Foto: istockphoto.com / Grafik: Herbell
Max-Delbrück-Centrum für
Max-Delbrück-Centrum
fürMolekulare
MolekulareMedizin
Medizin
buchinside
2013/01
Einmalige Chance:
Das Berliner Institut für
Gesundheitsforschung
www.berlin-buch.com
TERMINE
> buch
4. BIS 8. FEBRUAR 2013
Forscherferien-Experimentierangebote
für Kinder in einem Forschungslabor
www.forscherferien-berlin.de
> forschen
26. FEBRUAR 2013, 18 UHR
Autorengespräch mit Gerald RomeroUhlig, Gründer des Einstein-Cafés Unter
den Linden, Regisseur, Schauspieler und
Autor der Romane: „stoff.wechsel.“ und
„Und trotzdem lebe ich. Mein Kampf mit
einer rätselhaften Krankheit“
Ort: Campus Berlin-Buch, MDC.C
http://mdc-berlin.de/de/about_the_
mdc/Freundeskreis_des_MDC/
Termine_2013/index.html
> bilden
2. MÄRZ 2013
2. Bildungskongress für technische
Assistenten in den Life Sciences:
Workshops, Seminare, Laborführungen
Ort: Campus Berlin-Buch, MDC.C
www.glaesernes-labor.de
Inhaltsverzeichnis
04
titelthema
06
forschen
08
produzieren
Einmalige Chance für die
Gesundheitsforschung
20 Jahre Spitzenforschung in
Berlin-Buch / Wie Bakterien
ihre Wirtszellen mit klebrigen
Lollis angreifen
Krankheit in der Entstehung
bekämpfen
10
heilen
Wirksame Therapien erforschen –
Allergien verhindern
12
leben
Leben und Lernen im LudwigHoffmann-Quartier
14
bilden
MDC-Programm bildet Lehrer
weiter / Duftstoffe – immer der
Nase nach! / Bildungskongress
bringt motivierende Impulse
> forschen
11. APRIL 2013
Career Day am MDC
www.mdc-berlin.de
> forschen
19. APRIL 2013, 17 UHR
Kino unterm Campushimmel
The substance (OV) – eine Dokumentation über sechs Jahrzehnte LSDGeschichte
Von der Suche nach einem Medikament
gegen Kreislaufprobleme zum Finden einer bewusstseinserweiternden Substanz
aus einem Getreidepilz durch Dr. Albert
Hoffmann
Ort: Campus Berlin-Buch, MDC.C
www.mdc-berlin.de
> buch
8. JUNI 2013, 16 BIS 24 UHR
Lange Nacht der Wissenschaften
Laborführungen, Mitmachkurse,
Experimentalshows, Kinderprogramm
Ort: Campus Berlin-Buch
www.campus-berlin-buch.de
IMPRESSUM
HERAUSGEBER: BBB Management GmbH Campus Berlin-Buch, Robert-Rössle-Straße 10, 13125 Berlin, www.bbb-berlin.de
V.I.S.D.P.: Dr. Ulrich Scheller, Dr. Andreas Mätzold REDAKTION: Annett Krause, Christine Minkewitz LAYOUT: Thomas Herbell
DESIGN KONZEPT: Irene Sackmann, kleinundpläcking markenberatung GmbH DRUCK: MediaService GmbH Druck und
Kommunikation KONTAKT: Telefon +49 (0)30 94892920, Fax +49 (0)30 94892927, Email: info@bbb-berlin.de
REDAKTIONSSCHLUSS: 16. Januar 2013 buchinside erscheint vierteljährlich und ist kostenlos.
Liebe
Leserinnen und
liebe Leser,
Foto: David Ausserhofer
die Gesundheitsforschung gehört zu den
Topthemen, die für die Zukunftsfähigkeit
unserer Gesellschaft eine wesentliche
Bedeutung haben. Berlin trägt diesem
Umstand Rechnung, indem sowohl die
Ansiedlung von Forschungseinrichtungen
im Bereich der Lebenswissenschaften als
auch von Unternehmen der Biotechnologie, Medizintechnik und der pharmazeutischen Industrie gefördert wird. Dadurch
hat sich die Region Berlin-Brandenburg
zu einem biomedizinischen Cluster der
Gesundheitsforschung und Gesundheitswirtschaft in Deutschland entwickelt. Für
diese Entwicklung spielen die Charité
Universitätsmedizin Berlin und das MaxDelbrück-Centrum (MDC) für Molekulare
Medizin eine zentrale Rolle.
Die Stärken der exzellenten Forschung an
der Charité beruhen auf einer intensiven
Vernetzung der Grundlagenforschung mit
der klinischen Forschung und auf dem
Zugang zu relevanten Patientengruppen,
insbesondere bei komplexen und seltenen
Krankheiten. Die Charité ist Innovationsführer bei der Weiterentwicklung von
Studium und Lehre in der Medizin und hat
sich als international sichtbares „Academic
Health Center“ profiliert. Das MDC gehört
seinerseits zu den besten biomedizinischen Forschungsinstituten weltweit.
Was liegt also näher, als durch eine gemeinsame strategische Ausrichtung und
Bündelung von Kräften eine maximale
Synergie für die Gesundheitsforschung
und die Ausbildung des wissenschaftli-
chen Nachwuchses zu erzielen und die internationale Sichtbarkeit des Forschungs
standortes Berlin zu verbessern?
Die Idee einer engeren institutionellen Kooperation war von Beginn an eine von der
Wissenschaft und ihren Akteuren getriebene Initiative. Denn die Übersetzung der
Erkenntnisse der Grundlagenforschung in
die Anwendung in der Medizin ist derzeit
noch zu langwierig, lückenhaft oder wird
gar nicht erst verfolgt. Um diese Defizite
zu überwinden, sind neue Strategien und
Strukturen nötig.
International exzellente Einrichtungen wie
das MDC und die Charité mit einer hohen
Übereinstimmung in der thematischen
Fokussierung können durch eine engere
Kooperation die Effizienz verbessern und
Synergieeffekte auslösen, die aus einer gemeinsamen Nutzung von Infrastruktur und
Technologieplattformen sowie der Auflösung von Doppelstrukturen resultieren.
Genauso wichtig ist jedoch die Ausprägung einer neuen, gemeinsamen Forschungskultur und einer neuen Generation
von biomedizinischen Forschern. Dazu
zählt auch die Verbesserung der Ausbildung wissenschaftlich interessierter
Ärztinnen und Ärzte.
Diese notwendigen Entwicklungen wollen
Charité und MDC in einem gemeinsamen
Forschungsraum verwirklichen. Als Grundlage dafür dienen das Forschungskonzept
und der Gründungsvertrag zum Berliner
Institut für Gesundheitsforschung – kurz
BIG. Das Forschungskonzept sieht eine
sinnvolle Kombination von institutioneller
Förderung und Programmförderung vor.
Damit ist sowohl die Förderung von Individuen als auch von gemeinsamen Projekten
möglich.
Wie bei jeder neuen Entwicklung und insbesondere bei jeder kooperativen Struktur
sind es drei übergeordnete Prämissen, die
unabdingbar für den Erfolg des BIG sein
werden:
MUT aller Beteiligten, insbesondere der
Politik.
VERTRAUEN aller Kooperationspartner,
auch in die Politik.
Gegenseitiger RESPEKT, denn hier geht
es um Bündelung der Kräfte im Sinne des
Gemeinwohls und nicht darum, Kräfte zu
messen.
Das BIG bietet die große Chance, nicht nur
für Berlin, sondern für das Wissenschaftssystem in Deutschland in eine neue Ära
einzutreten. In diesem Sinne freue ich mich
auf den Prozess des Zusammenwachsens
in diesem Jahr. Allen Beteiligten wünsche
ich dabei zündende Ideen, viel Fingerspitzengefühl und eine gehörige Portion Mut.
Prof. Dr. med. Annette Grüters-Kieslich
Dekanin der Charité Universitätsmedizin
Berlin
2013/01_3
termine / inhalt
PROF. DR. EINHÄUPL, VORSTANDSVORSITZENDER DER CHARITÉ, PROF. DR. ROSENTHAL,
MDC, UND PROF. DR. ZÖLLNER, VORSTAND DER STIFTUNG CHARITÉ, BEI DER PRESSEKONFERENZ ZUM BIG (V.L.N.R.)
Einmalige Chance für die
Gesundheitsforschung
Interview mit Prof. Dr. Walter Rosenthal, Wissenschaftlicher Vorstand des Max-DelbrückCentrums für Molekulare Medizin Berlin-Buch
Interview: Josef Zens / Fotos: Landesarchiv Berlin, Charité-Universitätsmedizin Berlin,
HELIOS Klinikum Berlin-Buch
Herr Professor Rosenthal, bereits in diesem
Jahr wird das Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIG) seine Arbeit aufnehmen. Welche Meilensteine sind geplant?
Zunächst wird es einen Gründungsvertrag
geben zwischen der Charité und dem MDC.
Weitere Vertragspartner sind der Bund und
das Land Berlin und, für die ersten Jahre
sehr wichtig, die Helmholtz-Gemeinschaft.
Denn aus deren Impuls- und Vernetzungsfonds werden die ersten beiden Jahre mit
insgesamt 45 Millionen Euro finanziert. Ein
weiterer Meilenstein wird die Evaluierung
des Forschungsprogramms sein. Die ist bis
Mai vorgesehen. Danach muss der Senat
der Helmholtz-Gemeinschaft über die
Freigabe der Mittel entscheiden.
Wann erwarten Sie dann das erste Geld?
Ich rechne damit ab Mitte 2013.
Welche Erfolgskriterien sollen aus Ihrer Sicht
an das BIG angelegt werden?
Im Mittelpunkt steht für alle Partner die
wissenschaftliche Exzellenz. Das wollen wir
durch Evaluierungen sicherstellen. So wird
zunächst das Forschungskonzept von internationalen Experten begutachtet. In fünf bis
sieben Jahren wird es dann eine Evaluierung der erreichten Ergebnisse geben.
Dabei gelten die klassischen wissenschaftlichen Kriterien wie Zahl und Qualität der
Publikationen. Was wir aber ebenso im Blick
haben werden, sind die Anzahl und Qualität
der klinischen Studien, die Erfolge bei der
Ausbildung oder die gelungenen Rekrutierungen von exzellenten Köpfen.
Könnten Sie ein Beispiel geben, was in der
Ausbildung geplant ist?
Wir wollen neue Graduiertenschulen
einrichten und Programme für die Verzahnung von Grundlagenwissenschaft und
klinischer Forschung, wir nennen unsere
Zielgruppe „clinician scientists“. Das könnte
dann so aussehen, dass Ärztinnen und Ärzte
über eine gewisse Zeit forschen können
und dafür Vertretungen bezahlt werden,
die die Krankenversorgung übernehmen.
Umgekehrt ist es für Wissenschaftler
ebenfalls sehr wichtig, Kontakt zu Klinikern
zu erhalten und so Einblicke in die Welt
der Krankenversorgung und die Fragen der
Patienten zu gewinnen.
MDC und Charité werden eigenständig
bleiben, jedoch eine andere Rechtsform als
Gliedkörperschaft erhalten. Welche Auswirkungen wird dies haben, auch und gerade
für die Mitarbeiter?
Für die Charité kann ich nicht antworten,
und sie bleibt ja Körperschaft. Das MDC
erfährt, wenn man so will, juristisch den
größten Umbruch, denn die Stiftung wird
umgewandelt in eine Körperschaft. Wir haben aber in sehr vielen Verhandlungsrunden mit Charité, Bund, Land und Helmholtz-Gemeinschaft sicherstellen können,
dass sich für die MDC-Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter nichts ändert und das MDC
weiterhin rechtlich selbstständig bleibt.
Zentrale Punkte waren für uns die weitere
Teilnahme an der Helmholtz-Programmförderung und der Erhalt der Möglichkeit,
eigenständige Kooperationen mit den
Universitäten zu pflegen. 9 von 10 unserer
Doktoranden sind nicht an der Charité,
sondern in den Natur- und Ingenieurwissenschaften der Berliner Universitäten
eingeschrieben.
Wie haben Sie das sichergestellt?
Es gibt eine detaillierte Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und Land. Da
sind diese Punkte und weitere explizit
genannt. Ich muss mich allerdings korrigieren: Es gibt doch Änderungen für Beschäftigte des MDC, und zwar vorteilhafte: Über
den gemeinsamen Forschungsraum, den
das Berliner Institut für Gesundheitsforschung definiert, können unsere Forscherinnen und Forscher an mehr Fördermittel
kommen und neue Ideen verfolgen.
Apropos Geld: Als zusätzlichen Beitrag zu
den 311,7 Millionen Euro Fördermitteln von
Bund und Land bis zum Jahr 2018 hat die
Unternehmerin Johanna Quandt 40 Millionen Euro für das BIG gestiftet. Wie werden
diese 40 Millionen Euro verwendet?
Frau Quandt hat das sehr schön formuliert,
als sie sagte, die Mittel seien ihre „persön-
liche Exzellenz-Initiative“. Das nehmen wir
wörtlich. Wir werden exzellente Köpfe oder
Projekte fördern, und zwar unbürokratisch
und schnell. Der Vorteil dieser Zustiftung
ist, dass wir das Geld an Stellen einsetzen
können, die zuwendungsrechtlich schwierig oder langwierig sind. So stelle ich es mir
reizvoll vor, eines unserer schönen historischen Häuser in Buch in ein Gästehaus für
internationale Fellows umzuwandeln. Dann
könnten wir Top-Leute aus dem Ausland
für einen bestimmten Zeitraum nach Berlin
einladen und ihnen repräsentativen Wohnraum zur Verfügung stellen.
Welche Auswirkung hat die Einrichtung des
BIG auf die Berliner Gesundheitswirtschaft
als wichtigstem Wachstums- und Beschäftigungsmotor der Hauptstadtregion?
Das BIG wird als Berlin Institute of Health
(BIH) für internationale Sichtbarkeit sorgen
bzw. hat das bereits getan. Die beiden
weltweit führenden Wissenschaftszeitschriften Science und Nature haben
groß darüber berichtet; Science in einem
mehrseitigen Artikel. Wir merken jetzt
schon am MDC, dass nichts erfolgreicher
macht als der Erfolg. Das heißt, Exzellenz
zieht Exzellenz an. Ich erwarte also mehr
exzellente Leute in Berlin. Mittelfristig
entstehen gewiss positive Effekte für die
Wertschöpfungskette, vermutlich auch
Patente und Ausgründungen. Das kann
allerdings nicht unser Ziel sein. Oberste
Gebote für uns sind wissenschaftliche
Exzellenz und das Wohl der Patienten. Bei
der Krankenversorgung wird es ganz stark
um den Aspekt der Translation gehen, also
um die Übertragung von Ergebnissen aus
der Wissenschaft ans Krankenbett und,
umgekehrt, um die Formulierung von Forschungsfragen, die aus der klinischen Pra-
xis entstehen. Wir sagen dazu „from bench
to bedside and from bedside to bench“.
Und was erwarten Sie speziell für Buch?
Das MDC ist bislang schon auf Wachstumskurs und wird weiter wachsen – mit all
den Folgen: neue Häuser, neue Technik,
mehr Beschäftigte. Mit dem zusätzlichen
Bundesgeld möchten wir auch das bestehende Translationszentrum von Charité
und MDC, das Experimental and Clinical
Research Center (ECRC), ausbauen und
vor allem dessen Gebäude, die ehemalige
Robert-Rössle-Klinik, instand setzen. Das
wird dann ein deutlich sichtbares Zeichen
im Ortsbild sein.
Im ECRC gibt es jetzt schon geschützte Forschungszeiten für angehende Mediziner. Ist
das eine Art Blaupause für das BIG?
Das ECRC ist in der Tat in vielen Bereichen
Vorbild. Das BIG ist jedoch weit mehr. Da
geht es nicht nur um Stellvertreter für den
Stationsalltag, um der klinisch forschenden Ärztin oder dem Arzt Forschungszeit
zu geben. Wir wollen neue Technologieplattformen aufbauen und über eine Art
Exzellenz-Programm nach dem HowardHughes-Modell Spitzenkräfte anziehen,
um nur zwei Beispiele zu nennen.
Welche neuen Forschungs- und Technologieplattformen sollen entstehen?
Ich kann Ihnen jetzt nicht sagen, welche
Maschine wir konkret Mitte diesen Jahres
bestellen werden. Aber so viel dann doch:
Das BIG wird zur Systemmedizin forschen. Deren Ziel ist eine immer stärkere
Personalisierung der Medizin. Dafür sind
so genannte Hochdurchsatztechnologien
wichtig, also Maschinen, die sehr schnell
das Erbgut sequenzieren können oder die
Stoffwechselprodukte eines Organismus
sichtbar und zählbar machen. Wir sprechen von Genomics, Epigenomics, Proteomics und Metabolomics. Sicher ist, dass
dabei immense Datenmengen anfallen
werden. Das heißt, wir brauchen Hochleistungsrechner und Menschen, die mit den
Daten umgehen können, Mathematiker
und Bioinformatiker zum Beispiel. In diesem Bereich sollen bestehende Infrastrukturen und Plattformen ausgebaut werden.
Um die Brücke in die Klinik zu schlagen,
sollen Biobanken aufgebaut werden, die
der automatisierten Aufbewahrung von
Biomaterialien dienen, zum Beispiel von
Gewebeproben. In den bisherigen Gesprächen mit meinen Kolleginnen und Kollegen
am MDC und den Partnern an der Charité
habe ich festgestellt, dass die Listen lang
sind. Wir haben viel vor.
2013/01_5
titelthema
20 Jahre Spitzenforschung in Berlin-Buch
Text: Annett Krause / Foto: David Ausserhofer, MDC; Silke Oßwald, FMP
Wie Bakterien ihre Wirtszellen mit
klebrigen Lollis angreifen
Tübinger und Berliner Forscher untersuchen Krankheitserreger mithilfe
der Festkörper-Kernspinresonanzspektroskopie
Text: Janna Eberhardt und Silke Oßwald / Visualisierung: Dr. Barth van Rossum
BEIM ANSCHNEIDEN DES GEBURTSTAGSKUCHENS DES MDC: PROF. WALTER ROSENTHAL (VORSTANDSVORSITZENDER UND WISSENSCHAFTLICHER VORSTAND DES MDC), BUNDESFORSCHUNGSMINISTERIN ANNETTE SCHAVAN, CORNELIA LANZ (ADMINISTRATIVER VORSTAND DES
MDC), PROF. ULRICH FREI (ÄRZTLICHER DIREKTOR DER CHARITÉ) UND PROF. ANNETTE GRÜTERS-KIESLICH (DEKANIN DER CHARITÉ) (V. L.).
Gleich zwei zentrale Einrichtungen des
Campus, das Max-Delbrück-Centrum für
Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
und das Leibniz-Institut für Molekulare
Pharmakologie (FMP), feierten 2012 ihr
20-jähriges Bestehen.
Mit einem Festakt zu „Forschung und Verantwortung“ hat das MDC Berlin-Buch am
7. Dezember 2012 gefeiert. Die Festrede
hielt Bundesforschungsministerin Annette
Schavan. Weiter nahmen an der Veranstaltung die Berliner Senatorin für Wirtschaft,
Technologie und Forschung, Cornelia
Yzer, Prof. Jürgen Mlynek, der Präsident
der Helmholtz-Gemeinschaft, zu der das
MDC gehört, sowie zahlreiche Vertreter aus
Politik und Wissenschaft teil.
Das FMP hatte bereits am 7. September
2012 mit einem wissenschaftlichen Symposium und einem Mitarbeiterfest (Foto)
sein Jubiläum begangen. Eröffnungsredner war Prof. Dr. Reinhard Jahn vom
Max-Planck-Institut für Biophysikalische
Chemie, Göttingen.
forschen
Beide Einrichtungen sind 1992 aus Instituten der Akademie der Wissenschaften
der DDR hervorgegangen. Das MDC ist aus
den Bucher Zentralinstituten für Molekularbiologie, für Krebsforschung und für
Herz-Kreislaufforschung entstanden. Es ist
benannt nach dem Physiker, Biologen und
Nobelpreisträger (1969) Max Delbrück.
Heute ist es eine von 18 Forschungseinrichtungen der Helmholtz-Gemeinschaft
und hat inzwischen knapp 1.650 Mitarbeiter. Das FMP ist die Folgeeinrichtung
des Instituts für Wirkstoffforschung. Es ist
Teil der Leibniz-Gemeinschaft und des
Forschungsverbundes und hat derzeit 280
Mitarbeiter.
Weitere Informationen:
www.mdc-berlin.de
www.fmp-berlin.de
Yersinia enterocolitica ist ein krankheitserregendes Bakterium, das Fieber und
Durchfall auslöst. Mit Hilfe eines in seiner
Membran verankerten Proteins heftet es
sich an Wirtszellen an und infiziert sie.
Forscher des Max-Planck-Instituts für
Entwicklungsbiologie in Tübingen und des
Leibniz-Instituts für Molekulare Pharmakologie (FMP) in Berlin haben die Struktur
eines wichtigen Bestandteils dieses Mem
branproteins aufgeklärt und Informationen über seine Biogenese gewonnen. Die
Membranproteine könnten ein interessanter Ansatzpunkt für die Entwicklung neuer
Antibiotika gegen Krankheitserreger sein.
Eine Reihe von Erkrankungen geht auf eine
Infektion mit Yersinia enterocolitica zurück:
bei Säuglingen und Kleinkindern verursachen die Bakterien Fieber und Durchfälle,
bei Jugendlichen und Erwachsenen Entzündungen des Dünndarms und verschiedene entzündliche Gelenkerkrankungen.
Die Yersinien werden direkt von Tieren,
vor allem Schweinen, übertragen, zum
Beispiel über nicht ausreichend erhitztes
Fleisch. Bestimmte Membranproteine der
Bakterien, die Adhäsine, sehen nicht nur
wie Lollis aus, sondern kleben auch wie
diese. Bakterien können damit an Wirtszellen andocken und in sie eindringen. An
die Oberfläche der Bakterien gelangen
Adhäsine über einen komplexen Mechanismus, der als Autotransport bezeichnet
wird. Die Forscher haben sich bei ihren
Untersuchungen auf die Domäne des
komplexen Proteins konzentriert, die den
Transport des Außenteils bewerkstelligt.
„Diese Studie war nur in einer echten
Kooperation möglich“, sagt Dirk Linke vom
Max-Planck-Institut. Gefördert wurde sie
vom Forschungsprogramm „Methoden für
die Lebenswissenschaften“ der BadenWürttemberg Stiftung.
Proteine, die in der Membran sitzen, lassen
sich häufig nur schlecht isolieren, in reiner
Form gewinnen und kristallisieren. Das
macht sie für viele Untersuchungsmethoden nur schwer zugänglich. Die Forscher
wählten daher die Kernspinresonanzspektroskopie an Festkörpern, um Strukturinformationen über die fragliche Proteindomäne zu gewinnen. „Außerdem ermöglicht
die Kernspinresonanz auch direkte Einblicke in die Dynamik des Transports“, erklärt
Barth van Rossum vom Leibniz-Institut.
Yersinien gehören zu den sogenannten
gram-negativen Bakterien, die von einer
äußeren Doppelwand mit besonderer
Struktur umgeben sind. Zu dieser Gruppe gehören viele weitere Krankheitserreger, die Durchfälle oder Infektionen
der Harn- und Atemwege verursachen,
wie Salmonellen, Legionellen oder der
Cholera-Erreger. Die Forscher gehen davon
aus, dass viele von ihnen ähnliche Mem
branproteine wie Yersinien bei der Infektion nutzen. „In menschlichen Zellen kommt
dieser Typ Membranprotein dagegen
nicht vor“, sagt Dirk Linke. Die Hoffnungen gehen dahin, das Wissen über die
Autotransporter-Membranproteine für die
Entwicklung neuer Wirkstoffe nutzen zu
können, die den Transportprozess an der
Membran krankheitserregender Bakterien
vor der Anheftung an die Wirtszelle gezielt
blockieren. Bis dahin ist es jedoch noch
ein weiter Weg. Die Forscher wollen nun
zunächst an der untersuchten Proteindomäne systematisch die besonders flexiblen
Bereiche verändern, um den Mechanismus
genauer zu begreifen.
Die Forschungsergebnisse wurden in
Nature Methods und Nature Scientific
Reports veröffentlicht.
Weitere Informationen:
Silke Oßwald
Leibniz-Institut für Molekulare
Pharmakologie (FMP)
E-Mail: osswald@fmp-berlin.de
2013/01_7
Herr Dr. Giese, Silence ist eines der zwei
weltweit führenden Unternehmen bei der
Entwicklung RNAi-basierter Wirkstoffe.
Was zeichnet Ihre Technologie aus?
Viele Krankheiten werden durch die Fehlexpression von gesunden oder mutierten
Genen ausgelöst. Wir nutzen RNA-Interferenz (RNAi), um krankheitsrelevante Gene
gezielt auszuschalten und den Verlauf
von Krankheiten zu stoppen. RNAi ist ein
natürliches Phänomen: Der Körper bildet
die Schlüsselmoleküle der RNAi, short interfering RNA (siRNA), um bestimmte Gene
auszuschalten. Wir schleusen chemischsynthetisierte siRNA in die Zellen und greifen in einen spezifischen Schritt im DNAExpressions-Paradigma ein: Wir zerstören
die Botschaft, erlauben dem Gen nicht, sich
auszudrücken und eine Proteinbildung in
Gang zu setzen. Das außergewöhnliche
Potenzial dieser Technologie besteht darin,
dass sie erstmalig erlaubt, alle Gene im
menschlichen Körper anzuzielen. Damit
überwindet sie Einschränkungen, denen
andere Wirkstoffe unterliegen: Die meisten
der heutigen Arzneimittel sind kleine
Moleküle oder Antikörper, die sich gegen
Proteine richten. Kleine Moleküle müssen
Angriffspunkte wie Enzyme haben, können
aber nur in etwa zwanzig Prozent aller
Fälle den Bauplan, das Gen, ausschalten.
Wir denken, dass die RNAi-Technologie ein
großes kommerzielles Potenzial hat, weil
sie am Bauplan selbst angreift.
Die RNAi-Technologie wurde 2006 mit
dem Nobelpreis ausgezeichnet. Dennoch
haben andere Wirkstoffe wie monoklonale
Antikörper einen deutlichen Vorsprung in
der Anwendung am Patienten.
Bedingt durch die hohe negative Ladung
der siRNA ist eine funktionelle Aufnahme
durch die Zellmembran mittels Diffusion
nicht möglich. Nur mit Hilfe eines Transportsystem kann siRNA in die Zellen gelangen und ihre Wirkung entfalten. Wichtig
ist, die siRNA-Moleküle so zu modifizieren,
dass keine unerwünschte Immunstimulation erfolgt. Silence hat eine neue Klasse von
siRNAs, sogenannte Hemmstoff-Moleküle
entwickelt, die mit hoher Spezifität an das
Ziel mRNAi (Boten-RNA) binden. Diese
sogenannten AtuRNAi-Moleküle haben
in bisherigen klinischen Prüfungen keine
Immunstimulationen hervorgerufen.
Zum anderen wurden sehr gut funktionierende lipidbasierte Transportmoleküle
geschaffen, welche die Inhibitoren in bestimmte Zelltypen oder Organe schleusen.
Diese Liposome ähneln den Zellmembranen der menschlichen Zellen so sehr, dass
produzieren
FORSCHUNGSVORSTAND DER SILENCE THERAPEUTICS AG, DR. KLAUS GIESE
Krankheit in der
Entstehung bekämpfen
Die Silence Therapeutics AG entwickelt erfolgreich
systemische RNA-Interferenz-Therapeutika zur
Behandlung schwerer Erkrankungen. buchinside
sprach mit Forschungsvorstand Dr. Klaus Giese
Welche klinischen Anwendungen wird es
für Ihre Technologie geben?
Wir haben fünf siRNA-Moleküle in der
klinischen Entwicklung, vier davon mit
Partnern. Zwei Molekülkandidaten, die
spezifische Augenerkrankungen betreffen,
werden mit Pfizer und Quark entwickelt
und befinden sich in Phase II. Mit Novartis
und Quark werden zwei weitere Kandidaten in Phase I und II für die Therapie spezifischer Nierenerkrankungen geprüft.
Für unser eigenes onkologisches Programm, Atu027, haben wir die klinische
Phase-I-Prüfung im Juli 2012 erfolgreich
abgeschlossen. Unsere Technologie
ermöglicht eine intravenöse Verabreichung, bei der die siRNA-Moleküle in die
Blutgefäßwände und Kapillaren gelangen.
Da Wachstum und Metastasierung solider
Tumore vor allem von der Bildung neuer
Blutgefäße abhängen, kann die Ausschaltung des richtigen Zielgens ein exzessives
Endothelwachstum und somit die Bildung
neuer Blutgefäße unterdrücken. Das
Wachstum des Tumors und der Metastasen
wird blockiert.
Welche Ergebnisse hat die erstmalige
Anwendung von Atu027 an Patienten
ergeben?
In Phase I wurden 35 Patienten mit fortgeschrittenen soliden Tumoren behandelt.
Atu027 war über alle Dosierungsstufen gut
verträglich und sicher. Wir konnten einen
möglichen Biomarker identifizieren, um die
biologische Aktivität von Atu027 nachzu-
ÜBER SILENCE
Interview und Foto: Christine Minkewitz
sie mit ihnen verschmelzen und den Inhalt
in die Zellen bringen können.
Worauf zielen die RNAi-Systeme der Silence
Therapeutics AG?
Silence verfügt über drei Technologieplattformen, mit denen funktionelle siRNA-Moleküle selektiv in Blutgefäße von Tumoren,
in Leberzellen oder das Lungenendothel
gebracht werden können. Das eröffnet
ganz neue Möglichkeiten, Lungenkrebs
oder Lebererkrankungen zu behandeln.
Die AtuRNAi-Technologie ist bisher weltweit die einzige, mit der man gezielt die
Blutgefäße von Tumoren und die Lunge
angreifen kann.
Welchen Stellenwert hat dies für Ihr Unternehmen?
Wir besitzen Patente in Europa, den USA und
weiteren Ländern. Im Rahmen von Kollaborations- und Lizenzverträgen nutzen große
Pharmaunternehmen wie AstraZeneca,
Novartis, Pfizer und Quark unsere AtuRNAiTechnologie. Dank dieser Partnerschaften
wird die therapeutische RNAi-Plattform
auch außerhalb von Silence validiert: Es
wurden bisher rund 300 Patienten mit Erfolg
in unterschiedlichen klinischen Settings mit
unserer Technologie behandelt. Silence profitiert zudem von lukrativen Meilensteinen
und kann im Erfolgsfall Beträge in zweistelliger Millionenhöhe erwarten.
Silcence Therapeutics AG ist ein weltweit
führendes Biotechnologieunternehmen,
das sich der Entdeckung, Entwicklung und
dem Transport von zielgerichteten, systemischen RNA-Interferenz-Therapeutika
zur Behandlung schwerer Erkrankungen
widmet. Silence bietet eine der umfassendsten therapeutischen Plattformen im
Bereich siRNA (short interfering RNA), die
heute verfügbar ist. Diese Plattform basiert
auf einem breiten Portfolio geistigen
Eigentums und einer großen klinischen
Sicherheitsdatenbank. Silence verfügt über
eine der größten klinischen siRNA-ProduktPipelines in der Branche. Über ihre Holdinggesellschaft Silence Therapeutics Plc ist das
Unternehmen am Alternative Investment
Market (AIM, Ticker: SLN) in London notiert.
Die Forschung und Entwicklung findet auf
dem Campus Berlin-Buch statt.
weisen. Bei zehn der Patienten konnte die
Erkrankung drei Monate lang stabilisiert
werden, bei dreien gelang dies sogar sechs
Monate. Bei einem anderen Patienten bildeten sich partiell Lungenmetastasen zurück und bei einer Patientin mit Brustkrebs
reduzierten sich Lebermetastasen. Diese
Ergebnisse sind sehr vielversprechend.
Wie geht es weiter mit Atu027?
Aufgrund der Verträglichkeit von Atu027
haben wir die Erlaubnis für eine Kombinationsstudie Phase Ib/IIa erhalten; wir wollen
die Verträglichkeit der Kombination Chemotherapie und Atu027 belegen und im
Verbund der beiden Therapien den Pankreaskrebs angreifen. Der Start von Phase IIa
ist im Februar 2013 geplant. Des Weiteren
haben wir die Prüfung von Atu027 für die
Indikationen Soft-Tissue-Sarkom (Muskelkrebs) und Melanom ins Auge gefasst.
Es ist bemerkenswert, dass Ihr Unternehmen die klinische Entwicklung von Atu027
eigenständig so weit vorangetrieben hat.
Wir haben die Stoffklasse und das Transportsystem entwickelt, das Wirkstoffziel
identifiziert und validiert und das Medikament getestet – sowohl im Modell als auch
in der Klinik. Das ist für ein relativ kleines
Biotech-Unternehmen eher ungewöhnlich. Bis zur klinischen Phase I kostete die
Entwicklung von Atu027 zwölf Millionen
Euro. Möglich wurde dies unter anderem
durch das Vertrauen der Anleger, das uns
regelmäßige Kapitalerhöhungen gestattet.
Im Rückblick haben auch das Land Berlin
und der Bund dank der Förderung einen
enormen Anteil, dass wir unser Unternehmen auf dem Campus Buch etablieren und
auch über die Biotech-Krise hinweg tragen
konnten.
Wie ist Ihr Ausblick für die nähere Zukunft?
Wir hoffen, dass wir durch die vielversprechenden Testergebnisse mehr Partnerschaften mit großen Pharma- und Biotechunternehmen eingehen können. Vor allem
aus Asien erhalten wir viele Angebote zu
kooperieren.
2013 wollen wir mindestens zwei Indikationen angehen, die auf Atu027 beruhen, und
zwei weitere Programme starten, die auf
unseren Transportsystemen zur Lunge und
zur Leber basieren. Insbesondere bedarf
es eines Pharmapartners, um die klinische
Phase-II-Studie von Atu027 finanzieren zu
können. Derzeit haben wir 25 Mitarbeiter,
davon drei in London, aber wir wollen
wieder wachsen.
silence-therapeutics.com
KURZMITTEILUNG
20 Jahre
Eckert &
Ziegler AG
Die Eckert & Ziegler AG hat Ende September 2012 mit einer Festveranstaltung ihr 20-jähriges Firmenjubiläum
begangen. In Anwesenheit von Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer wurde
dabei eine neue Firmenzentrale auf
dem Gelände des biomedizinischen
Forschungscampus Berlin-Buch eingeweiht.
In dem Neubau mit 5.000 qm Nutzfläche sind Büro- und Laborräume sowie
Produktionsarbeitsplätze entstanden.
Insgesamt bietet er Platz für 200 Mitarbeiter. Das Gründungsunternehmen
der Eckert & Ziegler Gruppe, die BEBIG
Isotopentechnik und Umweltdiagnostik GmbH, wurde 1992 von Jürgen
Ziegler und Andreas Eckert aus einem
sich auflösenden Institut der Akademie
der Wissenschaften gegründet. In den
vergangenen 20 Jahren hat sich der
Spezialist für medizinische Anwendungen von Radioisotopen zu einer der
erfolgreichsten industriellen Neugründungen Berlins im Bereich der produzierenden Gesundheitswirtschaft
entwickelt. Seit 1999 ist das Unternehmen börsennotiert. Die Gruppe setzte
im vergangenen Geschäftsjahr mit
weltweit knapp 600 Mitarbeitern rund
120 Millionen Euro um.
www.ezag.de
NEUE KONZERNZENTRALE DER ECKERT
& ZIEGLER AG AM CAMPUSEINGANG
Foto: EZAG
2013/01_9
Wirksame Therapien erforschen –
Allergien verhindern
Die Hochschulambulanz für Pädiatrische Allergologie und Neurodermitis ist
Teil des Experimental and Clinical Research Centers (ECRC) von Charité und
MDC. buchinside sprach mit der Leiterin, Prof. Dr. Young-Ae Lee, über die
Arbeit der Ambulanz, die klinische Versorgung und Forschung umfasst.
Interview: Christine Minkewitz / Foto: dahlmedia
Frau Prof. Dr. Lee, was zeichnet Ihre Hoch
schulambulanz aus?
Im Vordergrund unserer Arbeit steht die
klinische Forschung über die Ursachen
allergischer Erkrankungen. Zunehmend
erkranken Kinder an Allergien, diesen Trend
wollen wir aufhalten. In der Regel werden
schwer betroffene, meist kleinere Kinder
hier vorgestellt, die schon eine gewisse Zeit
an der Erkrankung leiden und spezifischen Rat benötigen. Das Spektrum ihrer
Erkrankungen reicht von allergischen Hautoder Atemwegserkrankungen bis hin zu
Nahrungsmittelallergien. Wir versorgen die
Patienten anhand bester klinischer Standards und des aktuellen Forschungsstands.
Darüber hinaus nehmen wir uns viel Zeit,
die Eltern zu schulen. Bei entsprechender
Eignung fragen wir eine Studienteilnahme
der Kinder an.
Wie werden die Patienten bzw. deren Familien auf Ihre Ambulanz aufmerksam?
Die Patienten kommen meist auf Überweisung von niedergelassenen Ärzten. Andere
folgen unseren Aufrufen zur Studienteilnahme. Eltern informieren sich zunehmend
durch das Internet und kommen gezielt in
unsere Ambulanz.
Verfügen Sie in der Hochschulambulanz
über besondere Technologien oder besondere Medikamente?
Klinische Medizin ist vor allem ein Handwerk. Wir bieten Patienten das volle
Spektrum der allergologischen Diagnostik
und Therapie an. Gelegentlich fragen Eltern
nach einer genetischen Diagnostik, die
wir jedoch nur im Rahmen einer Studie
durchführen. Darüber hinaus führen wir
bestimmte Untersuchungen, z. B. an der
heilen
Haut, durch, die in der klinischen Routine
nicht üblich sind, die wir aber für unsere
Forschungsarbeit verwenden.
Welchen Vorteil bietet das ECRC?
Die Infrastruktur ist durch die Hochschulambulanzen, die hier vertreten sind, und
die enge räumliche Nähe zur Forschung
sehr günstig. Wenn wir zum Beispiel
im Rahmen einer Studie Immun- oder
Hautzellen analysieren, ist die Nähe zum
Forschungslabor ein enormer Vorteil. Die
wissenschaftlichen Mitarbeiter können
bei Bedarf einfach herüberkommen, um
bestimmte Fragestellungen zu klären.
Sie sind Charité-Professorin, haben seit
2002 eine Arbeitsgruppe am MDC und
leiten seit 2011 auch die Hochschulambulanz. Wie viele Ärzte arbeiten in der
Ambulanz?
Ich war bislang die einzige Ärztin. Seit Okto-
ECRC
Zum ECRC zählen sieben Hochschulambulanzen sowie Sprechstunden, die spezialisierte Beratung für Patienten anbieten,
eine Station, die eigens für die klinische
Forschung ausgelegt ist, eine ReinraumHerstellungsanlage für die zelluläre
Immuntherapie. Es bietet Zugang zu modernsten Verfahren in der UltrahochfeldMagnetresonanz-Bildgebung.
ber 2012 forscht im Rahmen des Klinischen
Austauschprogramms vom ECRC eine weitere Kinderärztin für zwei Jahre in meiner
Arbeitsgruppe am MDC. Sie wird mich auch
in der Ambulanz unterstützen.
Sie haben bereits während des Medizinstudiums an der Harvard Medical School
in Boston, USA, im Labor für genetische
Epidemiologie am Children’s Hospital
geforscht.
Von Anfang an war ich an Grundlagenforschung interessiert. Ich habe daher am
Children’s Hospital meine experimentelle
Doktorarbeit gemacht. Während meiner klinischen Ausbildung in der Kinderheilkunde
der Charité habe ich mich in der Klinischen
Forschergruppe Allergologie engagiert,
um klinische Tätigkeit und Forschung zu
verknüpfen.
Woran forscht Ihre Arbeitsgruppe am MDC?
Wir untersuchen die erblichen Ursachen
von allergischen Erkrankungen. Allergien
werden zwar durch Umweltfaktoren
ausgelöst, aber die Veranlagung, allergisch
zu reagieren, wird vererbt. Wir arbeiten mit
sehr großen Gruppen, die mehrere tausend
Patienten umfassen, um erbliche Varianten
zu finden, die gehäuft bei diesen Personen
vorkommen und versuchen, den Mechanismus der Krankheitsentstehung aufzuklären. Durch unsere Forschung konnten wir
in den letzten Jahren mehrere Gene für
Neurodermitis und Asthma identifizieren.
Die Kenntnis der beteiligten Gene ist eine
wichtige Voraussetzung dafür, in Zukunft
die Entstehung der Allergien zu verhindern
oder sie gezielt behandeln zu können.
Derzeit führen wir auch eine genomweite
Studie über die erblichen Ursachen von
Nahrungsmittelallergien im Kindesalter
durch. Nahrungsmittelallergien haben
oft sehr junge Kinder, die auch oft daraus
wieder herauswachsen. Über die Ursachen
dafür wissen wir sehr wenig. Im Augenblick
haben wir kaum die Möglichkeit vorherzusagen, bei welchen Kindern sich die Allergie „auswächst“ und bei welchen nicht. Das
wäre aber für die Therapieentscheidung
von großer Bedeutung.
Was ist Ihr Behandlungsziel?
Allergische Erkrankungen sind chronische
Erkrankungen, die nicht nur das aktuelle
Befinden, sondern auch die Entwicklung
des Kindes, und oft auch das Leben der
ganzen Familie beeinträchtigen. Ziel der
Behandlung ist es, die volle Leistungsfähigkeit und ein möglichst normales Leben
zu ermöglichen. Wenn die Patienten stabil
sind, kehren sie mit einem Therapieplan
wieder in die Obhut der niedergelassenen
Kollegen zurück. Dann werden sie erst bei
Bedarf wieder vorgestellt.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
In den meisten Fällen können wir derzeit
keine kausale Therapie anbieten. Dies ist
nur bei inhalativen Allergien wie Heuschnupfen möglich. Ein Beispiel dafür, wie
neuere Erkenntnisse der Genetik in die
Behandlung einfließen, sind die Mutationen im Filaggrin-Gen. Sie verursachen
eine durchlässige Haut, durch die zu viele
Allergene in den Körper eindringen können. Kinder mit diesen Mutationen haben
ein stark erhöhtes Risiko, an Neurodermitis
zu erkranken. Man hat erkannt, dass die gestörte Hautbarriere auch die Entwicklung
von allergischen Atemwegserkrankungen
begünstigt, weshalb die Behandlung der
Hautbarrierestörung bei Neurodermitis
wichtig ist, um Asthma vorzubeugen. Da
gerade die frühkindliche Neurodermitis
mit der Zeit besser wird, wird dieser Teil der
Behandlung oft vernachlässigt. Darum ist
es wichtig, solche Hautbarrierestörungen
zu diagnostizieren und die Kinder frühzeitig und konsequent zu behandeln.
Welche Fortschritte erwarten Sie in den
kommenden 10 bis 15 Jahren?
Die Werkzeuge der Genomforschung
entwickeln sich so rapide, dass man einen
enormen Erkenntnisgewinn über komplexe Erkrankungen wie Allergien erwarten
kann: Die Systembiologie ermöglicht es,
nicht nur die Funktion einzelner Gene zu
untersuchen, sondern molekulare Veränderungen auf verschiedenen Ebenen der
Gene und der Genprodukte zu erfassen, mit
klinischen Charakteristika der Patienten zu
korrelieren, und so den Erkrankungsprozess besser zu verstehen.
Wie profitieren die Studienteilnehmer?
Genomforschung ist Grundlagenforschung, von der die Patienten nicht
kurzfristig profitieren werden. Viele Patienten sind jedoch hochmotiviert, unsere
Forschung zu unterstützen. Sie sehen die
Studienteilnahme als einen Beitrag für
künftige Behandlungsmöglichkeiten. Wir
stellen den Teilnehmern das Ergebnis von
Allergietests zur Verfügung. Für viele ist es
wichtig zu wissen, wogegen sie allergisch
sind und was sie beachten können. Die
Studienteilnahme ist für die Patienten
kostenlos, da die Studien mit Forschungsmitteln finanziert werden, die wir eingeworben haben.
KURZMITTEILUNGEN
Wechsel im
HELIOS
Klinikum
Zum 1. Januar 2013 hat Dr. Mate Ivančić
die Klinikgeschäftsführung des HELIOS
Klinikums Berlin-Buch übernommen.
Dr. Ivančić hat zuvor das HELIOS Klinikum Bad Saarow geleitet.
www.helios-kliniken.de/berlin-buch
Elternhaus
eröffnet
Die McDonald’s Kinderhilfe Stiftung
eröffnete im November 2012 feierlich
ein neues Elternhaus in Berlin-Buch.
Mit 15 Apartments bietet es rund 350
Familien pro Jahr ein vorübergehendes
Zuhause, während ihre Kinder im Klinikum Berlin-Buch in Behandlung sind.
Aktuell gibt es 18 Ronald-McDonald in
Deutschland, davon zwei in Berlin.
www.mcdonalds-kinderhilfe.org
Optimierte
Krebstherapie
Als erste Klinik in der Region BerlinBrandenburg bietet das HELIOS
Klinikum Berlin-Buch Patienten mit
Krebserkrankungen die intraoperative
Elektronen-Radiotherapie an.
Mit einem mobilen Linearbeschleuniger kann ein Teil der Bestrahlung
zielgenau schon während der Tumor
operation durchgeführt werden. Dies
ist hochwirksam, schonend und verkürzt die Behandlungszeit. Bundesweit
verfügen jetzt insgesamt vier Kliniken
über diese Therapie.
www.helios-kliniken.de/berlin-buch
www.charite-buch.de/allergologie
2013/01_11
Leben und
Lernen im
LudwigHoffmannQuartier
Hagen Kühne, Pfarrer in Blankenburg. „Uns
fehlte hier eine evangelische Grundschule.
Die Evangelische Schule in Pankow hat
aufgrund der übergroßen Nachfrage Einzugsbereiche definiert, die nur bis vor die
Tore von Blankenburg reichen“, so Hagen
Kühne. Mit einem Bildungskonzept, das
auch nicht konfessionell gebundenen
Kindern offen steht, und mit Unterstützung der umliegenden Kirchgemeinden
gelang es, die Schulstiftung der Evangelischen Landeskirche EKBO als Träger zu
gewinnen.
Wissenschaft im Fokus
Im ehemaligen
Genesungsheim von
Buch entsteht ein neues
Quartier. Das Bau- und
Gartendenkmal wird
300 Wohnungen, zwei
Schulen, eine Kita und
Gewerbeeinrichtungen
bieten.
Text und Foto oben: Christine Minkewitz
Foto unten: Menarc
leben
Man benötigt einige Zeit, um das große
Klinikareal an der Wiltbergstraße 50 zu Fuß
zu durchqueren. Alleen mit altem Baumbestand, schlossartige Bauten, weitläufige
Parkanlagen – immer neue Blickachsen
öffnen sich. Das Ensemble wurde vor etwa
100 Jahren von Stadtbaurat Ludwig Hoffmann entworfen und ist heute denkmalgeschützt. Für den Klinikbetrieb nicht mehr
zeitgemäß, wird das 28 Hektar große Areal
nun zu einer ersten Adresse für Wohnen,
Bildung und medizinische Angebote in
Buch, dem „Ludwig-Hoffmann-Quartier“.
Eigentümerin und Bauherrin ist die
Ludwig-Hoffmann-Quartier Projektgesellschaft mbH & Co KG, die das Areal vor
zwei Jahren vom Liegenschaftsfonds Berlin
erworben hatte. Den Zuschlag erhielt die
Projektgesellschaft für ihr ausgewogenes
Nutzungskonzept und die Beteiligung an
einem erfolgreichen Referenzobjekt, dem
heutigen LudwigPark in Buch.
Seit Herbst vergangenen Jahres geht die
Sanierung zügig voran. In sechs großen
Patientenbauten entstehen 220 hochwertige Eigentumswohnungen, die stark
nachgefragt sind. Käufer und Mietinteressenten stammen vor allem aus der Bucher
Region. Die ersten Bewohner können
voraussichtlich Ende 2013 einziehen. Bis
zu dreihundert Wohnungen könnten in
den vorhandenen Gebäuden realisiert
werden, Neubauflächen bieten weiteres
Potenzial. Darüber hinaus sollen Gewerbeeinrichtungen und Arztpraxen im Quartier
einziehen, und es soll ein Service-Wohnen
für Senioren entstehen. Platz für Kultur und
Gastronomie könnte das zentrale Festhaus
mit drei Sälen bieten.
Die neue evangelische Schule wird einen
naturwissenschaftlichen Schwerpunkt haben, der die Bildungsmöglichkeiten am Gesundheitsstandort Buch aufgreift. „Schon
früh sollen sich die Kinder mit ethischen
Fragen der Forschung beschäftigen, hinter
die Kulissen schauen, Wissenschaftler und
ihre Arbeit kennen lernen“, erklärt Pfarrer
Kühne. Seine eigene Tochter besuchte die
Kindertagesstätte auf dem Forschungscampus, in der erste naturwissenschaftliche Experimente mit dem Forschergarten
zum Alltag gehören. An dieses Konzept
will Hagen Kühne anknüpfen – von einer
naturwissenschaftlichen Lernwerkstatt
angefangen bis hin zur regelmäßigen
Zusammenarbeit mit Bucher Forschern:
„Das Gläserne Labor auf dem Campus oder
die Waldschule im Bucher Forst gehören zu
den Einrichtungen, mit denen wir kooperieren wollen.“
Die Montessori-Gemeinschaftsschule
setzt insbesondere darauf, dass starke und
schwächere Schüler zusammen lernen.
„Jeder Schüler soll dabei seinen Neigungen
folgen und nach seinem Tempo lernen
können“, so Jörg Richert. Dieser Anspruch
ist hoch und erfordert von den Pädagogen
nicht nur große methodische Sicherheit
im Unterricht, sondern auch diagnostischtherapeutische Erfahrungen. In der
angeschlossenen Fortbildungsstätte für
Montessori-Pädagogen in Buch wird eine
entsprechende Weiterentwicklung möglich
sein. „Wir haben sehr früh eine Schulpsychologin in unser Team integriert, die den
Kindern helfen und die Pädagogen beraten
kann.“ Den Inklusionsgedanken der Schule
unterstützt die HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH, die in Buch über
3.000 Wohnungen besitzt, durch einen
speziell eingerichteten Kinderbildungsfonds. Kinder, deren Eltern den Besuch der
Montessori-Schule oder des Kinderhauses
nicht finanzieren können und Mieter der
HOWOGE sind, können daraus ein Stipendium erhalten.
Die Montessori-Schüler haben bereits
die alte Gärtnerei im Ludwig-Hoffmann-
Quartiers als „Grünes Klassenzimmer“ in
Besitz genommen. „Sie entwerfen gerade
Pläne, wie es dort aussehen soll“, sagt Jörg
Richert. „Wir sind auch in den Umbau des
Schulgebäudes involviert. Die Schüler
dürfen sich im Planungsbüro die Baupläne
ansehen und mitdiskutieren.“
Zwei Schulen, die zeitgleich am neuen
Standort anfangen, können ihre Schnittstellen planen. So wird es nicht nur eine
gemeinsame Mensa und eine Sporthalle
geben, sondern auch weiterführende
Kooperationen. Tischlerwerkstatt und Wetterstation können zum Beispiel von allen
Schülern genutzt, Feste zusammen gefeiert
werden.
Derzeit wird im Bezirk diskutiert, ob eines
der weiteren Häuser im Ludwig-HoffmannQuartier als Stadtteilbildungszentrum
genutzt werden sollte. Dort könnten die
Bibliothek, die Musikschule, ein Teil des
Gläsernen Labors und die Volkshochschule einziehen und einen neuen zentralen
Anziehungspunkt entstehen lassen. Der
Geschäftsführer der Ludwig-HoffmannQuartier Projektgesellschaft, Andreas Dahlke, würde dies sehr begrüßen: „Das Quartier
soll ein lebendiger Teil von Buch werden.“
Weitere Informationen:
www.montessori-berlin-buch.de
www.ev-schule-buch.de
www.ludwig-hoffmann-quartier.de
Bildung im Quartier
Das Konzept des öffentlich zugänglichen
Quartiers sah von Anfang an vor, Bildungseinrichtungen zu integrieren. Die Ruhe, das
Grün und die klare Struktur prädestinierten
das Ensemble für Schulen und Kindergärten. Das Anliegen der Planer ist auf Resonanz gestoßen: Im Sommer 2013 werden
eine Montessori-Gemeinschaftsschule
mit gymnasialer Oberstufe, ein Montessori-Kinderhaus sowie eine evangelische
Grundschule ihren Betrieb aufnehmen und
die Bildungsangebote in Buch bereichern.
„Wir haben lange nach einem geeigneten
Gebäude in Pankow gesucht, um eine
Schule gründen zu können, die bis zum
Abitur führt“, so Jörg Richert vom KARUNA
e. V. „Hier haben wir ideale Bedingungen
gefunden.“ Der Verein hat bereits eine
Montessori-Grundschule im Zentrum von
Pankow etabliert. Um den herausgewachsenen Kindern einen Anschluss bieten
zu können, startete die neue MontessoriSchule schon im Sommer 2012 in einem
Interimsquartier in Buch.
Die Evangelische Grundschule Buch wurde auf Initiative von Eltern aus Buch und
Umgebung gegründet. Zu ihnen gehört
2013/01_13
MDCProgramm
bildet Lehrer
weiter
Text: Annett Krause, Dr. Luiza Bengtsson
Foto: Peter Himsel
Die moderne Forschung entwickelt sich
rasant. Sorgfältig entwickelte Rahmenlehrpläne und Lehrbücher können neuste
Fortschritte in der Forschung nur zeitverzögert abbilden. Um Lehrern und damit
auch Schülern einen schnellen Zugang zu
neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen
zu ermöglichen, hat das Max-DelbrückCentrum für Molekulare Medizin (MDC)
2011 das Programm „Labor trifft Lehrer“ ins
Leben gerufen.
Schwerpunkt von „Labor trifft Lehrer“ sind
Lehrerfortbildungskurse, die mehrfach pro
Jahr angeboten werden. Eine kleine Gruppe
von Lehrern wird jeweils für einen Tag in eine
Forschungsgruppe integriert. Dort hören die
Lehrer Vorträge und führen unter fachkundiger Anleitung selbstständig anschauliche
Experimente durch. Die Kurse basieren auf
Themen der MDC-Forschung und werden von Doktoranden, Postdoktoranden
und Forschungsgruppenleitern des MDC
geleitet. So gibt es beispielsweise Kurse zu
Neurowissenschaften oder zu Stammzellen.
Die Lehrer erhalten die Kursunterlagen
und darüber hinaus zahlreiche Materialien
für den Schulunterricht, wie Filme, Spiele,
Fragebögen oder Präsentationen.
Zurzeit richten sich die meisten Kurse an
Biologie- und Chemielehrer der Sekundarstufe II. Es ist jedoch geplant, das Programm
um Angebote für Lehrer in den Fächern
Mathematik, Informatik und Physik zu
erweitern.
Bereits im ersten Jahr haben 73 Lehrer an
Fortbildungskursen teilgenommen. Immer
jedoch gab es mehr Interessenten, als
Kursplätze.
Neben den Lehrerfortbildungen hat das
MDC auch Angebote für Schüler. Schülergruppen können an Laborführungen z. B.
zur Besichtigung eines Elektronenmikroskops, der Wirkstoff-Screeninganlagen oder
der modernsten DNA-Sequenzierungsmaschinen teilnehmen. Außerdem wird fachliche Unterstützung bei der Vorbereitung
von Facharbeiten (fünfte Prüfungskomponente) und „Jugend forscht“-Beiträgen
angeboten.
Weitere Informationen:
Dr. Luiza Bengtsson
E-Mail: LaborTrifftLehrer@mdc-berlin.de
Duftstoffe – immer der Nase nach!
Text: Dr. Bärbel Görhardt
„Den kann ich nicht riechen!“ Jeder hat diesen Ausspruch bestimmt schon mehrfach
gehört. Duftstoffe spielen in der Natur als
Kommunikationsmittel eine große Rolle. So
können Säuglinge ihre Mütter am Geruch
der Muttermilch erkennen. Tiere, wie
Hunde und Bären, grenzen durch Duftmarkierungen ihre Reviere ab. Ameisen legen
Duftspuren zu Nahrungsquellen. Viele
Pflanzen locken durch Absonderung von
Duftstoffen Insekten an.
bilden
Das Gläserne Labor hat nun zum Thema
Duftstoffe einen vierstündigen Experimentierkurs für Schüler ab Klasse 8 mit dem
Titel „Duftstoffe – immer der Nase nach!“
entwickelt. An acht Versuchsstationen
arbeiten die Schüler im ChemLab selbstständig unter fachkundiger Anleitung. So
werden zum Beispiel mittels verschiedener
Extraktionsverfahren, wie Destillation mit
Wasserdampf und Enfleurage sowie ethanolischer Auszüge, Duftstoffe gewonnen.
Bei einem Verseifungsexperiment wird eine
Duftseife hergestellt, die die Schüler nach
dem Kurs mit nach Hause nehmen können.
In der Startphase wird das Projekt vom
Fonds der Chemischen Industrie unterstützt.
Weitere Informationen:
Dr. Bärbel Görhardt
E-Mail: b.goerhardt@bbb-berlin.de
www.glaesernes-labor.de
Ab ins
Schüler
Gläserne Labor gefördert
Neue Zusatzqualifikation
Text: Annett Krause
Text: Annett Krause
Text: Christine Minkewitz
Die Schülerkurse im Gläsernen Labor sind
nach wie vor sehr beliebt. 2012 experimentierten 11.312 Schüler der Sekundarstufen
in den Bereichen Neurowissenschaften,
Chemie, Genetik, Zellbiologie, Radioaktivität
und Ökologie. 406 Grundschüler besuchten
Kurse zur Regenerativen Energie. Darüber
hinaus absolvierten 48 Schüler ihr berufsvorbereitendes Praktikum im Gläsernen Labor.
503 junge Forscher besuchten das Labor in
den Ferien.
Im vergangenen Jahr haben das MaxDelbrück-Centrum für Molekulare Medizin
(MDC) und der Freundeskreis des MDC insgesamt 111 Schülern aus sozial schwachen
Familien ermöglicht, kostenlos an den Laborkursen des Gläsernen Labors teilzunehmen. Die beiden Einrichtungen steuerten
jeweils eine Fördersumme von 500 Euro bei.
Diese Unterstützung leisten das MDC und
der Freundeskreis kontinuierlich bereits seit
dem Jahr 2009.
Die Akademie der Gesundheit Berlin/
Brandenburg e. V. hat in einem Pilotprojekt
erstmals angehende MTA‘s für Funktionsdiagnostik als Telemedizinische Berater
und Beraterinnen qualifiziert. Das Projekt,
für das die Deutsche Stiftung für chronisch
Kranke, das Telemedizincentrum Charité
und die Akademie der Gesundheit gemeinsam verantwortlich zeichnen, wurde
unter anderem vom Bundesministerium für
Bildung und Forschung gefördert.
www.glaesernes-labor.de
www.mdc-berlin.de
www.gesundheit-akademie.de
Bildungskongress bringt motivierende Impulse
Text: Dr. Ulrich Scheller / Foto: Thomas Oberländer/HELIOS Klinikum Berlin-Buch
Am 2. März 2013 wird das Gläserne Labor
mit Unterstützung des Max-DelbrückCentrums für Molekulare Medizin (MDC)
und von Thermo Fisher Scientific auf dem
Campus Berlin-Buch den 2. Bildungskongress für technische Assistentinnen in den
Life Sciences veranstalten.
Die Tagesveranstaltung richtet sich an
technische Angestellte und Laborantinnen
aus Forschungseinrichtungen und Biotechnologieunternehmen. Die Erforschung von
Krankheitsursachen vollzieht sich zunehmend auf molekularer Ebene. Der sichere
Umgang mit molekular- und zellbiologischen Techniken wird im biomedizinischen
Laboralltag immer wichtiger. Technische
Assistentinnen und Assistenten in den
Lebenswissenschaften müssen sich zudem
immer schneller an neue Entwicklungen,
neue Methoden und Produktinnovationen
anpassen. Zudem wachsen die Anforderungen bei der Organisation der Arbeitsabläufe, bei der Planung und Interpretation von
Experimenten sowie bei der Informationsbeschaffung.
Der eintägige Bildungskongress für technische Assistenten in den Life Sciences bietet
den Teilnehmern die Möglichkeit, ihre
Grundlagen- und Methodenkenntnis in
praktischen Workshops und Laborführungen aufzufrischen, sich mit Experten und
untereinander zu vernetzen sowie neue
motivierende Impulse für ihre berufliche
Entwicklung zu bekommen.
Aufgrund des hohen Anteils an Übungen
und Laboraktivitäten ist die Anzahl der
Kongressteilnehmer/innen auf 60 Personen
begrenzt. Eine frühzeitige Anmeldung wird
empfohlen. Die Teilnahmegebühr beträgt
178,50 Euro.
Das Programm und die Anmeldeunterlagen erhalten Sie unter www.glaeserneslabor.de.
Weitere Informationen:
Dr. Ulrich Scheller
E-Mail: sekretariat@bbb-berlin.de
2013/01_15
Foto: © BBB Management GmbH / David Ausserhofer
DR. ANDREAS ECKERT
gründet und finanziert Bio- und Medizintechnikfirmen
In Buch engagieren sich seit 100 Jahren Mediziner und Forscher gemeinsam für den Wert der
Gesundheit. Dr. Andreas Eckert zählt zu den wenigen Wagnis-Kapitalgebern in Deutschland, die
sich auf Unternehmen der Lebenswissenschaften spezialisiert haben. Auf dem Campus Buch hat
er erfolgreich bereits mehrere Bio- und Medizintechnikfirmen mitgegründet.
Lernen Sie Buch, seine Partner und die einzigartige Campus-Atmosphäre kennen, in der die
Zukunft der Medizin entsteht.
produzieren
www.berlin-buch.com