Path:
Volume H. 12

Full text: Die Baupolitik (Public Domain) Issue3.1929 (Public Domain)

546 
der Randstraßen, das Rückgrat der Siedlung bildet. Inter 
essant sind ferner die schon sicher in früher Zeit erfolgten 
planmäßigen Stadterweiterungen, die sich durchaus den ge 
gebenen Verhältnissen angepaßt haben und treffliche Städte 
bauliche Lösungen darstellen (Horn, Allentsteig, Zwettl, 
Eggenburg und Krems). Die Burgstädte des letzten 
Festungsringes, die durchaus im letzten Drittel des XII, Jahr 
hunderts entstanden sind, stellen die besten Beispiele der 
Kolonialstädte aus dieser Zeit dar. Ihr Planschema stimmt 
mit dem der großen Angerdorfanlagen trefflich überein. 
Manchmal fand gleich den Dörfern eine Verbauung des 
angerartigen Stadtplatzes statt, wie dies Eggenburg, Waid 
hofen a. d. Thaya, Laa und Hainburg erkennen lassen. 
Auch bei den Burgstädten kann von einer längsförmigen, 
dreieckförmigen, sowie der längsförmigen Dreiecksanlage 
gesprochen werden. Vor allem ist es die dreieckförmige 
Anlage, welche das Planschema den Frühanlagen liefert. 
So Krems, Hoher Markt (die Unterstadt entlang der Land 
straße gehört dem in Niederösterreich selten vorkommenden 
Rippensystem an), Klosterneuburg (Oberstadt), Hainburg 
(Gegend der Freiungsstraße zwischen Burgbezirk und dem 
Karner), Eggenburg (trefflich planmäßige Angerverbauung 
aus dem späten Mittelalter), Horn (ebenfalls Stadterweite 
rung), Allentsteig, Zwettl. Der reinen längsförmigen An- 
lage großen Formates entsprechen die Städte Hainburg, 
Korneuburg, Laa a. d. Thaya. Der längsförmigen Dreiecks 
anlage gehören die Städte Drosendorf, Weitra und Waid 
hofen a. d. Thaya an. Diese letztgenannten sechs Städte 
stellen die vollendetsten Burgstadtanlagen aus dem Ende 
des XII. Jahrhunderts dar. Für die planmäßig angelegte 
Burgstadt sprechen außer der Geländelage und dem dem 
Angerdorf verwandten Planschema einige besondere nur 
in der Stadt vorkommenden Eigenarten. So besitzen diese 
Burgstädte in den meisten Fällen nur zwei Stadttore, die 
für den Durchzugsverkehr bestimmend sind. Dieser wird 
in gerader Richtung durch die Stadt über den Stadtplatz 
geleitet, und zwar derart, daß eine der Randstraßen des anger 
artigen Ortsplatzes als Hauptverkehrsstraße gilt. Also so 
mit dem Dorf entgegengesetzt, wo der Durchzugsverkehr 
durch die Querstraße geleitet wird. Diese, durch das dör 
fische Planschema gegeben, hat nur innerörtliche Bedeutung 
und führt vom Stadtplatz aus nach der Stadtburg, Stadt 
kirche oder zur Stadtmauer. Überhaupt herrscht das Be 
streben, vom Stadtplatz aus die ganze Stadt zu erschließen 
und ihn zum markanten Sammelpunkt der ganzen Anlage 
zu machen. Bei der längsförmigen Dreiecksanlage, wie sie 
Weitra (Abb. 9) und Drosendorf (Abb. 10) so vollendet be 
sitzt, tritt mit dem Bestreben, den Durchzugsverkehr mög 
lichst einfach durch die Anlage zu führen, ein neuer Straßen- 
Abb. 8 (oben) j Stadt Hamburg [ Altstadt kleine Dreiecksanlage, Neustadt 
längsförmige Anlage 
Abb. 9 (Mitte) / Stadt Weitra / Burgstadt der längsförmigen Dreiecksanlage 
Abb. 10 l (unten) 
Stadt Drosendorf / Burgstadt der längsförmigen Dreiecksanlage
	        
Top of page
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.