buchinside
2020/02
Foto: Pablo Castagnola / MDC
Modernste Infrastruktur für die Forschung:
Das neue Preclinical Research Center
des Max-Delbrück-Centrums
www.berlin-buch.com
TERMINE
> bilden
9. DEZEMBER 2020, 16 UHR
SARS-COV-2-FORSCHUNG:
ZELLVERÄNDERUNGEN BEI INFEKTION
UND DARAUS ENTSTEHENDE UNTERSCHIEDLICHE KRANKHEITSVERLÄUFE
Dr. Emanuel Wyler, MDC/BIMSB
Vorlesungsreihe: Neue Wege in der Biomedizin – Aktuelle Forschungsthemen
vom Campus Berlin-Buch
Kostenfrei. Anmeldung:
https://lamapoll.de/LTL
Ort: Digitale Veranstaltung
> bilden
5. JANUAR 2021, 16 UHR
ALZHEIMER-DEMENZ – SUCHE NACH
URSACHEN UND THERAPIEN
Prof. Dr. Thomas Willnow, MDC
Vorlesungsreihe: Neue Wege in der Biomedizin – Aktuelle Forschungsthemen
vom Campus Berlin-Buch
Eintritt frei. Anmeldung erforderlich
unter: info@planetarium.berlin
Ort: Zeiss-Großplanetarium,
Prenzlauer Allee 80, 10405 Berlin
www.glaesernes-labor.de/de/event
Inhaltsverzeichnis
04
titelthema
06
forschen
08
produzieren
> bilden
2. MÄRZ 2021, 16 UHR
BIOLOGIE DER FLECHTEN – GEHEIMNISVOLLE DOPPELWESEN VOR UNSERER
HAUSTÜR
Dr. Uwe Lohmeier, Gläsernes Labor
Akademie
Vorlesungsreihe: Neue Wege in der Biomedizin – Aktuelle Forschungsthemen
vom Campus Berlin-Buch
Eintritt frei. Anmeldung erforderlich
unter: info@planetarium.berlin
Ort: Zeiss-Großplanetarium,
Prenzlauer Allee 80, 10405 Berlin
www.glaesernes-labor.de/de/event
So wenig und so schonend
wie möglich
66 Millionen für T-knife /
Tubulis auf Erfolgskurs
Tumortherapie: Gezielter als je
zuvor /
Erster Spatenstich für den
BerlinBioCube
10
heilen
EU fördert zukunftsweisende
Forschung /
Kompetenz durch Wissen
12
leben
Architekt von Groß-Berlin geehrt /
Schätze des Campus
14
bilden
Um die Wette geradelt – und
gewonnen! /
Politik an der Genschere
> campus
14. APRIL 2021
GRUNDSTEINLEGUNG: GRÜNDERZENTRUM BERLINBIOCUBE
Ort: Campus Berlin-Buch,
Robert-Rössle-Straße 10, 13125 Berlin
IMPRESSUM
+++ Aufgrund der aktuellen
Lage bitten wir Sie, vorab online
zu prüfen, ob die jeweiligen Termine
stattfinden +++
termine / inhalt
HERAUSGEBER: Campus Berlin-Buch GmbH, Robert-Rössle-Straße 10, 13125 Berlin, www.campusberlinbuch.de
V.I.S.D.P.: Dr. Ulrich Scheller, Dr. Christina Quensel REDAKTION: Annett Krause, Christine Minkewitz LAYOUT: Thomas Herbell
DESIGN KONZEPT: Irene Sackmann, kleinundpläcking markenberatung GmbH DRUCK: Rucksaldruck GmbH + Co. KG
KONTAKT: Telefon +49 (0)30 94892920, Fax +49 (0)30 94892927, E-Mail: info@campusberlinbuch.de
REDAKTIONSSCHLUSS: 15. November 2020 buchinside erscheint vierteljährlich und ist kostenlos.
Foto: David Ausserhofer / MDC
Liebe
Leserinnen und
liebe Leser,
unser Forschungs- und Technologiepark
wächst – das ist nicht zu übersehen und
aktuell auch nicht zu überhören: Seit
August (Spatenstich) wird mitten auf dem
Campus wieder gebuddelt, gebaggert und
gezimmert. Der BerlinBioCube entsteht,
ein Gründerzentrum für junge Biotechund Medtech-Unternehmen, das 2023
eröffnet werden soll.
Gewerkelt wird auch am Lindenberger
Weg. Noch. Dort steht das Käthe-Beutler-Haus, und hier geht es bereits um
die Inneneinrichtung der Labore. Das
Forschungsgebäude gehört zum Berlin
Institute of Health (BIH) und wird künftig
den Fokusbereich „Translationale Vaskuläre
Biomedizin“ von BIH und MDC beherbergen. Im Frühjahr 2021 soll dort Eröffnung
gefeiert werden.
Solche Zeichen der Erneuerung und des
Aufbruchs machen mich froh.
Ein weiteres neues Gebäude übergeben
wir vom Max-Delbrück-Centrum in diesen
Wochen seiner Bestimmung, und auch
darüber freue ich mich: das Präklinische
Forschungscentrum (PRC), ein Haus, das
Tierhaltung und modernste, tierschonende
Untersuchungsmöglichkeiten vereint.
Warum brauchen die MDC-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler ein neues
Haus für Tierversuche? Wie passt das
zu unserer innovativen Forschung, sind
Tierversuche nicht etwas von gestern? Soll
es zukünftig mehr Tierexperimente oder
mehr Versuchstiere am MDC geben?
Nein, im Gegenteil. Unsere Forscherinnen
und Forscher nutzen immer häufiger
Computer-Simulationen und andere
Alternativen wie den Einsatz von Organoiden. Aber uns ist bewusst: So lässt sich
kein vollständiger Organismus simulieren;
und auch Medikamente müssen weiterhin
in mehreren Phasen getestet werden –
auch an Tieren. Auf absehbare Zeit kann
Gesundheitsforschung leider noch nicht
vollständig auf Experimente mit Mäusen,
Ratten, Nacktmullen oder Fischen verzichten.
Wir werden das neue Gebäude dafür
nutzen, unsere Versuche wie schon jetzt
mit den besten Methoden, unter höchsten Standards und optimaler Kontrolle so
schonend wie möglich vorzunehmen und
so wenige Tiere wie möglich einzusetzen.
All dies entspricht dem 3R-Prinzip: Replace,
Reduce, Refine – auf Deutsch: Vermeiden,
Verringern, Verbessern. Diesem Prinzip
haben wir uns am MDC verpflichtet. Das
neue PRC wird uns helfen, beim Verfolgen
dieses Ziels immer besser zu werden.
Der Neubau beherbergt modernste Labore sowie Mikro-CT, MRT und PET-Scans
für optimale bildgebende und andere,
minimalinvasive Verfahren. Künftig sollen
sämtliche Tierexperimente des MDC im
PRC stattfinden, sodass kein Tier mehrmals
transportiert werden muss. Die Versuche
können im PRC außerdem besser koordiniert werden, die bildgebenden Methoden ermöglichen Untersuchungen und
Verhaltensstudien von Tieren über lange
Zeiträume.
Mit dieser buchinside möchte ich Sie gerne
einladen, das PRC und die Menschen, die
dort arbeiten und forschen, ein wenig
besser kennenzulernen.
Ich hoffe, ich habe Ihre Neugier geweckt.
Mehr zur Präklinischen Forschung finden
Sie auf den Seiten 4 und 5.
Bleiben Sie gesund, wünscht
Ihr
Thomas Sommer
Wissenschaftlicher Vorstand (komm.) des
Max-Delbrück-Centrums für Molekulare
Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft
2020/02_3
So wenig und so schonend wie möglich
Das Preclinical Research Center des MDC schafft die besten Bedingungen
dafür, wissenschaftlich notwendige Tierversuche auf ein Mindestmaß zu
reduzieren und sie zu optimieren
Text: Mirco Lomoth und Jana Schlütter / MDC, Fotos: Pablo Castagnola / MDC
IM JAHR 2020 SIND NACH UND NACH TECHNIK UND TIERE INS PRC EINGEZOGEN
Die roten Glasscheiben der Edelstahlschränke verraten nicht gleich, was sich
dahinter verbirgt. Erst auf den zweiten
Blick sind Mauskäfige erkennbar. Hier reckt
sich ein Tier zum Futter, dort dreht sich ein
Laufrad, eine andere Maus huscht nach
hinten in eine rote Röhre. Dabei werden
die Tiere bis ins kleinste Detail überwacht.
Denn die Röhre ist gleichzeitig eine Waage,
jede Umdrehung des Laufrades wird aufgezeichnet, der Futterspender dokumentiert, wie viel die Maus wann gefressen hat.
Lichtschranken aus Infrarotlicht machen
jede Bewegung nachvollziehbar.
Für die Maus ändert sich in den Klimakammern des Phenomasters – so heißt das
Gerät – im Vergleich zu ihrer gewohnten
Umgebung im Heimatkäfig fast nichts. Die
Luft ist 22 Grad Celsius warm, die Luftfeuchtigkeit liegt bei etwa 55 Prozent, das
Licht geht automatisch an und aus und
imitiert damit den Tag-Nacht-Rhythmus.
Aber Sensoren sammeln unentwegt Daten
über das Tier. Aus der Analyse der Atemluft können Forscher*innen Rückschlüsse
auf den Kalorienumsatz der Maus ziehen.
titelthema
Atmet sie nach wie vor kleinste Mengen
Azeton aus? Das wäre ein Hinweis darauf,
ob ein neuer Wirkstoff gegen Diabetes
wirklich hilft.
– nimmt das MDC im Herbst 2020 ein
Laborgebäude in Betrieb, das die besten
Bedingungen dafür schafft. Ganz im Sinne
des 3R-Prinzips. 3R steht für Replace,
Reduce und Refine – deutsch: Vermeiden,
Verringern, Verbessern. Diesem ethischen
Grundsatz sind alle Teams am MDC verpflichtet, und sie arbeiten stets daran, die
3R weiterzuentwickeln. Die Regel dahinter
lässt sich mit einer einfachen Formel auf
den Punkt bringen: Nur wenn es keine
alternativen Methoden gibt, um zu dem erstrebten wissenschaftlichen Fortschritt zu
kommen, darf ein Tierversuch stattfinden.
Und auch dann dürfen Forscher*innen nur
ein Minimum an Tieren einsetzen, sie müssen die Versuche so schonend wie möglich
gestalten. „Ein optimaler Tierversuch ist für
mich, wenn das Tier von der Untersuchung
überhaupt nichts bemerkt“, sagt Dr. Arnd
Heuser, der das neue Haus und die Technologieplattform „Animal Phenotyping“
leitet.
Ein Kubus aus Holz und Glas
Optimale Bedingungen
„Am MDC wollen wir Therapien für Kranke
finden, die Ärztinnen und Ärzte bisher
nicht gut behandeln können“, sagt Professor Thomas Sommer, Wissenschaftlicher
Vorstand (komm.) des Max-DelbrückCentrums für Molekulare Medizin in der
Helmholtz-Gemeinschaft (MDC). Dabei
helfen Künstliche Intelligenz, neueste Sequenzierverfahren und Organoide, Proben
von Patient*innen und Zellkulturen. „Aber
so lässt sich kein vollständiger Organismus
simulieren. Auf absehbare Zeit können wir
nicht auf Tierversuche verzichten. Umso
wichtiger ist es, ständig zu hinterfragen,
wie wir die Versuche noch schonender und
aussagekräftiger konzipieren können.“
Mit dem Präklinischen Forschungscentrum
– oder Preclinical Research Center (PRC)
Nach etwa vier Jahren Bauzeit erhebt sich
am südöstlichen Campusrand ein Kubus
aus Holz, Glas und Beton, gut 24 Millionen Euro netto hat er gekostet. In seinem
Inneren befindet sich ein von Keimen
abgeschirmter Kern. Hier, in mehreren
Räumen an einem zentralen Versorgungsflur, werden die Mäuse und Ratten
gehalten, die die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler am MDC für ihre Versuche
benötigen. Ringsherum gruppieren sich
die Labore.
Ein Team von Tierpflegerinnen und
Tierpflegern betreut die Tiere 365 Tage im
Jahr. Alles, was hineinkommt, wird aufs
Gründlichste desinfiziert – Futter, Käfige
und Streu genauso wie Kugelschreiber und
Papier. „Tierpflegerinnen und Tierpfleger
tragen autoklavierte Schutzkleidung und
stellen sich vor Betreten unter eine Luftdu-
sche, die Keime, Staub und Pollen abbläst“,
sagt Dr. Claudia Gösele, die am PRC die
Experimentelle Tierhaltung leitet.
Wie geht es dem Tier?
Gösele hebt einen transparenten Käfig aus
einem Regal und prüft den Zustand der
Mäuse, die zu viert im Einstreu umherwuseln. Eine Trinkflasche hängt von oben
herab, Futter füllt die Traufe, ein rotes
Häuschen in einer Käfigecke bietet Raum
zum Verstecken. „Erfahrene Tierpfleger
erkennen sofort, wie es den Mäusen geht“,
sagt sie. „Diese vier hier haben sich ein
schönes geschlossenes Nest aus Hanf
gebaut, das ist ein Zeichen für Wohlbefinden.“
Als Tierschutzbeauftragte schreibt Gösele, wie ihre fünf Kolleginnen am MDC,
Stellungnahmen zu jedem geplanten
Tierversuch, bevor dieser beim Berliner
Landesamt für Gesundheit und Soziales
eingereicht und in Zusammenarbeit mit
einer unabhängigen Tierversuchskommission intensiv geprüft wird. Erst wenn die
Genehmigung erteilt ist, darf ein Tierversuch beginnen. Die Tierschutzbeauftragte
überwacht die korrekte Durchführung,
macht unangemeldete Kontrollbesuche in
den Laboren. „Für das MDC hat Tierschutz
und Tierwohl oberste Priorität“, sagt sie.
Die Zahl der Versuchstiere am MDC werde
sich trotz des Neubaus nicht erhöhen.
Umzug für Technik und Tiere
Während Claudia Gösele und ihr Team
nach und nach die Ankunft der Mäuse und
KÄFIGE, STREU, REGALE: ALLES WIRD ZUERST GRÜNDLICH IM AUTOKLAV GEREINIGT
Ratten im PRC organisiert haben, hat Arnd
Heuser gemeinsam mit seiner Gruppe die
Labore mit neuester Technik ausgestattet.
Geräte, die zuvor auf dem Forschungscampus verteilt waren, stehen nun allen
Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen zentral zur Verfügung. „Jetzt müssen
die Forschenden zu den Mäusen kommen
und nicht umgekehrt“, sagt Gösele. „Das
reduziert den Stress für die Tiere erheblich,
weil sie nicht mehr zwischen den Häusern
transportiert werden und jetzt ständig in
der gleichen ruhigen und reinen Umgebung bleiben können.“
Dazu kommen Verfahren und Technologien, die es vorher am MDC nicht gab,
wie ein Mikro-CT, ein Zweiphotonenmikroskop und Aufbauten für neurowissen-
JETZT KOMMEN DIE FORSCHENDEN ZU DEN MÄUSEN UND NICHT UMGEKEHRT
schaftliche Verhaltensexperimente. Viele
andere Untersuchungsmethoden kennen
Patient*innen aus der Klinik. Ultraschall
gehört dazu oder die Klinische Chemie, wo
Urinproben, Serum oder Blutplasma analysiert werden. Ein Magnetresonanztomograph (MRT) erlaubt es, Tiere ohne jegliche
Strahlenbelastung zu durchleuchten. Die
zeitliche Auflösung ist dabei so hoch, dass
das Gerät das schlagende Herz abbilden
kann. Die Maus wird dafür nur betäubt.
Meilenstein fü r das MDC
Arnd Heuser sitzt an seinem neuen
Schreibtisch. Hinter großen Scheiben liegt
ein gelbrot gefärbter Herbstwald, auf seinem Bildschirm erscheint ein schwarzweißes Video: Ein Rattenherz schlägt gleichmäßig. Es ist eine extrem verlangsamte
Aufnahme aus einem HochfrequenzUltraschallgerät, an der Heuser abliest, wie
gut der Herzmuskel des Tieres arbeitet.
Auch diese Untersuchung ist nicht-invasiv.
Die Brust der Ratte wird dafür mit Gel
bestrichen und mit einem Ultraschallkopf
abgetastet.
Heuser ist sich sicher, dass Experimente
wie diese nötig sind, um die Mechanismen
von Krankheiten zu verstehen. „Es geht
vor allem darum, in Zukunft Patientenleid
zu verringern“, sagt er. Wie andere Forschungseinrichtungen arbeite das MDC
intensiv daran, mehr Alternativmethoden
zu nutzen und neue zu entwickeln. Doch
viele haben derzeit Limitationen. „In der
Zwischenzeit ist das PRC ein Meilenstein
für die 3R-Strategie des MDC.“
2020/02_5
66 Millionen für T-knife
Das Biotech-Start-up T-knife, ein Spin-off des MDC zusammen mit der Charité,
erhält Investitionsmittel in Höhe von 66 Millionen Euro. T-knife entwickelt neue
Krebstherapien mit Hilfe modifizierter T-Zellen des Immunsystems
Text: MDC, Foto: Johannes Fritzmann / MDC
Krebserkrankungen künftig besser zu
bekämpfen“, sagte Blankenstein.
Behandlung solider Tumore
ZELLEN LÖSEN SICH AUS EINEM TUMOR
Von der ersten Idee im biomedizinischen
Labor bis zur Therapie ist es meist ein
langer Weg. Es braucht Zeit – und vor
allem auch viel Geld. Seit etwa 20 Jahren
arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Max-Delbrück-Centrums
für Molekulare Medizin in der HelmholtzGemeinschaft (MDC) und der Charité –
Universitätsmedizin Berlin um Professor
Thomas Blankenstein an der Entwicklung neuer Krebstherapien mit Hilfe
von körpereigenen Immunzellen, deren
Rezeptoren zuvor im Labor gentechnisch
verändert wurden. Blankenstein untersucht, ob diese modifizierten T-Zellen
die Krebsentwicklung stoppen können.
Vor zwei Jahren hat der Wissenschaftler
gemeinsam mit Elisa Kieback und Holger
Specht sowie mit Unterstützung der Ascenion GmbH das Unternehmen T-knife
gründet. Das Biotech-Start-up mit inzwischen 18 Beschäftigten möchte neuartige, hochentwickelte Krebstherapeutika
zur Behandlung von Tumoren auf der
Basis von T-Zell-Rezeptoren entwickeln.
Im August hat T-knife von vier Wagniskapitalfonds (Versant Ventures und RA
forschen
Capital Management aus den USA sowie
den bisherigen T-knife-Unterstützern
Andera Partners und Boehringer Ingelheim Venture Fund) Kapital in Höhe von
insgesamt 66 Millionen Euro erhalten.
Dies haben die Investoren am 6. August
in einer Finanzierungsrunde der Serie
A zugesagt. Als Serie A werden große
Kapitalerhöhungen nach einer anfänglichen Start-up-Finanzierung bezeichnet.
T-knifes A-Runde ist die bisher größte für
ein deutsches Unternehmen in diesem
Jahr.
Professor Thomas Sommer, Wissenschaftlicher Vorstand des MDC (komm.), gratulierte Blankenstein und den Kolleginnen und
Kollegen von T-knife: „Das ist ein großer Erfolg, der unterstreicht, wie Forschung von
MDC-Teams den Weg in die Anwendung,
in die Klinik findet. Es zeigt sich auch, wie
wichtig unsere Zusammenarbeit mit der
Charité ist, um Nutzen für die Patientinnen
und Patienten zu schaffen.“
„Wir schauen mit Spannung auf die
Studienergebnisse und hoffen, dass wir
mit dieser Gentherapie eine neue und
vielversprechende Möglichkeit gewinnen,
T-knife entwickelt im BiotechPark BerlinBuch eine neue Generation adoptiver
T-Zell-Therapien zur Behandlung solider
Tumore. Mit Hilfe einer eigenen HuTCR
(Humanized T-Cell Receptor)-Plattform
– Mausstämme, deren T-Zellen ausschließlich humane T-Zell-Rezeptoren tragen –
sollen hochwirksame und sichere Therapeutika auf Basis dieser T-Zell-Rezeptoren
(TCRs) auf den Markt gebracht werden.
„Nachdem wir so viele Jahre unter dem
Radar gearbeitet haben, um eine leistungsfähige, humanisierte Maus-Plattform
mit humanen TCR-Loci zu entwickeln,
ist es großartig, jetzt Bestätigung von
renommierten Life-Science-Fonds wie
Versant Ventures und RA Capital Management zu erhalten,” sagte Elisa Kieback,
Geschäftsführerin und wissenschaftliche
Mitgründerin von T-knife. „Wir sind unseren
Gründungsgesellschaftern und auch
Andera Partners und dem Boehringer
Ingelheim Venture Fund dankbar für die
fortgesetzte Unterstützung. Beide sind
erstklassige Life-Science-Investoren, die
uns seit unserer Gründung als echte Partner zur Seite stehen. Künftig wollen wir ein
transatlantisches Unternehmen werden,
das heißt, eine US-Präsenz aufbauen und
unser Management-Team entsprechend
erweitern.”
Das Unternehmen hat präklinisch bereits
den Proof-of-Concept erbracht und mit
der klinischen Prüfung für seinen führenden TCR-Kandidaten begonnen. Darüber
hinaus hat T-knife die Plattform für mehr
als 90 Tumortargets validiert. Mehrere daraus resultierende Arzneimittelkandidaten
befinden sich in präklinischer Entwicklung.
Bis 2022 plant das Unternehmen, drei
weitere TCRs in die Klinik zu bringen.
Breakthrough of the year 2020
Für seine Forschung über proteinbasierte Biopharmazeutika erhielt
Prof. Dr. Christian Hackenberger
den „Breakthrough of the year“Award auf der Falling
Walls-Konferenz.
https://falling-walls.com
Der Chemiker freut sich auf die kommenden Jahre und die weitere Zusammenarbeit mit dem jungen Unternehmen. „Ein
wesentlicher Faktor für diesen Erfolg ist
das großartige Team, das auf einer langen
vertrauensvollen Zusammenarbeit mit
Kollegen der LMU München um Prof. Dr.
Heinrich Leonhardt aufbauen konnte. Mit
der erfolgreichen Finanzierungsrunde im
Rücken ist das die perfekte Grundlage für
den weiteren Weg der Firma hin zu einer
Revolution in der ADC-Therapie.“
Prof. Dr. Volker Haucke, Direktor am FMP,
ergänzt: „Der Finanzierungserfolg von
Tubulis ist ein weiterer Beleg für die erfolgreiche Strategie des FMP, Ergebnisse aus
der Grundlagenforschung in die biomedizinische Anwendung zu tragen.“
Die noch junge Firma Tubulis gab im Juli
den Abschluss einer Finanzierungsrunde
der Serie A in Höhe von 10,7 Millionen
Euro bekannt, um die Entwicklung einer
neuen Klasse von hochstabilen und effizienten Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten
(ADCs) für die Therapie von Krebs und
anderen schweren Erkrankungen voranzubringen und das weitere Wachstum des
Unternehmens zu fördern. Tubulis wurde
2019 aus dem Leibniz-Forschungsinstitut
für Molekulare Pharmakologie (FMP) in
Berlin und der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München ausgegründet.
Revolutionäre Technologie
Tubulis besitzt einzigartige Technologien
für die Herstellung neuartiger und
besonders stabiler Antikörper-WirkstoffVerbindungen (Antibody Drug Conjugates,
ADCs). Dabei können verschiedenste Wirkstoffe durch eine feste Kopplung (Konjugat) mit einem für die jeweilige Indikation
spezifischen Antikörper verknüpft werden.
Hierdurch lassen sich beispielsweise unerwünschte Nebenwirkungen im gesunden
Gewebe minimieren, da ein vorzeitiges
Ablösen des Wirkstoffes vom Antikörper verhindert wird. Zudem bieten die
firmeneigenen Technologien das Potenzial,
bisher nicht mögliche Kombinationen aus
Proteinen und Wirkstoffen zu generieren,
wodurch das therapeutische Spektrum
dieses Ansatzes auch auf andere Indikationen ausgeweitet werden kann.
„In meiner Gruppe, in der wir mit neuen
chemischen Verfahren zu stabilen ADCs
die wissenschaftliche Basis für Tubulis‘
innovative Technologie mitentwickelt haben, sind wir sehr stolz auf die großartige
Entwicklung und Leistung der Firma. Die
Serie-A-Finanzierung ist dafür ein weiterer
Beleg“, sagt Prof. Dr. Christian Hackenberger, Leiter für Chemische Biologie am FMP,
Leibniz-Humboldt Professor an der HU
Berlin sowie Mitbegründer von Tubulis.
NEUE WIRKMECHANISMEN SETZEN TIEF
AN DER URSACHE VON KRANKHEITEN AN
Tubulis auf
Erfolgskurs
Die FMP-Ausgründung
Tubulis wirbt 10,7
Millionen Euro für die
Entwicklung neuartiger
Antikörper-WirkstoffKonjugate (ADCs) ein
Text: Tubulis GmbH, Abb.: KittoKatsu GmbH
Entwicklung gesichert
Die Finanzierungsrunde wurde gemeinsam
von BioMedPartners und dem High-Tech
Gründerfonds (HTGF) mit Unterstützung
von Seventure, Coparion, Bayern Kapital
und Occident sowie mit signifikanten Beiträgen von verschiedenen Privatpersonen
und den Gründern umgesetzt.
„Das Ziel von Tubulis ist es, mit Hilfe unseres dualen Plattformansatzes einzigartig
abgestimmte und krankheitsspezifische
ADCs zu generieren, die selektive Antikörper mit effektiven Wirkstoffen kombinieren“, sagt Dr. Dominik Schumacher, CEO
und Mitbegründer von Tubulis, der seine
Doktorarbeit am FMP in der Arbeitsgruppe von Prof. Hackenberger angefertigt
hat. „Die von diesem erfahrenen Konsortium zugesagte Finanzierung stellt
eine Validierung unserer Technologie
dar und spiegelt die jüngste Renaissance
der ADC-Entwicklung in unserer Branche
wider. Diese finanziellen Mittel werden
es uns ermöglichen, unsere Plattformen
weiterhin zu validieren und unsere ersten
beiden ausgewählten ADC-Kandidaten in
die Klinik zu bringen.“
2020/02_7
Tumortherapie:
Gezielter als je zuvor
ASC Oncology testet anhand individueller TumorOrganoide bereits vor einer Therapie, welche
Medikamente wirksam sind. Interview mit den
Geschäftsführern Dr. Christian Regenbrecht und
Quirin Graf Adelmann v. A.
Interview und Foto: Christine Minkewitz / CBB
V.L.: DR. CHRISTIAN REGENBRECHT UND QUIRIN GRAF ADELMANN V. A.
Dr. Regenbrecht, nach CELLphenomics
haben Sie auf dem Campus Buch ein weiteres
Unternehmen gegründet: ASC Oncology.
Welche Mission verfolgen Sie damit?
Dr. Regenbrecht: Wir haben im Rahmen
von CELLphenomics sehr gute 3D-Zellkulturmodelle aus Tumorproben entwickelt,
die der Pharmaindustrie geholfen haben,
neue Krebsmedikamente auf den Markt
zu bringen. Diese sogenannten Organoide
erzielen eine bisher nicht erreichte Nähe
zum Ursprungstumor und ermöglichen
es, die Wirksamkeit von Krebsmedikamenten sehr differenziert vorherzusagen. Da
die Vorhersage unserer Modelle so gut
funktioniert, fühlten wir uns verpflichtet,
produzieren
diese Hilfe auch zurück zum Patienten zu
bringen. Wir können für solide Tumore
einen therapeutischen Effekt bestätigen,
neue Behandlungsoptionen aufzeigen
oder den Patienten zumindest unnötige
Nebenwirkungen ersparen.
Graf Adelmann: ASC Oncology nutzt die
gleiche Technologie wie CELLphenomics,
aber ausschließlich im praktischen Kontext
von Ärzten und Patienten. Letztendlich
helfen wir Menschen, die für ihre jeweilige
Lebenssituation bestmögliche Entscheidung treffen zu können. Möglich wurde
dies durch jahrelange Forschungsarbeit
und die Zusammenarbeit mit renommierten Uni-Kliniken.
Für welche Krebsarten ist dieser Test möglich?
Dr. Regenbrecht: Wir haben uns auf solide
Tumore, also Karzinome oder Sarkome,
spezialisiert. Im Moment bieten wir die
prätherapeutische Chemosensitivitätstestung für Patienten mit Dickdarmkrebs,
Bauchspeicheldrüsenkrebs, bestimmte
Arten von Lungenkrebs sowie triplenegativem Brustkrebs an. Meist sind es
hochfortgeschrittene Tumore, die wir
analysieren.
Ihre Methode nennen Sie „Reverse Clinical
Engineering“. Wie funktioniert sie?
Dr. Regenbrecht: Aus frischem, chirurgisch
gewonnenem Tumormaterial oder frischen
Biopsien von Patienten züchten wir Abbilder des Tumors in Form winziger Organoide. Anhand dieser dreidimensionalen
Minitumore können wir eine Aussage
treffen, aus welchen verschiedenen Zelltypen der individuelle Tumor zusammengesetzt ist. Wir sind zum Beispiel darauf
gestoßen, dass die Zellen innerhalb des
gleichen Tumors unterschiedlich stark auf
eine Chemotherapie reagieren, sodass nur
ein Teil der Tumorzellen effektiv mit einer
vertretbaren Dosierung eines Medikaments getötet werden kann. Das bedeutet
in der Praxis, dass die Tumorbehandlung
mit diesem Chemotherapeutikum zwar klinisch eine Reduktion des Tumorvolumens
bewirkt, aber nur Teile der Tumor- oder
Zellpopulation angegriffen werden und
sich kein langfristiger Behandlungserfolg
einstellt. Wir versuchen, den Gesamttumor
anhand seiner verschiedenen Zelltypen
modellmäßig abzubilden. Das tun wir,
indem wir die Tumorgene sequenzieren,
an den Organoiden Substanzen testen
und zusammen mit unserem Berliner
Partner NMI-TT ein sogenanntes Targeted
Proteomics-Profil erstellen. Diese Targeted
Proteomics zeigen uns dann wiederum
ganz konkret auf funktioneller Ebene,
warum ein bestimmtes Medikament
wirken konnte und ein anderes nicht.
Diese drei Informationen integrieren wir
in einen Bericht und diskutieren unsere
Ergebnisse mit den Onkologen und den
behandelnden Ärzten in den Tumorkonferenzen, damit der Patient die bestmögliche
Chemotherapie oder die bestmögliche
substanzbasierte Therapie erhält.
Wenn zum Beispiel Darmkrebs Metastasen
in der Lunge gebildet hat: Ist das dann noch
derselbe Krebs, den ich so behandeln kann?
Dr. Regenbrecht: Die Frage lautet tatsächlich: Kann eine Krebszelle eine Metastase
an jedem beliebigen Ort bilden oder
unterscheidet sich die Metastase von der
großen Menge der Tumorzellen im Primärtumor? Genau das ist es, was wir uns mit
Reverse Clinical Engineering ansehen. Wir
versuchen die Tumor-Evolution – also das
Entstehen des Tumors im Körper – nachzuvollziehen und im Nachhinein das Mosaik
zusammenzusetzen.
Welche Therapeutika können Sie testen?
Dr. Regenbrecht: Wir können alle Stoffklassen testen, von der klassischen Chemotherapie, die nur die Zellteilung verhindert,
über Targeted Therapies (zielgerichtete
Therapien, die in Tumor-Signalwege
eingreifen) bis hin zu antiköperbasierten
Therapien. Auch Immuntherapeutika
können wir testen, indem wir Modelle
entwickeln, die aus dem Tumorgewebe
und Immunzellen des Patienten bestehen.
Um der Heterogenität, die innerhalb eines
Tumors herrscht, wirksam zu begegnen,
testen wir auch verschiedene Substanzkombinationen. Ein ganz entscheidender
Vorteil: Während der Arzt letztendlich
nur einmal die Chance hat, den Patienten
richtig zu behandeln, führen wir für jeden
Patienten bis zu 384 Testungen parallel
durch. So können wir uns im Prinzip auch
Fehler leisten, ohne dem Patienten zu
schaden – Fehler, die in der Praxis nicht
vorkommen dürfen. Wir sind lediglich
durch die Wachstumsgeschwindigkeit der
Organoide und das Zeitfenster bis zum
Behandlungsbeginn eingeschränkt.
Wie lange dauert es, bis die Testergebnisse
vorliegen?
Dr. Regenbrecht: Erste Ergebnisse liegen
nach etwa zwei Wochen vor. In der Regel
benötigen wir zwischen vier und sechs
Wochen für die Testung aller für den individuellen Tumor in Frage kommenden Therapieansätze. Das liegt zum einen an der
Wachstumsgeschwindigkeit der Zellen im
Labor, zum anderen daran, dass die Ergebnisse der Tumorsequenzierung in der Klinik
einige Wochen brauchen, bis sie vorliegen.
Wir konnten aber auch schon Ergebnisse
innerhalb von neun Tagen liefern.
Wie treffsicher sind die Ergebnisse Ihrer Tests?
Dr. Regenbrecht: Modelle sind immer nur
bis zu einer bestimmten Schärfe gut. Es
gibt aber Studien mit unseren Protokollen,
die bei über 100 Dickdarmpatienten gezeigt haben, dass der negative prädiktive
Wert, also die Vorhersage der unwirksamen
Therapien, bei bis zu 100 Prozent liegt. Der
positive prädiktive Wert liegt derzeit schon
bei bis zu 88 Prozent.
Lesen Sie das ausführliche Interview hier:
www.campusberlinbuch.de/de/news/776
www.asc-oncology.com
Erster Spatenstich für den
BerlinBioCube
Text: Christine Minkewitz / CBB
Foto: Peter Himsel / CBB
Auf dem großen Baufeld im BiotechPark
Berlin-Buch drehen sich bald die Kräne
für den BerlinBioCube. Das neue Gründerzentrum wird auf fünf Geschossen
rund 8.000 Quadratmeter für moderne
Labore, Büros und Gemeinschaftsflächen
bieten. Gemeinsam mit den Firmen des
BiotechParks erfolgte am 27. August 2020
der erste Spatenstich – im Rahmen des
jährlichen Firmenfestes. Mit dem zukunftsweisenden Projekt können bis zu 400 neue
Arbeitsplätze auf dem biomedizinischen
Campus entstehen, der zu den führenden
Wissenschafts- und Technologiestandorten in Deutschland gehört.
„Die gewachsene Verbindung von Wissenschaft und Wirtschaft ermöglicht erfolgreiche Ausgründungen vor Ort und macht
den Campus für Start-ups attraktiv. Junge
Unternehmen wie T-knife zeigen, wie
wichtig es ist, in diesem Umfeld Platz für
neues Wachstum zu schaffen. Das Spin-off
des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin entwickelt neue Krebstherapien mit Hilfe modifizierter T-Zellen des
(V.L.) PROJEKTLEITER ULI HÖLKEN, CBB, DR. ULRICH SCHELLER UND DR. CHRISTINA
QUENSEL, GESCHÄFTSFÜHRENDE DER CBB, CARSTEN BÖLL, BAUÜBERWACHUNG FÜR DIE
GSE INGENIEUR-GESELLSCHAFT MBH, BEIM SYMBOLISCHEN SPATENSTICH
Immunsystems und konnte dafür kürzlich
die bedeutende Summe von 66 Millionen
Euro Wagniskapital einwerben“, so Dr.
Christina Quensel, Geschäftsführerin der
Campus Berlin-Buch GmbH. „Zum internen
Bedarf kommt eine große Nachfrage von
externen Firmen und Start-ups aus den
Bereichen Medizinische Biotechnologie, Medizintechnik und angrenzenden
Gebieten, sodass wir sehr froh über diese
Entwicklungsmöglichkeit sind.“
Im September begannen die Tiefbauarbeiten für das neue Gebäude, das vom
Architekturbüro doranth post architekten
entworfen wurde. „Wir realisieren mit dem
BerlinBioCube einen wichtigen Meilenstein – die vierte Baustufe zur Erweiterung
des BiotechParks. Der Neubau ist mit einer
Investition von 55 Millionen Euro verbunden und wird durch Fördermittel aus der
Gemeinschaftsaufgabe ‚Verbesserung
der regionalen Wirtschaftsstruktur‘ (GRW)
ermöglicht“, erklärte Dr. Quensel.
Das neue Gründerzentrum komplettiert
den BiotechPark. Für den weiteren Ausbau
sind Flächen in Campusnähe vorgesehen,
die im Rahmenplan für Buch Süd festgelegt wurden.
www.berlinbiocube.de
2020/02_9
EU fördert zukunftsweisende
Forschung
Wenn Nachwuchsforscher*innen einen ERC Starting Grant bekommen,
ist das Auszeichnung und Ansporn zugleich. Am MDC dürfen sich 2020 gleich
drei Labore freuen
Text: Laura Petersen / MDC, Fotos: David Ausserhofer / MDC, Pablo Castagnola / MDC, Linda Ambrosius
Dr. Kathrin de la Rosa und Dr. Ilaria Piazza,
Junior-Gruppenleiterinnen am MaxDelbrück-Centrum für Molekulare Medizin
in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC),
sowie Dr. Anton Henssen vom Experimental and Clinical Research Center (ECRC)
haben Starting Grants des Europäischen
Forschungsrates ERC bekommen. Die
Auszeichnung ist mit einer Förderung in
Höhe von jeweils etwa 1,5 Millionen Euro
verbunden.
DR. KATHRIN DE LA ROSA
DR. ILARIA PIAZZA
Einflüsse der Außenwelt
Piazza untersucht mithilfe der Massenspektrometrie und einer Protease das Zusammenspiel zwischen Proteinen und kleinen
Molekülen (small molecules), bei denen
es sich entweder um Metabolite oder um
Medikamente handeln kann. Sie vergleicht
die Peptidketten eines Proteins, die einem
kleinen Molekül ausgesetzt waren, mit denen, die keinen Kontakt hatten. So kann sie
Tausende Proteine gleichzeitig analysieren.
Piazza vermutet, dass das Zusammenspiel
von Proteinen und kleinen Molekülen
innerhalb des Zellkerns die Genexpression direkt beeinflussen kann. Für sie sind
diese Interaktionen der Schlüssel, um die
Entstehung von Krankheiten zu erklären
– denn im Gegensatz zu einer vorbestimmten Genetik spiegeln sie die Einflüsse der
Außenwelt wider.
Die besten Tricks der Natur
PD DR. ANTON HENSSEN
heilen
Kathrin de la Rosa will körpereigene B-Zellen im Labor genetisch so verändern, dass
sie besonders schlagkräftige Antikörper
produzieren. Dafür will sie eine natürliche
Fähigkeit der B-Zellen nutzen: Wenn diese
einem Erreger begegnen, teilen sie sich
und ihre DNA-Stränge brechen besonders
oft an den Stellen, die die Erbinformation
für die Antikörper kodieren. So entstehen
neue Varianten. Manchmal können die
Antikörper während einer Malaria sogar
Segmente eines anderen Gens „stehlen“ –
so wird ein neuer Rezeptor eingebaut, die
Antikörper sind fortan „breit reaktiv“. De la
Rosa untersucht diesen natürlichen Prozess des „Stehlens“. Ihr Team will effiziente
Wege finden, um diese Mechanismen zu
nutzen, die Sicherheit des Ansatzes testen
und ihn anwenden, um schließlich neuartige Antikörper zu erzeugen. Sie sagt: „Stellen Sie sich nur vor, wir könnten der Natur
ihre erfolgreichsten Tricks abschauen!“
Kleine Ringe und der Krebs
Wenn sich kleine Erbgutringe außerhalb
der Chromosomen bilden (zirkuläre
DNA) und diese dann wieder ins Erbgut
eingebaut werden, kann das Zellwachstum
außer Kontrolle geraten und Krebs entstehen. Dass dieses Phänomen bei primären
Neuroblastomen häufiger vorkommt,
konnte das Team um Anton Henssen,
Leiter einer Emmy-Noether-Gruppe am
Experimental and Clinical Research Center
(ECRC), einer gemeinsamen Einrichtung
von Charité und MDC, bereits nachweisen.
Mit dem ERC Starting Grant geht es weiter
ins Detail: „Wir werden auf Einzelzellebene
molekulare Faktoren bestimmen, die dazu
führen, dass zirkuläre DNA überhaupt
entsteht und vervielfältigt wird“, sagt der
Kinderonkologe. Henssen hofft, komplett
neue Mechanismen zu finden, durch die
Zellen die Kontrolle über ihr Wachstum
verlieren. „Das könnten Angriffspunkte für
Therapie und Diagnose sein.“
Die Experten aus dem Team des Instituts
für Röntgendiagnostik im Helios Klinikum Berlin-Buch haben ihre besondere
Kompetenz bewiesen. Sie erhielten die
Zertifizierung als Ausbildungszentrum
der Deutschen Gesellschaft für Interventionelle Radiologie und minimalinvasive
Therapie DeGIR und die spezielle Ausbildungszertifizierung (Instruktor) der
Deutschen Gesellschaft für muskuloskelettale Radiologie DGMSR. Mit ihrer Expertise
bei Untersuchungen und Therapien tragen
sie dazu bei, die Qualität der Verfahren für
radiologische Diagnostik und Behandlungen zu sichern.
In enger Kooperation mit den benachbarten Fachdisziplinen des Klinikums bietet
das Team um Prof. Dr. med. Thomas Herold,
Chefarzt des Instituts für Röntgendiagnostik im Helios Klinikum Berlin-Buch, das
komplette Spektrum minimalinvasiver
radiologischer Therapien an. Ausgeführt
werden die Interventionen am Standort
Berlin-Buch auf höchstem medizinischen
Niveau durch erfahrene und zertifizierte
Experten, die jetzt auch als Ausbildungszentrum zugelassen sind.
„Wir freuen uns sehr über diese Zertifizierungen der Radiologie als Ausbildungszentrum. Zeigt sie doch die hohe Expertise
des Teams“, sagt Daniel Amrein, Geschäftsführer im Helios Klinikum Berlin-Buch. „Wir
legen großen Wert auf die kontinuierliche
Weiterbildung unserer Ärzte sowie auf
eine nachhaltige Vernetzung mit unseren
regionalen und überregionalen Partnern
Kompetenz
durch
Wissen
Bucher Radiologen als
Ausbildungszentrum der
DeGIR und Instruktor der
DGMSR zertifiziert
Text: Susanne Hansch
Fotos: Thomas Oberländer / Helios
DR. KAKKASSERY IST OBERARZT IM
BUCHER HELIOS KLINIKUM UND
INSTRUKTOR DER DGMSR
aus Praxis und Klinik“, ergänzt Prof. Dr.
med. Henning T. Baberg, Ärztlicher Direktor
im Helios Klinikum Berlin-Buch, und sagt
weiter: „Ich bedanke mich sehr beim Team
um Thomas Herold für das besondere
Engagement, das auch die Qualität der
Leistungen in Diagnose und Therapie für
unsere Patienten sichert.“
Dr. med. Clemens Baumann, Leitender
Oberarzt, Prof. Dr. Thomas Herold, Chefarzt,
und Lars Rehmenklau-Bremer, Leiter der
Interventionellen Radiologie (im Bild von
links), sind die von der DeGIR zertifizierten
Experten und Ansprechpartner für spezielle Techniken des Fachbereichs Radiologie
im Helios Klinikum Berlin-Buch.
Des Weiteren hat Dr. med. Manoj Kakkassery, Oberarzt, die spezielle Ausbildungszertifizierung (Instruktor) der Deutschen
Gesellschaft für Muskuloskelettale
Radiologie e. V. (DGMSR) für die volle Weiterbildungszeit von zwei Jahren erhalten.
Die muskuloskelettale Radiologie ist die
Lehre von der Anwendung bildgebender
Verfahren zur Darstellung der Anatomie,
zum Erkennen und minimalinvasiven
Behandeln krankhafter Veränderungen der
Knochen, Gelenke, Muskeln, Sehnen und
Bänder. Das umfangreiche Teilgebiet der
Radiologie hat sich zu einer multimodalen
Disziplin entwickelt, die neben sämtlichen
bildgebenden Methoden wie Röntgendiagnostik, Computertomographie, Magnetresonanztomographie und Ultraschall auch
zahlreiche diagnostische und therapeutische Interventionsverfahren beinhaltet.
2020/02_11
Architekt von
Groß-Berlin geehrt
Buch feierte die Ehrengrabwürde für Adolf Wermuth
und 100 Jahre Groß-Berlin in der Schlosskirche
Text und Foto : Kristiane Spitz
zwischen Landes- und kommunaler Ebene
müssen klarer gefasst und das Zuständigkeitswirrwarr beseitigt werden.“
Michael Müller bekräftigte, dass es an der
Zeit sei, endlich an die Erfolge Wermuths zu
erinnern. „Leider ist er nicht in den Köpfen
der Berliner präsent.“ Das sollte sich ändern.
Der Festakt war Teil eines Festgottesdienstes, an dem auch Bischof Christian Stäblein
teilnahm. Er beschrieb Adolf Wermuth
als einen hoffnungsvollen, zielstrebigen
Menschen mit Verhandlungsgeschick; als
einen beharrlichen Visionär, der seiner Zeit
voraus gewesen sei. „Seid fröhlich in Hoffnung“ stünde passenderweise auf dem
Wermuthschen Grabkreuz auf dem Bucher
Friedhof. Soziale Missstände, die Spanische
Grippe, Hunger waren die Herausforderungen vor 100 Jahren. Adolf Wermuth führte
im 1. Weltkrieg das Brotkartensystem ein,
ein Vorbild für ganz Deutschland. Die
Brotkarte sicherte in den Kriegsjahren die
Versorgung der Bevölkerung.
Die Bucher Mitgift
BEIM FESTAKT: (V.L.) SÖREN BENN, BEZIRKSBÜRGERMEISTER VON PANKOW, MICHAEL
MÜLLER, REGIERENDER BÜRGERMEISTER VON BERLIN UND BISCHOF CHRISTIAN STÄBLEIN
Nichts auf der Welt ist so mächtig wie eine
Idee, deren Zeit gekommen ist“, so begann
Pankows Bürgermeister Sören Benn seine
Festrede in der Bucher Schlosskirche mit
einem Zitat von Victor Hugo.
Der richtige Zeitpunkt, Berlin zu einer
Metropole werden zu lassen, war im Jahre
1920 gekommen. Ein verlorener Krieg, eine
Revolution, die Abschaffung der Monarchie
und Gründung der Republik und nicht zuletzt ein jahrzehntelanges Ringen um eine
vernünftige Verwaltungsstruktur ließen
den historischen Moment reifen, in dem
Adolf Wermuth, seit 1912 Berlins Oberbürgermeister, die Chance ergriff, um die
Idee eines Groß-Berlins gegen zahlreiche
Widerstände durchzusetzen.
Zusammengefügt wurden das ursprüngliche Berlin-Cölln, sieben weitere Städte,
59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirke zu
einer Metropole aus zwölf Bezirken. Mit vier
Millionen Einwohnern stieg die Stadt auf
zur drittgrößten der Welt.
Diese Leistung wurde anlässlich des Jubilä-
leben
ums „100 Jahre Groß-Berlin“ am 12. Oktober
mit einem Festakt in der Schlosskirche von
Berlin-Buch gewürdigt. Adolf Wermuths
Grab auf dem Bucher Kirchhof erhielt die
Ehrengrabwürde der Stadt Berlin.
Eine mutige Reform
„Gut, dass er sich getraut, Mut gefasst und
die Idee durchgesetzt hat“, erklärte der
Regierende Bürgermeister Michael Müller
in seiner Festrede. „Wir haben allen Grund
zum Feiern.“ Auch heute hat Berlin wieder
nahezu vier Millionen Einwohner. Müller
verwies auf ähnliche Themen – fehlende Wohnungen, Mietenentwicklungen,
Verkehrswege, die den Problemen vor 100
Jahren ähnelten. „Wir sollten künftig bessere Verabredungen zwischen Berlin und den
Bezirken treffen“, erklärte er schließlich in
Anspielung auf die aktuellen Diskussionen
um eine nötige Bezirksverwaltungsreform
zur Stärkung der Kommunen. Die Aufgaben
„Der Problemdruck damals war wesentlich
höher als heute. Im Vergleich dazu haben
wir mit Luxusproblemen zu tun“, befand
auch Sören Benn. Der Respekt Wermuth
gegenüber könne nicht groß genug sein,
in den damaligen Zeiten sein Amt so gut
ausgefüllt und mit Reformeifer die Dinge
umgesetzt zu haben.
Der Bezirksbürgermeister erinnerte daran,
was Buch in die Stadt als Mitgift einbrachte. So wurde Berlin vom Abwasser befreit,
und auch für das Gesundheitswesen der
Stadt habe Buch eine große Rolle gespielt.
„Berlin hat sich in den vergangenen Jahren
trotz allem immer weiter entwickelt und
Brüche verkraftet, auch wenn wir in diesem Jahr ‚100 Jahre Behörden-Pingpong‘
feiern“. Aber auch die Verkehrswende
werde stattfinden, so Benn. Abschließend
bekräftigte er: „Das Werk Wermuths wird
fortgesetzt.“
Cornelia Reuter, der engagierten Bucher
Pfarrerin, ist es zu danken, dass Wermuths
Grabstätte nun zum Berliner Ehrengrab
erhoben wurde. Sie dankte all jenen Menschen, die halfen, Wermuth zu entdecken,
ihn bekannter zu machen und zu würdigen. Stellvertretend seien hier genannt:
Ortshistoriker Prof. Heinz Bielka, Rainer
Schütte, Michael Kowarsch, der die Autobiographie Adolf Wermuths „Ein Beamtenleben – Der Geburtshelfer von Groß-Berlin
erinnert sich“ neu aufgelegt hat oder der
Verein zur Förderung der Friedhofskultur,
der bislang die Grabpflege übernahm.
Schätze des Campus
Kunstwerke, Wissenschaftsgeschichte und Botanik
sollen stärker ins Blickfeld rücken
Text: Christine Minkewitz / CBB, Fotos: David Ausserhofer / CBB, Gunter Lepkowski
Elly Welt beschreibt in ihrem Buch über
die genetische Forschung im Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin-Buch ein „riesiges,
wunderschönes Freigelände“ mit endlosen Rasenflächen, unzähligen Bäume
und Beeten voller Tulpen und Narzissen.
Auch heute noch ist der Wissenschaftsund Biotechcampus ein großer Park mit
Wiesen, hochgewachsenen Bäumen und
waldartigen Bereichen. Seltene Bäume
wie Hemlocktanne, Christusdorn oder der
Japanische Schnurbaum zeugen davon,
dass sich auf dem Gelände etliche Jahre
auch eine Baumschule befand.
dene Persönlichkeiten der Wissenschaft
wird unter anderem in Form von Porträtbüsten erinnert. Darunter sind Büsten
von Cécile und Oskar Vogt, Max Delbrück
und Hermann von Helmholtz. Im Wissenschaftsmuseum des Campus lassen sich
historische Laborausstattungen und Geräte sowie der Arbeitsplatz des bekannten
Genetikers Alexej Timofeeff-Ressovsky besichtigen. Der Neurowissenschaftler Prof.
Helmut Kettenmann stellte seine umfangreiche Sammlung historischer Mikroskope
für eine medizinhistorische Dauerausstellung zur Verfügung, die über die Anfänge
der Mikroskopie bis hin zu modernen
Ort der Kreativität
Kunst und Wissenschaft teilen den schöpferischen Prozess, Kunst kann Wissenschaft
inspirieren – und umgekehrt. Diese Verknüpfung spielte immer eine Rolle bei der
Gestaltung des Campus. Dank finanzieller
Zuwendungen, Leihgaben und Schenkungen verfügt der Campus über zahlreiche
Skulpturen und einen japanischen Garten
mit Steinlaterne. Zur Sammlung gehören auch Gemälde und Installationen,
darunter Werke von Jeanne Mammen, die
zuletzt in ihrer großen Retrospektive in
der Berlinischen Galerie gezeigt wurden.
Mit neuen Gebäuden für die Wissenschaft
wächst der Bestand an Kunst am Bau: Im
MRT-Forschungsgebäude hat der Künstler
Robert Patz einen groß dimensionierten
Wissenschafts-Comic auf die Wände der
Flure gebracht. Rätselhaft präsentiert
sich die Installation „Treated Wood“ im
Südosten des Campus. Die „Chiralität“
von Ulrike Mohr und das Kunst-Nest von
Fritz Balthaus gehören zu den jüngsten
Erwerbungen in Buch, am MDC-Standort
Mitte ist es die Lichtinstallation „Splash“
von Barbara Trautmann.
Wissenschaftsgeschichte
An prominente, mit dem Campus verbun-
JEANNE MAMMEN: MÄNNERKOPF (1946)
JEAN IPOUSTÉGUY: L‘HOMME (1963)
Methoden, die am Max-Delbrück-Centrum
angewendet werden, informiert.
Lebendige Vermittlung
Kunst und Wissenschaftsgeschichte sollen
künftig für Besucher*innen, Gäste des
Campus und auch für die Beschäftigten
besser erschlossen werden. Geplant ist
eine Campus-App, die eine neue, barrierefreie Beschilderung von Objekten mit
digitalen, vertiefenden Inhalten verknüpft.
So sollen zum Beispiel Künstler*innen die
Intention und die Entstehungsgeschichte
ihrer Kunstwerke in Videoclips vorstellen.
Durch Beschilderung und digitale Erschließung soll auch Wissenswertes über
die schützenswerte Artenvielfalt und die
Biotope des Campus vermittelt werden.
Beispielsweise ist geplant, Lehrpfade für
Gehölze, Flechten und Pilze anzulegen und
die Wildblumenwiesen zu beschildern.
Letztere verdanken sich einer Kooperation mit der Hochschule für Nachhaltige
Entwicklung Eberswalde und ermöglichen
dem Gläsernen Labor, ein Insekten-Monitoring in die Bildungsarbeit zu integrieren.
Mit der Campus-App soll es auch eine Tour
zur Wissenschaftsgeschichte geben, die
virtuell durch Videoclips zu jeder Büste
und Gedenktafel unterstützt wird.
Das Wissenschaftsmuseum wird um einen
Raum erweitert, der eine umfangreiche
Sammlung von Mikroskopen von Berliner
Herstellern präsentiert. Zudem soll ein virtuelles Museum die Geschichte und heutige Nutzung der Mikroskopie erzählen.
In Zukunft wird Interessierten deutlich
mehr Information über diese Besonderheiten des Campus geboten – sei es bei einer
individuellen Erkundung oder bei einer
geführten Thementour.
2020/02_13
Um die Wette geradelt – und gewonnen!
Der Campus Berlin-Buch hat gemeinsam mit dem MDC-Standort Mitte seinen
Titel beim Wettbewerb „Wer radelt am meisten?“ 2020 erfolgreich verteidigt
Text: CBB und MDC, Fotos: Peter Himsel/Campus Berlin-Buch
BESTER EINZELFAHRER GÜNTHER PÄTZ
(OBEN); JESSICA BERLIN UND RAINER LEBEN
VOM SIEGERTEAM „SHUT UP LEGS“
Der diesjährige Wettbewerb der Berliner Landesunternehmen „Wer radelt am
meisten?“ ist entschieden. Bis zuletzt gab
es ein Kopf-an-Kopf-Rennen des Titelverteidigers Campus Berlin-Buch/MDC-Mitte
mit der Berliner Energieagentur. Schließlich
siegten die 311 Radlerinnen und Radler des
Wissenschafts- und Biotechcampus knapp
mit 191.572 Kilometern. Mitgemacht haben
viele Fahrerinnen und Fahrer des MaxDelbrück-Centrums für Molekulare Medizin
in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) aus
Buch und vom MDC in Mitte, dem Berliner
Institut für Medizinische Systembiologie
(BIMSB). Auch in allen anderen Forschungseinrichtungen und etlichen Biotech-Unternehmen des Campus gab es engagierte
Mitstreiterinnen und Mitstreiter.
In diesem Jahr, das von der Corona-Pandemie und Home-Office bestimmt war, legten
alle Teilnehmenden der 21 Institutionen
aus ganz Berlin gemeinsam eine Strecke
von 1.332.042 Kilometern zurück – sie
fuhren also rund 33 Mal um den Äquator.
Dies ist für den Zeitraum von zwei Monaten
nicht nur ein beeindruckendes Ergebnis für
die Gesundheit, sondern auch für die Umwelt. Die Strecke entspricht einer Ersparnis
von 253.088 kg CO2.
Campus-intern siegte Günther Pätz von
bilden
der celares GmbH als Einzelfahrer mit 4.629
Kilometern, gefolgt von Jürgen Janke
(4.505 km) und Jessica Berlin (3.117,5 km)
vom MDC auf dem zweiten und dritten
Platz. Das MDC-Dreierteam „Shut up Legs“
mit Rainer Leben, Jessica Berlin und Holger
Gerhardt radelte am meisten. Elias Lowen-
ÜBER DEN WETTBEWERB
Der Wettbewerb ist aus einer Radfahraktion der Berliner Verkehrsbetriebe mit der
Berliner Stadtreinigung und den Berliner
Wasserbetrieben entstanden und wird
von der Initiative „mehrwert“ ausgetragen.
Von August bis September sammelten
insgesamt 2.103 Berliner Beschäftigte ihre
Radkilometer. Der Wettbewerb fördert nicht
nur eine umweltfreundliche und gesunde
Mobilität, sondern möchte Lebensqualität
bei gleichzeitiger Kosteneinsparung aufzeigen. Bevorzugt sollen sich Dreierteams
bilden, die gegenseitig anspornen und bei
den Kilometerleistungen unterstützen.
stein, Lena Immisch, Stephan Dietrich, alle
drei ebenfalls vom MDC, traten als Team
„WADEN SAMPLES“ kräftig in die Pedale
und schafften es auf den zweiten Platz.
„Three in a Minion“ mit Steffen Lochow
vom MDC, Monique Rönick und Mirko
Pleitner der Glycotope GmbH wurden
Dritte.
Berlinweit gab es beeindruckende Rekorde:
Das beste Dreierteam sammelte mehr als
10.000 Kilometer, im Vergleich erreichte
das beste Campus-Team „Shut up Legs“
mit etwa 7.800 km den sechsten Platz. Der
beste Einzelfahrende im gesamten Feld bot
allein fast 9.000 Kilometer auf.
Für alle, die sich am Wettbewerb beteiligten, war jedoch das Mitmachen und die
Motivation entscheidend, sich aufs Rad
zu schwingen und vielleicht noch eine
Extratour zu fahren. Jeder Kilometer mit
Muskelkraft zählte, ob auf dem Fahrrad
oder dem Ergometer – auch die Kurzfahrt zwischen S-Bahnhof Buch und dem
Campus Berlin-Buch, für die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Mieträder nutzen
können. Elektrofahrräder, mit denen man
sich fortbewegen kann, ohne selbst in die
Pedale zu treten, waren nicht zugelassen.
www.wer-radelt-am-meisten.de
Die Genom-Editierung mit CRISPR-Cas hat
in letzter Zeit für lebhafte Diskussionen
gesorgt und rückte durch die Vergabe des
Nobelpreises für Chemie an Emmanuelle
Charpentier und Jennifer Doudna noch
einmal besonders in den öffentlichen
Fokus. Um sich über dieses komplexe
Thema ein Urteil bilden zu können, muss
zunächst einmal verstanden werden, wie
CRISPR-Cas funktioniert und in welchen
Bereichen diese Methode zum Einsatz
kommt bzw. kommen könnte.
„Politikerinnen und Politiker müssen und
können vermutlich keine Experten auf
diesem Gebiet sein, umso mehr freuen
wir uns darüber, wenn sie sich aus erster
Hand informieren und mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in den
direkten Austausch treten möchten“, so
Kursleiterin Dr. Heike Ziegler von Science
Bridge (Universität Kassel).
Science Bridge hat dafür ein einfaches
Experiment entwickelt, das die Funktionsweise der „Genschere“ CRISPR-Cas
anschaulich macht und den Einstieg in
eine wissensbasierte Debatte erleichtert.
In einem halbtägigen Workshop werden
Bakterien „geCRISPRt“. Dabei wird ein
Gen, das Bakterien blau färbt, mit CRISPRCas „ausgeschaltet“, sodass die Färbung
verschwindet. Anschließend wird der
Erfolg des Experiments mit molekularbiologischen Methoden überprüft. Dieses
Experiment wird auch regulär im Gläsernen Labor als Schülerkurs angeboten.
„Die Teilnahme an diesem CRISPR-Versuch
ermöglicht es, allgemeine Einblicke
sowohl in die wissenschaftliche Vorgehensweise als auch in die Sicherheitsanforderungen an ein gentechnisches Labor
zu erhalten“, so Biologin und Kursleiterin
Ulrike Mittmann vom Gläsernen Labor.
Katrin Staffler, CDU/CSU, Biochemikerin
und Mitglied des Deutschen Bundestages (MdB) und dort unter anderem
Politik
an der
Genschere
Ende Oktober hat eine
Gruppe von Mitgliedern
des Deutschen Bundestages den Laborkittel
übergestreift und
im Gläsernen Labor
ein Experiment mit
CRISPR-Cas durchgeführt. Angeleitet von
Wissenschaftler*innen
des Schülerlabors und
von Science Bridge
erhielten sie Einblicke
in die Möglichkeiten
und Grenzen der
„neuen Gentechnik“
im Ausschuss Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung tätig, hat den
CRISPR-Cas-Workshop für Politikerinnen
und Politiker angeregt: „Gute politische
Entscheidungen brauchen ein breites
Hintergrundwissen. Dieser Labortag
zielt darauf, ein solches Basiswissen zu
vermitteln.“ Für Kees de Vries, CDU/CSU
und als MdB im Ausschuss für Ernährung
und Landwirtschaft tätig, ist ebenfalls
entscheidend, im Labor genauere Kenntnisse zu erlangen: „Ich möchte hier mehr
über CRISPR-Cas erfahren, um meine
Kolleginnen und Kollegen im Bundestag überzeugen zu können, dass diese
neue Technologie ein Gewinn, und keine
Gefahr ist.“ MdB Mario Brandenburg, FDP,
Wirtschaftsinformatiker und ebenfalls
im Ausschuss für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung, sagte
im Anschluss an die Veranstaltung: „Ich
fühle mich bestätigt, dass in der Gentechnik viele Chancen liegen, aber die
Gesellschaft ein breiteres Wissen darüber
benötigt.“
Wissenschaft transparent und für die
Allgemeinheit verständlich zu machen
– und das auf möglichst vielen Ebenen – ist eines der Hauptanliegen der
partnerschaftlichen Zusammenarbeit
von Gläsernem Labor und Science Bridge.
Neben dem beschriebenen Workshop, der
Anfang 2021 auch noch einmal in Kassel
für hessische Landes- und Regionalpolitikerinnen und -politiker geplant ist, richtet
sich das Lehrangebot insbesondere auch
an Schülerinnen und Schüler und die
allgemeine Öffentlichkeit.
Weitere Informationen unter
https://crispr-whisper.de/
Text: Campus Berlin-Buch GmbH (CBB)
und Sience Bridge e. V., Foto: CBB
BEIM CRISPR-CAS-WORKSHOP: (V.L.) MDB KEES DE VRIES, CDU/CSU; BÄRBEL RIEDEL (MITARBEITERIN VON KATRIN STAFFLER);
MDB KATRIN STAFFLER, CDU/CSU; ULF LÜDECKE (MITARBEITER VON KEES DE VRIES); MDB MARIO BRANDENBURG, FDP; MDB CARINA KONRAD,
FDP, UND MDB INGRID PAHLMANN, CDU/CSU
2020/02_15
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„Wir haben hier in Berlin keine Bodenschätze, wir haben
nicht gerade massig Industrie, aber wir haben unheimlich
viel Brain und Köpfe. Wenn wir die zusammenbringen,
können wir ziemlich unschlagbar sein!“
Prof. Dr. Jeanette Schulz-Menger, Professorin an der Charité und
Leiterin der nicht-invasiven Herzbildgebung im Helios Klinikum Berlin-Buch
Jeden 6. des Monats eine neue Folge in der ARD Audiothek
oder auf www.langenachtderwissenschaften.de/podcast.
Dort bereits zu hören:
Die Stadt nach Corona – Lebenselixir Wasser – Bioökonomie –
Vom Studium zum Start-up – Herausforderungen der Medizin
(mit Prof. Dr. Schulz-Menger, Charité/Helios Klinikum
Berlin-Buch, Dr. Röhmel, Charité, und Prof. Dr. Hackenberger,
/HLEQL])RUVFKXQJVLQVWLWXWI¾U0ROHNXODUH3KDUPDNRORJLH b–
Jedischwert und Quantenrechner
Ein Inforadio Podcast in Zusammenarbeit mit der Langen Nacht der
Wissenschaften und mit Unterstützung der Kampagne Brain City Berlin