Brunellesco hat, allerdings für Innenräume, den Brunnen
in der Badia bei Fiesoie und den neben der Sakristei von
S. Lorenzo in Florenz, letzteren um 1425, geschaffen. Von
Dom. di Auria und Giov, de Nola rührt ein glücklich ge
dachter Brunnen in der Villa nazionale zu Neapel her;
er ist mit einem Triumphbogen überbaut, an dessen ge
schlossenen Seitenteilen Karyatiden stehen; die Arkade
wird durch eine auf Delphinen ruhende Schale ausgefüllt.
Im Garten des Palazzo Pitti in Florenz befindet sich in
einer Grotte ein Brunnen von Bandinelli und am Rande
eines Teichs die Figur eines Mannes, der Wasser aus
einem Fasse auslaufen läßt. Die Fontaine über dem Hofe
des Palazzo Pitti von Susini zeigt eine gelungene Gesamt
komposition. Der Neptunsbrunnen auf Piazza della Sig-
noria in Florenz von Ammenati zeigt sitzende Figuren auf
dem Rande des niedrigen Beckens, den mittleren Aufbau
von Seepferden umgeben und darüber die Kolossalflgur
Neptuns.
Einen wahren Triumph feiert die Brunnenplastik in
den großartig dekorativen, für alle Zeiten mustergültigen