Senatsverwaltung
für Gesundheit, Pflege
und Gleichstellung
Umgang mit Würde und Respekt
Interkulturelle Öffnung von
stationären Einrichtungen der Altenpflege
Handreichung
Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
1 Haupttitel
maximal
3-zeilig
Diese Publikation wurde vom Team des Kompetenz Zentrum Interkulturelle Öffnung
der Altenhilfe (kom•zen) erstellt. Das kom•zen ist als Stabsprojekt der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung eine Einrichtung des Landes Berlin. Es
wird über das Integrierte Sozialprogramm gefördert und von der Arbeiterwohlfahrt
Kreisverband Berlin Spree-Wuhle e.V. und dem Caritasverband für das Erzbistum Berlin e.V. getragen.
Senatsverwaltung
für Gesundheit, Pflege
und Gleichstellung
Das kom•zen begleitete modellhaft in den Jahren 2010 – 2016 das in Berlin-Reinickendorf gelegene Vitanas Senioren Centrum Märkisches Viertel bei seinem Prozess
der Interkulturellen Öffnung. Die Erfahrungen wurden in dieser Handreichung aufbereitet und stehen Entscheidungsträgern, Leitungskräften und Mitarbeitern von stationären Altenpflegeeinrichtungen als Arbeitshilfe zur Verfügung.
Am Entstehungsprozess waren mit ihren Ideen, Rückmeldungen, Ergänzungen und
Korrekturen viele weitere Kolleginnen und Kollegen beteiligt, insbesondere: Sarina Strumpen, Christof Rambke, Dr. Nadia Nagie, Igor Chalmiev, Vijayarany Pathmanathan, Daniela Beyer-Klatt, Meltem Başkaya, Verena Becker, Altun Aktürk, Birgit
Greiner, Uwe Lund, Liisa Jouslahti-Frölich, Britta Feske, Prof. Dr. Marianne KrügerPotratz, Gabriella Zanier, Dr. Peter Zeman, Swantje Kersten, Uli Nickel, Linda Kurz
und Susanne Koch. Bei allen Beteiligten möchten wir uns an dieser Stelle ausdrücklich
bedanken.
Hinweis:
Zur besseren Lesbarkeit ist bei allen Personengruppen auf
eine geschlechtliche Differenzierung verzichtet worden.
4 Uci
aut lantem que officto reicae consecto qui di blacian deribus non eriam reptatque ent elic tem ex eumet re
modipsu.
2
3
Inhaltsverzeichnis
Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung
6
Fokus 6: Öffentlichkeitsarbeit 32
2
Ältere mit Migrationshintergrund in Berlin
8
Fokus 7: Pflegerische und gesundheitliche Versorgung 33
9
Fokus 8: Haus und Garten 34
2.2 Migrantenorganisationen und Migrantenselbstorganisationen
als Partner für stationäre Einrichtungen 10
Fokus 9: Das leibliche Wohl 36
Fokus 10: Netzwerkarbeit 38
Fokus 11: Glauben und Rückzug 40
Fokus 12: Veranstaltungskalender 40
Fokus 13: Fachliche Impulse austauschen 42
5
Typische Stolpersteine im Interkulturellen Öffnungsprozess 43
2.1 Verteilung Älterer mit Migrationshintergrund in Berlin
3
Stationäre Altenpflege in der Migrationsgesellschaft 11
3.1 Pflegeerwartungen und Pflegebedarfe älterer Migranten
– anders und doch gleich 11
3.2 Kultursensible Pflege 13
3.3 Mitarbeiter mit Migrationshintergrund – ohne sie geht es nicht 15
4
Interkulturelle Öffnung als Organisationsentwicklungsprozess 17
4.1 Interkulturelle Öffnung: ein auf Dauer angelegtes Projekt 18
Ideen für die Projektplanung 19
Ideen für die Projektphase 21
Ideen für die Verstetigung 25
4.2 Hilfen für den Alltag eines interkulturellen
Organisationsentwicklungsprozesses 26
5.1 Interkulturelle Öffnung einfach ‚verordnen’ 43
5.2 Auf Unterschiedlichkeit fixiert sein 44
5.3 Unterschiede tabuisieren 45
6
Vom Umgang mit Vorurteilen und Widerständen – ein Faktencheck 46
7
Weitere Informationsmöglichkeiten 48
Kompetenz Zentrum Interkulturelle Öffnung der Altenhilfe (kom•zen) 48
Forum für eine kultursensible Altenhilfe 48
Arbeitsmaterialien für die Praxis und Publikationshinweise 49
Fokus 1: Bekenntnis und Leitbild 26
8
Fokus 2: Die Ressourcen der Mitarbeiter aufgreifen und fördern 27
8.1 Arbeitsmaterialien 49
Fokus 3: Bewohner und Angehörige einbeziehen 28
8.2 Kontakte 50
Fokus 4: Ehrenamtliche und Freiwillige 29
8.3 Erweiterte Publikationsliste 51
Fokus 5: Mehrsprachigkeit und Übersetzungsleistungen 30
Impressum 57
4
5
Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
Einleitung
1 Einleitung
Weniger, älter und vielfältiger – mit diesen drei Begriffen lässt sich die anstehende demographische Entwicklung in Deutschland zusammenfassen. Diese Veränderungen in
der Gesellschaft wirken sich auch auf Institutionen im Sozial- und Gesundheitswesen
ebenso aus wie umfangreiche Rechtsnovellierungen der jüngeren Zeit. Hierzu zählen
u.a. die Pflegestärkungsgesetze mit der Umsetzung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs. Immer mehr unterstützungsbedürftige Ältere sind nicht in Deutschland geboren, sondern irgendwann in ihrem Leben nach Deutschland eingewandert. Hinzu
kommt, dass sich auch unter den zuletzt neu eingewanderten Geflüchteten zahlreiche
ältere Menschen befinden.
Gleichzeitig stammen immer mehr Fachkräfte in Institutionen der Altenhilfe aus Familien mit Migrationsgeschichte. Darüber hinaus werben Programme der Bundesregierung Fachkräfte insbesondere für Gesundheitsdienstleistungen aus dem Ausland
an. Die Normalität grenzüberschreitender Migration verändert auch die Institutionen
der Altenhilfe.
Mit einer Interkulturellen Öffnung reagieren Organisationen wie Altenpflegeeinrichtungen, Wohlfahrtsverbände, öffentliche Verwaltungen und Bildungseinrichtungen
etc. bewusst auf diese Entwicklung und möchten sich migrations-, kultur-, und ggf.
auch religionssensibel aufstellen. Dabei hat sich in den vergangenen 20 Jahren das
Verständnis von Interkultureller Öffnung weiterentwickelt. Während zu Beginn der
1990er Jahre unter Interkultureller Öffnung vorrangig eine gesellschaftspolitische
Haltung verstanden wurde, bezeichnet der Begriff mittlerweile einen systematisch
gesteuerten Organisationsentwicklungsprozess. Interkulturelle Öffnung ist Teil der
Gesamtstrategie einer Organisation und schlägt sich dementsprechend als Querschnittsaufgabe in der Personal-, Organisations- und Qualitätsentwicklung nieder.
Die vorliegende Publikation soll Entscheidungsträgern und Leitungskräften sowie
Mitarbeitern stationärer Altenpflegeeinrichtungen Informationen, Arbeitshilfen und
Inspirationen an die Hand geben. Der sich in Einrichtungen der stationären Altenpflege durch die Pflegestärkungsgesetze ergebende Handlungsbedarf eröffnet aktuell die
Möglichkeit, Aktivitäten der Interkulturelle Öffnung einfließen zu lassen.
6
Einführend geben wir einen Überblick über die Berliner Bevölkerungsstruktur Älterer mit Einwanderungsgeschichte und erläutern die besonderen Charakterzüge von
Migrantenorganisationen (MO) bzw. Migrantenselbstorganisationen (MSO) (Kapitel
1). Anschließend wird auf die spezifischen Pflegebedarfe und –erwartungen älterer
Einwanderer eingegangen sowie auf das Konzept der kultursensiblen Pflege und die
Rolle von Mitarbeitern mit Migrationshintergrund für die stationäre Altenpflege in der
Migrationsgesellschaft (Kapitel 2).
Den Hauptteil dieses Ratgebers bildet das dritte Kapitel, in dem die Umsetzung der
Interkulturellen Öffnung als Organisationsentwicklungsprozess beschrieben wird. Im
ersten Teil (Kapitel 3.1.) wird gezeigt, wie der interkulturelle Organisationsentwicklungsprozess mit der Durchführung eines Projektes angestoßen werden kann. Im
zweiten Teil (Kapitel 3.2) werden Hilfen für den Alltag eines interkulturellen Organisationsentwicklungsprozesses vorgestellt. Sie basieren vorrangig auf der Expertise des
kom•zen, welches seit Jahren Interkulturelle Öffnungsprozesse in der Altenhilfe und
stationären Altenpflege in Berlin initiiert und begleitet. Unter Berücksichtigung des
aktuellen wissenschaftlichen und fachöffentlichen Kenntnisstandes entwickelt das
kom•zen mit den jeweiligen Partnern passgenaue, anwendungsorientierte Umsetzungsstrategien. Daher liegt der Fokus dieser Handreichung auf Impulsen, die sich in
stationären Altenpflegeeinrichtungen als Beispiele guter Praxis bewährt haben.
Anschließend machen wir auf mögliche Vorurteile und Missverständnisse aufmerksam, die sich als Stolpersteine im interkulturellen Öffnungsprozess erweisen können
(Kapitel 4) und geben in einem Faktencheck Hinweise zum Umgang mit gängigen Vorurteilen und Widerständen, die einen Interkulturellen Öffnungsprozess erschweren
oder auch blockieren können (Kapitel 5).
Abschließend wird auf weitere Informationsmöglichkeiten verwiesen (Kapitel 6) sowie
auf Arbeitsmaterialien und weiterführende Literaturempfehlungen und Kontaktdaten
von ausgewählten Einrichtungen, Diensten und Organisationen, die einen Beitrag zu
interkulturellen Öffnungsprozessen leisten können (Kapitel 7).
7
Ältere mit Migrationshintergrund in Berlin
Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
2 Ältere mit Migrationshintergrund in Berlin
2.1 Verteilung Älterer mit Migrationshintergrund in Berlin
Nach Angaben des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg waren Ende des Jahres
2015 von den in Berlin lebenden Menschen mit Migrationshintergrund ca. 71.000
(10,35 Prozent) 65 Jahre alt und älter. Ca. 162.000 (14,45 Prozent) waren 55 Jahre
und älter.
Die Verteilung der Menschen mit Migrationshintergrund auf die Berliner Bezirke ist
sehr unterschiedlich. Noch differenzierter stellt sich die Verteilung innerhalb der
Bezirke dar. Daher kann auch bei geringer Anzahl im Bezirk die örtliche Relevanz
bestimmter Gruppen sehr groß sein. Die folgende Tabelle zeigt die Verteilung ausgewählter Herkunftsgruppen (Alter ab 55) auf die Berliner Bezirke:
Gesamt*
EU
Türkei
Ehem.
Sowjetunion
Polen
Ehem.
Jugoslawien
Ost- und
Südasien
Vietnam
Arabische
Staaten
Amerika
Afrika
Mitte
22.998
7.076
6.697
2.290
2.706
1.451
1.298
310
1.489
767
711
FriedrichshainKreuzberg
12.992
3.127
5.396
874
893
598
620
309
805
567
340
Pankow
4.853
2.283
192
958
740
166
399
224
176
337
138
CharlottenburgWilmersdorf
26.662
10.421
2.747
3.395
3.252
1.425
1.589
161
1.508
2.121
931
Spandau
11.905
4.504
2.278
2.476
2.230
806
553
106
544
237
288
SteglitzZehlendorf
14.419
6.036
1.339
1.377
2.319
762
968
53
536
1.442
446
TempelhofSchöneberg
20.901
7.557
4.172
2.911
3.131
1.339
886
112
998
869
575
Neukölln
19.331
6.737
6.394
1.358
3.522
1.784
803
179
1.310
278
453
TreptowKöpenick
2.833
1.186
200
623
535
139
209
105
87
88
46
MarzahnHellersdorf
5.720
1.193
45
3.673
624
68
375
333
114
51
51
Lichtenberg
6.095
1.531
72
2.778
801
266
958
870
176
103
52
Reinickendorf
11.647
4.820
2.178
1.394
2.378
750
639
191
497
242
373
Berlin
161.934
56.471
31.710
24.204
23.141
9.554
9.356
2.953
8.240
7.102
4.404
Bezirke
Ältere Migranten in Berlin sind keine homogene Gruppe. Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer sozialen, kulturellen und ethnischen Herkunft, ihrer Muttersprache, ihrer Religionszugehörigkeit und dem Grad ihrer Religiosität, ihres Familienstandes und
ihrer sexuellen Orientierung etc.. Viele der heute älteren Eingewanderten kamen als
Arbeitsmigranten, Aussiedelnde, Studierende, Unternehmer oder auch als Ehepartner nach Berlin. Andere flüchteten vor Vertreibung, Krieg und politischer Verfolgung.
Manche haben die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen, andere leben mit einem befristeten oder unbefristeten Aufenthaltstitel in Deutschland. Wiederum andere
haben eine doppelte Staatsangehörigkeit.
8
* Verteilung ausgewählter Herkunftsgruppen im Alter von 55 und mehr Jahren
In den vergangenen Jahren gab es eine Neuzuwanderung von geflüchteten Menschen.
Ende März 2016 waren von den in Berlin lebenden geflüchteten Menschen, die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten, ca. 2500 über 50 Jahre alt
und ca. 400 über 65 Jahre.
9
Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
2.2 Migrantenorganisationen und
Migrantenselbstorganisationen
als Partner für stationäre Einrichtungen
Entsprechend ihrer Größe und Verteilung im Stadtgebiet weisen die Communities der
Migranten unterschiedliche (Selbst-)Organisierungsgrade und Strukturen auf.
In Berlin haben Migranten eine Vielzahl von Vereinen, Clubs, Initiativen, religiösen
oder politischen bzw. wirtschaftlichen Zusammenschlüssen, Verbänden und Dachorganisationen ins Leben gerufen, die die Interessen ihrer Mitglieder vertreten. Sie werden als Migrantenorganisationen (MO) oder Migrantenselbstorganisationen (MSO)
bezeichnet, arbeiten meistens ehrenamtlich mit geringem finanziellen und zeitlichen
Budget an den Aufgaben, für die sie sich engagieren. Viele dieser Organisationen
nehmen eine Schlüsselrolle bei der sozialen Inklusion von Migranten ein und sind Anlaufstelle nicht nur für Neueingewanderte. Ein Großteil der örtlichen Vereine hat sich
zunehmend professionalisiert und ermöglicht einen niedrigschwelligen Zugang zu
Gruppen- und Beratungsangeboten. Sie bieten Sozial- und Migrations(erst)beratung
an oder begleiten bei Behördengängen. Durch unterschiedliche soziale und kulturelle
Projekte, Workshops und Veranstaltungen fördern sie interkulturelle Verständigung
und die Vermittlung der Herkunftskultur. Für Interkulturelle Öffnungsprozesse sind
sie wichtige Netzwerk- und Kooperationspartner. Besonders für die ältere Generation
haben die herkunftshomogenen Migrantenorganisationen eine wichtige soziale Funktion, da sie an ihrer Herkunftskultur stärker festhalten als heterogen aufgestellte
Initiativen.
Einen Überblick mit Ansprechpartnern und Adressen gibt die Broschüre ‚Integration und Migration – Ein Wegweiser für Berlin‘, die der Beauftragte des Senats von
Berlin für Integration und Migration (Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und
Frauen) herausgegeben hat. Hier sind über 100 nationalitätenbezogene Vereine
und 34 Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften gelistet.
Der Beauftragte des Senats von Berlin für Integration und Migration bringt darüber hinaus den monatlich erscheinenden ‚Newsletter – Berlin international‘ heraus.
10
Stationäre Altenpflege in der Migrationsgesellschaft
3
Stationäre Altenpflege
in der Migrationsgesellschaft
Die Lebensstile der Menschen und die Lebenswelten, in denen sie sich bewegen,
werden vielfältiger. Individuelle und biographieorientierte Pflege- und Betreuungsdienstleistungen gewinnen daher zunehmend an Bedeutung. Heute wird von Migrationsgesellschaft gesprochen, weil Ein- und Auswanderungen der gesellschaftliche
Normalzustand sind. Es ist eine Gesellschaft in Bewegung, die immer neue Anpassungsleistungen von Menschen und Organisationen hervorbringt.
Pflegeeinrichtungen reagieren flexibel auf die Veränderungen, wenn sie auf die Pflegeerwartungen und Pflegebedarfe von älteren Migranten eingehen und kultursensible Ansätze in bestehende Konzepte integrieren. Dieses neue Selbstverständnis hat
auch Einfluss auf das Personalmanagement, indem neue Ressourcen entdeckt und
systematisch genutzt werden.
3.1 Pflegeerwartungen und Pflegebedarfe älterer Migranten –
anders und doch gleich
Pflegeerwartungen von Älteren mit Migrationshintergrund sind nicht einheitlich,
denn gerade eingewanderte Ältere entwickeln ganz individuelle Vorstellungen von
dem, was für sie eine gute Pflege und Betreuung ist. Insbesondere in der Migration
überdenken Menschen ihre sozialen, kulturellen und religiösen Prägungen von Pflegeerwartungen oftmals neu. Heraus kommen ganz individuell zugeschnittene Pflegeerwartungen, die Elemente aus den Herkunftsländern und Deutschland miteinander
verbinden. Gerade aus diesem Grunde fordern ältere Migranten oftmals eine individuelle, biographieorientierte Pflege ein.
So beispielsweise die Berliner Seniorenvertreterin Altun Aktürk:
„Ich möchte, dass man sich bemüht, mein Leben zu verstehen und nicht, dass man
mich in eine Schublade mit dem Namen Türkei steckt. Ich möchte nicht hören, ‚Sie
sind doch Türkin, sie wollen bestimmt vegetarisch essen‘! Und dennoch möchte ich
meinen Wunsch äußern dürfen, nicht von einem Mann gewaschen zu werden.“
11
Stationäre Altenpflege in der Migrationsgesellschaft
Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
Darüber hinaus wünschen sich viele Ältere mit Migrationshintergrund eine durch
Angehörige sichergestellte und von professionellen Pflegediensten unterstützte häusliche Pflege. Gleichzeitig gehen viele davon aus, dass ihre Angehörigen dies nicht leisten können, obwohl sie diesem Wunsch gerne entsprechen würden. Denn oftmals sind
ihre Kinder durch die eigene Erwerbstätigkeit und die Kinderbetreuung zeitlich gebunden. Für einen gemeinsamen Pflegehaushalt bestehen nicht immer die räumlichen
und finanziellen Kapazitäten. Durch den Wegzug von Angehörigen, durch Scheidung
oder Tod des Ehepartners sind auch Ältere mit Migrationserfahrung oft auf sich allein
gestellt. Vereinsamung kann eine Folge sein.
Das Leben Älterer mit Migrationshintergrund ist oftmals von Altersarmut und schon
früh einsetzenden gesundheitlichen Einschränkungen geprägt. Personen mit Migrationshintergrund werden mit ca. 62,1 Jahren durchschnittlich zehn Jahre früher pflegebedürftig als die Vergleichsgruppe ohne Migrationshintergrund mit durchschnittlich
72,7 Jahren. Unter den Pflegebedürftigen mit Migrationshintergrund sind 29 Prozent
jünger als 60 Jahre.¹ Die Gründe für die im Vergleich früh einsetzende Pflegebedürftigkeit unter Migranten wird wissenschaftlich vor allem in den psychosozialen
Belastungen von Migrationsverläufen und den gesundheitsbelastenden Arbeitsbedingungen gesehen, denen insbesondere angeworbene Arbeitsmigranten und ihre Angehörigen ausgesetzt waren oder auch noch sind.
Klassische stationäre Altenpflegeeinrichtungen und Pflegewohngemeinschaften werden daher auch von Älteren mit Migrationserfahrung und ihren Familien als Alternativen zur häuslichen Pflege in Betracht gezogen.
Betroffene und ihre Angehörigen berichten immer wieder, wie schwierig sie den Entscheidungsprozess für eine Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung empfinden. Sehr
verbreitet ist die Sorge, kein als passend empfundenes Pflegeangebot zu finden. Viele
Angehörige suchen ganz gezielt nach Einrichtungen, die eine Pflege und Betreuung
in der jeweiligen Muttersprache des Pflegebedürftigen ermöglichen. Viele wünschen
sich vom Pflegepersonal einen respektvollen Umgang, eine wertschätzende Haltung,
Empathie und Zuverlässigkeit, aber auch einen humorvollen Umgang im Alltag. Einen
Einblick in Pflegeerwartungen älterer Migranten in Berlin bietet folgende Publikation:
Die Beauftragte für Integration und Migration / ehemalige Senatsverwaltung für
Gesundheit und Soziales (Hrsg.) (2014): Interkulturelle Altenhilfe in Berlin. Empfehlungen für eine kultursensible Pflege älterer Migrantinnen und Migranten. Ein
Gutachten der Camino-Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung
im sozialen Bereich gGmbH, erstellt im Auftrag der Beauftragten des Berliner Senats für Integration und Migration.
3.2 Kultursensible Pflege
Um eine individuelle und würdevolle Pflege und Betreuung zu ermöglichen, setzen stationäre Einrichtungen seit
Jahren Konzepte biographieorientierter Pflege um. Damit
in der Pflege Tätige dem Anspruch einer individuell passenden und professionellen Pflege und Betreuung auch
weiterhin gerecht werden können, ist es nötig, die wachsende Zahl älterer Migranten noch stärker in den Pflegeund Qualitätskonzepten zu berücksichtigen.
Dieser Anspruch wird von Konzepten der ‚transkulturellen‘, ‚interkulturellen‘ und ‚kultursensiblen‘ Pflege
anwendungsorientiert aufgegriffen. Es geht darum, kulturelle und migrationsbedingte Dimensionen in Pflegebeziehungen bewusst, konsequent und kontinuierlich zu
beachten. Damit schließt kultursensible Pflege an Konzepte der biographie- und familienorientierten Pflege an,
begleitet und unterstützt sie. Theorie und Praxis kultursensibler Pflege sind Teil der Altenpflegeausbildung.
„In der Pflegeversicherung
sollen geschlechtsspezifische
Unterschiede bezüglich der
Pflegebedürftigkeit von
Männern und Frauen und
ihrer Bedarfe an Leistungen
berücksichtigt und den
Bedürfnissen nach einer
kultursensiblen Pflege nach
Möglichkeit Rechnung
getragen werden.“
§ 1 Abs. 5 SGB XI
Ähnlich wie die geschlechtsspezifische Pflege hat der Gesetzgeber auch das Bedürfnis nach kultursensibler Pflege
anerkannt und im § 1 Abs. 5 Sozialgesetzbuch (SGB) XI
verankert.
1 (Bundesministerium
für Gesundheit 2011, S. 60)
12
13
Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
Es ist Anspruch einer kultursensiblen Pflege, dass Mitarbeiter in der Pflege Lebensweisen, Traditionen sowie Wert- und Glaubensvorstellungen von Pflegebedürftigen
akzeptieren und respektieren, die ihnen (zunächst) kulturell fremd erscheinen. Von
beruflich Pflegenden erfordert dies eine besondere Professionalität und Reflexionsfähigkeit im Umgang mit eigenen Gefühlen, Kultur- und Identitätsvorstellungen sowie
ihrem Berufsverständnis. Kenntnisse über unterschiedliche Kulturräume und Migrationsverläufe sind dazu eine wertvolle Basis. Herr Korkmaz (Altenpfleger) sagt dazu
folgendes:
„Es macht vieles leichter, wenn man sich mit unterschiedlichen Traditionen, Ritualen
und Gepflogenheiten auf der Welt auskennt. Wo man die Schuhe auszieht, wie man
sich begrüßt, welche Feiertage es gibt. Doch erst mit der Erfahrung bekommt man ein
Gespür: Wer ist gekränkt, wenn ich ihm die Hand gebe, wer ist gekränkt, wenn ich ihm
nicht die Hand gebe.“
In der individuellen Pflege ist es zudem nötig, auch Nuancen von Vielfalt und Individualität wahrzunehmen. Pflege- und Betreuungserwartungen älterer Migranten können
nicht angemessen über kulturelle Stereotype erschlossen werden. Es ist daher insbesondere Aufgabe der Pflegenden, ein Gespür für die individuelle (migrations-, kulturund religionsbedingte) Unterschiedlichkeit von Pflegeerwartungen zu entwickeln und
angemessen darauf zu reagieren. Damit dieser professionelle Anspruch erfüllt werden
kann, sind Pflegeeinrichtungen gefordert, entsprechende zeitliche und strukturelle
Ressourcen zur Verfügung zu stellen.
Darüber hinaus verlangt kultursensible Pflege eine besondere Feinfühligkeit gegenüber Stereotypisierung und Diskriminierung. Kultursensibel zu pflegen bedeutet daher immer auch, Diskriminierung im Pflegealltag entgegenzuwirken. Diskriminierungen richten sich dabei meistens nicht gegen die Person als solche. Vielmehr werden
Migranten aufgrund ihrer (kulturellen) Herkunft als Repräsentanten beispielsweise
‚des Islam‘, ‚aller Ausländer‘ oder als ‚typische Gastarbeiter‘ wahrgenommen und
typisiert. Für stationäre Pflegeeinrichtungen heißt das, sowohl Pflegebedürftige als
auch Pflegende mit Migrationshintergrund vor möglicher Diskriminierung zu schützen.
14
Stationäre Altenpflege in der Migrationsgesellschaft
3.3 Mitarbeiter mit Migrationshintergrund – ohne sie geht es nicht
Um eine individuelle und
würdevolle Pflege und Betreuung zu ermöglichen,
setzen stationäre Einrichtungen seit Jahren Konzepte biographieorientierter
Pflege um. Damit in der Pflege Tätige dem Anspruch
einer individuell passenden und professionellen Pflege
und Betreuung auch weiterhin gerecht werden können,
ist es nötig, die wachsende Zahl älterer Migranten noch
stärker in den Pflege- und Qualitätskonzepten zu berücksichtigen.
Während vor einigen Jahren noch empfohlen wurde, im
Zuge einer Interkulturellen Öffnung Personal mit Migrationshintergrund einzustellen, ist es heute in vielen
Einrichtungen selbstverständlich, dass Mitarbeiter mit
persönlicher oder familiärer Migrationserfahrung in allen
Tätigkeitsbereichen präsent sind. Auch der gegenwärtige
Fachkräftemangel wird die Präsenz von Mitarbeitern mit
Migrationshintergrund in Pflegeeinrichtungen künftig
weiter erhöhen. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken laufen bereits Programme, die den Altenpflegeberuf in Communities der Migranten bekannter machen
sollen. Gleichzeitig werden Personen aus dem Ausland
(wie z. B. aus Vietnam, Tunesien, Polen etc.) angeworben, um in Deutschland als Altenpfleger zu arbeiten.
Das ‚IQ Netzwerk Berlin: Für Vielfalt, gegen Diskriminierung‘ unterstützt die Arbeitsmarktintegration
von erwachsenen Migrantinnen und Migranten. Es
bietet Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung
an, kooperiert mit Migrantenorganisationen und
informiert Arbeitgeber mit Veranstaltungen und Broschüren.
„Bei einer ersten Bestandsanalyse fiel uns auf, dass wir
zwar nur zwei Bewohner mit
Migrationshintergrund hatten, jedoch ein Drittel unserer
Mitarbeiter familiäre Wurzeln
in einem anderen Land
hatten. Wir sind dann gezielt
auf diese Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter zugegangen
und haben ihnen gesagt: Wir
wollen uns besser im Bereich
der kultursensiblen Pflege
aufstellen und brauchen
dazu eure Hilfe. Zuerst waren
sie verwundert und etwas
skeptisch, dann zeigten sie
eine große Bereitschaft, da
sich die Mitarbeiter erstmalig
richtig verstanden fühlten.“
Birgit Greiner, Leitung
Vitanas Senioren Centrum
Märkisches Viertel BerlinReinickendorf 2009–2012
15
Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
Mit der zunehmenden Präsenz von Mitarbeitern mit persönlicher oder familiärer
Migrationserfahrung verändert sich das interkulturelle Miteinander der Beleg- und
Bewohnerschaft in Pflegeeinrichtungen. Insbesondere der mit der Interkulturellen
Öffnung verwandte Diversity-Ansatz² rückt die soziale und kulturelle Vielfalt der Mitarbeiter beispielsweise in Bezug auf Alter, ethnisch-kulturelle Identität, Glaubenszugehörigkeit, sexuelle Orientierung und körperliche Einschränkungen als unternehmerisches Kapital in den Fokus. Mehrsprachige und im Umgang mit kultureller Vielfalt
erfahrene Mitarbeiter bereichern den Einrichtungsalltag über ihre fachliche Arbeit
hinaus. Ein aktiver und reflektierter Umgang mit dieser wachsenden Vielfalt kann der
(Pflege-)Qualitätsentwicklung einer Einrichtung und dem Unternehmensklima dienlich sein und Missverständnissen und Konflikten vorbeugen.
Die Berliner Landesstelle für Gleichbehandlung – Gegen Diskriminierung (LADS)
bietet unter anderem mit Informations- und Arbeitsmaterialien Zugänge zum
Umgang mit Vielfalt und Diskriminierungsprävention. Über die LADS-Akademie
besteht die Möglichkeit, an Diversity-Seminaren teilzunehmen und mit Dozenten
in Kontakt zu treten.
Mediation hat sich als Verfahren zur Lösung von Konflikten bewährt. Treten im
Zuge von interkulturellen Öffnungsprozessen unter den Mitarbeitern oder auch
in Beziehungen zu Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen Konflikte auf, bietet
es sich an einen Mediator hinzuzuziehen. Über den Bundesverband Mediation e.
V. ist es beispielsweise möglich, Kontakt zu Mediatoren aufzunehmen, die für Einsatzbereiche im ‚Gesundheitswesen‘, im Bereich ‚Interkulturelles‘ und im Bereich
‚Elder Mediation‘ spezialisiert sind.
Interkulturelle Öffnung als Organisationsentwicklungsprozess
4 Interkulturelle Öffnung als
Organisationsentwicklungsprozess
Immer mehr stationäre Altenpflegeeinrichtungen möchten sich migrations-, kulturund religionssensibel aufstellen. Sie können sich dabei an Erfahrungen von Pflegeeinrichtungen orientieren, die sich bereits seit Langem auf den Weg gemacht haben,
z. B. das Multikulturelle Haus am Sandberg in Duisburg, das Victor-Gollancz-Haus in
Frankfurt am Main, das Vitanas Senioren Centrum Märkisches Viertel in Berlin, das
Haus Andreas der Clarenbachwerk gGmbH in Köln und das Horst-Salzmann-Zentrum
der AWO in München. Auch Krankenhäuser, Wohlfahrtsverbände und Verwaltungen
haben sich bereits auf den Weg der Interkulturellen Öffnung gemacht und ihre Erfahrungen dokumentiert.
Interkulturelle Öffnung ist als Organisationsentwicklungsprozess nicht normiert. Das
Qualitätsmanagement einer Einrichtung kann sich daher nicht an ISO-Kriterien orientieren und eine entsprechende Zertifizierung anstreben. Auch liegt ein Expertenstandard, der Empfehlungen zur kultursensiblen Pflege vereinheitlicht, bisher nicht vor.
Für Einrichtungen bedeutet dies, dass sie große Gestaltungsspielräume bei der Ausgestaltung des interkulturellen Öffnungsprozesses haben. Zum anderen stehen sie aber
auch vor der Herausforderung, passgenaue Maßnahmen auszuwählen.
In diesem Kapitel können Sie Ideen zur Gestaltung eines Interkulturellen Organisationsentwicklungsprozesses finden sowie Anregungen zu dessen Umsetzung. In einem
ersten Teil (Kapitel 4.1) wird die Idee, den interkulturellen Organisationsentwicklungsprozess mit der Durchführung eines Projektes anzustoßen, beschrieben. Im zweiten
Teil (Kapitel 4.2) werden einzelne Aspekte einer interkulturellen Organisationsentwicklung fokussiert und Anregungen zur Entwicklung von konkreten Maßnahmen
gegeben.
2 Der
Diversity-Ansatz stammt ursprünglich aus dem Bereich der Soziologie und thematisiert insbesondere im
Personalwesen die Möglichkeit, die soziale Vielfalt und individuelle Verschiedenheit der Mitarbeiter für das
Unternehmen konstruktiv zu nutzen.
16
17
Interkulturelle Öffnung als Organisationsentwicklungsprozess
Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
4.1 Interkulturelle Öffnung: ein auf Dauer angelegtes Projekt
„Wir haben gehört, dass
es bereits spannende
Konzepte zu kultursensibler
Pflege gibt, die auch für die
Organisationsentwicklung
zugänglich gemacht werden
können. Da haben wir uns
informiert. Heute wissen
wir, dass eine Interkulturelle
Öffnung richtig Arbeit ist und
uns viel Zeit und auch Geld
gekostet hat.“
Interkulturelle Öffnung geschieht nicht einfach von
selbst, sondern muss als ein Projekt angestoßen werden.
Das Projekt bedarf der strategischen Planung und der
systematischen Umsetzung der geplanten Maßnahmen.
Dieser hier beschriebene Prozess wird als interkulturelle
Organisationsentwicklung bezeichnet und kann anhand
einer Spiralform graphisch dargestellt werden, wie folgendes Schaubild zeigt:
Birgit Greiner, Leitung
Vitanas Senioren Centrum
Märkisches Viertel BerlinReinickendorf 2009–2012
• In einem ersten Abschnitt, der Projektplanung, werden die Rahmenbedingungen
des Projektes bestimmt und die Strukturen geschaffen, die eine erfolgreiche Projektphase ermöglichen.
• In einem zweiten Abschnitt, der Projektphase, ist die systematische Planung und
Implementierung sowie die Koordinierung von Maßnahmen nach vereinbarten Zielen
in einem festgelegten Zeitraum vorgesehen.
• In einem dritten Abschnitt, der Verstetigung, müssen die Maßnahmen in die vorhandenen Strukturen der Organisation, in das Personal- und Qualitätsmanagement
implementiert und neu geschaffene Strukturen verstetigt werden.
Der interkulturelle Organisationsentwicklungsprozess ist komplex und umfasst als
Querschnittsthema alle Bereiche der Personal-, Qualitäts- und Organisationsentwicklung und ist prinzipiell nicht abschließbar. Er läuft auch nach erfolgreichem Abschluss
eines Projektes weiter. Die Spirale verdeutlicht das Fortlaufen der Entwicklung des Interkulturellen Öffnungsprozesses, der kontinuierlich an Tiefe gewinnt.
Ideen für die Projektplanung
Verantwortlichkeiten bestimmen
Abbildung 1: Spiralförmiger Verlauf eines interkulturellen Organisationsentwicklungsprozesses in drei Abschnitten, ©kom•zen
Das Schaubild verdeutlicht, dass sich der interkulturelle
Organisationsentwicklungsprozess in drei Abschnitte
einteilen lässt:
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Es ist nicht wichtig woher der Anstoß für eine interkulturelle Organisationsentwicklung kommt, entscheidend ist, dass die Einrichtungsleitung und Führungskräfte die
Verantwortung übernehmen, die Mitarbeiter motivieren und bei der Umsetzung unterstützen. Verantwortlichkeiten mit Kompetenz- und Entscheidungsbereichen sollten
schon während der Projektplanung klar benannt und Aufgabengebiete klar definiert
werden. Für die Projektleitung empfiehlt es sich, eine Person mit Leitungsverantwortung einzusetzen, die zusammen mit einer Steuerungsgruppe den interkulturellen
Organisationsentwicklungsprozess koordiniert. In der Steuerungsgruppe sollte möglichst die gesamte Vielfalt der Organisation abgebildet werden und alle Bereiche und
Hierarchieebenen vertreten sein.
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Interkulturelle Öffnung als Organisationsentwicklungsprozess
Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
Praxisbeispiel:
Eine stationäre Pflegeeinrichtung möchte sich interkulturell weiterentwickeln. Im
Rahmen einer Mitarbeiterversammlung stellt sich heraus, dass die Qualitätsbeauftragte großes Interesse an dem Thema hat und bereit ist, sich dazu weiterzubilden
und das Thema in die Einrichtung hinein zu tragen. Die Einrichtungsleitung beschließt, sie als Verantwortliche für den Interkulturellen Öffnungsprozess zu benennen. Die Projektleitung wird an ihre Tätigkeit als Qualitätsbeauftragte angegliedert.
Als Beauftragte für das Projekt Interkulturelle Öffnung organisiert und moderiert sie
den Prozess. Dazu arbeitet sie mit einer regelmäßig tagenden Steuerungsrunde zusammen, in die Vertreter der Einrichtungsleitung, Verwaltung, Pflege, Hauswirtschaft
und des Sozialen Dienstes delegiert sind. Bei Bedarf finden sich Arbeitsgruppen zusammen, die konkrete Vorschläge in bestimmten Themenbereichen (z. B. Umgang mit
Mehrsprachigkeit, Umgestaltung der Räumlichkeiten) erarbeiten und deren Umsetzung begleiten. Dies geschieht immer in Abstimmung mit der Projektbeauftragten.
Projektzeitraum festlegen
Es sollte ein bestimmter Projektzeitraum festgelegt werden, in dem gezielt Ressourcen zur Verfügung gestellt und Maßnahmen zur Interkulturellen Öffnung durchgeführt werden. Dieser Projektzeitraum kann beispielsweise mit Auftakt- und Abschlussveranstaltungen gekennzeichnet werden, in denen das Vorhaben bzw. die
Ergebnisse des Prozesses transparent gemacht werden. Erfahrungsgemäß sollte ein
Projektzeitraum von mindestens zwei Jahren vorgesehen werden.
• Wieviel Arbeitszeit steht dem Projektleiter für das Projekt zur Verfügung?
• Wie oft können die Steuerungsgruppen bzw. AG’s tagen?
• Ist Arbeitszeit für Vernetzungs- und Gemeinwesenarbeit vorgesehen?
Ideen für die Projektphase
Bestandsanalyse und Ableitung der Handlungsbedarfe
Zu Beginn einer Projektphase sollte eine Bestandsanalyse durchgeführt werden, die
den Ist-Zustand erfasst und bereits vorhandene gute Ansatzpunkte identifiziert. In einem nächsten Schritt werden daraus Handlungsbedarfe abgeleitet.
Zunächst sollte die Bestandsaufnahme innerhalb der Organisation unter Einbeziehung der Mitarbeiter erfolgen. Die Mitarbeiter können ihre Erwartungen, Ängste und
Vorbehalte in Bezug auf die interkulturelle Organisationsentwicklung formulieren
und ihr (Handlungs-)Wissen einbringen. Methodisch können folgende Wege eingeschlagen werden:
• Mitarbeiterbefragung
• Workshops
Geld, Zeit, Personal und Wissen als Ressourcen zur Verfügung stellen
• Arbeits- und Fokusgruppen
Die interkulturelle Organisationsentwicklung kostet viel Arbeit, Zeit und Geld, sie
erfordert Wissen und engagiertes Personal. Für die Projektplanung und Projektphase können Wissensbestände innerhalb der Einrichtung genutzt sowie externe Beratungsleistungen von Fachstellen, Netzwerkpartnern, Migrantenselbstorganisationen
etc. hinzugezogen werden. Es sollte klar bestimmt werden, wieviel Geld und Zeit zur
Umsetzung des Projektes zur Verfügung stehen. Zu beachten ist, dass insbesondere
durch die Beteiligung von Mitarbeitern, Bewohnern und Angehörigen der Prozess an
Qualität gewinnen kann, aber auch zeitlich aufwendiger wird. Für die Planung des
Zeitbudgets können Sie sich an folgenden Fragen orientieren:
Des Weiteren ist für eine Bestandsaufnahme die Außenperspektive auf die Organisation von Bedeutung. Für die Erfassung der Sicht der Kunden, also der Bewohner und ihrer Angehörigen, auf Ihre Einrichtung sowie den Prozess der Interkulturellen Öffnung
sind grundsätzlich zwei Zugangswege denkbar:
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• Kunden direkt befragen (Bewohner- und Angehörigenbefragung)
• Einbeziehung von Multiplikatoren aus Migranten(selbst)organisationen
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Interkulturelle Öffnung als Organisationsentwicklungsprozess
Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
Maßnahmenplan, Umsetzung der Maßnahmen und Projektcontrolling
Personalentwicklung
Für die erfolgreiche Umsetzung eines Projektes sollte ein Maßnahmenplan erstellt
und die Umsetzung der Maßnahmen durch ein Projektcontrolling begleitet werden.
Anteil der Beschäftigten mit Migrationshintergrund
für alle Tätigkeitsbereiche
Stand und Veränderung
erfassen
Veranstaltungen mit Bezug zur Interkulturellen Öffnung:
• Fortbildungen
• Fachtage
• Exkursionen
• Teamworkshops
Stand und Veränderung
erfassen (Themen,
Quantität/Qualität)
Übersicht der zur Verfügung stehenden Sprachkompetenzen von Mitarbeitern erstellt
Ja / Nein
Anzahl/Anteil Ehrenamtlicher mit Migrationshintergrund
Stand und Veränderung
erfassen
Zur Erstellung eines Maßnahmenplans müssen die aus der Bestandsanalyse abgeleiteten Handlungsbedarfe in Maßnahmen überführt, priorisiert und strukturiert werden. Die Priorisierung der Maßnahmen sollte nach Wichtigkeit und dem Verhältnis
von Aufwand und Nutzen erfolgen. Zur Strukturierung der Maßnahmen können diese
beispielsweise in die drei Bereiche Personal-, Qualitäts- und Organisationsentwicklung unterteilt werden. Wichtig bei der Erstellung eines Maßnahmenplans ist es, kurz, mittel- und langfristige Ziele zu setzen, die in Teilziele untergliedert werden und
durch konkrete Maßnahmen erreicht werden können. Ziele können mit der SMARTMethode entwickelt werden (Die Ziele sollten Spezifisch, Messbar, Akzeptiert, Realistisch und Terminiert sein).
Zur Umsetzung der Maßnahmen sollte für jede einzelne ein Umsetzungsplan erstellt
werden. Dieser enthält eine Kurzbeschreibung der Maßnahme, die Zielsetzung, notwenige Schritte zur Umsetzung, eine zeitliche Planung und gibt den Aufwand von
zeitlichen und finanziellen Ressourcen an, regelt Verantwortlichkeiten und Unterstützungsbedarfe und bestimmt die Indikatoren zur Erfolgsmessung.³
Es ist zu erwarten, dass nicht alle Maßnahmen entsprechend der Pläne umgesetzt
werden können, manche Ziele wieder aufgegeben werden müssen und andere später
hinzukommen. Daher ist es wichtig die Umsetzung der Maßnahmen ständig im Blick
zu behalten und gegebenenfalls die Ziele, Maßnahmen oder Umsetzungspläne anzupassen.
In der folgenden Arbeitshilfe für ein Projektcontrolling finden Sie Vorschläge, wie Sie
in den drei Bereichen der Personal-, Qualitäts- und Organisationsentwicklung Veränderungen und Erfolge in Ihrem interkulturellen Öffnungsprozess erfassen können. Die
Indikatoren, Grenz- und Zielwerte sollten auf Grundlage der Bestandsanalyse und der
abgeleiteten Handlungsbedarfe bestimmt werden.
3 Ein
Beispiel für einen Umsetzungsplan finden Sie in der Literaturliste am Ende des Kapitels.
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Qualitätsentwicklung
Anteil der Interessenten mit Migrationshintergrund
Stand und Veränderung
erfassen
Anteil von Bewohnern mit Migrationshintergrund
Stand und Veränderung
erfassen
Bewohner können mit mindestens einer Pflegekraft
in ihrer Muttersprache kommunizieren
Ja / Nein
Einbindungsangebote für Angehörige
werden ausgesprochen
Ja / Nein
Imagebroschüre: mehrsprachig, angepasster Text
und angepasstes Bildmaterial
Ja / Nein
Veranstaltungsflyer sind mehrsprachig gestaltet
Ja / Nein
Auf Sprach- und Kulturmittler und professionelle
Dolmetscher kann zurückgegriffen werden
Ja / Nein
Feedbacks der Bewohner zum interkulturellen
Öffnungsprozess (kultursensible Pflege) werden
systematisch erfasst und berücksichtigt
Ja / Nein
Mitarbeiter-Feedback zum interkulturellen Öffnungsprozess wird systematisch erfasst und berücksichtigt
Ja / Nein
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Interkulturelle Öffnung als Organisationsentwicklungsprozess
Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
Ideen für die Verstetigung
Organisationsentwicklung
Verantwortlichkeiten erhalten
Verankerung der Interkulturellen Öffnung bzw.
Kultursensibilität im Einrichtungsleitbild
Ja / Nein
Interkulturelle Öffnung wird ins Qualitätsmanagement
integriert
Ja / Nein
Internationale Küche ist regulär im Angebot
Ja / Nein
Grad der Einbeziehung von Migranten-Organisationen
in die Angebotsgestaltung
Stand und Veränderung erfassen
Neben der Einrichtungsleitung kann eine Person bestimmt werden, die über das Projektende hinaus für die Weiterentwicklung des interkulturellen Organisationsentwicklungsprozesses verantwortlich ist. Idealerweise wird der Leiter des Projektes damit
beauftragt, dessen Kompetenz- und Entscheidungsbereiche sowie Aufgabengebiete
klar definiert sind. Bei der Fortführung und Weiterentwicklung bestimmter Maßnahmen können Aufgaben und Verantwortungsbereiche an engagierte Mitarbeiter delegiert werden.
Vereinbarungen für die Inanspruchnahme von Sprachkompetenzen (ad hoc Übersetzungen) der Mitarbeiter
sind getroffen
Ja / Nein
Steuerungsrunde verstetigen
Interkulturelle Öffnung bei der Raumgestaltung
berücksichtigt
Ja / Nein
Auf Sprach- und Kulturmittler und professionelle
Dolmetscher kann zurückgegriffen werden
Ja / Nein
Feedbacks der Bewohner zum interkulturellen Öffnungsprozess (kultursensible Pflege) werden systematisch
erfasst und berücksichtigt
Ja / Nein
• Empfangsbereich
• Gemeinschaftsräume
• Gartenanlage
• Bewohnerzimmer
• Waschräume
Ansprechpartner/Sprechstunde für Fragen
der Interkulturalität
Ja / Nein
Die interkulturelle Organisationsentwicklung ist ein Prozess, der sich nicht abschließen lässt, aber nach erfolgreicher Projektphase auch nicht automatisch weiter läuft.
Die Fortführung und Weiterentwicklung des interkulturellen Öffnungsprozesses erfordert Strukturen, die eine kontinuierliche Planung und Steuerung ermöglichen. Ein
wichtiger Punkt ist daher die Verstetigung der Steuerungsrunde und die Kontinuität
des Personals darin.
Qualitäts- und Personalmanagementsystem erweitern
Ein wichtiges Ziel für die Steuerungsrunde ist es, Wege zu erarbeiten, wie Interkulturelle Öffnung in das Qualitäts- und Personalmanagement aufgenommen werden
kann. Konkret kann zum Beispiel die bei Einzug erstellte Pflegeanamnese um kultursensible Aspekte erweitert werden. Oder es werden künftig gezielt neue Mitarbeiter
mit Migrationshintergrund gesucht. Die Teilnahme des Beauftragten für das Qualitäts- bzw. Personalmanagement an der Steuerungsrunde bzw. eine gute Kooperation
mit dem Beauftragten für die Interkulturelle Öffnung ist zielführend.
Ressourcen
Die Fortführung und Weiterentwicklung des interkulturellen Organisationsentwicklungsprozesses wird auch nach Beendigung der Projektphase den Einsatz von Ressourcen erfordern. Neben den zeitlichen Ressourcen der Mitarbeiter müssen auch
finanzielle Ressourcen für die Fortführung der Maßnahmen oder die Umsetzung weiterer Maßnahmen einkalkuliert werden.
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Interkulturelle Öffnung als Organisationsentwicklungsprozess
Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
In der Publikation Interkulturelle Organisationsentwicklung – Ein Leitfaden für Führungskräfte, die vom Beauftragten des Senats für Integration und Migration herausgegeben wurde, werden der Prozess der interkulturellen Organisationsentwicklung
allgemein beschrieben und Beispiele für die Umsetzung gegeben.
In der Publikation Interkulturelle Orientierung und Öffnung. Theoretische Grundlagen und 50 Aktivitäten zur Umsetzung von Sabine Handschuck und Hubertus Schröer
(2012) finden sich neben grundlegenden Ausführungen zu Interkultureller Öffnung
und Interkultureller Orientierung viele Methoden und Umsetzungstipps, wie Interkulturelle Öffnung mit Mitarbeitern partizipativ erarbeitet werden kann.
4.2 Hilfen für den Alltag eines interkulturellen
Organisationsentwicklungsprozesses
Fokus 2: Die Ressourcen der Mitarbeiter aufgreifen und fördern
Im Zuge einer Interkulturellen Öffnung aufkommende Themen können im Schulungs-,
Fort- und Weiterbildungsplan einer Einrichtung aufgegriffen werden. Die Kompetenzen der Mitarbeiter aus allen Tätigkeitsbereichen werden durch Hintergrund- und
praktisches Handlungswissen entwickelt.
Zum anderen können im Zuge einer Interkulturellen Öffnung bestehende Kompetenzen einzelner Mitarbeiter systematisch aufgegriffen und für die Pflege- und Betreuungsqualität der Bewohner sowie für die Einrichtung genutzt werden. Ein wichtiger
Punkt ist der Umgang mit Kultur- oder Sprachmittlung von mehrsprachigen Mitarbeitern (Fokus 5: Mehrsprachigkeit und Übersetzungsleistungen).
Stand
In diesem Kapitel wird auf einzelne Schwerpunkte eines interkulturellen Organisationsentwicklungsprozesses fokussiert. Hier werden Erfahrungswerte, Ideen und
Impulse vermittelt, aus denen Maßnahmen für die interkulturelle Organisationsentwicklung abgeleitet werden können. Die eingebundenen Fragen im Checklistenformat
können Sie als Arbeitshilfe im Planungsprozess verwenden und zur Überprüfung des
Standes während der Projektphase immer wieder hinzuziehen.
Fokus 1: Bekenntnis und Leitbild
Eine Interkulturelle Öffnung wirkt auf die Ausrichtung und das Selbstverständnis einer Einrichtung ein. Das Bekenntnis dazu sollte daher im Leitbild deutlich präsent sein
und als Teil des Selbstverständnisses nach innen und außen kommuniziert werden.
Verstehen sich Mitarbeiter und Bewohner z. B. hinsichtlich
ihrer Sprachkompetenzen, ihrer national-kulturellen,
ethnischen oder auch religiösen Identität?
Stellen Sie sicher, dass Mitarbeiter mit Migrationserfahrung
Aufstiegs- und Karrierechancen in der Einrichtung haben?
Haben Sie Schulungen zu kultursensibler Pflege in den
Fortbildungsplan Ihrer Einrichtung aufgenommen?
Haben Sie auch Maßnahmen zur Sensibilisierung von
Mitarbeitern in den Bereichen Verwaltung, Sozialer Dienst,
Küche und Haustechnik eingeplant?
Ziehen Sie Fallbesprechungen zur Entwicklung kultursensibler Arbeitsweisen in Ihrer Einrichtung in Erwägung?
Stand
Offenheit nach innen und außen?
Identifizieren sich Ihre Mitarbeiter und Kunden
mit dem Leitbild?
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Interkulturelle Öffnung als Organisationsentwicklungsprozess
Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
Fokus 3: Bewohner und Angehörige einbeziehen
Fokus 4: Ehrenamtliche und Freiwillige
Damit interkulturelle
Öffnungsprozesse nicht
nur „von oben gewollt“,
sondern auch „von unten
getragen“ werden, ist es
wichtig, die von Veränderungsprozessen Betroffenen mit einzubeziehen. Das
sind in stationären Pflegeeinrichtungen neben den
Mitarbeitern vor allem die
Bewohner und ihre Angehörigen.
Im Zuge einer Interkulturellen Öffnung aufkommende Themen können
im Schulungs-, Fort- und
Weiterbildungsplan einer
Einrichtung aufgegriffen
werden. Die Kompetenzen
der Mitarbeiter aus allen
Tätigkeitsbereichen werden
durch Hintergrund- und
praktisches Handlungswissen entwickelt.
Damit Bewohner und ihre Angehörigen sich nicht von Veränderungen im Rahmen der
Interkulturellen Öffnung überfordert fühlen, sondern sich vielleicht sogar aktiv daran
beteiligen möchten, sollten sie kontinuierlich über den Prozess der Interkulturellen
Öffnung informiert werden. Insbesondere zum Auftakt eines Öffnungsprozesses ist
es angebracht, Bewohnern und Angehörigen eine Möglichkeit zu bieten, Ideen und
Bedenken zu äußern. Mit Hilfe von Bewohner- und Angehörigenbefragungen sowie
Einzelgesprächen können kontinuierlich Rückmeldungen zum interkulturellen Öffnungsprozess eingeholt werden.
Stand
Wie können Bewohner und ihre Angehörigen am
Prozess beteiligt werden?
Werden Bewohner und ihre Angehörigen regelmäßig über Neuerungen im Zuge der Interkulturellen Öffnung informiert, z. B. in
der Hauszeitschrift, bei Angehörigennachmittagen oder Festen?
Zum anderen können im Zuge einer Interkulturellen Öffnung bestehende Kompetenzen einzelner Mitarbeiter systematisch aufgegriffen und für die Pflege- und Betreuungsqualität der Bewohner sowie für die Einrichtung genutzt werden. Ein wichtiger
Punkt ist der Umgang mit Kultur- oder Sprachmittlung von mehrsprachigen Mitarbeitern (Fokus 5: Mehrsprachigkeit und Übersetzungsleistungen).
Stand
Haben Sie ehrenamtliche Mitarbeiter mit Migrationshintergrund
für Ihre Einrichtung gewinnen können?
Sehen Sie Möglichkeiten, wie Ehrenamtliche eine Brücke zu Netzwerkpartnern in Communities der Migranten schlagen können?
Können sich Mitarbeiter im Freiwilligendienst mit eigenen Ideen
am interkulturellen Öffnungsprozess beteiligen?
Welche praktische Unterstützung geben Sie Freiwilligen bei ihren
interkulturellen Vorhaben?
Werden auch ungewöhnlich erscheinende Wünsche von Bewohnern und Angehörigen in der Steuerungsrunde aufgenommen?
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Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
Interkulturelle Öffnung als Organisationsentwicklungsprozess
Stand
Fokus 5: Mehrsprachigkeit und Übersetzungsleistungen
Stationären Pflegeeinrichtungen hilft es, organisatorisch Lösungen für Übersetzungsbedarfe vorzuhalten. Mitarbeiter, die sich mit Bewohnern in ihrer Muttersprache unterhalten können, werden oftmals als Schlüssel für eine vertrauensvolle Pflege empfunden. Die Pflegequalität vieler Bewohner mit Migrationshintergrund kann durch
gezieltes Einbinden von mehrsprachigen Mitarbeitern oftmals erhöht werden. Immer
mehr Einrichtungen stellen daher gezielt bilinguale Mitarbeiter ein, kooperieren mit
Übersetzungs- und Dolmetscherdiensten und bieten ihre Materialien zur Öffentlichkeitsarbeit in mehreren Sprachen und auch in Leichter Sprache an.
Ein bewusster Umgang mit Übersetzungsleistungen von Mitarbeitern ist jedoch angeraten, wenn es nicht um Alltagsgespräche, sondern um Informations- und Beratungsgespräche geht, beispielsweise bei einem Heimeinzug oder wenn Entscheidungen, die
die medizinische Versorgung betreffen, gefällt werden müssen.
Haben Sie eine Übersicht, welche Sprachkompetenzen
Ihre Mitarbeiter mitbringen?
Haben Sie mit Ihren Mitarbeitern vereinbart, unter welchen
Bedingungen sie bereit sind, im Alltag sowie bei formellen
Situationen als Sprachmittler zur Verfügung zu stehen?
Auf welche Dienste von professionellen Sprachmittlern,
Übersetzern und Dolmetschern können Sie zurückgreifen?
Haben Sie mehrsprachige (auch in Leichter Sprache)
Materialien zur Öffentlichkeitsarbeit?
Ist die Beschilderung in Ihrer Einrichtung mehrsprachig?
Wichtig ist es, dass Mitarbeiter zunächst gefragt werden, ob sie überhaupt bereit
sind, solche ad-hoc-Übersetzungen auszuführen. Ist dies der Fall, sollten solche Arbeitsleistungen gewürdigt, anerkannt und angemessen honoriert werden. Darüber
hinaus sollte arbeitsrechtlich und organisatorisch klar definiert sein, unter welchen
Voraussetzungen Sprachkompetenzen für die Einrichtung zur Verfügung gestellt werEine Übersicht zu unterschiedlichen Modellen der Sprachmittlung im Gesundheitswesen bietet die von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration,
Flüchtlinge und Integration herausgegebene Broschüre: „Sprachmittlung im
Gesundheitswesen. Erhebung und einheitliche Beschreibung von Modellen der
Sprachmittlung im Gesundheitswesen Stand 2015“. Sie stellt ambulanten und stationären Einrichtungen, Ländern und Kommunen sowie Fachleuten übersichtliche
Informationen für die Einführung oder Erweiterung von Sprachmittlung bereit.
Es gibt mittlerweile vielfältige Arbeitshilfen, in denen Schlüsselbegriffe und Situationen der Pflege in allgemein verständlichen Piktogrammen und Übersetzungen
zusammengestellt sind, beispielsweise das von Christina Heilgensetzer herausgegebene Heft „tıp doc pflege“ mit Bildern und kurz Beschreibungen auf Arabisch,
Deutsch und Türkisch.
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Interkulturelle Öffnung als Organisationsentwicklungsprozess
Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
Fokus 6: Öffentlichkeitsarbeit
Fokus 7: Pflegerische und gesundheitliche Versorgung
Um die Angebote einer Pflegeeinrichtung bekannt zu machen, lohnt es sich, sowohl
die Materialien zur Öffentlichkeitsarbeit zu erweitern als auch neue Strategien zu
entwickeln, um die unterschiedlichen Zielgruppen zu erreichen.
Eine individuelle, migrations- und
kultursensible Pflege erfordert
sensibilisiertes und geschultes
Personal. Im Rahmen des Interkulturellen Öffnungsprozesses
empfehlen sich Fallkonferenzen,
in denen das (leitende) Pflegepersonal gemeinsam mit Kollegen
aus anderen Bereichen anhand
von konkreten Einzelfällen Lösungen zur pflegerischen Versorgung
von Bewohnern erarbeitet.
Es empfiehlt sich, die eigenen Materialien zur Öffentlichkeitsarbeit nicht nur in mehrere Sprachen zu übersetzen, sondern auch Formulierungen und die verwendeten
Bilder kritisch zu betrachten und bei Bedarf zu verändern. Daran anschließende Übersetzungen offizieller Dokumente, weiterer Materialien zur Außenwerbung und Hinweisschilder in der Einrichtung sollten bei ausgebildeten Übersetzern in Auftrag geben werden. Im Anschluss daran kann ein Feedback von mehrsprachigen Mitarbeitern
der Einrichtung empfehlenswert sein.
Stand
Haben Sie (mehrsprachige) Werbematerialien eingeplant,
die auf die kultursensible Ausrichtung aufmerksam machen?
Lassen Ihre Texte und Materialien zur Öffentlichkeitarbeit
erkennen, dass Vielfalt in Ihrem Haus willkommen ist?
Können Interessierte kultursensible Leistungen Ihrer
Einrichtung klar erkennen?
Bewerben Sie Ihre Einrichtung auch gezielt in den Communities
der Migranten und verschiedenen Glaubensgemeinschaften
(in deren Netzwerken, muttersprachlichen Medien und bei
Veranstaltungen)?
Holen Sie von Mitarbeitern, Bewohnern und deren Angehörigen
mit Migrationshintergrund sowie Netzwerkpartnern Feedback
zu Ihrer Öffentlichkeitsarbeit bzw. zu Ihren kultursensiblen
Leistungen ein?
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Gerade im Austausch mit Angehörigen, Ärzten und Therapeuten können Erfahrungen
über kulturell bedingte unterschiedliche Scham- und Schmerzempfindungen, Waschgewohnheiten und Einstellungen zu behandlungspflegerischen Maßnahmen zusammengetragen werden.
Stand
Wird gezielt mit mehrsprachigen Ärzten und Therapeuten
zusammengearbeitet?
Nehmen Sie Pflegeempfehlungen von Angehörigen bewusst auf?
Wie kann eine aktive Pflegebeteiligung von Angehörigen
ermöglicht werden?
Können Angehörige bei akuten Krankheitsphasen oder
auch in der Sterbephase in der Einrichtung übernachten?
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Interkulturelle Öffnung als Organisationsentwicklungsprozess
Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
Fokus 8: Haus und Garten
Interkultureller Garten
Eine Offenheit für die kulturellen, ästhetischen und sprachlichen Prägungen der Bewohner und deren Wertschätzung kann beispielsweise über die Raumgestaltung zum
Ausdruck gebracht werden. Ein Willkommensgruß in mehreren Sprachen im Empfangsbereich einer Einrichtung signalisiert dies. Ebenso positiv wirken mehrsprachige
Hinweisschilder (zu den Etagen, im Aufzug etc.) und Kalender, Bilder oder Dekoration
in Gemeinschaftsräumen, die die Vielfalt der Bewohnerschaft widerspiegeln.
Beziehen Sie Wünsche und Ideen der Bewohner, ihrer Angehörigen und der Mitarbeiter in die Raumgestaltung ihrer Einrichtung mit ein.
Hat eine Pflegeeinrichtung eine Gartenfläche, so können auf bestimmten Flächen
(Hoch-)Beete als ‚Interkultureller Garten‘ angelegt werden. Ansonsten können auch
auf Balkonen und Terrassen interkulturelle Gärten ausgewiesen werden. Dort können
Bewohner, Mitarbeiter und Ehrenamtliche Pflanzen aus aller Welt anbauen – zum Beispiel türkische Rosen, Zucchini aus dem Libanon, Sonnenblumen aus Russland, Jasmin aus dem Iran, Tulpen aus Holland. Während manche Bewohner liebgewonnene
Blumen oder Nutzpflanzen aus dem Herkunftsland anbauen, bringen Mitarbeiter und
Angehörige vielleicht Samen oder Ableger von Urlaubsreisen mit. Zu Festen können
dann geerntete Früchte angeboten und Blumen des Gartens als Dekoration verwendet werden.
Stand
Welche Möglichkeiten sehen Sie, Bewohnerzimmer,
Gemeinschaftsräume und den Empfangsbereich der
Einrichtung so umzugestalten, dass Bewohner mit
Migrationserfahrung und ihre Angehörigen sich
willkommen fühlen?
Vorhaben
Welche Ideen zur interkulturellen Gestaltung der
Garten- und Grünanlagen haben Sie?
Wie wollen Sie die Ideen der Bewohner, ihrer Angehörigen
und die der (ehrenamtlichen) Mitarbeiter mit einbeziehen?
Welche Maßnahme planen Sie, um Ideen der Bewohner,
ihrer Angehörigen und die der (ehrenamtlichen)
Mitarbeiter mit einzubeziehen?
Besteht die Möglichkeit, bei der Gartengestaltung mit
einem im Umfeld tätigen Verein einer Migrantenorganisation
zu kooperieren?
Medien aus aller Welt
Viele Ältere mit Migrationshintergrund haben im Laufe ihres Lebens die Medien ihres
Herkunftslandes verfolgt. Sie möchten über die Geschehnisse dort informiert bleiben,
haben Lieblingssendungen in Radio und TV und genießen es, in ihrer Muttersprache
informiert zu werden. Einigen Bewohnern kann man eine Freude machen, wenn sie in
ihren Zimmern oder auch im Gemeinschaftsraum (über Satellit) Fernsehsender aus
anderen Teilen der Welt empfangen oder auch ihre bevorzugten muttersprachlichen
Zeitungen und Zeitschriften erhalten können.
Über die Vielfalt ‚Interkultureller Gärten‘ können Sie sich beispielsweise bei der
Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis gGmbH informieren. Hier finden Sie
Kontaktmöglichkeiten, um bestehende ‚Interkulturelle Gärten‘ in Ihrer Umgebung
zu besichtigen sowie Beratung und Informationen über Tagungen zu erhalten.
Vorhaben
Wissen Sie, ob Bewohner mit Migrationshintergrund
TV-Programme oder Zeitschriften aus einem anderen
Land empfangen bzw. lesen möchten?
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Interkulturelle Öffnung als Organisationsentwicklungsprozess
Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
Fokus 9: Das leibliche Wohl
Einigen Bewohnern wird es wichtig sein, dass
ihre Speisen halâl bzw. koscher (beides sind
nach rituellen Vorschriften zubereitete muslimische bzw. jüdische Gerichte) oder vegetarisch zubereitet sind. Diese Essensregeln sollten
im Speiseangebot einer Pflegeeinrichtung unbedingt eingehalten werden – sowohl in Bezug
auf die verwendeten Zutaten als auch bei der
Zubereitung der Mahlzeiten.
Bei den Zwischenmahlzeiten und im Bistroangebot kann beispielsweise mit Nussmischungen, Datteln, Mangos oder Baklava auf
mögliche Vorlieben der Bewohner eingegangen
werden. Auch ein Tee aus dem Samowar kann
das Getränkeangebot stimmungsvoll abrunden.
Als Pflegeeinrichtung müssen Sie nicht den Anforderungen eines Restaurantbetriebes
gerecht werden. Machen Sie deutlich, welchen Wünschen Sie entsprechen können.
Seien Sie sich jedoch bewusst, dass gerade das Speiseangebot signalisiert, ob eine
Einrichtung als kultursensibel wahrgenommen wird.
Stand
Wie können Bewohner und ihre Angehörigen
am Prozess beteiligt werden?
Werden Bewohner und ihre Angehörigen regelmäßig
über Neuerungen im Zuge der Interkulturellen Öffnung
informiert, z. B. in der Hauszeitschrift, bei Angehörigennachmittagen oder Festen?
Werden auch ungewöhnlich erscheinende Wünsche von
Bewohnern und Angehörigen in der Steuerungsrunde
aufgenommen?
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Beispiel, wie „muslimische Kost“ in den Speiseplan im Victor-Gollancz-Haus des
Frankfurter Verbandes integriert ist.
Stand
Ist sichergestellt, dass beim Speisenangebot die Vorlieben
von Bewohnern (z. B. für mediterrane, vietnamesische oder
slawische Gerichte) sowie religiöse Vorgaben und Tabus
berücksichtigt werden können?
Ist es eventuell nötig, die Küchenleitung bzw. das Küchenteam
durch Fortbildungen oder Workshops (z. B. mit Angehörigen
oder Ehrenamtlichen) für die Speisevorlieben neuer Bewohner
zu sensibilisieren?
Wäre es eine Option, eine Küchenkraft einzustellen,
die mediterrane Speisen halâl zubereiten kann?
Können Utensilien wie z. B. ein Samowar, Teegläser sowie
ein spezieller Grill für Halâl-Fleisch angeschafft werden?
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Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
Fokus 10: Netzwerkarbeit
Interkulturelle Öffnung als Organisationsentwicklungsprozess
Stationäre Pflegeinrichtungen können zu einem Ort der Nachbarschaftsbegegnung
werden. Eine solche Netzwerkarbeit verbessert die Versorgungs- und somit Lebensqualität der Bewohner wie auch die Attraktivität und den Bekanntheitsgrad der Pflegeeinrichtung im Wohnumfeld. Darüber hinaus nimmt auch die Anziehungskraft für
potenzielle Beschäftigte zu. Dazu ist es jedoch nötig, dass Einrichtungen ihre Türen
öffnen, sich bemühen, neue Kontakte aufzubauen und bestehende Netzwerke durch
gemeinsame Aktivitäten zu verdichten.
Stand
„Im Umfeld unserer Einrichtung leben Menschen aus
90 Nationen. Wir hörten,
dass eine Gruppe von älteren
Migranten Räumlichkeiten
im Kiez suchten, in denen
sie sich treffen können. Wir
sind eine große Einrichtung,
an Räumen mangelt es nicht.
Durch sie kamen wir schließlich auf die Idee, uns mehr
mit kultursensibler Pflege
zu beschäftigen und uns als
Einrichtung bewusst einem
interkulturellen Öffnungsprozess zu stellen.“
Birgit Greiner, Leitung
Vitanas Senioren Centrum
Märkisches Viertel BerlinReinickendorf 2009–2012
Im Zuge einer Interkulturellen Öffnung ist es für stationäre Pflegeeinrichtungen ratsam, Partner zu gewinnen,
die das Leben innerhalb der Einrichtung bereichern und
den Kontakt nach außen erleichtern. Viele Bewohner mit
Migrationshintergrund werden es begrüßen, wenn sie
auch weiterhin Kontakt zu ihrer Community halten können. Um dies zu erreichen, ist es hilfreich, in die Netzwerkarbeit Migranten (selbst)organisationen und Glaubensgemeinschaften aus dem Stadtteil einzubeziehen.
Das können beispielsweise Kirchen-, Tempel- oder auch
Moscheegemeinden, Kulturvereine, kommunal oder frei
getragene Begegnungsstätten wie z. B. Stadtteilzentren,
Einrichtungen des Quartiersmanagements, Museen und
Dokumentationszentren, Beratungseinrichtungen, Dolmetscherdienste, Theatergruppen, (interkulturelle) Hospizdienste sowie interkulturelle Gärten sein.
Einen Überblick mit Ansprechpartnern und Adressen gibt die Broschüre ‚Integration und Migration
– Ein Wegweiser für Berlin‘, die der Beauftragte des
Senats von Berlin für Integration und Migration (Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen)
herausgibt. Hier werden über 100 nationalitätenbezogene Vereine und 34 Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften gelistet.
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Ist geklärt, welche Mitarbeiter zeitliche Ressourcen haben,
um Netzwerkarbeit im Wohnumfeld zu gestalten?
Haben Sie Kontakt zu Glaubensgemeinschaften und
Migranten(selbst)organisationen im Umfeld Ihrer Einrichtung
aufgenommen und Kooperationsinteressen ausgelotet?
Laden Sie diese Netzwerkpartner zu Veranstaltungen und Feiern
in Ihre Einrichtung (z. B. zum Sommerfest, Spargel-Essen) ein?
Haben Sie den Netzwerkpartnern angeboten, Veranstaltungen
und Gruppentreffen in Ihrer Einrichtung stattfinden zu lassen,
wie z. B. Chorproben, Bibelkreise, Tee- und Tavla-Runden,
Musik-, Sport-, Tanz- oder auch Theatergruppen?
Ermöglichen Sie Bewohnern, an Veranstaltungen der Netzwerkpartner außerhalb des Hauses teilzunehmen, z. B. am Freitagsgebet, an Ausflügen und Festen?
Können Sie über diese Netzwerkpartner auch Ehrenamtliche
mit Migrationshintergrund für Ihre Einrichtung gewinnen?
Gelingt es Ihnen, den Kontakt zu neu gewonnenen Netzwerkpartnern aufrecht zu halten, auch wenn Sie derzeit keinen
„passenden“ Bewohner haben?
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Interkulturelle Öffnung als Organisationsentwicklungsprozess
Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
Fokus 11: Glauben und Rückzug
Das aktive Bekenntnis zu einer Religion und die Verbindung zu einer Glaubensgemeinschaft sind vielen auch im Alter wichtig. Ob die Ausübung eines Glaubens in einer Einrichtung willkommen ist, trägt erheblich dazu bei, ob sich ein Bewohner wohl
fühlt.
Stand
Haben die Bewohner einen angemessenen Raum, in dem
sie z. B. beten oder religiöse Feiertage würdigen können?
Stehen Sie in Kontakt mit Glaubensgemeinschaften, um im
Bedarfsfall eine seelsorgerische Begleitung ermöglichen zu
können?
Zusätzlich ist zu überlegen, ob noch mehr Festtage in den Veranstaltungsplan einer
Einrichtung aufgenommen werden können. Eine feierliche Würdigung könnten u. a.
der muslimische Fastenmonat Ramadan, das jüdische, chinesische oder christlichorthodoxe Neujahr sowie das Neujahrs- und Frühlingsfest Nouruz erhalten, das im
Iran, in Syrien und in der Türkei gefeiert wird. Ein interkultureller Kalender und Rücksprachen mit Bewohnern, Angehörigen, Mitarbeitern und Ehrenamtlichen helfen bei
der Orientierung.
Der Beauftragte des Senats von Berlin für Integration und Migration stellt einen
jährlichen ‚Interkulturellen Kalender‘ mit religiösen und säkularen Feiertagen zur
Verfügung.
Im wöchentlichen Programm der Einrichtung können Angebote aufgenommen
werden, die bewusst Platz für Erfahrungen Älterer mit Migrationserfahrung bieten. In Gesprächskreisen können beispielsweise ‚Lebensgeschichten aus aller Welt‘
thematisiert werden. Dabei können Bewohner, Mitarbeiter und Ehrenamtliche aus
ihren Herkunfts- und Reiseländern berichten.
Fokus 12: Veranstaltungskalender
Es ist wichtig, dass sich die Interkulturelle Öffnung auch im
Festtagskalender der Einrichtung
widerspiegelt. Beispielsweise
könnten die kulinarischen Vorlieben der Bewohner und ihrer Angehörigen sowie der Mitarbeiter
und Ehrenamtlichen aufgenommen werden. Vielleicht bringen
Einzelne auch eigene (Lieblings-)Gerichte mit. Vielleicht mögen Freiwillige und Ehrenamtliche einen Stand mit Gebäck aus aller Welt (schwedische Haferkekse, chinesische
Glückskekse, süße und salzige Kekse aus der Türkei, gefüllte Datteln aus dem Iran
etc.) organisieren.
Beim Kulturprogramm der Feierlichkeiten im Haus können lokale Künstler aus aller
Welt eingebunden werden. So beispielsweise eine Musikgruppe, die Melodien und Lieder aus Russland, der Türkei oder Spanien spielen kann, oder folkloristische Gruppen,
die traditionelle polnische, anatolische oder vietnamesische Tänze aufführen.
40
Stand
Ist in allen Bereichen der Einrichtung ein interkultureller
(Festtags-)Kalender präsent?
Haben Sie sich bei den Mitarbeitern, Bewohnern und
Angehörigen erkundigt, welche Feiertage und Feste
zukünftig in der Einrichtung gewürdigt werden sollten?
Laden Sie lokale Netzwerkpartner wie Beratungsstellen,
Migranten(selbst)organisationen und Glaubensgemeinschaften
zu Veranstaltungen, Festen und Feiern ein bzw. planen Sie mit
Ihnen Kooperationen?
Beteiligen Sie sich an Straßenfesten und Festen Ihrer
Netzwerkpartner?
Ist es den Bewohnern möglich, für eigene Feierlichkeiten
auf Räumlichkeiten in der Einrichtung zuzugreifen?
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Typische Stolpersteine im Interkulturellen Öffnungsprozess
Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
Fokus 13: Fachliche Impulse austauschen
Es ist anzuraten, in den Planungs- und Umsetzungsphasen externe Unterstützung
z. B. von Experten für interkulturelle Öffnungsprozesse einzubeziehen oder mit anderen Einrichtungen in Austausch zu treten. Der von außen kommende Blick sowie eine
Expertise bei der Gestaltung von Veränderungsprozessen können den interkulturellen
Öffnungsprozess begleiten, ohne dabei ein Gefühl von Bevormundung hervorzurufen.
Auch die Expertise von Netzwerkpartnern aus den Communities der Migranten kann
über Workshops und an gemeinsamen Fachtagen in den interkulturellen Öffnungsprozess einfließen.
Eine wissenschaftliche Begleitung der Projektumsetzung ist eine weitere Möglichkeit,
Erfahrungswissen zu dokumentieren und für die zukünftige Arbeit aufzubereiten sowie Grundlagen für Verstetigung und Nachhaltigkeit zu legen.
Gut aufbereitete Informationen bieten auch die großen Wohlfahrtsverbände, die
sich alle zurzeit in einen Prozess der Interkulturellen Öffnung befinden und ihre
Erfahrungen und Empfehlungen in Handreichungen veröffentlicht haben (siehe
Anhang).
Stand
Könnten Sie sich vorstellen, eine professionell-fachliche
Begleitung für den interkulturellen Organisationsentwicklungsprozess Ihrer Einrichtung in Anspruch zu nehmen?
Haben Sie Interesse, mit Ihren Erfahrungen auf
fachöffentlichen Veranstaltungen präsent zu sein?
Sind Sie bereit, Ihre Erfolge und Misserfolge während des
interkulturellen Öffnungsprozesses für andere transparent
zu machen?
Findet ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch mit anderen
Einrichtungen über die kultursensible Pflegepraxis statt?
Ist es den Bewohnern möglich, für eigene Feierlichkeiten auf
Räumlichkeiten in der Einrichtung zuzugreifen?
42
5
Typische Stolpersteine im
Interkulturellen Öffnungsprozess
Im Zuge einer Interkulturellen Öffnung werden sensible
Themen angesprochen und Veränderungen angestoßen,
zu denen oftmals Diskussionsbedarf besteht. Damit Sie
diesen Prozess gut begleiten können, möchten wir Sie
auf drei mögliche Stolpersteine aufmerksam machen.
5.1 Interkulturelle Öffnung
einfach ‚verordnen’
Interkulturelle Öffnungsprozesse als bewusst und systematisch angegangene Organisationsentwicklung
gelingen nur dann, wenn sie von der Leitungsebene gewollt und verantwortet werden. Es obliegt den Leitungskräften, Maßnahmen in den Bereichen der Personal-,
Organisations- und Qualitätsentwicklung voranzutreiben. Dabei ist es wichtig, alle beteiligten Gruppen in der
Mitarbeiterschaft sowie alle Bewohner und ihre Angehörigen bei diesem Prozess mitzunehmen. Gelingt dies
nicht, wird Interkulturelle Öffnung, als ‚von oben verordnet’ und ‚übergestülpt’ erfahren. Es ist daher ratsam,
auf Methoden zurückzugreifen, die allen Beteiligten sowohl die Mitwirkung als auch die Zeit zur Reflexion und
Diskussion ermöglichen. Fragen, die in einem interkulturellen Öffnungsprozess aufgeworfen werden, beschäftigen Beteiligte oftmals in ihrer beruflichen wie auch in
ihrer persönlichen Identität. Ein schlichtes Abarbeiten
eines starren Maßnahmenkataloges garantiert nicht das
Gelingen eines wertschätzenden Umgangs miteinander,
den eine Interkulturelle Öffnung bringen soll.
„Kultursensible Pflege trägt
dazu bei, dass eine pflegebedürftige Person entsprechend
ihrer individuellen Werte,
kulturellen und religiösen
Prägungen und Bedürfnisse
leben kann.“
Arbeitskreis Charta für eine
kultursensible Altenpflege
2002, S. 12
„Wir können bestätigen, dass
Interkulturelle Öffnung nur
als Top-down-Prozess funktioniert. Doch nur gemeinsam
können wird eine Veränderung
gestalten, die zu uns allem
passt.“
Birgit Greiner, Leitung Vitanas
Senioren Centrum Märkisches
Viertel Berlin-Reinickendorf
2009–2012
43
Typische Stolpersteine im Interkulturellen Öffnungsprozess
Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
„Als unsere erste türkeistämmige Bewohnerin kam,
haben wir ihr extra Schafskäse und Oliven zum Frühstück
besorgt. Sie sagte aber, dass
sie in den 40 Jahren, die sie
jetzt schon in Deutschland
lebt, jeden Morgen Brötchen
mit Erdbeermarmelade isst.
Sie hatte Sorge, dass sie das
nun nicht mehr bekommt.“
Bengin Azcan, Sozialer Dienst
im multikulturellen Haus am
Sandberg
5.2 Auf Unterschiedlichkeit fixiert sein
5.3 Unterschiede tabuisieren
Im Zuge eines interkulturellen Öffnungsprozesses in stationären Pflegeeinrichtungen werden Mitarbeiter dafür
sensibilisiert, auf mögliche Unterschiede in den Pflegeund Betreuungsbedürfnissen zwischen Bewohnern mit
und ohne Migrationserfahrung zu achten. Es geht darum, für die Vielfalt von Lebensweisen, Traditionen, Gewohnheiten und Glaubensvorstellungen von Menschen,
die aus aller Welt nach Deutschland gezogen sind, empfindsam zu werden. Kenntnisse über Entwicklungen in
unterschiedlichen Kulturräumen und Glaubensvorstellungen sind dabei hilfreich.
In der guten Absicht, Unterschiedlichkeit nicht überzubetonen, zeigt der Ausspruch „Wir behandeln alle
gleich“ oftmals ein Tabuisieren und Negieren von Unterschieden an. Doch führt dies nicht unbedingt zu einer
guten und individuell passenden pflegerischen Versorgung. Die spezifischen Lebensrealitäten von Bewohnern
(und Mitarbeitern) mit Migrationserfahrung werden so
systematisch ausgeblendet und können in der Qualitätsentwicklung nicht berücksichtigt werden. Es besteht
die Gefahr, dass diskriminierende Strukturen unerkannt
bleiben.
Wird in einem interkulturellen Öffnungsprozess aber
immer wieder und ausdrücklich auf die scheinbar
unüberwindbare Unterschiedlichkeit zwischen ‚uns
einheimischen Deutschen’ und ‚den zugewanderten
Nicht-Deutschen, ergo Migranten’ verwiesen, wird es in
vielen Fällen nicht gelingen, dass ältere Migranten sich
in der Einrichtung wohl fühlen. Für sie entsteht dann
der Eindruck, dass sie als „Andersartige“ akzeptiert
werden, ihnen eine Zugehörigkeit jedoch verwehrt wird.
Dabei widerspricht eine solche Perspektive biographieorientierten Ansätzen, die ja gerade für individuelle
Lebenswege und Mehrfachzugehörigkeiten sensibel
sein wollen. Bei aller Aufmerksamkeit und Einstellung
auf Unterschiede geht es im Zuge einer Interkulturellen
Öffnung auch darum, Unterschiedlichkeit nicht extra zu
betonen.
Vielmehr ist es wichtig, auch auf Fachwissen über migrations-, kultur- und religionsbedingte Unterschiede
zurückzugreifen, im Alltag erfahrene Differenzen zu
benennen und im Gespräch gegenseitige Erwartungshaltungen auszuloten.
„Man muss nachfragen –
eine professionelle Neugierde
entwickeln. Und nicht sagen
„Ich weiß alles“, sondern
sich erlauben zu fragen ‚Das
interessiert mich jetzt.
Wie meint der das?’“
Ulrika Zabel, Gründerin
und ehemalige Leiterin
des Kompetenz Zentrums
Interkulturelle Öffnung der
Altenhilfe
Das von den Neuen deutschen Medienmachern e. V.4
herausgegebene Glossar hilft, sich über Begrifflichkeiten von Migration und Integration zu informieren
und einen sensiblen Umgang in der sprachlichen Bezeichnung von ‚wir’ und ‚ihr’ in der Migrationsgesellschaft zu entwickeln (siehe Anhang).
4 Die
Neuen deutschen Medienmacher e. V. sind ein bundesweiter Zusammenschluss von Medienschaffenden
mit unterschiedlichen kulturellen und sprachlichen Kompetenzen und Wurzeln mit Sitz in Berlin.
44
45
Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
6 Vom Umgang mit Vorurteilen und
Widerständen – ein Faktencheck
Vom Umgang mit Vorurteilen und Widerständen – ein Faktencheck
Im Folgenden wird exemplarisch auf Vorurteile und Widerstände eingegangen, die
den Prozess der Interkulturellen Öffnung häufig begleiten. Diese müssen ernstgenommen, direkt und offen angesprochen und auf ihre Schlüssigkeit hin überprüft werden.
Die vier Aussagen entstammen Gesprächen mit Mitarbeitern aus verschiedenen Pflegeeinrichtungen.
Ähnlich wie ein Qualitätsbeauftragter in einem Unternehmen kann ein Beauftragter
für Interkulturelle Öffnung die Aufgabe der Prozesssteuerung mit definierten Kompetenz- und Entscheidungsbereichen übernehmen. Interkulturelle Öffnung erfordert
jedoch weitere Verantwortlichkeiten. Ohne stetigen Rückhalt der Hausleitung und
ein ausgefeiltes Konzept, das alle Organisationsbereiche einbezieht, versanden alle
Veränderungsprozesse. Durch eine Öffnung in das Wohnumfeld u. a. zu Migrantenorganisationen, Religionsgemeinschaften, Stadtteil- oder Begegnungszentren, Familienund Elternvereinen, Pflegestützpunkten oder Einrichtungen der Selbsthilfe entwickelt
sich sukzessive ein Netzwerk von miteinander kooperierenden Partnern. Ohne Austausch wird man kaum in Erfahrung bringen, was der Einrichtung an Anreizen für
ältere Migranten noch fehlt.
„Ältere Migranten wollen nicht in deutsche Altersheime. Wir müssen uns daher
gar nicht auf sie einstellen. Bei uns fragen ja auch keine Migranten an.“
„In unserer Belegschaft haben wir viele Beschäftigte mit Migrationshintergrund.
Dadurch ist unsere interkulturelle Kompetenz gesichert.“
Sowohl Ältere mit als auch ohne Migrationshintergrund wollen möglichst lange in den
eigenen vier Wänden leben und von Familienangehörigen gepflegt werden. Allerdings
ist zu erwarten, dass in den kommenden Jahren immer weniger Familienangehörige die Pflege ihrer Eltern oder Verwandten übernehmen werden – sei es aufgrund
von eigener Berufstätigkeit, geographischen Distanzen oder auch physischen und
psychischen Belastungsgrenzen. Erst dann ziehen Betroffene und Angehörige neben
Pflege-Wohngemeinschaften auch stationäre Einrichtungen der Altenpflege verstärkt
in Betracht.
Zunächst ist herauszustellen, dass ein Migrationshintergrund nicht automatisch zu
einer interkulturellen Kompetenz führt. Dennoch sind Mitarbeiter mit Migrationshintergrund wichtig, da sie häufig mehrsprachig sind und das Potenzial haben, eine
besondere Sensibilität im Umgang mit Migrationserfahrungen einzubringen und vermittelnd wirken zu können.
Stationäre Altenpflegeinrichtungen, die bewusst kommunizieren, dass sie auch für
Ältere mit Migrationshintergrund offen sind, werden von ihnen, und zwar mit steigender Tendenz, angefragt.
„Wir haben einen Mitarbeiter, der sich um Interkulturelle Öffnung und kultursensible
Pflege kümmert. Damit ist alles geregelt. Weiteren Austausch mit anderen brauchen
wir nicht und es ist uns zu aufwendig.“
46
Die Weiterentwicklung der Interkulturellen Kompetenz ganzer Teams kann durch
Schulungen, Workshops und Fallbesprechungen gefördert werden. Darüber hinaus ist
es sinnvoll, interkulturelles Verstehen und Wissenstransfer zwischen Pflegepersonal
unterschiedlicher Herkunft systematisch zu unterstützen. Jedoch bedarf es einer organisatorisch geregelten Einbindung der individuellen Kompetenzen, um Überforderungen vorzubeugen.
„Wenn wir einen Prozess der Interkulturellen Öffnung durchlaufen haben, ist alles
gut.“
Genau genommen werden Prozesse, Kommunikation, Personal und Räumlichkeiten durch die Interkulturelle Öffnung um eine kulturelle Perspektive bereichert. Es
wäre jedoch ein Trugschluss, zu meinen, dass damit kulturell, ethnisch oder religiös
begründete Konflikte in einer Einrichtung nicht mehr auftauchen. Interkulturelle
Öffnung beruht vielmehr auf der Selbstverpflichtung, auftretende interkulturelle Konflikte oder Missverständnisse zu reflektieren und zu bearbeiten und damit Diskriminierungstendenzen entgegenzuwirken.
47
Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
7 Weitere Informationsmöglichkeiten
Kompetenz Zentrum Interkulturelle Öffnung der Altenhilfe (kom zen)
Das kom•zen strebt eine einer Migrationsgesellschaft angemessene Altenhilfestruktur
im Land Berlin an und unterstützt hier den Bewusstseinswandel für eine Interkulturelle Öffnung. Es verbindet die Themen und Tätigkeitsfelder Alter(-n), Migration und
Pflegestrukturen systematisch und fungiert als eine Informations-, Austausch- und
Vernetzungsplattform. Das kom•zen befördert die Umsetzung des Berliner Integrations- und Partizipationsgesetzes (PartInG) in den Bereichen der Altenhilfe sowie der
seniorenpolitischen Leitlinie („Ältere Migrantinnen und Migranten“) im Rahmen der
Berliner Seniorenpolitik.
Weitere Informationmöglichkeiten | Arbeitsmaterialien für die Praxis und Publikationshinweise
8 Arbeitsmaterialien für die Praxis
und Publikationshinweise
8.1 Arbeitsmaterialien
Der Beauftragte des Senats von Berlin für Integration und Migration (Hrsg.)
(erscheint jährlich): Interkultureller Kalender.
http://www.berlin.de/lb/intmig/service/interkultureller-kalender/
(Stand 03.11.2016)
Christina Heiligensetzer (Hrsg.) (2010): tip doch pflege. Türkisch, Arabisch,
Deutsch. Stuttgart: setzer verlag.
www.kom-zen.de
Forum für eine kultursensible Altenhilfe
Das Forum für eine kultursensible Altenhilfe ist ein bundesweiter freiwilliger Zusammenschluss von Verbänden, Unternehmen, Experten und Engagierten aus den Themen- und Tätigkeitsfeldern der Altenhilfe und der Migrationsarbeit. Die Mitglieder des
Forums haben das ‚Memorandum für eine kultursensible Altenhilfe‘ unterzeichnet
und pflegen in den Regionalgruppen Nord, Süd, West und Ost einen kontinuierlichen
inhaltlichen und kollegialen Austausch zu Fragen der kultursensiblen Altenhilfe.
Borde, Theda/David, Matthias (2004): Checkliste. „Interkulturelle Öffnung
von Krankenhäusern und anderen Versorgungseinrichtungen“. Berlin.
http://www.ash-berlin.eu/hsl/freedocs/121/ChecklisteInterkulturelleOeffnungVersorgungseinrichtungen.pdf
(Stand 03.11.2016)
Auch Sie können sich diesem Netzwerk anschließen und von ihm profitieren – z. B.
können Sie sich hier über Fachveranstaltungen informieren oder Ansprechpartner zur
Interkulturellen Öffnung in der Altenhilfe finden.
www.kultursensible-altenhilfe.de
48
49
Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
Weitere Informationmöglichkeiten | Arbeitsmaterialien für die Praxis und Publikationshinweise
8.2 Kontakte
8.3 Erweiterte Publikationsliste
Bundesverband MEDIATION e. V. (BM)
Wittestr. 30 K, 13509 Berlin
www.bmev.de
Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.) (2007): Online Datenbank.
www.statistik-berlin-brandenburg.de
(Stand 03.11. 2016)
Forum für eine kultursensible Altenhilfe
www.kultursensible-altenhilfe.de
Arbeitskreis Charta für eine kultursensible Altenhilfe / Kuratorium Deutsche Altenhilfe (Hrsg.) (2002): Für eine kultursensible Altenpflege. Eine Handreichung. Köln.
http://www.bagso.de/fileadmin/Aktuell/Themen/Pflege/handreichung.pdf
(Stand 03.11.2016)
Gemeindedolmetschdienst Berlin
Müllenhoffstraße 17, 10967 Berlin
www.gemeindedolmetschdienst-berlin.de
IQ Netzwerk Berlin: Für Vielfalt, gegen Diskriminierung
Bei der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen
Oranienstraße 106, 10969 Berlin
www.berlin.netzwerk-iq.de
Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung
bei der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen
Oranienstraße 106, 10969 Berlin
www.berlin.de/lb/ads/
Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis gGmbH
Daiserstraße 15, 81371 München
www.anstiftung.de
50
AWO Bundesverband e. V. (Hrsg.) (2012): Kooperation mit muslimischen Verbänden –
eine Orientierungshilfe. Berlin: AWO Bundesverband e. V. – Verlag.
http://www.sportintegration.de/wp-content/uploads/2013/07/2012-03-kooperationmit-muslimischen-verbaenden.pdf
(Stand 03.11.2016)
AWO Bundesverband e. V. (Hrsg.) (2008): Rahmenkonzeption der AWO. Interkulturelle
Öffnung (IKÖ) der ambulanten und stationären Angebote für ältere Menschen. Teil
der Schriftenreihe Theorie und Praxis. Berlin.
http://grundsatzprogramm.awo.org/wp-content/uploads/2015/04/2008-AWO-Rahmenkonzeption-Interkulturelle-Oeffnung-der-ambulanten-und-stationaeren-Angebote-aelterer-Menschen.pdf
(Stand 03.11.2016)
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Integration und Flüchtlinge (Hrsg.)
(2011): Migranten(dach)organisationen in Deutschland. Berlin: MOZAIK gemeinnützige Gesellschaft für interkulturelle Bildungs- und Beratungsangebote mbH.
http://www.bundesregierung.de/Content/DE/_Anlagen/IB/2012-04-25-migrantenorganisationen-in-deutschland.pdf?__blob=publicationFile
(Stand 03.11.2016)
51
Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Integration und Flüchtlinge (Hrsg.)
(2013): Das kultursensible Krankenhaus. Ansätze zur Interkulturellen Öffnung. Berlin
https://www.bundesregierung.de/Content/Infomaterial/BPA/IB/Das_kultursensible_Krankenhaus_09-02-2015.pdf;jsessionid=A7D39A98FAB91594996A66EA2DE9D157.
s1t1?__blob=publicationFile&v=18
(Stand 03.11.2016)
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Hrsg.) (2012): Pflegebedürftigkeit und
Nachfrage nach Pflegeleistungen von Migrantinnen und Migranten im demographischen Wandel. Forschungsbericht 12. Nürnberg.
https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Publikationen/Forschungsberichte/
fb12-pflegebeduerftigkeit-pflegeleistungen.pdf?__blob=publicationFile
(Stand 03.11.2016)
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) (2010): Forschungsstudie Migrantenorganisationen in Deutschland. Berlin.
http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/Migrantinnenorganisationen-in-Deutschland-Abschlussbericht,property=pdf,bereich=bmfsfj,spr
ache=de,rwb=true.pdf
(Stand 03.11.2016)
Bundesministerium für Gesundheit (Hrsg.) (2011): Abschlussarbeit zur Studie „Wirkungen des Pflegeweiterentwicklungsgesetzes“. München: TNF Infratest Sozialforschung.
http://www.tns-infratest.com/SoFo/_pdf/2011_Abschlussbericht_Wirkungen_des_
Pflege-Weiterentwicklungsgesetzes.pdf
(Stand 03.11.2016)
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.) (2005): Qualitätszirkel
in der Gesundheitsförderung und Prävention – Handbuch für Moderatorinnen und
Moderatoren. Köln.
http://www.bzga.de/botmed_61500000.html
(Stand 03.11.2016)
52
Weitere Informationmöglichkeiten | Arbeitsmaterialien für die Praxis und Publikationshinweise
Der Beauftragte Senats von Berlin für Integration und Migration (Hrsg.) (monatliche
Neuauflage): Newsletter – Berlin international. Berlin.
https://www.berlin.de/lb/intmig/service/newsletter/
(Stand 03.11.2016)
Der Beauftragte des Senats von Berlin für Integration und Migration (Hrsg.) (2014):
Integration und Migration – Ein Wegweiser für Berlin. Berlin.
https://www.berlin.de/lb/intmig/service/adressen
(Stand 03.11.2016)
Der Beauftragte des Senats von Berlin für Integration und Migration (Hrsg.) (2012):
Interkulturelle Kompetenz als Fachkompetenz. Berlin.
https://www.berlin.de/lb/intmig/veroeffentlichungen/interkulturelle-oeffnung
(Stand 03.11.2016)
Deutscher Caritasverband e. V. (Hrsg.) (2006): Vielfalt bewegt Menschen. Interkulturelle Öffnung der Dienste und Einrichtungen der verbandlichen Caritas. Eine Handreichung. Freiburg.
http://ec.europa.eu/citizens_agenda/social_reality_stocktaking/contributions/docs/
contrib44-1.pdf
(Stand 03.11.2016)
Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg – Schlesische Oberlausitz e. V. (Hrsg.) (2011):
Diakonie ist Vielfalt – interkulturelle Öffnungsprozesse gestalten und unterstützen.
Handreichung für die Praxis. Berlin.
http://www.bagw.de/media/doc/TGD_11_Bundestagung_Schramm_3_Diakonie_ist_
Vielfalt.pdf
(Stand 03.11.2016)
Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration
(Hrsg.) (2015): Sprachmittlung im Gesundheitswesen. Erhebung und einheitliche Beschreibung von Modellen der Sprachmittlung im Gesundheitswesen.
https://www.bundesregierung.de/Content/Infomaterial/BPA/IB/Sprachmittlung%20
im%20Gesundheitswesen.pdf?__blob=publicationFile&v=4
(Stand 03.11.2016)
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Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
Weitere Informationmöglichkeiten | Arbeitsmaterialien für die Praxis und Publikationshinweise
Fachstelle für Prävention und Gesundheitsförderung (Hrsg.) (2015): Zwölfte Berliner
Landesgesundheitskonferenz: Migration und Gesundheit – Berlin vor neuen Herausforderungen? Berlin.
http://www.berlin.gesundheitfoerdern.de/fileadmin/user_upload/MAIN-dateien/
Fachstelle/Fachstelle-LGK/12._LGK/12-LGK-BF.pdf
(Stand 03.11.2016).
Handschuck, Sabrina / Schröer, Hubertus (2012): Interkulturelle Orientierung und Öffnung. Theoretische Grundlagen und 50 Aktivitäten zur Umsetzung. Augsburg. Ziel –
Zentrum für interdisziplinäres erfahrungsorientiertes Lernen GmbH.
http://www.ziel-verlag.de/diversitymanagement/interkulturelle-orientierung-undoeffnung.php
(Stand 03.11.2016)
Fachstelle für Interkulturelle Öffnung (Hrsg.) (2014): Chancen der Interkulturellen
Öffnung. Eine Handreichung für die Altenpflege in Thüringen. Jena.
http://www.iq-thueringen.de/Broschueren/Handreichung.pdf
(Stand 03.11.2016)
Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit (IDA) e.V. (Hrsg.)
(2015): Glossar der Neuen deutschen Medienmacher e. V. Formulierungshilfen für einen diskriminierungssensiblen Sprachgebrauch für Bildungsarbeit in der Migrationsgesellschaft. Düsseldorf.
http://www.idaev.de/aktuelles/neuerscheinungen
(Stand 03.11.2016)
Falkenroth, Anemone / Wagner, Monika (2008): Interkulturelle Öffnungsprozesse im
Gesundheitswesen. In: Budzinski, M. (Hrsg.): Interkulturelle Öffnung in öffentlichen
Verwaltungen und Wohlfahrtsverbänden. Bad Boll, Seite 93 – 106.
http://archiv.diakonie-portal.de/Members/eui/Dokumente/Folder_1141304898/Folder_1141305898/File_1245845905.pdf
(Stand 03.11.2016)
Forum der Kulturen Stuttgart e. V. (Hrsg.) (2010): Auf gleicher Augen- und Herzhöhe –
über die Zusammenarbeit mit Migrantenorganisationen. Stuttgart.
http://www.vielfalt-mediathek.de/mediathek/4222/auf-gleicher-augen-und-herzhheber-die-zusammenarbeit-mit-migrantenorganisation.html
(Stand 03.11.2016)
Gaitanides, Stefan (2006): Stolpersteine auf dem Weg zur interkulturellen Öffnung
der Sozialen Dienste. In: Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V. (Hrsg.): Die Umsetzung der interkulturellen Öffnung in unterschiedlichen Handlungsfeldern der Sozialen
Arbeit. Bonn, Seite 22 – 26.
http://www.awo-informationsservice.org/uploads/media/TuP_InterkulturelleOeffnung_Umsetzung_2006.pdf
(Stand 03.11.2016)
54
Institut für Arbeit und Wirtschaft der Universität Bremen / Arbeitnehmerkammer
Bremen (Hrsg.) (2008): Interkulturelle Öffnung. Ein Leitfaden für Pflegeeinrichtungen.
Bremen.
http://www.iaw.uni-bremen.de/downloads/KoKoQ-InterkulturelleOeffnung.pdf
(Stand 03.11.2016)
Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen
e.V. (Hrsg.) (undatiert): Ich – Du – Ihr – WIR. Beteiligungsprozesse bei der interkulturellen Öffnung von Gesundheitseinrichtungen. Hannover.
http://www.gesundheit-nds.de/CMS/images/stories/PDFs/IchDuIhrWIR_web.pdf
(Stand 17.08.2016)
LIDIA – interkulturelle Bildung und Beratung / VIA Bayern – Verband für inter-kulturelle Arbeit e. V. / Institut Interkulturelle Qualitätsentwicklung München (Hrsg.)
(2007): Interkulturelle Öffnung – warum eigentlich? München.
http://www.via-bayern.de/NIB/bilder/lidia_nib_broschuere_ikoe.pdf
(Stand 03.11.2016)
Neue deutsche Medienmacher e.V.
http://www.neuemedienmacher.de/download/NdM_Glossar_www.pdf
(Stand 03.11.2016)
55
Impressum
Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
Paritätischer Wohlfahrtsverband Niedersachsen e.V. (Hrsg.) (2013): Leitfaden: Interkulturelle Öffnung. Eine Arbeitshilfe zu interkulturellen Öffnungsprozessen von Mitgliedorganisationen. Hannover.
http://www.paritaetischer.de/landesverband/downloads/Leitfaden_Interkulturelle_
xffnung.pdf%20?time=1387195428845
(Stand 03.11.2016)
Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen / Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales / Die Beauftragte des Senats für Integration und Migration (Hrsg.)
(2014): Interkulturelle Altenhilfe in Berlin. Empfehlungen für eine kultursensible Pflege älterer Migrantinnen und Migranten. Berlin. Verlag: Camino – Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen Bereich gGmbH. Berlin.
http://www.camino-werkstatt.de/sites/camino-2013.localhost/files/Camino%20Gutachten%20Interkulturelle%20Altenhilfe.pdf
(Stand 03.11.2016)
Zanier, Gabriella. (2015): Altern in der Migrationsgesellschaft: Neue Ansätze in der
Pflege – kultursensible (Alten-)Pflege und Interkulturelle Öffnung
http://www.bpb.de/gesellschaft/migration/kurzdossiers/211007/altern-in-dermigrationsgesellschaft?p=all
(Stand 03.11.2016)
Zanier, Gabriella. / Motallebie, S. (2013) : Empfehlungskatalog für eine kultursensible
Pflege. Ludwigshafen.
http://www.kultursensible-altenhilfe.de/news/detail/empfehlungskatalog-kultursensible-pflege.html
(Stand 03.11.2016)
Impressum
Herausgeber
Senatsverwaltung für Gesundheit,
Pflege und Gleichstellung
Oranienstr. 106
10969 Berlin
Erstellt von
kom•zen – Kompetenz Zentrum
Interkulturelle Öffnung der Altenhilfe
Simplonstr. 27, 10245 Berlin
Tel. 030 – 319 8916 30
Fax 030 – 319 8916 40
E-Mail: info@kom-zen.de
Bild- und Abbildungsnachweise
Titelbild, ©Migrantas
Abbildung 1, Seite 16 ©kom•zen
Abbildung 2, Seite 35 ©Victor-GollanczHaus, Frankfurter Verband, Frankfurt am
Main
Layout
Mediengestaltung der Union Sozialer
Einrichtungen (USE) gGmbH
Druck
Printing House der Union Sozialer
Einrichtungen (USE) gGmbH
Auflage
1.000
Bezug
Broschürenstelle der Senatsverwaltung
für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung
und
über das Kompetenz Zentrum
Interkulturelle Öffnung der Altenhilfe:
E-Mail: info@kom-zen.de
Download
Download der Broschüre unter:
www.kom-zen.de/fachinformationen
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Bild 2, Seite 13 ©kom•zen
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Bild 6, Seite 34 ©kom•zen
Bild 7, Seite 36 ©kom•zen
Bild 8, Seite 38 ©kom•zen
Tabelle 1, Seite 7 © Amt für
Statistik Berlin-Brandenburg
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57
Interkulturelle Öffnung von stationären Einrichtungen der Altenpflege
4 Uci
aut lantem que officto reicae consecto qui di blacian deribus non eriam reptatque ent elic tem ex eumet re
modipsu.
58
59
1 Haupttitel
maximal
3-zeilig
Senatsverwaltung
für Gesundheit, Pflege
und Gleichstellung
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Oranienstr. 106, 10969 Berlin
Telefon: (030) 9028 - 0
1. Auflage
Dezember 2016
4 Uci
aut lantem que officto reicae consecto qui di blacian deribus non eriam reptatque ent elic tem ex eumet re
modipsu.
60