Jahresbericht 2001: DVGW-Technologiezentrum Wasser (TZW), Karlsruhe
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Arbeitsschwerpunkte
Internationale Forschungskooperationen bildeten im vergangenen Jahr einen wichtigen Schwerpunkt
innerhalb der Tätigkeitsgebiete des TZW. Beispielsweise wurde anlässlich der IWA-Konferenz in Berlin
eine Forschungskooperation des TZW mit Institutionen in den USA, den Niederlanden, Australien und
Südafrika unterzeichnet. Erste Forschungsprojekte sind bereits angelaufen. Ziel ist, dass allgemein interessierende Fragen im Bereich der Wasserversorgung international gemeinsam bearbeitet werden,
um Kosten zu sparen und um Doppelarbeiten zu vermeiden. Im Mittelpunkt stehen Forschungsarbeiten
zur Rohwasserqualität (Analytik) aber auch zu Korrosions- und Werkstofffragen. Darüber hinaus wurden
verschiedene internationale Forschungsvorhaben, insbesondere von der EU, bewilligt.
Für das Verbundforschungsvorhaben „Exportorientierte Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der
Wasserver- und -entsorgung, Teil I: Trinkwasser“ unter Förderung des BMBF, in welchem das TZW die
Gesamtkoordination erhalten hat, wurden im vergangenen Jahr umfangreiche Vorabstimmungen vorgenommen. In diesem Verbundprojekt werden in den nächsten drei Jahren die spezifischen Trinkwasserprobleme in 10 Ländern untersucht und die Einsatzmöglichkeiten von in Deutschland erfolgreich angewandten Technologien im Ausland unter ganz anderen Bedingungen getestet.
Insgesamt befanden sich am TZW Ende 2001 32 Forschungsvorhaben in Bearbeitung. Informationen
zu ausgewählten Forschungsvorhaben sind über die Homepage des TZW (www.TZW.de) abrufbar.
Die Öffentlichkeitsarbeit des TZW wurde neben Publikationen auf der TZW-Homepage auch in Printmedien weitergeführt. Letztere umfassen den dreimal jährlich erscheinenden Newsletter „TZW-aktuell“
sowie die TZW-Schriftenreihe. Im Jahr 2001 wurden wie auch in den vergangenen Jahren Kolloquien
des TZW in Karlsruhe, Dresden und Hamburg durchgeführt. Die Gestaltung der Kolloquien erfolgte
durch Mitarbeiter des TZW. Teilnehmer waren Fachleute aus Versorgungsunternehmen und Vertreter
von Behörden. Dies dient dazu, Versorgungsunternehmen wissenschaftliche Informationen, abgestimmt
auf die Erfordernisse der Praxis, bereitzustellen.
Weitere Schwerpunkte der Tätigkeiten in den einzelnen Abteilungen sind in den nachfolgenden Kapiteln
zusammengestellt.
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Wissenschaftliche Arbeiten des TZW
Technologie
Die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Versorgungsunternehmen bestimmte auch im Jahr 2001 die
Aktivitäten der technologischen Abteilung des TZW. Schwerpunktmäßig wurden dabei unter anderem
Fragestellungen bearbeitet, die aus der Novellierung der Trinkwasserverordnung resultieren. Hierbei
sind insbesondere die gestiegenen Anforderungen an die Aufbereitung von oberflächen- bzw. oberflächenwasserbeeinflussten Rohwässern zu nennen.
Zur Beurteilung von Aufbereitungsanlagen hinsichtlich ihres Wirkungsgrades wurde eine Vorgehensweise entwickelt und in verschiedenen Anlagen in der Praxis angewandt. Die Erfassung mikrobiologischer
Parameter allein erlaubt dem Betreiber einer Trinkwasseraufbereitungsanlage keine Aussage über die
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momentane Wirksamkeit der Anlage, da die Untersuchungsergebnisse erst nach Tagen vorliegen. Zielführend ist die genaue Erfassung von Trübung und Partikelanzahl, da solche Messungen online möglich
sind und bei geringen Trübungswerten bzw. Partikelzahlen im aufbereiteten Wasser von einem ausreichenden Eliminationsgrad im Aufbereitungsprozess ausgegangen werden kann. In Kooperation mit den
Versorgungsunternehmen begleitete die technologische Abteilung auch die Umsetzung von Forschungsergebnissen in die Praxis, um die bestehenden Anlagen zu ertüchtigen.
Aus Literaturangaben, eigenen Messdaten sowie Resultaten entsprechender Forschungsprojekte wurden Zielvorgaben zur Bewertung der Filtratgüte und damit der Leistungsfähigkeit von Filteranlagen definiert, die bei der Aufbereitung mikrobiell belasteter Rohwässer einzuhalten sind.
Zur Beurteilung von Rohwasservorkommen hinsichtlich der Erfordernis von Aufbereitungsmaßnahmen
wurden Messprogramme durchgeführt und entsprechende Bewertungen vorgenommen. Dazu wurden
im Berichtszeitraum unter anderem Fernabfragesysteme entwickelt, mit denen es gelingt, Trübungsund Partikelgehalte durch vor Ort installierte Messsysteme am TZW zu erfassen und zu dokumentieren,
um damit ereignisbezogene Probeentnahmeprogramme durchführen zu können.
Über die gewonnenen Erkenntnisse wurde auf mehreren nationalen und internationalen Workshops
berichtet.
Erfolgreich abgeschlossen wurde das DVGW-Forschungsvorhaben über die Festlegung von Qualitätsanforderungen an Aktivkohlen zur Trinkwasseraufbereitung. Bei diesem Vorhaben wurden allgemeingültige Beurteilungskriterien für Aktivkohlereaktivate insbesondere hinsichtlich der Adsorptionseigenschaften entwickelt. Dies war erforderlich, nachdem Praxiserfahrungen gezeigt haben, dass durch eine
Reaktivierung die gewünschte Adsorptionskapazität zum Teil nicht wieder erreicht wird. Mit den Resultaten des Vorhabens steht nunmehr ein unter Wasserwerksbedingungen einsetzbares Kontrollinstrument zur Verfügung. Entsprechende Untersuchungen werden am TZW durchgeführt.
Ein weiterer Schwerpunkt der Tätigkeiten der technologischen Abteilung bildete das im vergangenen
Jahr begonnene Forschungsvorhaben zu Untersuchungen zur Trinkwasseraufbereitung in anderen
Ländern. Das Ziel des Projektes besteht darin, Erfahrungen der Wasserforschung in Deutschland im
Rahmen eines Projektverbundes zusammenzutragen und diese unter anderen Randbedingungen (u. a.
klimatische Verhältnisse, extreme Rohwasserbelastungen, Infrastruktur, soziales Gefüge) nutzbar und
damit exportfähig zu machen. Dazu wurde eine Auswahl von mehreren Ländern mit unterschiedlichen
klimatischen und sozialen Bedingungen getroffen, in denen Versorgungsunternehmen im Rahmen einer
Vororterhebung untersucht und befragt werden. Das Projekt ist ein Vorlaufprojekt zum Forschungsverbund „Exportorientierte Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Trinkwasseraufbereitung", um
die dort vorgesehenen Untersuchungen zielgerichteter führen zu können.
Dementsprechend wurden auch die internationalen Aktivitäten der Abteilung verstärkt, wobei insbesondere der internationale Erfahrungsaustausch zur Membrantechnik zu erwähnen ist. Darüber hinaus weilt
seit Dezember 2001 ein Humboldt-Stipendiat vom Indian Institute of Technology Roorkee, Indien, an der
technologischen Abteilung des TZW, der sich mit der praxisnahen mathematischen Modellierung der
Langsamsandfiltration befasst.
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Analytik
Höhepunkt des Jahres 2001 aus Sicht der analytischen Abteilung des TZW war die erfolgreiche Akkreditierung nach DIN EN ISO/IEC 17025 durch die DACH (Deutsche Akkreditierungsstelle Chemie
GmbH). Die Kompetenz der Mitarbeiter und die hohe Qualität ihrer Analysenergebnisse wurden darüber
hinaus durch die stets erfolgreiche Teilnahme an vielen nationalen und internationalen Ringversuchen
bestätigt.
Auch im Jahr 2001 wurden die Tätigkeiten der analytischen Abteilung maßgeblich durch die im Auftrag
von Wasserversorgungsunternehmen, Wasserwerksverbänden und Behörden durchgeführten Untersuchungen bestimmt. Analysen nach Trinkwasserverordnung und physikalisch-chemische Teil- und Vollanalysen gehörten ebenso zum Tagesgeschäft wie analytische Untersuchungen im Rahmen von
Messprogrammen an Oberflächen- und Grundwässern einschließlich Schwebstoffen, Sedimenten und
Böden. Untersuchungen in Zusammenhang mit der EU-Richtlinie 76/464/EWG zur Einleitung gefährlicher Stoffe in Oberflächengewässer stellten ebenso eine besondere Herausforderung dar wie die Messungen an Schwebstoffen und Sedimenten im Rahmen des „Joint Danube Survey“, eines großen Monitoring-Programms entlang der gesamten Donau. Einen besonderen Schwerpunkt bildeten im Jahr
2001 die Untersuchungen auf Arzneimittelrückstände und hormonell wirksame Verbindungen in verschiedenen Kompartimenten. Nach Entwicklung entsprechender Analysenverfahren konnten mehr als
100 Wirkstoffe im Spurenbereich bestimmt werden.
Breiten Raum nahm auch im vergangenen Jahr die Bearbeitung von Forschungsvorhaben auf nationaler und internationaler Ebene ein. Themenschwerpunkte waren Untersuchungen zum Vorkommen von
Pharmaka und endokrin wirksamen Verbindungen in der aquatischen Umwelt, die Entwicklung, Optimierung und Validierung von Analysenverfahren zum Nachweis von Antibiotika in Kläranlagen, die Erprobung, Optimierung und Validierung eines automatisierten Wasser-Analysator-Systems, die Entwicklung
eines Verfahrens zur Quantifizierung der Schadstoff-Quellstärke für Lockermaterialien im Rahmen der
sog. Sickerwasserprognose, die Bestimmung und Beurteilung der mikrobiellen Abbaubarkeit von organischen Einzelstoffen bei umweltrelevanten Konzentrationen, Untersuchungen zur Entfernung von
MTBE bei der Trinkwasseraufbereitung sowie die Entwicklung und Validierung eines Labor-Schnelltests
zur Beurteilung der Adsorbierbarkeit von organischen Einzelstoffen.
Mikrobiologie
Die Abteilung Mikrobiologie hat im Jahr 2001 wichtige Themen in Zusammenhang mit der im Jahr 2003
inkrafttretenden neuen TrinkwV bearbeitet. Dies waren z. B. die Bewertung mikrobiologischer Rohwasserbelastungen im Hinblick auf die Erfordernis einer weitergehenden Aufbereitung und/oder Desinfektion
und die Untersuchungen auf Legionellen in Hausinstallationen, welche nach der neuen TrinkwV in öffentlichen Gebäuden ebenfalls gefordert werden.
Darüber hinaus gewann die Erarbeitung von Maßnahmeplänen zunehmend an Bedeutung. Diese sind
nach § 16 Abs. 6 der TrinkwV 2001 von jedem Wasserversorgungsunternehmen in Abstimmung mit
dem zuständigen Gesundheitsamt und angepasst an die örtlichen Gegebenheiten zu erstellen. Die
Maßnahmepläne müssen einen Meldeplan und die Vorgehensweise bei einer Versorgungsunterbrechung beinhalten. Darüber hinaus empfiehlt sich, insbesondere bei Wasserversorgungsunternehmen
ohne kontinuierliche Abschlussdesinfektion, festzulegen, unter welchen Bedingungen welche Maßnahmen bei mikrobiologischen Grenzwertüberschreitungen zu treffen sind. Die Abteilung Mikrobiologie war
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im Jahr 2001 häufig bei der Ursachenforschung und -beseitigung mikrobiologischer Trinkwasserkontaminationen beteiligt und bestrebt, durch rechtzeitigen Einsatz von Desinfektionsmaßnahmen Abkochgebote zu vermeiden.
Im Jahr 2001 wurde ein EU-Forschungsvorhaben zur Entwicklung von harmonisierten Normen begonnen, welche für das Europäische Anerkennungssystem (EAS) eingesetzt werden können. Im Rahmen
dieses Projektes wird eine Testmethode für die Zulassung von Bauprodukten, welche in Kontakt mit
Trinkwasser kommen, erarbeitet. Das Vorhaben umfasst die 4 Teilprojekte: Mikrobielles Wachstum,
Zytotoxizität, GC-MS zum Nachweis unerwarteter chemischer Substanzen und Desinfektionsnebenprodukte und wird von insgesamt 14 Institutionen aus 10 europäischen Ländern bearbeitet. Die Abteilung
Mikrobiologie ist an dem Teilprojekt Mikrobielles Wachstum beteiligt. Zum Nachweis der Förderung mikrobiellen Wachstums durch Bauprodukte wurde der summarische Biomasseparameter ATP vorgegeben, da die bereits existierenden nationalen Anforderungen W270 (Deutschland), BS6920 (Großbritannien) und BPP-Methode (Niederlande) auf völlig verschiedenen Testprinzipien und -parametern basieren und daher nicht harmonisiert werden können. Die Forschung wird sich auf die Entwicklung der genauen Testparameter wie Testwasser, Inokulum, statisch/dynamisches Verfahren u.s.w. beziehen. Dabei wird eine Testmethode angestrebt, die möglichst praxisrelevant ist und von CEN als europäischer
Standard eingesetzt werden kann.
Weiterhin wurden zwei vom DVGW geförderte Forschungsvorhaben bearbeitet, welche sich mit der
Freisetzung von PAK aus tauchgeteerten Rohren und der Automatisierung der mikroskopischen Auswertung bei der Cryptosporidien- und Giardienbestimmung befassen.
Grundwasser und Boden
Die Verringerung der Nitrateinträge aus landwirtschaftlichen Nutzungen ist ein wesentliches Ziel für einen nachhaltigen Grundwasserschutz. Aus diesem Grund setzt sich ein im Jahr 2001 begonnenes
DVGW-Forschungsvorhaben mit der Weiterentwicklung und Validierung eines zeitlich und räumlich
flexibel anwendbaren, emissionsorientierten Instrumentes zur Quantifizierung der Nitratauswaschung
mit dem Sickerwasser auseinander. Ziel ist die Entwicklung eines Kontrollinstrumentes für die Wasserwirtschaft zur Bewertung der Flächennutzung. Bisherige TZW-Untersuchungen haben gezeigt, dass
eine Kombination aus mehrfachen flächen-repräsentativen Bodenuntersuchungen im Auswaschungszeitraum mit einfachen Modellrechnungen zur Beurteilung der realen Auswaschungsverhältnisse gut
geeignet ist.
Im ersten Projektzeitraum seit Mai 2001 wurden auf einer Versuchsfläche drei Lysimeteranlagen zur
Erfassung des Sickerwassers sowie Saugkerzen zur Gewinnung von Bodenwasser und Niederschlagssammler installiert. Danach begann parallel zur Erhebung und Auswertung von verschiedenen bodenkundlichen Grundlagendaten zur Projektfläche die Probenahme und Analytik der gewonnenen Wasserund Bodenproben. Ende Oktober/Anfang November 2001 zeigte der erste Anfall von Sickerwasser in
den Lysimetern den Beginn der „Auswaschungsperiode“ an. Daraufhin wurde ein Markierungsversuch
durchgeführt. Die Verlagerung des dabei ausgebrachten Tracers Bromid und die Nitratauswaschung
werden gegenwärtig durch Bodenprobenahmen und im Lysimeter-Sickerwasser verfolgt. Nach Ende
des ersten Auswaschungszeitraums im Frühjahr 2002 werden die Daten aus den laufenden Untersuchungen im Hinblick auf die Wasser- und Nitratverlagerung zusammenfassend ausgewertet und durch
die Erkenntnisse aus dem Markierungsversuch validiert. Dazu sollen Auswaschungsrechnungen mit
dem TZW-Modell INVAM durchgeführt werden, wobei die Modellgrundlagen nach Vorliegen der Ergeb-
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nisse auf der Grundlage der Daten des ersten Auswaschungszeitraums entsprechend modifiziert werden.
Wegen der geringeren gesundheitlichen Relevanz wurde der Sulfatbelastung des Grundwassers bisher
weniger Aufmerksamkeit geschenkt als z. B. dem Nitratgehalt. In vielen Wasserfassungen ist jedoch ein
Anstieg der Sulfatkonzentration im Rohwasser zu verzeichnen. In diesem Zusammenhang werden am
TZW im Rahmen eines Verbund-Forschungsvorhabens des BMBF Untersuchungen zur Umsetzung von
Schwefelverbindungen im Übergangsbereich von der ungesättigten zur gesättigten Zone des Grundwasserleiters durchgeführt. Wenn dort reduzierende Bedingungen herrschen, ist der Abbau von Sulfat
und damit die Akkumulation ungelöster sulfidischer Schwefelverbindungen (Pyrit) begünstigt. Bei Zufuhr
von Sauerstoff und/oder Nitrat infolge einer Veränderung der Bewirtschaftung des Grundwasserleiters
oder der standörtlichen Nutzung werden diese unter Freisetzung von Sulfat bei gleichzeitigem Rückgang des pH-Wertes oxidiert, was eine zusätzliche Aufhärtung des Grundwassers zur Folge hat.
Im Rahmen des Forschungsvorhabens werden durch das TZW seit Ende 1999 in einem bewaldeten
Teileinzugsgebiet des Wasserwerks Bruchsal Vorortuntersuchungen mit begleitenden Laborversuchen
zu den sulfatrelevanten Stoffumsetzungen im Untergrund unter Anwendung physikalisch-chemischer,
geochemischer, isotopenchemischer und mikrobiologischer Untersuchungsmethoden durchgeführt.
Projektziel ist es, die Umsetzung von Schwefelverbindungen im Bereich der Grundwasseroberfläche
beschreiben zu können und dabei insbesondere deren Abhängigkeit von Schwankungen des Grundwasserstandes und den damit einhergehenden Änderungen der Redoxverhältnisse zu berücksichtigen.
Der Themenkomplex „Pestizide und Grundwasserschutz“ ist nach wie vor wesentlicher Bestandteil der
Arbeit der Abteilung Grundwasser und Boden. Auf der Grundlage mehrjähriger gezielter Situationsanalysen und der dadurch nachgewiesenen Belastungsherkunft von Dichlorbenzamid im Grundwasser
wurden in einigen Gewinnungsgebieten Allgemeinverfügungen durch die jeweils zuständigen Regierungspräsidien erlassen, so dass der Einsatz dichlorbenzolhaltiger Mittel in den gesamten potentiellen
Einzugsgebieten der betroffenen Wasserwerke heute generell verboten ist. Kontrollen des Anwendungsverbotes und der Entwicklung der Belastungssituation im Zustrombereich der betroffenen Brunnen
erfolgen nicht nur über Wasser- und Bodenproben, sondern auch über Produkte wie z. B. Neuen Wein.
Das zweijährige Projekt „Modellhafte Untersuchungen zum potentiellen Auftreten und Transportverhalten parasitärer Belastungen in flachen Festgesteinsgrundwasserleitern Baden-Württembergs mit unterschiedlich genutztem Einzugsgebiet ohne schützende Deckschichten“ im Auftrag des badenwürttembergischen Ministeriums für Umwelt und Verkehr im Vorjahr ist mittlerweile abgeschlossen. Die
daraus resultierenden Erfahrungen des TZW im Hinblick auf den Problemkreis „Rohwasserbelastungen
mit den parasitischen Protozoen Cryptosporidium und Giardia fanden im Jahr 2001 Eingang in verschiedene Folgearbeiten, von der Erhebung potentieller mikrobiologischer Emittenten im Einzugsgebiet
bis hin zur Konzeption problemorientierter Monitoringprogramme, die als Grundlage gezielter Schutzmaßnahmen in den betroffenen Trinkwassereinzugsgebieten erforderlich sind.
Altlasten
Die Abteilung Mikrobiologie und Altlasten untersucht derzeit in 3 laufenden Forschungsprojekten und
mehreren standortbezogenen Machbarkeitsstudien den natürlichen mikrobiellen Abbau von Schadstoffen im Grundwasser. Die Betrachtung der Vorgänge im Abstrom von Schadensherden eröffnet neue
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Themenkomplexe wie z.B. Abbau von Kohlenwasserstoffen in anaeroben Redoxzonen und bei sehr
niedrigen Konzentrationen (µg/L-Bereich)
Unter dem Begriff „Natural Attenuation (NA)“ werden alle Vorgänge zusammengefasst, die zu einer
Konzentrationsabnahme von Schadstoffen führen. Von besonderer Bedeutung sind dabei mikrobiologische Prozesse, die zu einem tatsächlichen Abbau der Schadstoffe führen. Wird ein ausreichender natürlicher Abbau nachgewiesen, kann auf kostenintensive aktive Maßnahmen zugunsten eines qualifizierten Monitorings verzichtet werden.
Im Rahmen eines mehrjährigen BMBF-Verbundvorhabens wird der Abbau von polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) und Benzol, Toluol, Ethylbenzol und Xylolen (BTEX) untersucht. Als
Modellstandort dient eine Altablagerung im Stadtgebiet Karlsruhe. Im Feld wurden insgesamt 20 tiefenhorizontierte Messstellen errichtet, so dass durch die Probenahme an 100 Meßpunkten ein hochaufgelöstes dreidimensionales Bild der Abstromfahne entsteht.
Die mikrobiologische Abbauaktivität im Untergrund wurde anhand der spezifischen Keimzahlen, der
Schadstoffkonzentration sowie der Elektronenakzeptoren und Respirationsprodukte wie Sauerstoff,
Nitrat, Nitrit, Fe(II), Sulfat, Sulfid und CH4 beurteilt. Dabei erwies sich der Abbau der Schadstoffe in anaeroben Zonen als wesentlich bedeutender, als in der Vergangenheit postuliert. Die bisherigen Ergebnisse führen zu folgenden Empfehlungen für vergleichbare Standorte:
Bei der Verteilung der Schadstoffe und bei den Redoxparametern wurde eine signifikante räumliche
Zonierung – insbesondere auch vertikal über die Tiefe – festgestellt. Eine Beurteilung der Abbauprozesse erfordert eine entsprechend differenzierte Beprobung.
Die Verschiebung der Relation einzelner Schadstoffe mit vergleichbaren physikalisch-chemischen
Eigenschaften in den Feldproben liefert Hinweise auf einen mikrobiellen Abbau. Dieses wurde beispielhaft für Toluol und Naphthalin gezeigt.
In der Abstromfahne überlagern sich Zonen, in denen unterschiedliche Elektronenakzeptoren umgesetzt werden. Eine Identifikation der für den Schadstoffabbau relevanten mikrobiellen Prozesse
allein auf Basis der Felddaten ist daher in der Regel nicht möglich.
Untersuchungen in Mikrokosmen sind ein geeignetes und vergleichsweise kostengünstiges Instrument für die Untersuchung des mikrobiellen Abbaus und tragen massgeblich zum Prozessverständnis bei.
Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundvorhabens SAFIRA (Sanierung und Forschung In Regional kontaminierten Aquiferen) werden derzeit passive Technologien zur in-situ-Sanierung von kontaminierten Grundwässern entwickelt und im Pilotmaßstab getestet. Aufgrund der Erfahrungen mit betriebskostenintensiven und meist unvollständig ablaufenden „pump-and-treat“-Grundwassersanierungsverfahren gelten passive in-situ-Verfahren zur Sanierung
von kontaminierten Grundwässern weltweit als eine der vielversprechendsten Technologien. Zur Erprobung dieser innovativen Methoden wurde auf dem Gelände eines ehemaligen Industrieareals in Bitterfeld eine Pilotanlage errichtet. Die Anlage dient dem in-situ Test von derzeit acht verschiedenen Verfahren. Als eine der beteiligten Arbeitsgruppen untersucht das DVGW-Technologiezentrum Wasser (TZW)
in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Dresden die Verfahrenskombination von Adsorption
und mikrobiellem Abbau auf Aktivkohle.
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Heinrich-Sontheimer-Laboratorium für Wassertechnologie (HSL)
Im Jahr 2001 konzentrierten sich die Aktivitäten im HSL wiederum auf die beiden Schwerpunkte
„Durchführung wissenschaftlicher Forschungsarbeiten“ einerseits und „Projektmanagement“ andererseits.
Das Karlsruher Teilprojekt des von BMBF und DVGW finanzierten Projektverbundes „Untersuchungen
zur Minimierung der Kupferabgabe in Trinkwasserinstallationen“ wurde bis Ende 2002 verlängert. Der
Betrieb von praxisnahen Testrohranlagen wurde auf DOC-haltige Modellwässer ausgedehnt, um den
Einfluss natürlicher organischer Wasserinhaltsstoffe auf die Kupferabgabe zu untersuchen. Im zweiten,
eher grundlagenorientierten Arbeitsteil wurden in gezielten Laborversuchen Gleichgewicht und Kinetik
der einzelnen Korrosions-Teilprozesse – Sauerstoffzehrung, Kupferfreisetzung, Deckschichtbildung,
Deckschichtauflösung – systematisch untersucht. Die Ergebnisse können nun in die mathematische
Modellierung der chemischen Reaktionen bei der Stagnation unter Berücksichtigung des Stofftransports
einfließen. In den kommenden Monaten werden Rohrproben aller Verbundpartner mit den im Verlauf
des Vorhabens entwickelten Methoden (Lichtmikroskopie, Röntgendiffraktion) oberflächenanalytisch
untersucht. Abschließend sollen die Ergebnisse des Gesamtverbundes in einem Forschungsreport für
die Praxis zusammengefasst werden.
Das in Kooperation mit den Stadtwerken Karlsruhe GmbH bearbeitete Projekt zur Wiederverwendung
von Wasserwerksrückständen wurde zum Jahresende erfolgreich abgeschlossen. Als Ergebnis kann
festgehalten werden, dass im untersuchten Ver- und Entsorgungsgebiet der direkte Einsatz der Wasserwerksschlämme bei der Abwasserreinigung den technisch wie wirtschaftlich besten Verwertungsweg
darstellt. Die alternative Untersuchung der chemischen Schwermetallentfernung bei gleichzeitiger Nutzung der Schlämme als Rohstoff zur Flockungsmittelherstellung führte zwar zu guten Ergebnissen im
Labormaßstab, eine großtechnische Umsetzung erschien jedoch als wirtschaftlich nicht konkurrenzfähig.
Weitere zusammen mit den Stadtwerken Karlsruhe durchgeführte Forschungsarbeiten befassten sich u.
a. mit der Entfernung einer von harnstoffhaltigen Enteisungsmitteln herrührenden Nitratbelastung an
einem deutschen Großflughafen und der Brunnenverockerung in einem Karlsruher Wasserwerk.
Im Bereich Projektmanagement ist das HSL weiterhin in die Vorbereitung und Begleitung von neuen
BMBF-Förderschwerpunkten zur Umsetzung des „Aktionskonzepts: Nachhaltige und wettbewerbsfähige
deutsche Wasserwirtschaft“ eingebunden. Dabei handelt es sich zum einen um den Projektverbund
„Exportorientierte Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Wasserver- und -entsorgung", der im
Januar 2002 mit dem von zehn verschiedenen Forschungsinstitutionen zu bearbeitenden Teil I „Trinkwasser“ gestartet wurde. Ein Teil II „Abwasserbehandlung und Wasserwiederverwendung“ ist in Planung. Auf der Bildungsseite wurde das Stipendienprogramm „Internationale Aufbaustudien im Wasserfach“ entwickelt und zum Wintersemester 2001/02 mit einer 24 Stipendiaten an vier Hochschulen umfassenden Pilotphase gestartet. Darüber hinaus laufen Vorarbeiten für ein mögliches Trainings- und
Austauschprogramm für Fach- und Betriebspersonal von deutschen Wasserunternehmen und deren
ausländischen Partnerfirmen.
Ebenfalls fortgeführt wurde die wissenschaftliche Begleitung und Ergebnisauswertung des BMBFFörderschwerpunktes „Sickerwasserprognose“, in dessen Rahmen 40 Einzelprojektnehmer die Grundlagen für einen gemeinsamen Verfahrensvorschlag zur Durchführung der in der Neufassung der Bun-
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desbodenschutz- und Altlastenverordnung postulierten Sickerwasserprognose erarbeiten sollen. Das
HSL fungiert dabei als fachlicher Ansprechpartner aller am Förderschwerpunkt beteiligten Forscher. Es
übernimmt die Abstimmung der in die Arbeitsschritte „Quellstärkeermittlung“ und „Transportprognose“
aufgeteilten Einzelprojekte untereinander sowie mit den Zentralprojekten „Bereitstellung von Referenzmaterialien“ und „Betrieb von Großlysimetern“, die der Validierung der Forschungsergebnisse dienen.
Darüber hinaus wird der als beratendes Gremium eingesetzte Fachbeirat regelmäßig über den Fortgang
der FuE-Arbeiten informiert. Eine weitere Aufgabe ist die zentrale Datenerfassung und Bereitstellung,
wozu mit dem Aufbau einer Datenbank begonnen wurde.
Außenstelle Dresden
Schwerpunkte der Zusammenarbeit der Außenstelle Dresden mit den Wasserversorgungsunternehmen
waren im Jahr 2001
- Untersuchungen zur Umstellung der Wasserversorgung von Eigenwasser auf Fernwasser,
- Untersuchungen zur Optimierung der Desinfektion mit dem Ziel der Begrenzung der Aufkeimung im Leitungsnetz,
- Aufklärung der Ursachen von Wiederverkeimungsproblemen in Versorgungsnetzen und
- Erarbeitung von Konzeptionen für die Aufbereitung von Talsperrenwässern.
Das in Zusammenarbeit mit der Halleschen Wasser und Abwasser GmbH und der Fernwasserversorgung Elbaue Ostharz GmbH bearbeitete BMBF-Vorhaben „Minimierung der Desinfektionsnebenproduktbildung und der Wiederverkeimung im Verteilungsnetz von Fernwasserversorgungssystemen“ wurde im Juni 2001 erfolgreich abgeschlossen. Im Ergebnis der Untersuchungen konnte der Desinfektionsmitteleinsatz deutlich verringert werden, so dass im Fernleitungsnetz THM-Konzentrationen von 10
µg/l nicht mehr überschritten werden. Die Ergebnisse der Untersuchungen leisteten einen wesentlichen
Beitrag zur Aufklärung der Prozessabläufe der Aufkeimung bei der Wasserverteilung. So konnte gezeigt
werden, dass die Aufkeimung im Wesentlichen durch den Eintrag von Keimen aus dem Biofilm zurückzuführen ist. Das Wachstum im Wasserkörper ist dagegen selbst bei sehr langen Aufenthaltszeiten von
untergeordneter Bedeutung. In großdimensionierten Rohrleitungen sollte es danach auch bei langen
Stagnationszeiten zu keiner Aufkeimung im Wasserkörper kommen. Der Keimeintrag aus dem Biofilm
ist bei den stabilen Verhältnissen relativ gering. Erhöhte Keimeinträge sind vor allen Dingen bei Störungen des Biofilmes, z.B. durch Veränderungen des Nährstoffgehaltes des Wassers bzw. bei Schwankungen im Restdesinfektionsmittelgehalt zu erwarten. Weitergehende Aussagen insbesondere zu Fragen
der Aufkeimung während der Stagnation in kleiner dimensionierten Rohrleitungen (< DN 100) werden
aus dem noch laufenden DVGW-Forschungsvorhaben „Qualitätsveränderungen bei der Aufbereitung
und Verteilung von Trinkwasser aus reduzierten Grundwässern“ erwartet.
Innerhalb des im Jahr 2000 begonnenen BMBF-Vorhabens „Entwicklung von Methoden zur Selektion
effizienter Spülregime für unterbelastete Sektoren in bestehenden Wasserversorgungsnetzen zur Verminderung der Rostwasserbildung“ wurden im Jahr 2001 erste Untersuchungen an Modellnetzen und
großtechnischen Versorgungssystemen durchgeführt. Bei den Untersuchungen zeigte sich u.a., dass
Ablagerungen von Eisen-(III)-Verbindungen bereits bei Spülgeschwindigkeiten von < 1 m/s mobilisiert
werden. Im weiteren Versuchsverlauf soll deshalb eine Optimierung der Spülbedingungen vorgenommen werden.
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Im Rahmen der BMBF/DVGW/ATT-Projekte „Strategien gegen Algen und Cyanobakterien im Trinkwasser“ und „Untersuchungen zur Kontrolle von Goldalgenmassenentwicklungen in TrinkwassertalsperrenStrategien für die Sicherung und Optimierung der Trinkwasseraufbereitung“ wurde die Eliminierung algenbürtiger Substanzen im Prozess der Wasseraufbereitung untersucht. Die Zusammenführung von
Ergebnissen aus kleintechnischen Versuchen und einer Modellierung zur Freisetzung von Algenmetaboliten infolge der Aufbereitung erlaubt eine Risikoabschätzung für die Wasserwerke. Im Fall blaualgenbürtiger Wässer können „maximal tolerierbare Zellzahlen“ für einzelne Aufbereitungsschritte und ganze
Aufbereitungsregime berechnet werden.
Die Ursachenforschung zum verstärkten Eintrag von Huminstoffen in Trinkwasserspeicher begannen im
Jahr 2001 im Rahmen eines vom BMBF und den Verbänden der Trinkwassertalsperrren (ATT, LTV)
geförderten deutsch-tschechischen Gemeinschaftsprojektes „Bilaterale Untersuchungen und modellgestützte Prognosen von Huminstoffeinträgen in Oberflächengewässer“.
Die Untersuchungen zum Biofilmaufwuchs an Sol-Gel-beschichteten Oberflächen wurden abgeschlossen. Im Ergebnis des vom BMBF geförderten Verbundprojektes „Biofilmhemmende Beschichtungen auf
Sol-Gel-Basis zur Anwendung in Wasserversorgungsunterlagen“ zeigt sich, dass eine nachhaltige Verminderung des Wachstums auf modifizierten Oberflächen nicht zu erzielen ist, wohl aber die Haftung
des Biofilms auf der Oberfläche stark vermindert werden kann. Diese Tatsache kann für Oberflächen,
die einer ständigen mechanischen Reinigung unterliegen, ein entscheidender Vorteil sein.
Das 10. Dresdner Trinkwasserkolloquium zum Thema „Sicherung der mikrobiologischen Trinkwassergüte bei der Wasserverteilung“ wurde am 3. 4. 2001 unter Teilnahme von ca. 150 Mitarbeitern aus Versorgungsunternehmen und Behörden erfolgreich durchgeführt.
DVGW-Forschungsstelle TUHH, Außenstelle des TZW
Bei einigen Wasserversorgungsunternehmen in Norddeutschland wurden im Jahr 2001 coliforme Bakterien im Wasser aus Teilbereichen der Verteilungsnetze unregelmäßig nachgewiesen. Diese Erscheinung konnte auf die Verkeimung von Oberflächen von weichdichtenden Absperrschiebern mit
Citrobacter freundii zurückgeführt werden. Auffällig war bei den betroffenen Schiebern das Wachstum
massiver Biofilme auf den Keiloberflächen. Durch Austausch der Schieber wurden die Probleme beseitigt. Die DVGW-Forschungsstelle TUHH stellte ihre Untersuchungsergebnisse auf verschiedenen regionalen und bundesweiten Informationsveranstaltungen vor und arbeitet zusammen mit der DVGWHauptgeschäftsführung, dem TZW, dem IWW, der Gummiindustrie, den Armaturenherstellern und einigen Wasserversorgungsunternehmen daran, wie zukünftig dieses Problem vermieden werden kann.
Bei der Aufbereitung von reduziertem, methanhaltigem Rohwasser kommt es zum Wachstum von
methanoxidierenden Bakterien, die zu aufbereitungstechnischen Problemen führen können. Mit Hilfe
molekularbiologischer Nachweismethoden (in situ Hybridisierung mit fluoreszenzmarkierten Oligonukleotiden, sogenannten “Gensonden”) konnten in dem nun abgeschlossenen, zweijährigen Forschungsprojekt erstmalig methanotrophe Bakterien in verschiedenen Stufen der Trinkwasseraufbereitung nachgewiesen werden. In Schlammproben aus Schnellfiltern oder Biofilmproben aus Belüftungs- oder Enthärtungsanlagen konnte der Anteil der methanoxidierenden Bakterien an der gesamten Bakterienpopulation quantifiziert werden. Im Vergleich zur chemischen Einzelanalytik von Wasserproben steht nun ein
Bioindikatorsystem zur Verfügung, mit dem sich möglicherweise auch die Auswirkungen zeitweiliger
Methanvorkommen im Rohwasser erkennen lassen können. Es kann direkt überprüft werden, ob
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methanoxidierende Bakterien mit die Verursacher von Aufbereitungsproblemen wie z.B. Filterverbakkungen, verstärktes Kornwachstum, schlechte Enteisenung, Entmanganung bzw. Nitrifikation oder erhöhtes Wiederverkeimungspotential sind. Eine im Rahmen dieses Projektes an der Technischen Universität Hamburg-Harburg angefertigte Diplomarbeit wurde am 13.03.2001 mit dem DVGW-Studienpreis
ausgezeichnet.
Für das 1997 von einem Wasserversorgungsunternehmen in Auftrag gegebene stationär kalibrierte
Grundwasserströmungsmodell für einen komplexes quartäres/tertiäres Grundwasserleitersystem in
Norddeutschland konnte im Jahr 2001 die erste Entwicklungsstufe abgeschlossen werden. Mit dem
Modell wurden alle derzeit vorliegenden geologischen, hydrogeologischen und wasserwirtschaftlichen
Daten und Parameter zur Berechnung von Grundwasserpotenzialen, Fließwegen und -zeiten sowie zur
Abgrenzung von Brunneneinzugsgebieten und Grundwasserneubildungs- bzw. Zusickerungsgebieten in
ihrem Zusammenwirken berücksichtigt. Am Ende der Untersuchung standen Ergebnisse, die unter Zuhilfenahme des mathematischen Grundwasserströmungsmodells ermittelt wurden und die sowohl durch
geologische und hydrologische als auch durch geochemische Datenauswertungen gestützt werden.
Damit steht ein Instrumentarium zur Verfügung, das, gemäß des Maßnahmenprogramms der Europäischen Gemeinschaft, eine nachhaltige Bewirtschaftung und den Schutz der Süßwasserressourcen, die
Vermeidung einer weiteren Verschlechterung sowie Schutz und Verbesserung des Zustandes ermöglicht.
Durch die bisherigen Untersuchungen der DVGW-Forschungsstelle TUHH im Rahmen des zweijährigen
Verbundprojektes zur Sicherung der Trinkwasserqualität bei der Aufbereitung und Verteilung konnte ein
deutlicher Einfluß der Betriebsbedingungen biologischer Schnellfilter auf den Gehalt von biologisch leicht
assimilierbaren organischen Kohlenstoffverbindungen (AOC) ermittelt werden. Durch die Optimierung
des Filterbetriebs ist eine starke Verminderung des AOC und somit des Wiederverkeimungspotentials
im Trinkwasser möglich. Der Verlängerungszeitraum wird zur Verifizierung der bisherigen Erkenntnisse
und zu Untersuchungen an einem weiteren Trinkwasseraufbereitungsverfahren (Filtration über alkalischem Filtermaterial) genutzt. Hierdurch werden wichtige Informationen über die Wirkung und Beeinflussung der beteiligten mikrobiologischen Prozesse gesammelt. Ziel ist die Entwicklung von Strategien
zum Betreiben von Grundwasseraufbereitungsanlagen, um Wiederverkeimungen ohne den Einsatz von
Desinfektionsmitteln zu verhindern und so die Trinkwasserqualität zu sichern.
Die gute Korrelation zwischen dem im BMBF-Projektverbund „Kupfer-Korrosion“, Teil I, entwickelten
Stagnationsmodells CiDS zur Berechnung der Kupferkonzentration im Trinkwasser während der Stagnationsphase nach DIN 50931-1 und den Ergebnissen aus Praxisversuchen ist ein Beweis für die Anwendbarkeit und damit auch für die Gültigkeit des Stagnationsmodells. Die Auswertung der Versuchsergebnisse hat ergeben, dass die Kupferkonzentration im Stagnationswasser unter bestimmten Bedingungen vorausberechnet werden kann, ohne das Modell vorab anhand existierender Korrosionsversuche zu kalibrieren.
Die Modellierung des reaktiven Sulfattransports steht im Vordergrund des vom BMBF geförderten Verbundprojekts „Prognosen und Vorsorgemaßnahmen für die Grundwasserbewirtschaftung zur Steuerung
der Wassergüte unter besonderer Berücksichtigung von Sulfat“. Neben der Quantifizierung der Sulfatquellen, werden u.a. Auswirkungen verschiedener Klima- sowie Landnutzungsszenarien (z. B. Ökolandbau) auf die Grundwasserbeschaffenheit prognostiziert. Als Ergebnis des Verbundprojekts wird voraussichtlich Ende 2002 ein Handbuch „Sulfat im Grundwasser“ herausgebracht.