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Volume Literarischer und artistischer Anzeiger, No. XIX.

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue1.1804 (Public Domain)

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fcttt erstgenannten Gelehrten sollen setzt 12000 Fl. als 
Vorschuß zur Begründung einer Literatur-Zeitung er 
halten haben/ welche manches andre süddeutsche Insti 
tut entbehrlich machen dürste. 
Berichtigung 
eines paSquillartigen Aussatzes im Marz stück deS 
Journals des Luxus und der Moden, über da- 
Dmiziger Theater. 
cDo» Seite« der Direktion einges»1<kk.> 
Ab es gleich unser fester Vorsatz war, tede hämische 
Beleidigung mit stillschweigender Verachtung zu übcr- 
gehen, und auch diese eigentlich dem Verfasser jene« 
Aussatzes zu Mure kommen sollte, der im Modenjour 
nal so paSgnillarkig über unser Theater losgebrochen 
ist — so müssen wir doch jetzt von diesem Entschlüsse 
abgehen, da cS uns darum zu thun seyn muß, nicht, 
um unS bey unserm hiestgen Publikum zu entschuldi 
ge» — denn dessen bedarf cS nicht, da der größte Theil 
desselben jenen Aussatz schon nach Verdienst gewi'irdigct 
hat, und den weise seyn wollenden Verfasser, so wie 
wir, dloS bemitleidet! Aber cS ist unsre Pflicht, den 
Auswärtigen, die uns nicht so kennen, wie unser Pu 
blikum, einige Berichtigungen über jenes Pasquill le 
sen zu lassen, damit nicht schätzbare Mitglieder frem 
der Bühnen, durch die sogenannte Kabale zwcvcr Frau 
enzimmer, abgehalten werden, sich mit uns in Verbin 
dungen einzulassen. ES ist leicht gesagt, aber schwer 
bewiesen, weisen der Einsender jenes Aussatzes uns be 
schuldigt ! Von Kabale und Rollenneid wissen wir 
nichts, und gewiß geht eS bey unsern, Theater friedli 
cher und verträglicher zu, als bey vielen andern — das 
könnrn uns sowohl die alten als die neuen Mitglieder 
unserer Bühne bezeugen! — Wir müßten ja in der 
Unwissenheit mit dein Verfasser jenes Aufsatzes wcttei- 
fern, wenn wir, als Direktion — welches der Herr 
Einsender wieder nicht will gelten lassen, ohnerachtet 
eS jedermann weiß, daß die Geschwister Schuch, folg 
lich anch ich und meine Schwester, im einzigen aus 
schließlichen Besitz dem Königl. Privilegiums sind — 
so ganz gegen unsern eigenen Vortheil verstoßen, und 
junge talentvoll« Frauenzimmer verdrän.wn sollten. — 
Mas mich betrifft, so spiele ich schon seit dreyJah- 
ren keine jungen Mädchen mehr, den Nothfall ausge 
nommen, daß ich bey Krankheiten anderer Mitglieder 
dergleichen Rollen übernehme. In Frauen und Damen 
von Stande, die jetzt mein Fach find, genieß« ich den 
Bey all des vernünftigern and dessern Theils unser« 
Publikums, wovon man mir überzeiigende Beweist 
giebt; — mithin guckt der Verfasser durch di« Brille 
der Derlaumdung, wenn er mich bloß auf Nebenrollen 
reduziren will. Mein Alter ist gegenwärtig 37 Jahr, 
dies können die Veteranen unsrer Gesellschaft, dies 
können die Taufscheine auSiveist«. Meine Schwester 
ist jetzt 34 Jahre alt, und wird selbst in Mädchcnrol- 
lcn noch immer sehr gerne gesehen, und erst kürzlich 
hat sie in der Oktavia den lautesten Beifall eingecrnd- 
tet! WaS will also dcr Derfaffer mit seinen damischen 
Vierzigern? — Selbst wenn alles so wäre, wie er sagt, 
wären wir denn die Einzigen in Deutschland, die in 
diesem Falle auf ihre Jahre keine Rücksicht »eehnien, 
und nehmen dürfend — Unsre Figuren sind von frü 
her Jugend her als gut und »nverschroben bekannt 
gewesen, mithin können wir doch in reifern Jahren 
nicht ganz häßlich seyn; — aber mich dünkt, daß der 
Herr Einsender an Seele und Körper verschroben seyn 
muß; denn nur verschrobene Menschen urtheilen ver 
schroben von Andere! — 
Die Jungfrau von Orleans wird der Herr Ein 
sender nicht von mir sehen; cs ist mir vielmehr gar 
nicht eingefallen, diese Rolle zu spielen; nicht, weil ich 
mir nicht Kopf und Kraft genug dazu zutraue, son 
dern, weil ich mich des hämischen Urtheils eines sol 
chen Seichtlings und Consortcn nicht auszusetzen de- 
rnfen fühle! 
UcbrigcnS danken wir dem weist stynwollenden 
Herrn Einsender für die edle Bemühung, unsre Ein 
künfte von Heller zu Pfennig nn« nachzurechnen. 
Gerade seine Berechnungen müssen unsern Credit er 
höhen; denn »ach dieser sind wir in wenig Jahren 
Savitatisten. DaS Abonnement für di« Logen witd 
nicht vergeudet, wie der saubere Herr Einsender be- 
richtct, sondern zur Bezahlung der Schulden an 
gewendet, in die nnS der unglücklich« Brand zu Kö 
nigsberg gestürzt hat! Diese Schuldenlast konnten 
wir fteilich durch einen Bankerott von u»S abwälzen — 
dazu denken wir aber zu ehrlich; ob der Einsender sich 
weniger Gewissen daraus gemacht hätte, das mag er 
sich in p«ito gestehen I 
Doch genug von diesem Menschen und seinem 
PaSquill, dessen Schändlichkeit rechtlichen Leuten zu 
sehr in die Augen fallen muß, als daß es weiterer Er 
klärung bedürfte. Schließlich füge ich nur noch hinzu, 
daß meine Schwester sich nie in die Direktions-Ge 
schäfte gemischt hat, auch nie verhindert hat, daß neu« 
Schauspieler angeiiomnien wurden. Obaeraltet sie 
dem Herrn Einsender schon veraltet ist, so ist ei des 
halb nicht dem ganzen verebrnngSwürdigen Publikum, 
das sie nach wie vor mit Achtung, Beifall und Ver 
traue» belohnt! So kann sie sich freilich leicht über 
das armstelige Urtheil einer gallsüchtigen Menschen 
trösten! — 
Noch füge ich hinzu, daß wir, ohne die Aufforde 
rung des Einsenders abzuwarten, Herr» Hnray auf 
Reist» geschickt baden, um neue Mitgliedkr für unsre 
Bühne zu enqagiren. Zum Schluß noch die Bemer 
kung: daß man genaue Kenntniß und Einsicht von 
einer Sach« haben muß, bevvr man etwas darüber 
spricht; denn sonst sind wohl die Finger in Bew»-
	        
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