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der Randstraßen, das Rückgrat der Siedlung bildet. Inter
essant sind ferner die schon sicher in früher Zeit erfolgten
planmäßigen Stadterweiterungen, die sich durchaus den ge
gebenen Verhältnissen angepaßt haben und treffliche Städte
bauliche Lösungen darstellen (Horn, Allentsteig, Zwettl,
Eggenburg und Krems). Die Burgstädte des letzten
Festungsringes, die durchaus im letzten Drittel des XII, Jahr
hunderts entstanden sind, stellen die besten Beispiele der
Kolonialstädte aus dieser Zeit dar. Ihr Planschema stimmt
mit dem der großen Angerdorfanlagen trefflich überein.
Manchmal fand gleich den Dörfern eine Verbauung des
angerartigen Stadtplatzes statt, wie dies Eggenburg, Waid
hofen a. d. Thaya, Laa und Hainburg erkennen lassen.
Auch bei den Burgstädten kann von einer längsförmigen,
dreieckförmigen, sowie der längsförmigen Dreiecksanlage
gesprochen werden. Vor allem ist es die dreieckförmige
Anlage, welche das Planschema den Frühanlagen liefert.
So Krems, Hoher Markt (die Unterstadt entlang der Land
straße gehört dem in Niederösterreich selten vorkommenden
Rippensystem an), Klosterneuburg (Oberstadt), Hainburg
(Gegend der Freiungsstraße zwischen Burgbezirk und dem
Karner), Eggenburg (trefflich planmäßige Angerverbauung
aus dem späten Mittelalter), Horn (ebenfalls Stadterweite
rung), Allentsteig, Zwettl. Der reinen längsförmigen An-
lage großen Formates entsprechen die Städte Hainburg,
Korneuburg, Laa a. d. Thaya. Der längsförmigen Dreiecks
anlage gehören die Städte Drosendorf, Weitra und Waid
hofen a. d. Thaya an. Diese letztgenannten sechs Städte
stellen die vollendetsten Burgstadtanlagen aus dem Ende
des XII. Jahrhunderts dar. Für die planmäßig angelegte
Burgstadt sprechen außer der Geländelage und dem dem
Angerdorf verwandten Planschema einige besondere nur
in der Stadt vorkommenden Eigenarten. So besitzen diese
Burgstädte in den meisten Fällen nur zwei Stadttore, die
für den Durchzugsverkehr bestimmend sind. Dieser wird
in gerader Richtung durch die Stadt über den Stadtplatz
geleitet, und zwar derart, daß eine der Randstraßen des anger
artigen Ortsplatzes als Hauptverkehrsstraße gilt. Also so
mit dem Dorf entgegengesetzt, wo der Durchzugsverkehr
durch die Querstraße geleitet wird. Diese, durch das dör
fische Planschema gegeben, hat nur innerörtliche Bedeutung
und führt vom Stadtplatz aus nach der Stadtburg, Stadt
kirche oder zur Stadtmauer. Überhaupt herrscht das Be
streben, vom Stadtplatz aus die ganze Stadt zu erschließen
und ihn zum markanten Sammelpunkt der ganzen Anlage
zu machen. Bei der längsförmigen Dreiecksanlage, wie sie
Weitra (Abb. 9) und Drosendorf (Abb. 10) so vollendet be
sitzt, tritt mit dem Bestreben, den Durchzugsverkehr mög
lichst einfach durch die Anlage zu führen, ein neuer Straßen-
Abb. 8 (oben) j Stadt Hamburg [ Altstadt kleine Dreiecksanlage, Neustadt
längsförmige Anlage
Abb. 9 (Mitte) / Stadt Weitra / Burgstadt der längsförmigen Dreiecksanlage
Abb. 10 l (unten)
Stadt Drosendorf / Burgstadt der längsförmigen Dreiecksanlage