Handlungskonzept für den Wirtschaftsstandort
Friedrichshain-Kreuzberg
Strategien für die bezirkliche Wirtschaftsförderung
Impressum
Herausgeber und Auftraggeber:
Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin
Wirtschaftsförderung
Frankfurter Allee 35 / 37
10247 Berlin
Telefon: 030 / 9 02 98 - 22 73 / - 40 14 / - 24 90
E-Mail: wifoe@ba-fk.berlin.de
Internet: www.wirtschaftsfoerderung-friedrichshain-kreuzberg.de
Ansprechpartnerinnen:
Marina Nowak, Kathrin Klisch, Kathleen Newy
Projektbearbeitung und Redaktion:
Regionomica GmbH
Schiffbauerdamm 40 / 4400
10117 Berlin
Telefon: 030 / 89 56 46 06
E-Mail: info@regionomica.de
Internet: www.regionomica.de
Bearbeitung: Dr. Michael Göbel, Carsten Grashoff, Susanne Krückel
Gestaltung: Nadine Gräske, Kommunikationsdesign
Lektorat: Melanie von Plocki, Freie Textwirtschaft
Bildnachweise:
Titel: Foto Oberbaumbrücke © Susanne Krückel
Seite 3, 16 (li. u.), 20, 32, 33 (li. u.), 36 (re. o.), 37: © Wirtschaftsförderung Friedrichshain-Kreuzberg
Seite 16 (li. o., re. u.), 33 (re. o.), 34 (li.), 36 (li. o., re. u.): © Carsten Grashoff
Seite 34 (re.): © Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, Uwe Gero
Berlin, Mai 2015
2
Vorwort
Vorwort
Die Wirtschaft im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ist durch eine sehr vielfältige, aber auch sehr
spezifische Unternehmens- und Branchenstruktur geprägt. Alt eingesessene und neu angesiedelte Unternehmen, international agierende Großunternehmen und lokal tätiges Kleingewerbe sowie innovative Start-ups und Unternehmen aus der Kultur-, Tourismus- und Kreativwirtschaft haben eine gleichermaßen hohe Bedeutung.
Für diese Unternehmen wie auch für alle, die in Friedrichshain-Kreuzberg gründen oder investieren wollen, ist die Wirtschaftsförderung des Bezirks die zentrale Anlauf- und Koordinierungsstelle. Zu den von ihr angebotenen Leistungen gehören insbesondere die Bestandspflege
der im Bezirk ansässigen Unternehmen, die Betreuung von ansiedlungswilligen Firmen, die
Beratung bei Existenzgründungen, die Unterstützung betrieblicher Netzwerke sowie die Initiierung und Begleitung von Projekten zur Standortentwicklung und zum Standortmarketing.
Wie viele andere Handlungsfelder im Bezirksamt unterliegt auch die Wirtschaftsförderung
ständig wechselnden Rahmenbedingungen und muss sich auf neue Herausforderungen einstellen. Von daher haben wir gerne die Anregung des Bezirklichen Bündnisses für Wirtschaft
und Arbeit aufgegriffen, Strategien und Schwerpunkte für die Wirtschaftsförderung zu untersuchen und an aktuelle Bedarfe anzupassen.
Das Ergebnis des einjährigen, intensiven Prozesses zur Erarbeitung des „Handlungskonzepts
für den Wirtschaftsstandort Friedrichshain-Kreuzberg – Strategien für die bezirkliche Wirtschaftsförderung“ ist in der vorliegenden Broschüre zusammengefasst. Ich wünsche allen
Interessierten eine anregende und informative Lektüre und freue mich darüber hinaus über
einen fruchtbaren Dialog mit den Wirtschaftsakteurinnen und -akteuren im Bezirk, zu dem ich
hiermit herzlich einlade.
Mein besonderer Dank gilt allen Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Unternehmen, Institutionen, Netzwerken und Initiativen, die sich für die Fachgespräche im Rahmen der Studie zur
Verfügung gestellt haben. Deren wertvolle Einschätzungen und Anregungen haben wesentlich zu den Ergebnissen beigetragen.
Dr. Peter Beckers
Stellvertretender Bezirksbürgermeister
Bezirksstadtrat für Wirtschaft, Ordnung, Schule und Sport
3
4
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1.
Hintergrund, Ziele und Methodik ........................................................................................................................ 6
2.
Situationsanalyse – Profil des Wirtschaftsstandortes Friedrichshain-Kreuzberg............................................ 8
2.1 Situationsanalyse – ein Überblick ......................................................................................................................... 8
2.2 Wirtschaftsstruktur und Unternehmensbesatz..................................................................................................... 9
2.3 Wirtschaftsnahe Infrastruktur ........................................................................................................................... 12
2.4 Akteurinnen und Akteure, Netzwerke, Initiativen .............................................................................................. 15
3.
Meinungsbild der Wirtschaftsakteurinnen und -akteure im Bezirk ............................................................... 17
4.
Stärken-Schwächen-Profil des Wirtschaftsstandortes ..................................................................................... 21
5.
Spezifische Bezirksansätze ................................................................................................................................. 22
5.1 Gewerbestandorte: potenzielle Entwicklungsflächen und -standorte ................................................................. 22
5.2 Tourismus ......................................................................................................................................................... 30
5.3 Existenzgründungen ......................................................................................................................................... 35
6. Handlungsempfehlungen ................................................................................................................................... 38
6.1 Handlungsfeld Bestandspflege / Existenzgründungen ......................................................................................... 39
6.2 Handlungsfeld Gewerbeflächen sichern ............................................................................................................ 40
6.3 Handlungsfeld stadtverträglicher Tourismus ...................................................................................................... 41
6.4 Handlungsfeld Fachkräfteentwicklung und -sicherung ...................................................................................... 42
Endnoten ....................................................................................................................................................................... 43
5
1. Hintergrund, Ziele und Methodik
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg erfreute sich in den letzten Jahren sowohl als Unternehmensstandort als auch als
Wohn- und Tourismusstandort großer Beliebtheit, wie der
hohe Einwohnerzuwachs und die steigenden Übernachtungszahlen belegen. Aufgrund der eingeschränkten Flächenreserven gehen damit allerdings auch verschieden gelagerte
Verdrängungstendenzen einher, sowohl zwischen den Nutzungsformen (z. B. Verdrängung von Gewerbe durch Wohnen) als auch innerhalb einer Nutzung (z. B. Verdrängung von
Kleingewerbe durch Kulturwirtschaft).
Durch diese spezifische Situation im Bezirk FriedrichshainKreuzberg, aber auch durch veränderte übergeordnete Rahmenbedingungen (z. B. technologische Entwicklungen im
Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien,
fortschreitender Fachkräftemangel, die zunehmende Bedeutung von Innovationen, veränderte Förderschwerpunkte und
-strukturen mit Beginn der neuen EU-Förderperiode) ergeben
sich für die bezirkliche Wirtschaftsförderung neue Herausforderungen.
6
Vor diesem Hintergrund hat die Wirtschaftsförderung im Bezirk die Erarbeitung einer Studie „Handlungskonzept für den
Wirtschaftsstandort Friedrichshain-Kreuzberg – Strategien
für die bezirkliche Wirtschaftsförderung“ beauftragt. Ziel
des Handlungskonzeptes ist es, bedarfsgerechte Strukturen
zur Unterstützung der Unternehmen am Wirtschaftsstandort
Friedrichshain-Kreuzberg zu erarbeiten und damit den Wirtschaftsstandort zu stärken.
Die vorliegende Broschüre fasst die wichtigsten Ergebnisse
zusammen. Für eine ausführliche Darstellung sei auf das vollständige Handlungskonzept verwiesen.
Das Handlungskonzept wurde entsprechend des in der nachfolgenden Übersicht dargestellten Arbeitsprogramms erstellt.
1. Hintergrund, Ziele und Methodik
Abb. 1: Arbeitsprogramm Handlungskonzept Friedrichshain-Kreuzberg
AP 1: Auftakt und Abstimmung
AP 3: Fachgespräche mit Unternehmen
und Akteurinnen und Akteuren
AP 4: Spezifische Bezirksansätze und
-lösungen
AP 5: Best Practice kommunaler
Wirtschaftsförderung
AP 6: Entwicklung Handlungskonzept und Handlungsempfehlungen
Abstimung und Arbeitsgespräche mit dem Auftraggeber
Beteiligung der Akteurinnen und Akteure
AP 2: Indikatorenanalyse und
-bewertung des Wirtschafts standortes
AP 7: Berichtswesen, Präsentation, Erstellung Druckvorlage Ergebnisbroschüre
Quelle: eigene Darstellung, 2014
AP = Arbeitspaket
Im Rahmen der Situationsanalyse bereitet der vorliegende
Bericht zentrale ökonomische Kennziffern zur Bezirksentwicklung auf. Zur Analyse der vorhandenen Infrastrukturen,
bestehenden Netzwerke und laufenden Projekte wurden
auch bereits vorliegende Studien und Konzepte ausgewertet
sowie ergänzende Recherchen durchgeführt. Um den vielfältigen Strukturen und den sehr unterschiedlichen Interessenlagen gerecht zu werden, legte das Gutachterteam bei der
Bearbeitung der Studie großen Wert auf eine intensive Einbindung relevanter Akteurinnen und Akteure. Daher wurden
insgesamt 60 Fachgespräche mit wirtschaftsbezogenen Institutionen, Initiativen, Vereinen, Kammern, Vertreterinnen und
Vertretern aus Politik und Verwaltung sowie ansässigen Unternehmen geführt. Die Ergebnisse münden in ein StärkenSchwächen-Profil des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg.
Aufgrund spezifischer Strukturmerkmale und Entwicklungstendenzen im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg unterzieht die
Studie die folgenden spezifischen Bezirksansätze einer
intensiveren Betrachtung:
• Gewerbestandorte
• Tourismus
• Existenzgründungen
Diese Analyseschritte münden letztendlich in das Handlungskonzept, das strategische Ziele für die bezirkliche
Wirtschaftsförderung formuliert sowie Ansätze und Handlungsfelder für die künftige Arbeit aufzeigt. Im Sinne einer
umsetzungsorientierten Ausgestaltung des Konzeptes werden aus den Handlungsfeldern Handlungsempfehlungen
abgeleitet.
7
2. Situationsanalyse – Profil des Wirtschafts standortes Friedrichshain-Kreuzberg
2.1 Situationsanalyse – ein Überblick
Nachfolgend werden die wichtigsten Ergebnisse der Situationsanalyse des Wirtschaftsstandortes Friedrichshain-Kreuzberg zusammengefasst:
• Sehr hohe Bevölkerungs- und Siedlungsdichte: Auf
2,3 % der Fläche Berlins leben 7,7 % der Berliner Bevölkerung, damit ist Friedrichshain-Kreuzberg der mit Abstand
am dichtesten bevölkerte Bezirk. Angesichts der prognostizierten Bevölkerungszunahme um knapp 9 % bis 2030
werden die Bevölkerungsdichte und damit auch die Nutzungskonflikte um freie Flächen weiter zunehmen.
• Flächenknappheit für Gewerbe: Im Berliner Vergleich ist
der Bezirk unterdurchschnittlich mit Gewerbeflächen ausgestattet (Anteil von 2,4 % bezogen auf die Siedlungsfläche).
Da kaum noch Potenziale zur Erschließung weiterer Flächen
bestehen, gleichzeitig aber aufgrund des Bevölkerungswachstums Flächen für Wohnungsbau benötigt werden,
werden künftig Neuansiedlungen oder Erweiterungen insbesondere von Gewerbebetrieben weiter erschwert.
• Spezifische Bevölkerungsstruktur: Die Bevölkerungsstruktur ist vor allem durch das geringe Durchschnittsalter
von 37,5 Jahren, die Internationalität (mehr als ein Drittel
mit Migrationshintergrund) und den überdurchschnittlich
hohen Ausbildungsstand (über 30 % haben einen Hochschulabschluss) geprägt.
• Wirtschaftliche Entwicklung insgesamt mit positivem
Trend: Die Arbeitslosenquote ist in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken, liegt mit 13,1 % aber immer noch über
dem Berliner Durchschnitt (11,7 %). Die Zahl der Arbeitsplätze ist sogar überdurchschnittlich gestiegen (zwischen
2006 und 2012 um rd. 40 %; Berlin insgesamt 20 %).
• Nennenswerter Besatz an Großunternehmen: Im Bezirk sind sowohl schon lange ansässige und gewachsene
Unternehmen (Axel Springer, Bundesdruckerei) als auch
Neuansiedlungen der letzten Jahre (Coca-Cola, Universal,
Immobilien Scout, Zalando) vorhanden.
• Herausgehobene Stellung der Kreativwirtschaft: Der
Wirtschaftsabschnitt „Information und Kommunikation“,
in dem sich viele Wirtschaftszweige der Kreativwirtschaft
befinden, ist im Bezirk doppelt so stark ausgeprägt wie im
Berliner Durchschnitt (11,7 % ggü. 5,8 %).
8
• Dienstleister überdurchschnittlich vertreten: Die Abschnitte „sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen“ und
„sonstige Dienstleistungen“ weisen eine hohe Bedeutung
auf. Hierunter fallen u. a. Parteien, Gewerkschaften, Verbände und Interessenvertretungen, was die Orientierung
auf Zentrums- bzw. Hauptstadtfunktionen einzelner Teilräume unterstreicht.
• Internationalität und ethnische Ökonomie: Die Internationalität des Bezirks spiegelt sich auch in der Wirtschaftsstruktur wider. In den vergangenen Jahren nahm
die Ansiedlung (auch größerer) international ausgerichteter
Unternehmen zu. Insbesondere in bestimmten Teilen Kreuzbergs (z. B. Kottbusser Tor, Wrangelkiez) ist der Bezirk durch
überwiegend kleine Unternehmen und Kleinstbetriebe der
ethnischen Ökonomie geprägt.
• Kleinteilige, spezifische Struktur der wirtschaftsnahen Infrastruktur: Im Gegensatz zu anderen Standorten,
die durch besondere Infrastrukturangebote als „Leuchttürme“ (Hochschulen, Technologieparks) geprägt werden,
zeichnet sich der Bezirk durch einen großen, allerdings kleinteiligen Besatz an Gewerbehöfen und Innovations- / Kreativlaboren aus.
• Etablierte Netzwerke und Akteursstrukturen: Mit dem
BBWA, FKU, Rundem Tisch Tourismus, Creative Board und
Lonex haben sich institutionalisierte und dauerhafte Strukturen zur Einbindung relevanter Akteurinnen und Akteure
gebildet. Sie werden im Wesentlichen durch Unternehmen
sowie Wirtschafts- und Sozialpartnerschaften getragen.
• Schwerpunkte der Projekte und Initiativen im Bereich
Standortmarketing, Förderung der Erwerbstätigkeit
und Netzwerke: Hinsichtlich der Branchenorientierung
weisen die diversen Projekte, Maßnahmen und Initiativen einen Schwerpunkt im Bereich der Kreativ- / Kulturwirtschaft,
des Tourismus / Gastgewerbes sowie (eher indirekt über
Geschäftsstraßenmanagement und Leerstandserfassung)
des Einzelhandels auf. Der Fokus ist auf die Vernetzung
und das Standortmarketing ausgerichtet. Viele Aktivitäten
zielen auch darauf ab, breiten Bevölkerungsschichten (teilweise auch explizit benachteiligten Bevölkerungsschichten)
im Bezirk Zugang zu Beschäftigung, Ausbildung und Existenzgründung zu verschaffen.
2. Situationsanalyse – Profil des Wirtschaftsstandortes Friedrichshain-Kreuzberg
2.2 Wirtschaftsstruktur und Unternehmensbesatz
Im Vergleich zum Jahr 2006 ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den Betrieben des Bezirks
von 69.349 um rd. 40,1 % auf 97.139 Beschäftigte im Jahr
2012 gestiegen.1 In Gesamtberlin stieg diese Zahl im gleichen
Zeitraum deutlich geringer an (20 %).
Betrachtet man die absolute Zahl der Beschäftigten in einem
Wirtschaftsabschnitt, deren Veränderung und den Anteil eines Wirtschaftsabschnitts an der Gesamtzahl der Beschäftigten im Vergleich zum Berliner Durchschnitt, lassen sich die
Branchen identifizieren, die für die künftige Wirtschaftsentwicklung im Bezirk eine besondere Bedeutung haben (vgl.
Abb. 2).
Veränderung der Beschäftigung 2006 – 2012 in %
Abb. 2: Bedeutung einzelner Wirtschaftsabschnitte im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
120,0
100,0
80,0
60,0
40,0
20,0
freiberufl., wissen., techn. Dienstl.
sonst. wirtsch. Dienstl.
9.068
4.647 Verkehr, Lagerei
1.399 Kunst,
Unterhaltung, Erholung
Handel, Reparatur
v. KFZ
6.096
11.390
15.265
Information, Kommunikation
Gastgewerbe
Gesundheits-, Sozialwesen
15.192
7.938
sonst. Dienstleistungen
5.652
verarbeit. Gewerbe
7.298
Spezialisierungsgrad
0,0
-20,0
-40,0
2.440 Baugewerbe
2.037 Grundstücks-, Wohnungswesen
5.121 Erziehung, Unterricht
1.866 Finanzen, Versicherungen
0,5
1,0
1,5
2,0
2,5
Quelle: eigene Darstellung, Amt für Statistik Berlin-Brandenburg: Statistischer Bericht D II 1 – j / 12
(Stand: Unternehmensregister 2012; Unternehmen, die am 31.05.2014 noch aktiv waren), 2014
Lesehilfe: Im Wirtschaftsabschnitt „sonstige Dienstleistungen“ sind im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg im Jahr
2012 7.298 Beschäftigte tätig. Die Zahl der Beschäftigten ist zwischen 2006 und 2012 um rund 4 % gestiegen.
Der Anteil dieses Wirtschaftszweigs an der Summe aller Beschäftigten liegt etwa um das 1,5-Fache über dem Berliner Durchschnitt (Anteil von 7,5 % im Bezirk ggü. 4,8 % im Berliner Durchschnitt; sog. Spezialisierungsfaktor).
9
Demnach haben für den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg vor
allem die Bereiche „sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen“ sowie „Information und Kommunikation“ eine
hohe Bedeutung, da diese sowohl ein großes Beschäftigungsvolumen als auch eine hohe Dynamik aufweisen. Andere Bereiche verzeichnen zwar hohes Wachstum, sind allerdings
vom Volumen her von untergeordneter Bedeutung für den
Bezirk und nehmen daher einen eher unterdurchschnittlichen
Anteil ein (z. B. „Verkehr und Lagerei“, „Kunst, Unterhaltung
und Erholung“).
Der Wirtschaftsabschnitt „Information und Kommunikation“,
in dem sich viele Wirtschaftszweige der Kreativwirtschaft
befinden, ist im Bezirk doppelt so stark ausgeprägt wie im
Berliner Durchschnitt (11,7 % ggü. 5,8 %). Neben prominenten Neuansiedlungen (Universal, MTV) spielt hierbei auch die
historische Bedeutung des „Zeitungsviertels“ (Tagesspiegel,
Axel Springer, taz) eine wichtige Rolle (vgl. Abb. 2).
Auch die Abschnitte „sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen“ und „sonstige Dienstleistungen“ weisen eine hohe Bedeutung auf. Hierunter fallen u. a. Parteien, Gewerkschaften,
Verbände und Interessenvertretungen, was die Orientierung
auf Zentrums- bzw. Hauptstadtfunktionen einzelner Teilräume unterstreicht.
Im Bezirk sind sowohl schon lange ansässige und gewachsene große Unternehmen, wie beispielsweise Axel Springer
oder die Bundesdruckerei, als auch größere Neuansiedlungen
der letzten Jahre (z. B. Coca-Cola, Immobilien Scout, Zalando) vertreten. Kennzeichnend ist, dass sich die Standorte dieser Unternehmen außerhalb der ansonsten den Bezirk
prägenden gründerzeitlichen Stadtstrukturen befinden. Sie
liegen teilweise in Randlagen des Bezirks, die historisch stärker auf Zentrumsfunktionen ausgerichtet waren – und nun
auch wieder sind – und starke Verflechtungen mit dem Bezirk
Mitte zeigen.
10
Die Internationalität des Bezirks spiegelt sich auch in der
Wirtschaftsstruktur wider. Neben vielen zumeist kleineren
Unternehmen und Kleinstbetrieben der ethnischen Ökonomie, die insbesondere bestimmte Teile Kreuzbergs (z. B.
Kottbusser Tor, Wrangelkiez) prägen, haben sich in den vergangenen Jahren auch zunehmend größere, international
ausgerichtete Unternehmen im Bezirk angesiedelt.
Die sogenannte Kreativwirtschaft wird von vielen Wirtschaftsakteurinnen und -akteuren als ein besonders prägender Wirtschaftszweig im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
angesehen. Dementsprechend wurde dieser Bereich schon
frühzeitig durch die Wirtschaftsförderung im Bezirk vertiefend untersucht und betreut.2
Gemäß Kreativwirtschaftsbericht des Landes Berlin werden
die Bereiche Musikwirtschaft, Buchmarkt, Pressemarkt, Designwirtschaft, Filmwirtschaft, Rundfunkwirtschaft, Software / Games, Werbemarkt, Kunstmarkt, Markt für Darstellende Künste und Architekturmarkt der Kreativwirtschaft
zugerechnet.3
Die Recherchen der TU Berlin bestätigen die Wahrnehmung
der Wirtschaftsakteurinnen und -akteure. Demnach zählen
Friedrichshain und Kreuzberg neben Mitte und Prenzlauer
Berg zu den Stadträumen, die die höchste Konzentration an
Unternehmen der Kreativwirtschaft aufweisen (vgl. Abb. 3).
Besonders deutlich wird die Bedeutung des Bezirks bei der
Betrachtung der Unternehmensstandorte. Hier zeigt sich insbesondere im Bereich des Spreeufers die berlinweit höchste
Ballung an Unternehmen der Kreativwirtschaft.
lauer Berg nach Pankow. Neue Entwicklungskerne entwickeln−
sich wesentlich langsamer, betrachtet man z. B. das Mediennetzwerk mstreet in der Potsdamer Straße, das seit 2004 aktiv ist und
dessen Arbeit jetzt deutliche Effekte zeigt.
−
Lebensmittelpunkt: die Adresse beruht auf persönlichen Entscheidungen, etwa der räumlichen Nähe von Arbeiten und
Wohnen.
Identität: die Adresse ist Teil oder Ausdruck der Unternehmen2. Situationsanalyse – Profil des
Wirtschaftsstandortes
sidentität,
die sich u. a. über die Friedrichshain-Kreuzberg
streetcredibility zeigt.
Raumpräferenzen und Gravitationszentren
Kommt in den Standortentscheidungen eine ausgeprägte »StadtIn der Summe ergeben diese individuellen Gründe selbstverständliebe« zum Ausdruck oder können noch andere Gründe für die-lich keine einheitliche Präferenz, aber es existieren Schnittmen1 wird
sen Befund identifiziert werden? In Unternehmensumfragen
gen. Die Mehrzahl der Unternehmen (51 %) verfügt über eine Einimmer wieder die Höhe der Miete als mit Abstand wichtigsterzeladresse. 34 % der Unternehmen teilen sich ihre Adresse mit
Standortfaktor bewertet. Das spricht eigentlich gegen die ermitanderen Kreativen.2 Das kann als Neigung zur Nachbarschaft mit
telte Zentralitätsneigung. Aber analog zur Wohnortwahl beruht
anderen Kreativen oder zu »fabrikähnlichen Situationen« interpreauch die Entscheidung für einen Unternehmenssitz auf der Abwätiert werden. Der Befund könnte aber auch eine Knappheit am
1
u.a. Orco 2008
Abb. 3:2 Adressen
Kreativwirtschaft, Stand 2013
vgl. Abbildung der
9
Zahl der Standorte
3–5
(438)
6–10
(109)
11–20
(35)
21–37
(10)
S-Bahnring
Herausgeber: SenStadtUm,
Bearbeitung / Darstellung: TU Berlin-ISR,
Datenquelle: IHK Handelsregister/Recherchen TUB
Bezirksgrenzen
Bezirksgrenze
Friedrichshain-Kreuzberg
Quelle: Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung: Dritter Kreativwirtschaftsbericht, Juni 2014.
Hervorhebung der Bezirksgrenze durch Regionomica.
11
2.3 Wirtschaftsnahe Infrastruktur
Bedingt durch die dichte Siedlungs- und Bebauungsstruktur
verfügt der Bezirk nicht über großflächige Gewerbegebiete,
sondern nur über eingestreute Gewerbelagen und kleinmaßstäbige Gewerbestandorte, die sich durch eine kleinteilige
Mischung kleinerer Gewerbe-, Handwerks- oder Reparaturbetriebe (vor allem im Kreativbereich) auszeichnen. Aufgrund
der Funktion als wohnungsnaher Arbeitsplatz und kleinräumiger Versorgung mit gewerblichen Leistungen haben diese
Standorte aber dennoch eine hohe Bedeutung für die lokale
Ökonomie.
Der Bürostandort Friedrichshain-Kreuzberg wird durch
Marktbeobachter als Cityrandlage (in Abgrenzung zu den Citylagen und Nebenlagen) klassifiziert. Es ist aber davon auszugehen, dass die „Top-Lagen“ Potsdamer Platz und City-Ost
(Bereich Friedrichstraße / Leipziger Straße) noch etwas nach
Kreuzberg ausstrahlen. Der Bereich um die Stresemannstraße,
den Askanischen Platz und die Kochstraße stellt somit einen
Übergangsbereich zwischen den City- und Cityrandlagen dar.
Wichtige Standorte für Büronutzungen im Bezirk sind u. a.:
• Askanischer Platz / Stresemannstraße
(u. a. DKV Deutsche Krankenversicherung, Verband der
Ersatzkassen, Bundesverwaltungsamt, Tagesspiegel)
• Checkpoint Charlie / Kochstraße / Lindenstraße
(u. a. Axel-Springer, GSW Immobilien)
• Friedrichshainer Spreeufer / Mühlenstraße
(u. a. Mercedes-Benz, Zalando)
• Oberbaum-City / Stralauer Allee
(u. a. BASF, Coca-Cola, Universal, MTV)
Weitere Neubauprojekte befinden sich gegenwärtig in der
Planungs- bzw. Projektierungsphase, z. B. Neue Anhalter Botschaft (Askanischer Platz, Stresemannstraße, Möckernstraße)
oder Berlin Docklands (Mühlenstraße).
Gewerbehöfe stellen eine spezifische wirtschaftsnahe Infrastruktur insbesondere in verdichteten innerstädtischen
Altbauquartieren mit kleinteiliger Mischung dar, da sie eine
Verbindung von Wohnen und Arbeiten sowie das Angebot
wohnortnaher Handwerksleistungen ermöglichen.
Die Höfe zeichnen sich durch eine hohe bauliche Dichte aus,
wodurch sie insbesondere in dicht bebauten Stadtquartieren
eine Alternative zu konventionellen, in der Regel flächenintensiven Gewerbebauten darstellen. Aufgrund der zentralen
Lage, dem urbanen Umfeld und der oftmals gut sanierten
historischen Bausubstanz verzeichnen Gewerbehöfe eine zunehmende Nachfrage aus der Kreativwirtschaft. Dies bedingt
eine Verschiebung der Nutzerstrukturen und führt zu einem
tendenziell rückläufigen Anteil von Gewerbe und Produktion
in den Höfen.
Größter Anbieter von Gewerbehöfen in Berlin ist die Gewerbesiedlungs-Gesellschaft GSG. Das Unternehmen unterhält
im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg 20 Gewerbehöfe mit zusammen rd. 150.000 m² Nutzfläche. Nach Recherchen von
Regionomica existieren im Bezirk mindestens 19 weitere Gewerbehöfe, die von anderen Eigentümerinnen und Eigentümern betrieben und vermietet werden. Die große Beliebtheit
der Gewerbehöfe zeigt sich auch darin, dass zum Zeitpunkt
der Recherchen (Anfang Mai 2014) in den GSG-Höfen im
Bezirk insgesamt nur rund 1.900 m² Fläche zur Vermietung
angeboten werden konnten. Dies ist weniger als 1 % der gesamten Fläche.
In den letzten Jahren gewinnen privat initiierte und getragene Innovations- und Kreativlabore zunehmend an Bedeutung. Dabei handelt es sich um Räume, in denen neue Formen
des Wirtschaftens und Arbeitens und neue Geschäftsmodelle
entwickelt und erprobt werden können. Ziel dieser Einrichtungen ist vor allem, günstigen Arbeitsraum für eine offene,
interdisziplinäre, oft temporäre Zusammenarbeit anzubieten.
Zielgruppen sind daher in erster Linie Kreative, freiberuflich
Tätige und Start-ups.
12
2. Situationsanalyse – Profil des Wirtschaftsstandortes Friedrichshain-Kreuzberg
Während derartige Angebote anfangs zunächst eine Nische
besetzten, erkennen seit Kurzem auch große, etablierte Unternehmen die Chancen, Innovationen zu generieren und
eigene Geschäftsfelder weiterzuentwickeln, und engagieren
sich mit entsprechenden Laboren.
In Abhängigkeit von Intention, Initiierenden, Angebot und
Stufe im Prozess der Produkt- bzw. Geschäftsentwicklung
unterscheidet man zwischen:4
• Grassroot Labs, z. B. Medienwerkstatt im Kulturwerk des
bbk (Mariannenplatz, Kreuzberg), Vetomat (Scharnweberstraße, Friedrichshain)
• Coworking Spaces und Labs, z. B. betahaus (Prinzessinnenstraße, Kreuzberg, ca. 2.500 m² Arbeitsfläche), The Wye
(Skalitzer Straße, Kreuzberg, ca. 2.000 m² Arbeitsfläche)
• Unternehmenseigene Labs, z. B. Etsy Labs (Ritterstraße,
Kreuzberg), Social Impact Lab (Erkelenzdamm, Kreuzberg),
UFA Lab (Mehringdamm, Kreuzberg)
• Inkubatoren und Akzeleratoren, z. B. You Is Now (Andreasstraße, Friedrichshain), Nugg.ad (Rotherstraße, Friedrichshain), M Cube (Ohlauer Straße, Kreuzberg), Startupbootcamp (Charlottenstraße, Kreuzberg), Rheingau Founders
(Ohlauer Straße, Kreuzberg), Axel Springer Plug and Play
(Markgrafenstraße, Kreuzberg).
Insgesamt befinden sich rund ein Drittel aller in Berlin angesiedelten Inkubatoren und Akzeleratoren in FriedrichshainKreuzberg, was die hohe Bedeutung des Bezirks für diese
Einrichtungen und die Nutzenden zeigt.
In Berlin sind insgesamt 40 Universitäten, Fachhochschulen sowie staatlich anerkannte private und kirchliche
Hochschulen ansässig.5 Seit der Aufgabe des Standortes
der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Friedrichshain
sind keine staatlichen Hochschulen mehr im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg vertreten. Allerdings haben sieben private
Hochschulen ihren Standort im Bezirk:
• Berliner Technische Kunsthochschule / Hochschule für Gestaltung (Kreuzberg, Bernburger Straße, ca. 420 Studierende)
• BITS Hochschule (Kreuzberg, Bernburger Straße, Zahl der
Studierenden nicht verfügbar)
• DEKRA-Hochschule (Friedrichshain, Ehrenbergstraße,
ca. 370 Studierende)
• Design Akademie Berlin – SRH Hochschule für Kommunikation und Design (Kreuzberg, Paul-Linke-Ufer, ca. 290
Studierende)
• ESMOD BERLIN Internationale Kunsthochschule für Mode
(Kreuzberg, Görlitzer Straße, ca. 230 Studierende)
• Mediadesign Hochschule für Design und Informatik (Kreuzberg, Lindenstraße, ca. 1.200 Studierende) 6
• Steinbeis-Hochschule (Friedrichshain, Gürtelstraße,
ca. 4.000 Studierende)7
Bei einer Betrachtung der Studienangebote zeigt sich ein sehr
enger Bezug zur Kreativwirtschaft. So liegen mit Ausnahme
der eher wirtschaftswissenschaftlich ausgerichteten BITS- und
Steinbeis-Hochschule die Schwerpunkte in der Ausbildung in
den Bereichen Medien, Design, Kommunikation und Mode.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass sich der
Bezirk durch einen großen, allerdings kleinteiligen Besatz an
Gewerbehöfen und Innovations- / Kreativlaboren auszeichnet.
Diese befinden sich schwerpunktmäßig in den verdichteten,
gemischt genutzten Quartieren in Kreuzberg. Die nachfolgende Abb. 4 zeigt die räumliche Verteilung der wirtschaftsnahen Infrastruktur im Bezirk im Überblick.
13
S
Abb. 4: Wirtschaftsflächen und -infrastrukturen im Bezirk
S
Gewerbeflächen
gem. StEP
S
Industrie und Gewerbe
SB
S
SB
Gewerbehof (Auswahl)
S
S
B
S
Hochschule
S
S
Innovations- und Kreativlabore
B
S
S
B
S
S
S
S
S
S
S
Quelle: eigene Darstellung, Kartengrundlage: Geoportal Berlin / Karte von Berlin 1:5000 (K5)
14
2. Situationsanalyse – Profil des Wirtschaftsstandortes Friedrichshain-Kreuzberg
2.4 Akteurinnen und Akteure, Netzwerke, Initiativen
Die Wirtschaftsförderung des Bezirks FriedrichshainKreuzberg ist die Zentrale Anlauf- und Koordinierungsstelle
(ZAK) für alle, die Unternehmen gründen, bereits führen oder
im Bezirk investieren wollen. Sie verfügt über drei Planstellen.
Zu den standardmäßig und dauerhaft angebotenen Leistungen gehören insbesondere:
• Bestandspflege der im Bezirk ansässigen Unternehmen
• Betreuung von ansiedlungswilligen Unternehmen
• Unterstützung bei der Standortentwicklung
• Beratungen zu Existenzgründungsvorhaben
• Unterstützung bezirklicher Netzwerke
• Fragen der Tourismusentwicklung und -marketing
Daneben wurden in der Vergangenheit durch die Wirtschaftsförderung diverse Projekte zum Standortmarketing, zur
Netzwerkarbeit und zur Ausbildungsförderung initiiert
und begleitet. Das besondere Engagement zeigt sich auch
darin, dass der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg von allen Berliner Stadtbezirken die zweithöchste Mittelbindung bei EFREgeförderten WDM-Projekten8 aufweisen kann.
Zu den Projekten der jüngsten Zeit, bei denen die bezirkliche Wirtschaftsförderung als Projektträger fungierte und die
durch lokale Netzwerke oder Planungsbüros in der letzten
Förderperiode durchgeführt wurden, gehören: 9
• Stadtverträglicher Tourismus – internationale Erfahrungen
im Vergleich mit Berlin und Best Practice in FriedrichshainKreuzberg (seit Oktober 2014)
• Mainstreaming Ausbildungsmanagement zur Verbesserung
der Fachkräfteversorgung und zur Unterstützung der Verbesserung von regionalen Kooperationen im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg (seit Juli 2014)
Daneben wurden in der Förderperiode 2007 – 2013 folgende
WDM-Projekte abgeschlossen:
• jobentdecker, 2012 bis 2014
• lokal.leben, 2011 bis 2014
• Geschäftsstraßenmanagement Karl-Marx-Allee, 2010
bis 2012
• Kreativagentur Friedrichshain-Kreuzberg, 2009 bis 2012
• Gewerbeleerstandserfassung und -analyse in Friedrichshain-Kreuzberg, 2008 bis 2009
Neben den oben genannten WDM-Projekten wurden zahlreiche weitere Projekte im Rahmen anderer Förderprogramme, z. B. Partnerschaft – Entwicklung – Beschäftigung (PEB)
und Lokales Soziales Kapital (LSK) von der bezirklichen Wirtschaftsförderung begleitet. Diese Projekte weisen eine sehr
kleinteilige Struktur auf, so dass an dieser Stelle auf eine Nennung der einzelnen Projekte verzichtet wird.
Die Schwerpunkte der WDM-Projekte und Initiativen liegen
im Bereich Standortmarketing, Förderung der Erwerbstätigkeit und Netzwerkbildung. Hinsichtlich der Branchenorientierung weisen die verschiedenen Projekte, Maßnahmen
und Initiativen einen Schwerpunkt im Bereich der Kreativ- / Kulturwirtschaft, des Tourismus / Gastgewerbes sowie
– eher indirekt über das Geschäftsstraßenmanagement und
die Leerstandserfassung – den Einzelhandel auf. Der Fokus ist
auf die Vernetzung und das Standortmarketing ausgerichtet.
Viele Aktivitäten zielen auch darauf ab, breiten und teilweise
auch explizit benachteiligten Bevölkerungsschichten im Bezirk
Zugang zu Beschäftigung, Ausbildung und Existenzgründung
zu verschaffen.
• Standortmarketing Südliche Friedrichstadt (Standortprofilierung und -marketing, seit Juni 2013)
15
Nicht zuletzt durch die oben beschriebenen Projekte hat sich
im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ein vielfältiges Spektrum
an Netzwerken gebildet, in denen sich wirtschaftsnahe
Akteurinnen und Akteure zusammengefunden haben. Sie
stellen für die Wirtschaftsförderung im Bezirksamt wichtige
Schnittstellen und Kommunikationsplattformen dar. Wichtige
Netzwerke, die im Bezirk und mit ausschließlichem Fokus auf
den Bezirk agieren, sind beispielsweise:
• Bezirkliches Bündnis für Wirtschaft und Arbeit (BBWA)
• Friedrichshain-Kreuzberger Unternehmerverein e. V. (FKU)
• LONEX – Lokales Netzwerk Existenzgründung
• Runder Tisch Tourismus
• Creative Board
Darüber hinaus besteht auch eine Zusammenarbeit des Bezirksamtes mit Netzwerken, die bezirksübergreifend tätig
sind.
Aufbauhaus Moritzplatz, Kreuzberg
jobentdecker Zukunftskonferenz
Gewerbehof Ritterstraße, Kreuzberg
16
3. Meinungsbild der Wirtschaftsakteurinnen und -akteure im Bezirk
3. Meinungsbild der Wirtschaftsakteurinnen
und -akteure im Bezirk
Die Einschätzungen zu den Standortbedingungen sowie
die Erwartungen der Wirtschaftsakteurinnen und -akteure
an die Wirtschaftsförderung stellen im Rahmen der Studie
eine weitere wichtige Basis zur Herleitung der Strategie und
Handlungsfelder dar. Aus diesem Grund wurden mit insgesamt 60 Akteurinnen und Akteuren aus Politik, Verwaltung,
Unternehmen, Initiativen, Netzwerken und übergeordneten
Institutionen Fachgespräche geführt.
Abb. 5: Zusammenstellung der Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner
Landesunternehmen: 4
Bundeseinrichtung: 2
Senatsverwaltung: 5
Kammern / Verbände: 4
Gesamt:
60 Fachgespräche
Unternehmen: 23
Bezirksverwaltung: 4
Sonstige: 5
Vereine: 8
Politik: 5
Quelle: eigene Darstellung, 2015
Angesichts des breiten Spektrums an Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern wurden dabei sehr vielfältige
Meinungen und Erwartungen geäußert. Zentrale, wiederholt
geäußerte Aussagen sind im Folgenden zusammengefasst.
Die Gespräche wurden überwiegend zwischen Juni und November 2014 geführt, so dass die in diesem Zeitraum präsenten übergeordneten politischen Diskussionen oder das „Tagesgeschehen“ im Bezirk möglicherweise einzelne Aussagen
mitgeprägt haben. Zu beachten ist auch, dass die Befragten
in unterschiedlichem Maße in bezirkliche Abläufe und Aktivitäten eingebunden bzw. über die Strukturen und Aufgaben
der bezirklichen Wirtschaftsförderung informiert sind.
17
Allgemeine Assoziationen mit dem Bezirk
• Das Image und die Assoziationen mit dem Bezirk sind stark
durch die Bevölkerungsstruktur und das vorherrschende
Lebensgefühl bestimmt: jung, international, vielfältig, multikulturell, individuell, unkonventionell, tolerant, kreativ.
• Der Bezirk wird teilweise auch mit einem gewissen (produktiven) Chaos und Unruhe in Verbindung gebracht. Die
Aussagen hierzu waren eher wertfrei, dies wird bis zu einem
bestimmten Grad akzeptiert.
• Aktuelle Konflikte und Probleme prägen das Bild des Bezirks
in negativer Hinsicht. Genannt wurde in diesem Zusammenhang beispielsweise der Umgang mit Flüchtlingen, die Unentschlossenheit gegenüber dem offenen Drogenhandel,
die Entstehung von Verwahrlosung und die Gefahr der Benachteiligung sozial schwacher Bevölkerungsgruppen.
Assoziationen in wirtschaftlicher Hinsicht
• Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg wird nicht als eigenständiger bzw. einheitlicher Wirtschaftsraum wahrgenommen, sondern immer noch als zwei separate Stadtteile mit
unterschiedlichen Profilen.
• Friedrichshain ist nach Auffassung der Befragten eher durch
prominente Ansiedlungen (Universal, Coca-Cola, MercedesBenz) und Großprojekte (O2-World) geprägt.
• Kreuzberg zeichnet sich durch die Konzentration der Startup-Szene, Kreativwirtschaft und durch Unternehmen der
ethnischen Ökonomie aus.
Passfähigkeit von Unternehmen in den Bezirk
• Danach gefragt, welche Unternehmen in den Bezirk passen
und welche weniger, gaben die Befragten an, dass man dies
weniger an bestimmten Branchen festmachen könne, sondern eher an den spezifischen Angeboten (z. B. im Einzelhandel und der Gastronomie) und der Unternehmensform.
Unabhängige Unternehmen mit einem individuellen Angebot werden als passend angesehen, Filialen internationaler
Ketten mit austauschbaren Produkten eher weniger.
• Nur sehr vereinzelt wurden konkrete Branchen genannt, die
zum Bezirk passen (z. B. Kreativwirtschaft, Digitalwirtschaft)
oder nicht passen (z. B. Banken, Immobilienfirmen).
• Vielmehr ist der deutliche Hinweis zu vernehmen, dass sich
jedes Unternehmen im Rahmen der rechtlichen Gegebenheiten an dem Standort ansiedeln können muss, den es
selbst für den richtigen hält.
Wichtige Standorte und Gebiete für die Wirtschaftsentwicklung
• Am häufigsten wird das Spreeufer genannt, wobei zwischen
Kreuzberger Seite (Köpenicker Straße) und Friedrichshainer
Seite (Anschutz-Areal) unterschieden wird und nicht nur der
unmittelbare Uferbereich, sondern der Gesamtkorridor (ca.
300 – 400 m) gemeint ist. Die Nennungen erfolgen dabei
nicht nur unter gewerblichen Aspekten, also vor dem Hintergrund von Entwicklungs- oder Ansiedlungsmöglichkeiten, sondern auch unter touristischen (bspw. die Potenziale
des Wassertourismus) und städtebaulichen Gesichtspunkten (bspw. stärkere Nutzung bzw. bessere Erschließung der
Wasserlagen).
18
• Einige Nennungen entfielen auf das Gebiet um den Moritzplatz (einschl. Ritterstraße) und den westlichen Teil der
Oranienstraße.
• Einzelnennungen betreffen das Dragonerareal, die südliche
Friedrichstadt, das Gebiet um den Ostbahnhof, den Bereich
Markgrafendamm / Rudolfstraße (entlang S-Bahntrasse), die
Landsberger Allee (ehem. Brauerei) sowie die Karl-MarxAllee (rückwärtiger Bereich) und das RAW-Gelände.
• In Hinblick auf die touristische Entwicklung wurden insbesondere der Bergmannkiez, der Graefekiez, der Wrangelkiez, der Oranienstraßenkiez und auf Friedrichshainer Seite
der Boxhagener Kiez angeführt.
3. Meinungsbild der Wirtschaftsakteurinnen und -akteure im Bezirk
Herausforderungen, Chancen und Entwicklungspotenziale für Unternehmen
• Mehrere Befragte betonten, dass sich Unternehmen auf das
spezifische örtliche Milieu und die Zielgruppen einstellen
müssen, dagegen gab es nur einmal den Verweis auf eine
internationale Markterschließung.
• Chancen und Potenziale werden in der steigenden Kaufkraft
im Bezirk und der zunehmenden Attraktivität für zahlungskräftigere Besuchergruppen gesehen. Dies erfordert neue,
individuelle, hochwertige und qualitätsvolle Angebote, um
davon zu profitieren, und eine Abkehr von Billigangeboten
und -strategien.
• Nach Meinung einiger Befragter ist zudem eine stärkere
Vernetzung der Unternehmen – insbesondere im Bereich
der sehr kleinteiligen Kreativwirtschaft und Start-up-Szene –
erforderlich. Dies geschieht aber auf sehr kleinräumiger und
lokaler Ebene und in eher informellem Rahmen. Als Beispiel
wurde in diesem Zusammenhang das Netzwerk Moritzplatz
genannt.
Bewertung der Wirtschaftsförderungsaktivitäten im Bezirk
• Das Projekt „jobentdecker“ erfreut sich eines hohen Bekanntheitsgrades und positiver Bewertungen. Auch „lokal.
leben“ und Projektideen zum stadtverträglichen Tourismus
sind geläufig, vor allem in Tourismuskreisen.
• Vereinzelt gibt es Stimmen, die auf eine gewisse Unübersichtlichkeit angesichts diverser Projekte und Initiativen hinweisen und eine bessere Information wünschen.
Strategien und Maßnahmen für die Wirtschaftsförderung
• Die Befragten schätzen die Handlungsmöglichkeiten und
Ressourcen der Wirtschaftsförderung realistisch ein und
halten daher eine Konzentration auf klar definierte Aufgabenfelder für notwendig.
• Die Wirtschaftsförderung wird eher in ihrer Rolle als Anlauf- und Koordinierungsstelle und „Kümmererin“ gesehen.
Außerdem ist sie in den Augen der Interviewten eine Institution, die Anrainerinnen und Anrainer für ein (kleinteiliges)
Engagement am Standort aktiviert. Ein Engagement in konkreten thematischen Handlungsfeldern oder Projekten wird
eher nicht als Aufgabe der Wirtschaftsförderung gesehen.
• Die Gewährleistung grundlegender Rahmenbedingungen
für Unternehmen sind für die Befragten von höherer Priorität als spezifische Maßnahmen der Wirtschaftsförderung.
Relevante Themen, die genannt wurden, sind u. a. die Sicherheit, Sauberkeit, das Erscheinungsbild im öffentlichen
Raum, die Verkehrsprobleme (Parkraum, barrierefreie Zugänge) sowie die Kriminalität und der Drogenhandel.
• Von einigen Unternehmen wird zudem ein deutlicheres
Bekenntnis – insbesondere der politisch Verantwortlichen
– für den Wirtschaftsstandort erwartet. Dies betrifft auch
schnellere und eindeutigere Entscheidungen zugunsten des
Gesamtbezirkes und Wirtschaftsstandortes in der Mitte Berlins.
19
Spree mit Skulptur „Molecule Man“ und Oberbaumbrücke
Tourismusspezifische Aussagen
• Der Tourismus und das Gastgewerbe sind wichtige Wirtschaftszweige für den Bezirk. Sie schaffen Einkommen und
Arbeitsplätze und leisten zusätzlich einen Beitrag zur Belebung des Bezirks und der Imagewirkung nach außen.
• Konflikte zur Wohnnutzung sind zwar punktuell vorhanden, aber oftmals räumlich und zeitlich stark konzentriert
bzw. eingrenzbar: Sie beschränken sich auf wenige Ausgehmeilen wie die Simon-Dach-Straße, einzelne Hostels in
Wohngebieten, einige warme Sommernächte pro Jahr und
Großevents wie das Myfest und die Biermeile.
• Die Ursache für Probleme und die zurückgehende Akzeptanz werden weniger an den hohen Besucherzahlen, sondern vielmehr an Defiziten in der Steuerung des Tourismus
und im Umgang mit den Begleiterscheinungen der wachsenden Besucherzahlen gesehen. Als Beispiele nannten die
Befragten mangelnde Kontrollen zur Einhaltung des Lärm-
20
schutzes und anderer Auflagen sowie unzureichende Straßen- und Grünflächenreinigung.
• Zur Entschärfung der Konflikte wird eine Mischung verschiedener Ansätze angeregt: a) mengenmäßige Begrenzung
gewerblicher Kapazitäten bzw. Angebote (hier allerdings
Verweis auf schwierige rechtliche Basis), b) Sensibilisierungsmaßnahmen (Ansprache über Gastgewerbe), c) ordnungsrechtliche Kontrollen (Lärmschutz, Außengastronomie), d)
höherer Aufwand bei Beseitigung der Nebenerscheinungen
(Straßenreinigung) und e) „Prophylaxe-Angebote“ (mehr
Mülleimer, mehr Toiletten).
• Die Nutzung von Wohnraum als Ferienwohnungen birgt
nach Auffassung der Befragten ein höheres Konfliktpotenzial als Hotels oder Hostels und sollte nach überwiegender
Ansicht sehr restriktiv gehandhabt werden.
4. Stärken-Schwächen-Profil des Wirtschaftsstandortes
4. Stärken-Schwächen-Profil des Wirtschafts standortes
Als prägnante Gesamtschau der in den vorangegangenen
Kapiteln dargestellten Standortbedingungen im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg werden die zentralen Aspekte in Form
eines Stärken-Schwächen-Profils zusammengefasst. Neben
den Stärken und Schwächen, die die gegenwärtigen Struk-
turmerkmale widerspiegeln, werden dabei auch Chancen
und Potenziale sowie Gefahren und Risiken, die sich auf die
künftige Ausrichtung der Wirtschaftsförderung auswirken
können, stichwortartig aufgezeigt.
Stärken
Schwächen
• Zentrale Lage, gute Erreichbarkeit, gute Anbindung, die
sich perspektivisch durch Neubauvorhaben außerhalb des
Bezirks (A 100, S 21) noch verbessern wird
• Trotz Rückgang in jüngerer Zeit im berlinweiten Vergleich
immer noch hohe Arbeitslosigkeit, damit auch hohe Zahl
von Transferleistungsbeziehenden, niedrige Kaufkraft für
Einzelhandel und haushaltsnahe Dienstleistungen
• Vorteilhafte Bevölkerungsstruktur: niedriger Altersdurchschnitt, überdurchschnittliches Bildungsniveau, hoher
Grad an Internationalität (Zweisprachigkeit)
• Flächenknappheit insbesondere für gewerbliche Nutzungen sowie Nutzungskonkurrenzen
• Im internationalen Maßstab sehr positives Image als junger, kreativer, toleranter, alternativer Bezirk
• Bezirk wird nur eingeschränkt mit Wirtschaftsstärke bzw.
Wirtschaftsfreundlichkeit assoziiert.
• Viele Möglichkeiten und Angebote für flexible / alternative
Arbeitsformen, zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf
bzw. Wohnen und Arbeiten (ausgeglichene Work-LifeBalance), was den Bezirk attraktiv für junge, qualifizierte
Arbeitskräfte macht
• Unübersichtliche Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten zwischen Bezirksamt, Senatsverwaltungen und anderen Stellen (Liegenschaftsfonds, BVG)
• Wichtiger Standort für Innovations- und Kreativlabore, in
denen sich vielfältige flexible Arbeitsformen und -strukturen realisieren lassen, sowie für die Start-up-Szene.
• Publikationen / Broschüren / Marketingmaterial fast durchweg veraltet (Beispiele: Bezirkliches Bündnis für Wirtschaft
und Arbeit Friedrichshain-Kreuzberg 2007; Faltplan ausgewählte Gewerbestandorte in Friedrichshain-Kreuzberg
2007)
• Kein (sichtbares) Konzept zur Steuerung der steigenden
Besucherzahlen und zum Umgang mit den Begleiterscheinungen des wachsenden Tourismus
Chancen und Potenziale
Gefahren und Risiken
• Mit Zuzug in den Bezirk, zurückgehender Arbeitslosigkeit
und positiver Wirtschaftsentwicklung steigende Kaufkraft
im Bezirk und damit steigendes Nachfragepotenzial für
lokalen Handel, Dienstleistungssektor und Handwerksbetriebe
• Starke Abhängigkeit von Förderstrukturen und -programmen bei Projekten und Initiativen, daher wenig Kontinuität. Maßnahmen sind nur temporär.
• Trotz insgesamt sehr knapper Flächenreserven verfügt
der Bezirk sowohl am Kreuzberger als auch am Friedrichshainer Spreeufer über Areale mit besonderem Entwicklungspotenzial, wenngleich – unabhängig von konkreten
Nutzungen und Investitionsvorhaben – mit kontroversen
öffentlichen Diskussionen und Widerständen bei der Entwicklung zu rechnen ist.
• Herausbildung von Monostrukturen in den Bereichen
Gastgewerbe, Handel, Kreativwirtschaft; Verlust der
kleinteiligen Mischung aus verschiedenen Branchen, insbesondere wohnortnahem Handwerk und Kleingewerbe
• Verlagerung der touristischen Schwerpunkte in andere
Stadtteile / Stadtbezirke („Karawane zieht weiter“) und
damit Verlust von Arbeitsplätzen im Bezirk
• Weitere Verdrängung gewerblicher Nutzungen oder
wachsender Start-ups aufgrund steigender Preise und
fehlender Expansionsmöglichkeiten
21
5. Spezifische Bezirksansätze
Angesichts der besonderen Bedeutung für die Wirtschaftsentwicklung im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg werden im
Folgenden die Aspekte Gewerbeflächen und -standorte, Tourismus sowie Existenzgründungen ausführlicher
analysiert. Damit wird die Intention verfolgt, Handlungsnot-
wendigkeiten und -ansätze für die bezirkliche Wirtschaftsförderung aufzuzeigen. Sie erheben nicht den Anspruch, die
einzelnen Bereiche umfassend und abschließend darzustellen
oder gar spezifische Entwicklungskonzepte für die Bereiche
zu erarbeiten.
5.1 Gewerbestandorte: potenzielle Entwicklungsflächen und -standorte
Der Bezirk ist durch eine Vielzahl zumeist eingestreuter Gewerbestandorte gekennzeichnet, die sich durch eine kleinteilige Mischung kleinerer Betriebe auszeichnen.
Insgesamt ist der Druck auf die wenigen noch vorhandenen
(Frei-)Flächen aufgrund von Nutzungskonkurrenzen verschiedener Nutzungsarten (z. B. Wohnen vs. Gewerbe), aber auch
der gewerblichen Nutzungen untereinander (z. B. Dienstleistung vs. verarbeitendes Gewerbe) in den vergangenen Jahren
deutlich gestiegen. Da heute für die Neuansiedlungen von
Unternehmen im Bezirk kaum noch freie Flächen zur Verfügung stehen10, kommt der Sicherung und Entwicklung potenzieller Standorte eine besondere Bedeutung zu.
Auf der Grundlage der Fachgespräche, der Auswertung von
Studien und Presseartikeln sowie durch Ortsbegehungen
sind insgesamt zehn größere Standorte identifiziert
worden, die aus gutachterlicher Sicht das Potenzial für eine
intensive(re) gewerbliche Nutzung aufweisen. An dieser Stelle wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Auswahl
der Flächen unabhängig von deren Ausweisung im Flächennutzungsplan, dem StEP Gewerbe, der Bereichsentwicklungsplanung Friedrichshain-Kreuzberg oder anderen formellen
oder informellen Planwerken erfolgte. Auch die tatsächlichen
22
Realisierungschancen und Zugriffsmöglichkeiten des Bezirks,
unter anderem bedingt durch die jeweiligen Eigentumsverhältnisse, wurden ausgeblendet, um die Betrachtung nicht
von vornherein zu stark einzuschränken. Ziel ist es, Standorte
aufzuzeigen, die aktuell eine gewisse Entwicklungsdynamik
aufweisen oder bei denen eine künftige Entwicklung – ggf.
verbunden mit einer Nutzungsänderung – absehbar bzw.
denkbar ist. Hier bestehen nach Einschätzung des Gutachterteams Chancen, die geplante Entwicklung (noch stärker) auf
eine gewerbliche Nutzung zu lenken oder diese zumindest in
die Diskussion zu bringen.
Darüber hinaus verfügt der Bezirk durchaus noch über weitere, meist kleinere Standorte mit entsprechenden Potenzialen,
die im Rahmen der vorliegenden Untersuchung nicht mehr
analysiert werden konnten. Dazu gehören beispielsweise die
sich aus aktuellen Entwicklungen ergebenden Standorte „Urbane Mitte“ am Gleisdreieck (A) und die Lohmühleninsel (B)
(vgl. Abb. 6). Beide Standorte weisen hinsichtlich einer gewerblichen Nutzung interessante Potenziale auf.
Die nachfolgende Abbildung 6 zeigt die Lage und Abgrenzung der ausgewählten zehn potenziellen Standorte.
5. Spezifische Bezirksansätze
Abb. 6: Übersicht der Potenzialstandorte für Gewerbeansiedlungen
Potenzielle Entwicklungsflächen und -standorte im Bezirk
1 Möckernkiez/Postbank-Areal
2 Mehringdamm/ehem. Dragoner-Kaserne
3 Moritzplatz
4 Spreeufer Kreuzberg/Köpenicker Straße
5 Spreeufer Friedrichshain/Anschutz-Areal
6 Ostbahnhof
7 RAW-Gelände
8 Markgrafendamm/Modersohnstraße
9 ehem. Containerbahnhof Frankfurter Allee
10 Landsberger Allee
A Urbane Mitte am Gleisdreieck
B Lohmühleninsel
10
9
6
4
7
5
8
3
A
1
B
2
0 km
0,5 km
1 km
2 km
Quelle: eigene Darstellung, Kartengrundlage: Geoportal Berlin / Karte von Berlin 1:5000 (K5)
23
Möckernkiez / Postbank-Areal (1)
Das rd. 4 ha große Grundstück wurde einschließlich des
stadtbildprägenden Hochhauses Anfang 2014 von der Postbank an eine Leipziger Projektentwicklungsgruppe verkauft.
Die neue Eigentümerin plant eine Umnutzung des Bürohochhauses in ein Wohngebäude mit einem Gewerbeanteil in den
unteren Geschossen. Die vier Nebengebäude sollen abgerissen werden. Auf dieser Fläche sind Neubauten für weitere
rd. 400 Wohnungen geplant. Zudem sollen die insgesamt
30.000 m² Gewerbefläche bestehen bleiben. Hier sind Läden
für die Nahversorgung, ein Ärztehaus, Büros und ein Hotel
oder Boarding-House vorgesehen.
Nach Einschätzung von Regionomica kann hier in Verbindung
mit der geplanten Entwicklung auf der Fläche zwischen Hallesche Straße, Möckernstraße und Stresemannstraße langfristig ein interessanter Dienstleistungsstandort entstehen. Die
Entwicklung dieses Standortes sollte aus gutachterlicher Sicht
durchaus in Verbindung mit der Entwicklung des Standortes
Mehringdamm / ehem. Dragoner-Kaserne (2) bzw. in einem
noch größeren Zusammenhang mit dem Sanierungsgebiet
Südliche Friedrichstadt gesehen werden.
Mehringdamm / ehem. Dragoner-Kaserne (2)
Das rund 47.000 m² große Gelände ist Teil der ehemaligen
Dragoner-Kaserne am Mehringdamm / Ecke Obentrautstraße
und steht unter Denkmalschutz. Aktuell sind die Gebäude
entweder an verschiedene Gewerbetreibende vermietet oder
sie stehen leer.
Die Eigentümerin der Fläche, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), beabsichtigt das Grundstück im Bieterverfahren zum Höchstpreis zu veräußern.
Als eine der letzten größeren festgesetzten Gewerbeflächen
im Bezirk sollte der Standort aus gutachterlicher Sicht auch
künftig als Gewerbestandort erhalten und gesichert werden.
Die bezirkliche Beschlusslage (BVV) sieht den zumindest teilweisen Erhalt von bestehendem Gewerbe vor. Gemäß BVVBeschluss soll die Fläche künftig sowohl als gewerbliche Fläche als auch als Wohnbaufläche genutzt werden.
24
Quelle der folgenden Lageskizzen:
eigene Darstellung,
Kartengrundlage:
Geoportal Berlin / Karte von Berlin 1:5000 (K5)
5. Spezifische Bezirksansätze
Moritzplatz (3)
Der Moritzplatz hat sich in den vergangenen Jahren zu einem
wichtigen Standort für Unternehmen der Kreativwirtschaft
und Start-ups mit überregionaler Ausstrahlung entwickelt.
„Leuchttürme“ sind u. a. das Aufbauhaus, das betahaus und
die Prinzessinnengärten. Daneben befinden sich in dem Gebiet auch „klassische“ gewerbliche Nutzungen (Autovermietung, Werkzeuggroßhandel). Das Gebiet, das über eine hervorragende Verkehrsanbindung verfügt, ist durch eine sehr
kleinteilige Nutzungs- und Eigentumsstruktur geprägt.
Ziel für den Bezirk sollte es sein, den Moritzplatz auch zukünftig als Standort für die Ansiedlung von Unternehmen (z. B.
aus der Kreativwirtschaft) zu sichern und eine Umwandlung
von Büros in Wohnungen möglichst zu unterbinden.
Spreeufer Kreuzberg / Köpenicker Straße (4)
Die Grundstücke auf der südlichen Spreeseite entlang der Köpenicker Straße weisen aktuell disperse Eigentums- und Nutzungsstrukturen auf (z. B. Behala, GSG, Berggruen Holding).
Grundsätzlich besitzt der Standort ein sehr hohes Potenzial
zur Ansiedlung von Gewerbe- und Handwerksbetrieben. Allerdings bestehen insbesondere in den Spreelagen sehr hohe
Nutzungskonkurrenzen (Wohnen vs. Gewerbe).
Die Entwicklung des Gebietes wird zudem durch einen in der
Köpenicker Straße angesiedelten Galvanik-Betrieb behindert
(Störfallbetrieb gem. Seveso II-Richtlinie). Hier ist umgehend
eine Lösung, beispielsweise durch eine Verlagerung des Störfallbetriebes, erforderlich.
In unmittelbarer Nachbarschaft des Galvanik-Betriebes befindet sich auch das sog. Behala-Grundstück. Das Grundstück
an der Schillingbrücke steht aktuell (wieder) zum Verkauf. Auf
dem Grundstück befindet sich u. a. der unter Denkmalschutz
stehende Viktoriaspeicher, für den ein konkretes Nutzungskonzept als innovativer Ort der Lebensmittelproduktion vorliegt.
Aufgrund der prominenten Lage und der hohen Wahrnehmung in der Öffentlichkeit bietet sich hier die Chance, modellhafte und innovative Projekte wie den Viktoriaspeicher
oder ein Zentrum für innovatives Handwerk in Verbindung
mit Wohnen und sozialer Infrastruktur umzusetzen („neue
Kreuzberger Mischung“). Aus Sicht der Wirtschaftsentwicklung muss es darum gehen, den Entwicklungsprozess intensiv
und dauerhaft zu begleiten, um eine ausschließlich auf Wohnen ausgerichtete Nutzung zu vermeiden.
25
Spreeufer Friedrichshain / Anschutz-Areal (5)
Auf der nördlichen Spreeseite entlang der Mühlenstraße entwickelt sich ein gemischtes Stadtquartier mit der O2-Arena
als Ankerpunkt, Hotel, Büros (Zalando, Mercedes-Benz),
Wohnungen und Einzelhandel (u. a. Neubau eines Shoppingcenters) sowie einem Entertainmentstandort. Die Grundstücke sind im Besitz der Anschutz Entertainment Group, der
Deutschen Post AG und verschiedener Projektentwicklungsunternehmen, die dort in den vergangenen Jahren Parzellen
erworben haben.
An diesem Standort erfüllt der Bezirk bereits heute eine wichtige Zentrumsfunktion für die Stadt Berlin. Das Gebiet besitzt
jedoch durchaus noch Potenzial für weitere Großansiedlungen, welche Arbeitsplätze und Wertschöpfung in den Bezirk
bringen könnten.
Umfeld Ostbahnhof (6)
Das Gelände nördlich des Ostbahnhofs entlang der Koppenstraße ist ein wichtiger Bürostandort, dem es aktuell insbesondere aufgrund der städtebaulichen Gegebenheiten und
der Gestaltung seines Umfelds an Attraktivität fehlt. Vor dem
Hintergrund des vorhandenen Unternehmensbesatzes, seiner
zentralen Lage und der Nähe zum Ostbahnhof bieten sich
hier noch deutliche Entwicklungspotenziale. Insbesondere
im Umfeld des Kaufhauses sollten Maßnahmen erfolgen, die
zu einer Aufwertung des Standortes beitragen. Der Standort
besitzt Potenziale beispielsweise für die Ansiedlung weiterer
Büronutzungen. In Verbindung mit Galeria Kaufhof könnte
auch das Thema Mode besetzt werden.
Im Zusammenhang mit dem stark wachsenden Fernbusverkehr wird der Ostbahnhof immer wieder als Standort für
einen erforderlichen zweiten Busbahnhof in die Diskussion
gebracht. Dies stellt nach Einschätzung von Regionomica ein
interessantes Potenzial zur Steigerung der Frequenz in dem
Areal dar. Gleichzeitig muss der Bezirk sich an dieser Stelle
aber auch gestalterisch als „Eingang zur Stadt“ präsentieren.
Voraussetzung ist eine umfassende verkehrsplanerische Prüfung, ob das zu erwartende zusätzliche Busaufkommen an
diesem Standort verträglich abgewickelt werden könnte.
26
5. Spezifische Bezirksansätze
RAW-Gelände (7)
Das Gelände des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerks (RAW) an der Revaler Straße hat sich zu einem wichtigen und international bekannten Standort für Clubs, Kneipen
und Ateliers entwickelt. Außerdem befinden sich auf dem
Grundstück eine Kletter- und Skaterhalle, Kulturprojekte, soziale Projekte und Vereine. Im Osten und Süden betreibt die
Deutsche Bahn bzw. Talgo weiterhin Anlagen zur Wartung
von Nachtzügen.
Ziel des Bezirks ist, das Areal dauerhaft als Kultur- und Freizeitstandort zu erhalten. Dazu liegt ein entsprechender Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Friedrichshain-Kreuzberg von Juli 2014 vor, der sich zudem gegen
eine Wohnbebauung am Standort ausspricht.
Nach Einschätzung von Regionomica sollten vor allem im östlichen Bereich (Höhe Dirschauer Straße) Verdichtungs- / Entwicklungsmöglichkeiten für kleinteiliges Gewerbe, Handwerksbetriebe, Kreativwirtschaft o. ä. geprüft werden. Hier
sollten keine Konflikte zur Freizeit- / Clubnutzung bestehen;
auch sollte ein ausreichender Abstand zur Wohnnutzung gegeben sein.
Gewerbeareal Markgrafendamm / Modersohnstraße (8)
Das Gewerbeareal befindet sich auf einem Grundstück der
Deutschen Bahn AG. Einzelne Büros oder Büroetagen sind
derzeit an Dritte vermietet. Das Gebiet besitzt weiteres interessantes Verdichtungspotenzial für die Ansiedlung von
Gewerbeunternehmen. Dazu wäre jedoch mittelfristig insbesondere eine Verbesserung der verkehrlichen Erschließung
erforderlich.
Der Bezirk sollte hier frühzeitig das Gespräch mit der Deutschen Bahn AG als Eigentümerin des Geländes suchen, um
die Entwicklungsvorstellungen für das Grundstück zu erfassen, entsprechend abzustimmen und vielleicht einer intensiveren und für den Bezirk effizienteren gewerblichen Nutzung
zuzuführen.
27
Ehem. Containerbahnhof Frankfurter Allee (9)
Das Gelände des ehemaligen Containerbahnhofs Frankfurter
Allee ist komplett beräumt und wird teilweise für den Anschluss an die A 100 zwischen Storkower Straße und Frankfurter Allee vorgehalten. Trotz Autobahnzubringer würden
Flächen für eine gewerbliche Nutzung verbleiben. Da nach
heutigem Kenntnisstand die Ausführung dieses Bauabschnittes erst mittel- bis langfristig erfolgen wird, wäre unter Umständen auch eine Zwischennutzung des Geländes denkbar.
Langfristig betrachtet würde der Standort in jedem Fall künftig über eine sehr gute großräumige Verkehrsanbindung und
Potenziale zur Ansiedlung von Gewerbebetrieben (ggf. auch
eines Handwerkerhofs) verfügen. Allerdings müsste die kleinräumige Erschließungssituation verbessert werden.
Auch hier sollte zur Sicherung des Grundstücks als Gewerbefläche eine frühzeitige Abstimmung zwischen dem Bezirk
und der Deutschen Bahn als Eigentümerin erfolgen.
Landsberger Allee (10)
Im Bereich der Landsberger Allee befinden sich verschiedene
gewerbliche Entwicklungsflächen. Eine davon ist der Bereich
des Sport- und Erholungszentrums (SEZ). Für das Gelände,
das 2003 an einen Leipziger Investor verkauft wurde, liegt
bisher kein überzeugendes und tragfähiges Nutzungskonzept
vor. Damit ist die langfristige Nutzung des Areals offen. Hier
sollte das Bezirksamt frühzeitig darauf hinwirken, dass eine
wirtschaftsnahe Entwicklung verfolgt wird (entweder dauerhafte Sport- und Freizeitnutzung oder bei Neuentwicklung
eine Entwicklung unter Integration gewerblicher Nutzung).
Möglicherweise bietet sich hier eine Verbindung zur ehemaligen Brauerei auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
28
5. Spezifische Bezirksansätze
Wie anhand der genannten Beispiele gezeigt werden konnte,
verfügt der Bezirk durchaus über interessante Flächen für eine
(künftige) gewerbliche Nutzung. Allerdings kann keiner der
voranstehend beschriebenen Standorte allein durch den Bezirk beplant, entwickelt und vermarktet werden, d. h. es sind
immer Gespräche bzw. Verhandlungen mit den jeweiligen
Flächeneigentümerinnen und -eigentümern erforderlich, um
die Entwicklung in die o. g. und aus gutachterlicher Sicht notwendige Richtung einer optimierten gewerblichen Nutzung
zu lenken. Dies setzt eine regelmäßige Kontaktpflege mit der
Immobilienwirtschaft voraus, v. a. zu den Akteurinnen und
Akteuren, die Projekte entwickeln und Grundstücke besitzen.
In jedem Fall ist es wünschenswert, dass die Wirtschaftsförderung frühzeitig an entsprechenden Verhandlungen beteiligt wird und Nutzungsideen einbringen kann.
Trotz dieser Potenziale werden sich auch künftig viele Ansiedlungen oder Verlagerungen von Klein- und Kleinstbetrieben
in den gewachsenen, gemischt genutzten Stadtstrukturen
und auf kleinen, eingestreuten Gewerbestandorten abspielen.
Allerdings sind insbesondere in beliebten Wohnlagen wie
beispielsweise dem Bergmannkiez, Graefekiez, Bereich
Paul-Linke-Ufer / Reichenberger Straße und Wrangelkiez auf
Kreuzberger Seite sowie den Gebieten östlich und westlich
der Warschauer Straße auf Friedrichshainer Seite seit einigen
Jahren Verdrängungsprozesse zu beobachten. Es besteht die
Gefahr, dass dem Bezirk durch die sukzessive Umwandlung
von Gewerberäumen in Wohnungen dringend benötigte gewerbliche Flächen verloren gehen.
29
5.2 Tourismus
Vor dem Hintergrund der zunehmend kontrovers diskutierten
Entwicklung des Tourismus im Bezirk soll dieser Wirtschaftszweig vertiefend betrachtet werden. Dabei wird Tourismus
immer zusammenfassend als Gesamtheit der Bereiche Tourismus, Freizeit und Gastgewerbe verstanden, bezieht sich also
nicht nur auf auswärtige Übernachtungsgäste, sondern auch
auf Tagesreisende und Freizeitgäste aus anderen Stadtbezirken oder dem Umland, die sich nur für einige Stunden im
Bezirk aufhalten, sowie Bewohnerinnen und Bewohner des
Bezirks selbst, die die touristischen und gastronomischen Angebote wahrnehmen.
Zudem ist festzustellen, dass eine Vielzahl von Gästen unabhängig von bestimmten Attraktionen oder Veranstaltungen
in den Bezirk strömt, um die Berliner Kiezkultur und -szene
mit ihrer kleinteiligen Mischung aus Gastronomie, Einzelhandel, Kinos etc. zu erleben. Nach Einschätzung des Gutachterteams und der Befragten aus der Tourismusbranche weisen vor allem die Teilräume um die Simon-Dach-Straße, den
Boxhagener Platz, die Revaler Straße (einschl. RAW-Gelände),
den Wrangelkiez / Schlesische Straße, Oranienkiez, Graefekiez
und Bergmannkiez eine große touristische Bedeutung mit einer hohen Dichte von Gastronomiebetrieben auf.
Städtereisen stellen im Reisemarkt allgemein ein bedeutendes
Segment dar, das sich hoher Wachstumsraten erfreut. So haben sich die Ankunfts- und Übernachtungszahlen in Berlin in
den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt, wodurch
sich Berlin nach London und Paris als drittwichtigste Destination für den Städtetourismus in Europa etablieren konnte.
Wichtige Motive für einen Berlin-Besuch sind bei privaten Reisen vor allem die Mischung aus Geschichte und Zeitgeist, das
Angebot an Kunst, Kultur, Musik, Sport, Entertainment sowie
das Erleben einer „coolen Trendstadt“.11
Übernachtungsangebote stellen ein weiteres Kernelement im touristischen Angebot dar. Im Zuge der berlinweit
sehr dynamischen Tourismusentwicklung wurden auch die
Beherbergungskapazitäten im Bezirk deutlich erweitert. So
nahmen die angebotenen Betten im Bezirk von rund 11.100
im Jahr 2008 um fast 50 % auf rund 16.500 im Jahr 2013 zu.
Dies ist nach dem Bezirk Mitte die höchste Zunahme in der
Stadt Berlin.
Das touristische Angebot im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg umfasst eine Vielzahl von Einrichtungen und Orten, die
sowohl für Auswärtige als auch für die Einwohnerschaft des
Bezirks Anziehungspunkte darstellen. Dies sind z. B. Museen / Ausstellungen, Veranstaltungshallen, Konzertsäle, Kulturzentren, Clubs, Nachtleben, Theater und Orte wie die Oberbaumbrücke, East Side Gallery, Checkpoint Charlie sowie
Parks / Grünanlagen. Neben diesen permanenten Angeboten
finden eine Reihe von Festen und Veranstaltungen im Bezirk statt, die ein großes auswärtiges Publikum anziehen (z. B.
Karneval der Kulturen).
30
Hinsichtlich der touristischen Nachfrage im Bezirk lassen
sich nur zu den Übernachtungsgästen in gewerblichen Übernachtungsbetrieben (Hotels, Pensionen) statistisch gesicherte
Aussagen treffen. Danach ist die Zahl der Übernachtungen
im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg in den vergangenen fünf
Jahren von rund 2,18 Mio. auf 3,47 Mio. (Zunahme um knapp
60 %) gestiegen. Friedrichshain-Kreuzberg weist damit nach
Mitte (10,72 Mio.) und Charlottenburg-Wilmersdorf (5,74
Mio.) die höchsten Übernachtungszahlen auf.
5. Spezifische Bezirksansätze
Da keine Untersuchungen (z. B. Befragungen) der Gäste im
Bezirk vorliegen, können nur sehr eingeschränkt Aussagen
über Herkunft, Motive, Aktivitäten und soziodemografische
Merkmale getroffen werden. Aus den Gesprächen mit Tourismusakteurinnen und -akteuren lässt sich festhalten, dass
Anlass für einen Übernachtungsaufenthalt im Bezirk zu etwa
gleichen Anteilen Dienstreisen / berufliche Aufenthalte, „klassische“ Städtereisen zum Sightseeing und „Partytourismus“
sind.
Wie auch an anderen Standorten ist der Tourismus im Bezirk
Friedrichshain-Kreuzberg mit vielfältigen Auswirkungen und
Effekten, sowohl positiver als auch negativer Art, verbunden.
Mit den steigenden Besuchszahlen steigen auch die Ausgaben im Bezirk, womit Beschäftigungs- und Einkommenseffekte in der Hotellerie, dem Gastgewerbe, dem Einzelhandel und Kultur- / Freizeiteinrichtungen verbunden sind.
Die Entwicklung der Beschäftigungszahlen im Gastgewerbe
ist im Bezirk zwischen 2006 und 2012 deutlich um etwa 79 %
(von 3.400 auf 6.100 Beschäftigte) gestiegen. Der Bezirk
weist damit die höchste Wachstumsrate aller Berliner Bezirke
in diesem Bereich auf (Berliner Durchschnitt: 15 %, Beschäftigte in Berlin insgesamt 56.000).
Abb. 7: Entwicklung der Beschäftigtenzahlen im Gastgewerbe zwischen 2006 und 2012 (Index 2006 = 100)
180
160
140
120
100
80
60
2006
2007
2008
Friedrichshain-Kreuzberg
2009
Berlin
2010
Pankow
2011
2012
Lichtenberg
Quelle: eigene Darstellung, Amt für Statistik Berlin-Brandenburg: Unternehmen und Betriebe im Land Berlin 2012,
Stand Unternehmensregister 31.05.2012, Statistischer Bericht D II 1, 2014
31
Damit einher geht die Tendenz zu einer gewissen „Spezialisierung“ von Stadtvierteln als Tourismus-
/
Ausgehviertel
mit einer zunehmenden Konzentration entsprechender Angebote. Im Extremfall können sich so in einzelnen Bereichen
Monostrukturen entwickeln, die einseitig auf die Bedürfnisse von Gästen ausgerichtet sind, was aber nicht mehr den
Nahversorgungsbedürfnissen der Bevölkerung entsprechen
muss. Beispielhaft zu nennen sind hier Umnutzungen von
Einzelhandelsgeschäften in Gastronomiebetriebe oder Spätverkaufsstellen („Spätis“), die bis spät nachts geöffnet haben,
um z. B. Clubgänger zu versorgen.
Projekt „Stadtverträglicher Tourismus“
Im Gegensatz zu Berlin als Ganzes liegen auf Bezirksebene
keine Untersuchungen zur wirtschaftlichen Bedeutung des
Tourismus vor. Um diese dennoch zumindest näherungsweise
darzustellen, wird angenommen, dass sich die wirtschaftlichen Effekte proportional zur Zahl der Übernachtungsgäste
entwickeln und das Verhältnis von Übernachtungs- zu Tagesgästen im Bezirk dem des Berliner Durchschnitts entspricht.
Demnach entfallen 12,65 % aller Übernachtungen in Berlin
auf den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Wird dieser Anteil
auf die eingangs dargestellten Daten für den tourismusinduzierten Umsatz (10,31 Mrd. Euro in Berlin insgesamt) entsprechend umgelegt, ergibt sich ein Umsatz im Bezirk von rund
1,3 Mrd. Euro. Von den insgesamt rund 275.000 tourismusinduzierten Beschäftigten entfallen rund 35.000 auf Friedrichshain-Kreuzberg. Damit wird auch deutlich, dass die Gesamteffekte des Tourismus deutlich über den engeren Bereich des
Gastgewerbes (s. o.) hinausgehen und auch Beschäftigung
im Einzelhandel, der Kulturwirtschaft, dem Verkehrswesen
und anderen Branchen generieren.
Die auffallendste Auswirkung im städtebaulichen Bereich
wird seit geraumer Zeit unter dem Begriff „Touristification“
für verschiedene Städte (u. a. Amsterdam, Barcelona) beschrieben. Gemeint ist das Phänomen, dass sich Tourismus
von den Innenstädten und den „klassischen“ Sehenswürdigkeiten zunehmend in Nebenzentren und Wohngebiete ausbreitet. Treibende Kräfte sind vor allem wiederkehrende und
junge Reisende auf der Suche nach „authentischen Kiezen“
abseits der üblichen Tourismusströme.
32
Aufgrund des allgemeinen Trends zu einer stärkeren „Außenkultur“ tritt zudem als kleinräumiges Problem vor allem
in den Sommermonaten die Inanspruchnahme von Straßenraum und Bürgersteigen durch Außengastronomie hinzu,
was bei einer Übernutzung zulasten von Passanten und Anwohnerschaft erfolgt.
In diesem Zusammenhang wurden in den Fachgesprächen
vor allem die drei Aspekte Lärm (u. a. durch Außengastronomie, Besuchsgruppen, die sich nachts laut durch die Straßen
bewegen oder Lärm aus Ferienwohnungen), Müll und Drogen genannt. Zusammengenommen tragen diese Faktoren
dazu bei, dass sich laut einer Umfrage von visitBerlin im Jahr
2014 jede dritte im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg lebende
Person durch den Tourismus gestört fühlt, während es berlinweit lediglich 12 % sind.12 Diese Akzeptanzprobleme sind
nach Aussage vieler Interviewten nicht unwesentlich dadurch
bedingt, dass kein Konzept bzw. keine Strategie sichtbar ist,
wie der Bezirk auf Problemlagen reagiert und so proaktiv eine
anwohnerschaftsverträgliche Nutzung anstrebt.
5. Spezifische Bezirksansätze
Gleichwohl hat der Bezirk in den vergangenen Jahren bereits
verschiedene Tourismusprojekte initiiert und begleitet. Beispielhafte Projekte und Aktivitäten sind u. a.:
• „Einkommenssicherung durch Stadtteiltourismus“ (2003 bis
2006)
• Tourismus-Bezirksbroschüre mit allen Bezirken (seit 2006)
• Teilnahme am „Tag des Tourismus“ (seit 2006)
• Stand auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) mit allen
Bezirken (seit 2005)
• Regelmäßiger Austausch mit der Tourismus Marketing Berlin – visitBerlin mit allen Bezirken (seit 2009)
East Side Gallery, Friedrichshain
Aus dem Projekt „Einkommenssicherung durch Stadtteiltourismus in Friedrichshain-Kreuzberg“ ist im Jahr 2007 der
„Runde Tisch Tourismus“ hervorgegangen.
Nicht zuletzt aufgrund tourismuskritischer lokaler Initiativen
und kontroverser Berichterstattung in den Medien in den
letzten Jahren werden im Bezirk Steuerungsmöglichkeiten
und Handlungsansätze für einen stadtverträglichen Tourismus intensiv diskutiert. Dabei bestehen diverse Optionen
auch auf Ebene des Bezirks, die angesichts der Vielzahl und
teilweise juristisch-administrativer Komplexität an dieser Stelle nur angerissen werden können.
Spreeufer Pfuelstraße, Kreuzberg
Checkpoint Charlie Friedrichstraße, Kreuzberg
33
Hotel und Hostel, Friedrichshain
Bergmannstraße, Kreuzberg
Als sog. „weiche Maßnahmen“ kommen in Betracht:
Im Bereich sog. „harter Maßnahmen“ sind zu nennen:
• Bewusstsein schärfen bei Gästen und Gewerbetreibenden;
Maßnahmen, die auf das Verhalten der Gäste Einfluss nehmen (Sensibilisierung). In diesem Zusammenhang steht auch
das von der Wirtschaftsförderung initiierte WDM-Projekt
„Stadtverträglicher Tourismus – internationale Erfahrungen
im Vergleich mit Berlin und Best Practice in FriedrichshainKreuzberg“, das im Oktober 2014 angelaufen ist.
• Ordnungsrechtliche Maßnahmen, z. B. zur Einhaltung des
Lärmschutzes
• Koordination der Ämter, da Tourismus als Querschnittsphänomen sowohl Thema der Wirtschaftsförderung, der Stadtentwicklung, des Ordnungsamtes, des Umweltamtes, der
Berliner Stadtreinigung (BSR) und der Polizei ist
• Mediationsverfahren zur Entschärfung von Konflikten und
der dialogorientierten Lösungsfindung. Dies wurde z. B. an
der Admiralbrücke durchgeführt, auch verfolgt das Projekt
„lokal.leben“ diesen Ansatz.
34
• Planungs-, bau- und gewerberechtliche Ansätze über die
Genehmigung für Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe. So wurde im September 2014 erstmals die Umwandlung
eines Ladenlokals in einen Gastronomiebetrieb unter Anwendung des § 15 der Baunutzungsverordnung (BauNVO)
verboten.
• Steuerung über die Sondernutzungserlaubnisse für Straßenland, d. h. Außengastronomie auf Bürgersteigen. Verschiedene Ansätze werden derzeit im Bezirk diskutiert.
5. Spezifische Bezirksansätze
5.3 Existenzgründungen
Die volkswirtschaftliche Bedeutung von Existenzgründungen
ist unbestritten: Sie schaffen Arbeitsplätze, bringen Innovationen hervor und fördern den Wettbewerb. Berlin ist seit
einigen Jahren die „Gründerhauptstadt“ Deutschlands und
Friedrichshain-Kreuzberg einer der gründungsstärksten Berliner Stadtbezirke. Vor diesem Hintergrund gehört die Förderung von Existenzgründungen auch zu einer der Aufgaben der Wirtschaftsförderung des Bezirks.
Einen Überblick über das Gründungsgeschehen in den Berliner Bezirken gibt der Gründerindex der BBB Bürgschaftsbank zu Berlin-Brandenburg, der für den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg folgende Kennzahlen darstellt.13
Im Jahr 2013 sank die Zahl der Gründungen in Berlin im
Vergleich zum Vorjahr leicht um rd. 3,4 % auf 40.292 Neugründungen.14 Obwohl im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
die Anzahl der Gründungen im Vergleich zum Vorjahr um rd.
14,9 % zurückging, liegt er mit 4.032 Gründungen nach Mitte, Charlottenburg-Wilmersdorf und Neukölln auf dem vierten Platz der Berliner Bezirke.
Der Zahl von insgesamt 40.292 Neugründungen standen
29.164 Stilllegungen in Berlin im Jahr 2013 gegenüber.
In Friedrichshain-Kreuzberg waren es im gleichen Zeitraum
2.584 Stilllegungen und damit deutlich weniger als im Jahr
zuvor (-13,8 % ggü. 2012). Anhand der Salden aus Gründungen und Stilllegungen lässt sich eine Maßzahl für den „relativen Gründungsüberschuss“15 ermitteln. Dieser lag in 2013
im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg mit 35,9 % deutlich über
dem Berliner Durchschnitt (27,6 %).16
Bezogen auf die Branchenverteilung (vgl. Abb. 8) weisen
im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg vor allem die „freiberuflichen, technischen und wissenschaftlichen Dienstleistungen“
(12,3 %; Berlin: 8,8 %), das Gastgewerbe (9,9 %; Berlin:
5,3 %) und der Bereich „Information und Kommunikation“
(7,9 %; Berlin: 4,5 %) stark überdurchschnittliche Anteile am
Gründungsgeschehen im Vergleich zu Gesamtberlin auf.
Abb. 8: Ausgewählte Branchenanteile an den Neugründungen im Jahr 2013
sonstige Dienstleistungen
Kunst, Unterhaltung u. Erholung
sonst. wirtschaftl. Dienstl.
freiberufl., techn. u. wiss. Dienstl.
Information und Kommunikation
Gastgewerbe
Einzelhandel
Baugewerbe
verarbeitendes Gewerbe
0%
5%
10%
Friedrichshain-Kreuzberg
15%
20%
25%
30%
Berlin
Quelle: eigene Darstellung, BBB Bürgschaftsbank zu Berlin-Brandenburg: Gründerindex,
Sonderauswertung Berliner Bezirke 06 / 2014
35
Das Angebot der Wirtschaftsförderung für Gründende
umfasst dabei vor allem die
• Beratung von Existenzgründerinnen und -gründern,
• Information zu Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten,
• Hilfestellung bei der Suche nach geeigneten Gewerberäumen und -flächen
• sowie die Bereitstellung bezirklicher Strukturdaten und
-analysen.20
Viktoriaspeicher Köpenicker Straße, Kreuzberg
Mit rund 80,5 % entfällt der überwiegende Teil der Gründungen in Friedrichshain-Kreuzberg auf Kleingewerbegründungen.17 In Berlin liegt dieser Anteil mit rd. 85 % sogar
noch etwas höher. Rund 19,5 % der Gründungen im Bezirk
sind „echte Betriebsgründungen“18 (Berlin: 15 %). Branchenschwerpunkte bei den echten Betriebsgründungen waren im
Bezirk das Gastgewerbe, auf das fast jede vierte Gründung
entfiel, sowie die Bereiche „Information und Kommunikation“ (14 %) und die „freiberuflichen, technischen und wissenschaftlichen Dienstleistungen“ (13 %). Die Gründungsdynamik in den beiden letztgenannten Bereichen unterstreicht
auch die Bedeutung Friedrichshain-Kreuzbergs als Kreativbezirk.19
Die Wirtschaftsförderung ist die Zentrale Anlauf- und
Koordinierungsstelle (ZAK) für Unternehmen, Existenzgründungswillige, Investorinnen und Investoren im Bezirk
Friedrichshain-Kreuzberg. Sie versteht sich in diesem Zusammenhang als Gesprächspartnerin und Dienstleisterin für Unternehmen und Existenzgründende bzw. Gründungswillige.
36
Rathaus Friedrichshain, Frankfurter Allee
Gewerbeareal Rudolfstraße, Friedrichshain
5. Spezifische Bezirksansätze
Bei der Existenzgründungsberatung handelt es sich in
erster Linie um eine aufschließende Beratung. Das Themenspektrum der Beratung reicht dabei von der Gründungsidee
bis hin zur Umsetzung des Gründungsvorhabens. Neben der
Beantwortung allgemeiner Fragen zur Existenzgründung und
zum Businessplan stehen dabei vor allem die Beratung zu Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten, die Hilfestellung bei
der Suche nach Gewerberäumen / -flächen und die Weitervermittlung an entsprechende Experten und (Fach-)Stellen
innerhalb und außerhalb der Verwaltung im Vordergrund
(Lotsenfunktion).
Die Angebote der Wirtschaftsförderung haben sich im Laufe
der Jahre etabliert und stoßen auf reges Interesse seitens der
Gründungsinteressierten. So wurde das Beratungsangebot
im Jahr 2013 von 343 Gründungswilligen in Anspruch
genommen. Dies entspricht einer Steigerung um 50 % im
Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt wurden rd. 90 Gesprächstermine mit 213 Personen vereinbart. Hinzu kamen noch rd.
130 Anfragen von Gründungswilligen, die telefonisch oder
per E-Mail beantwortet wurden.21
Zwar sind Sologründende immer noch die Regel, jedoch ist
hier nach Aussage der Wirtschaftsförderung in den letzten
Jahren ein deutlicher Trend hin zu Gründungsteams erkennbar. Auffällig ist in diesem Zusammenhang auch, dass die
Anzahl der hochqualifizierten Gründerinnen und Gründer im
Laufe der Jahre deutlich zugenommen hat.
Die Gründungswilligen kamen dabei aus den verschiedensten Branchen. Schwerpunkte bildeten hier u. a. die Kreativwirtschaft, die IT-Branche sowie die Bereiche Mode
und Design.
Für die Mitarbeiterinnen der Wirtschaftsförderung bietet die
Gründungsberatung auch eine gute Gelegenheit, schon früh
mit den potenziellen neuen Unternehmen im Bezirk in Kontakt zu kommen. Die Beratung zur Standortwahl sowie die
Hilfestellung bei der Suche nach geeigneten Gewerberäumen
oder -flächen stellen darüber hinaus für die Verwaltung ein
Instrument der Ansiedlungssteuerung neuer Unternehmen
im Bezirk dar.
Wirtschaftsempfang 2014
Weitere Angebote der Wirtschaftsförderung im Bereich
der Existenzgründungen sind:
• Regionalpartner der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)
• Teilnahme an den Deutschen Gründer- und Unternehmertagen (deGUT)
• Projekte zur Unterstützung von Gründungsvorhaben
Die Bedeutung von Netzwerken für Existenzgründerinnen
und -gründer wird nach Aussage der Wirtschaftsförderung
zunehmend wichtiger. Steigende Teilnehmerzahlen bei
Veranstaltungen (z. B. LONEX) sowie die Erfahrungen der
Wirtschaftsförderung im Rahmen der aufschließenden Beratung für Existenzgründungswillige, Besuche von Veranstaltungen und die Teilnahme an der deGUT bestätigen dies.
Mögliche Gründe hierfür werden beispielsweise in der wachsenden Bedeutung von Erfahrungsaustausch und der Vielzahl
von verschiedenen Angeboten zur Vernetzung (z. B. im Internet) gesehen.22
Insgesamt steht den Gründungsinteressierten in Friedrichshain-Kreuzberg ein breites Angebot und Netzwerk an Beratungsstellen, Einrichtungen und Fachleuten im Bezirk
und in Berlin zur Verfügung.
37
6. Handlungsempfehlungen
Auf Basis der dargestellten Analysen, statistischen Auswertungen, Fachgespräche und Abstimmungsrunden ergeben
sich aus gutachterlicher Sicht eine Reihe von potenziellen
Handlungsfeldern und ein mögliches Leitbild für die Wirtschaftsförderung.
Die Herleitung ist schematisch in der folgenden Abbildung
dargestellt.
Abb. 9: Leitbild und Handlungsfelder für die Wirtschaftsförderung Friedrichshain-Kreuzberg
Strategie für die W irtschaftsförderung
Profil | Ausrichtung | Schwerpunkte
Friedrichshain-Kreuzberg: Der Berliner Innenstadtbezirk – anders, kreativ und international.
Handlungsfelder
Bestandspflege /
Existenzgründungen
Gewerbeflächen
sichern
Stadtverträglicher
Tourismus
Fachkräfteentwicklung und -sicherung
Umsetzung
Quelle: eigene Darstellung, 2014
Als mögliches Leitbild wird vorgeschlagen: „FriedrichshainKreuzberg: der Berliner Innenstadtbezirk – anders, kreativ und international.“
Das Hervorheben des unbestritten innovativen und kreativen
Milieus und des „Andersseins“ in Verbindung mit der Bereitschaft, neue Dinge auszuprobieren, sollten aus gutachterlicher Sicht durchaus betont und proaktiv herausgestellt werden. Gleichzeitig sollte aber auch auf die Rolle als Berliner
Innenstadtbezirk verwiesen und abgestellt werden: Anders
ja, aber nicht losgelöst von allen Rahmenbedingungen.
Für die Umsetzung des Leitbildes bzw. der Strategie ergeben
sich vier mögliche Handlungsfelder:
• Bestandspflege / Existenzgründungen
• Gewerbeflächen sichern
• stadtverträglicher Tourismus
• Fachkräfteentwicklung und -sicherung
38
Unter Berücksichtigung der vorhandenen Kapazitäten und
spezifischen Standortbedingungen verspricht eine Konzentration auf diese Handlungsfelder aus gutachterlicher Sicht die
höchsten Effekte. Dadurch wird auch eine größere Übersichtlichkeit und Sichtbarkeit der Wirtschaftsförderung erreicht.
Erinnert sei an dieser Stelle an einige Stimmen, die in den
Unternehmensgesprächen auf eine gewisse Unübersichtlichkeit angesichts diverser Projekte und Initiativen hingewiesen
hatten.
Nachfolgend werden die einzelnen Handlungsfelder kurz erläutert. Projektbeispiele und -ideen untersetzen bzw. veranschaulichen die Handlungsfelder.
6. Handlungsempfehlungen
6.1 Handlungsfeld Bestandspflege / Existenzgründungen
Die Bestandspflege und die Existenzgründungsberatung nehmen gegenwärtig einen hohen Stellenwert in der
Wirtschaftsförderung ein und binden signifikant Personalressourcen. Dies ist auch nicht verwunderlich, da insbesondere Bestandspflegeaufgaben zu den Kernaufgaben der Wirtschaftsförderung gehören und ihnen eine hohe Bedeutung
zukommt. Dieses Handlungsfeld muss deshalb weiterhin hohe
Priorität haben und sollte nur punktuell optimiert werden. So
wäre beispielsweise ein neues Veranstaltungsformat denkbar,
welches mittlere und größere Unternehmen im Stadtbezirk
enger an den Bezirk bindet und in Ergänzung zu den Aktivitäten des Friedrichshain-Kreuzberger Unternehmervereins
bzw. des Wirtschaftsdinners stattfindet. Unter Umständen
sollte auch geprüft werden, ob – bei gleichbleibenden Personalkapazitäten – eine leichte Aufgabenverschiebung von
der Existenzgründungsberatung hin zur Bestandspflege und
eine Konzentration der Existenzgründungsberatung auf ausgewählte Branchen oder auf Gründungen mit besonders
hohem Potenzial erfolgen kann. Es bietet sich beispielsweise
auch an, noch stärker als bisher bei der Existenzgründungsberatung auf Netzwerke, Kammern, Verbände oder Initiativen
im Stadtbezirk zurückzugreifen und bei zeitintensiven Beratungen auf andere (ggf. spezialisierte) Stellen zu verweisen.
Diese Entwicklung kann mittlerweile deutschlandweit bei den
Wirtschaftsförderungseinrichtungen beobachtet werden.
Freiwerdende Kapazitäten könnten dann beispielsweise für
die Intensivierung von Betriebsbesuchen und die Realisierung
der o. g. Formate genutzt werden. Eine derartige Intensivierung der direkten Unternehmenskontakte ist erfahrungs-
gemäß zielführend und wird auch von den Unternehmen
dankbar angenommen. Dies wäre gleichzeitig auch ein Signal
an die Unternehmen, die – wie in den Fachgesprächen geäußert – von den politisch Verantwortlichen ein deutlicheres
Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort und eindeutigere Entscheidungen zugunsten des Gesamtbezirks und Wirtschaftsstandortes erwarten.
Eine Konzentration auf bestimmte und strukturprägende
Branchen sollte in jedem Fall geprüft und ggf. fortgeführt
werden. So könnte z. B. die bisher schon mit verschiedenen
Projekten (u. a. Kreativagentur Friedrichshain-Kreuzberg oder
Creative Board) unterstützte Kreativwirtschaft weiterhin besonders gefördert werden. Sie hat – wie aufgezeigt und von
den Wirtschaftsakteurinnen und -akteuren immer wieder
betont – eine herausragende Bedeutung für den Bezirk und
ist durch eine sehr hohe Dynamik geprägt. Von daher sollte
der Bezirk großes Interesse daran haben, diese Branche im
Rahmen seiner Möglichkeiten weiter zu unterstützen. Dabei
sollte jedoch darauf geachtet werden, dass eine Abstimmung
mit den übergreifenden Projekten und Unterstützungsangeboten auf Berliner Ebene erfolgt. Der Bezirk kann hier nur ergänzend und auf lokaler Ebene wirken und eine kleinräumige
Vernetzung wie beispielsweise am Moritzplatz unterstützen.
Aus gutachterlicher Sicht sollten in jedem Fall weitere Maßnahmen auf diesem Gebiet initiiert und entsprechende Fördermöglichkeiten geprüft werden. Darüber könnte auch die
sehr zeitaufwändige Begleitung von lokalen Netzwerken und
die Anbindung an berlinweite Netzwerke unterstützt werden.
39
6.2 Handlungsfeld Gewerbeflächen sichern
Prägend für den Stadtbezirk und ein Engpass für die weitere
Wirtschaftsentwicklung ist zweifelsfrei das Angebot an Gewerbeflächen. Dieser Flächenengpass wird durch zunehmende Nutzungskonkurrenzen verstärkt. Deshalb sollte der Bezirk
mit den verfügbaren und potenziellen Gewerbeflächen sensibel und weitsichtig umgehen und entsprechende Nutzungsvorstellungen kommunizieren und durchsetzen.
Insbesondere bei den aus gutachterlicher Sicht geeigneten
Standorten sollte von Verwaltungsseite schon frühzeitig darauf hingewirkt werden, dass bei der weiteren Entwicklung
eine gewerbliche Nutzung beachtet und ernsthaft geprüft
wird. Bei den Standorten, die bislang als Büro- oder Gewerbestandorte genutzt wurden, deren Eigentümer oder Eigentümerinnen jedoch eine Nutzungsänderung anstreben, sollte
die Wirtschaftsförderung frühzeitig an entsprechenden Verhandlungen beteiligt werden und eigene Nutzungsideen einbringen können.
Wichtig bei der Entwicklung der beschriebenen und eventuell weiteren Standorten ist eine frühzeitige und regelmäßige
Kontaktaufnahme mit den jeweiligen Flächeneigentümerinnen und -eigentümern und / oder Investorinnen und Investoren. Der Bezirk allein ist ein wichtiger, aber nicht der einzige
Akteur bei der Planung, Entwicklung und Vermarktung der
Standorte. Eine regelmäßige Pflege der Kontakte zu Liegenschaftsfonds und Immobilienwirtschaft, v. a. zu denjenigen,
die Projekte entwickeln und Grundstücke besitzen, könnte
für eine konstruktive Zusammenarbeit hilfreich sein. Darüber
hinaus sollte der Bezirk für wichtige Standorte frühzeitig eigene Nutzungskonzepte und -ideen entwickeln, um die Entwicklung in bestimmte Bahnen lenken zu können. Eine solche
detaillierte und vertiefende Betrachtung einzelner Standorte
bzw. Gebiete war im Rahmen der vorliegenden Untersuchung
nicht möglich, ist aber unbedingt zu empfehlen.
40
Dringender Handlungsbedarf besteht auch bei einer Vielzahl kleiner, eingestreuter Gewerbestandorte („Berliner Mischung“), die aktuell einem erhöhten Verdrängungsdruck
unterliegen. Es besteht die Gefahr, dass dem Bezirk durch die
sukzessive Umwandlung von Gewerberäumen in Wohnungen nicht nur zwingend benötigte gewerbliche Flächen, sondern auch seit über 100 Jahren gewachsene und den Bezirk
prägende Strukturen verloren gehen. Nutzungskonkurrenzen
der gewerblichen Nutzungen untereinander verstärken diese
Entwicklung zusätzlich. Der Bezirk sollte die gefährdeten Gebiete (wie beispielsweise Bergmannkiez, Paul-Linke-Ufer / Reichenberger Straße, Graefekiez, Wrangelkiez, Warschauer
Straße) entsprechend untersuchen und falls erforderlich mit
den gebotenen Maßnahmen (an bestimmten Stellen z. B.
bauleitplanerisch) reagieren. Hier sollten aus gutachterlicher
Sicht seitens der Wirtschaftsförderung und Stadtplanung gemeinsame Instrumente entwickelt und auf die betroffenen
Gebiete bezogen angewendet werden.
Insbesondere innovative Handwerksunternehmen (z. B. in
den Bereichen ökologisches Bauen, nachhaltige Mobilität, erneuerbare Energien) passen ausgezeichnet zum Kreuzberger
Profil und Image. Hier sollten entsprechende Bestandspflegemaßnahmen ansetzen und Flächen gesichert oder angeboten
werden. Eine in den Fachgesprächen diskutierte Möglichkeit
der Errichtung eines Handwerkerhofes (Kreuzberger Zentrum
für innovative Handwerksunternehmen) wäre sicherlich ein
interessanter Ansatz, den aufgezeigten Entwicklungen entgegenzuwirken. Eine solche Projektidee konnte im Rahmen
des vorliegenden Gutachtens nicht im Detail geprüft werden.
Es dürfte aber klar sein, dass ein solches Projekt erhebliche
Kapazitäten binden würde.
6. Handlungsempfehlungen
6.3 Handlungsfeld stadtverträglicher Tourismus
Wie in der Analyse dargestellt hat der Tourismus in relativ
kurzer Zeit eine hohe wirtschaftliche Bedeutung für den Bezirk bekommen. Die Dynamik bei den Übernachtungszahlen
und die Entwicklung des Übernachtungsangebotes werden
voraussichtlich auch kurz- und mittelfristig auf diesem Niveau
verbleiben. Auch die Clubszene wird das Image des Bezirkes
weiterhin mitbestimmen.
Im Stadtbezirk selbst werden die Entwicklung und insbesondere die damit verbundenen negativen Begleiterscheinungen
sehr kontrovers wahrgenommen. Nicht zuletzt durch Medienberichte und die politische Diskussion über einen angemessenen Umgang mit Tourismus ist das Thema aktueller denn
je und hat auch teilweise die im Rahmen dieser Studie geführten Fachgespräche geprägt. Die Wirtschaftsakteurinnen
und -akteure haben die dringende Erwartung an den Bezirk,
dass angemessene Schritte und Instrumente zum Umgang
mit dem Tourismus im Stadtbezirk entwickelt und umgesetzt
werden.
Die bisherigen Aktivitäten der Wirtschaftsförderung sollten
aus gutachterlicher Sicht ausgebaut werden. Neben den wesentlichen Basisaufgaben – wie z. B. Kontaktpflege und Teilnahme am Runden Tisch Tourismus und Tourismusmarketing
– sind dies die Vorbereitung und Begleitung einzelner her-
ausgehobener Projekte (z. B. lokal.leben oder Stadtverträglicher Tourismus – internationale Erfahrungen im Vergleich
mit Berlin und Best Practice in Friedrichshain-Kreuzberg).
Das Handlungsfeld stadtverträglicher Tourismus sollte künftig einen höheren Stellenwert in der Wirtschaftsförderung
einnehmen. Dabei muss allen Beteiligten klar sein, dass die
Tourismusprobleme im Stadtbezirk nicht allein durch die Wirtschaftsförderung bewältigt werden können. Der Bezirk und
vor allem das Land Berlin und die verantwortlichen Landeseinrichtungen sowie die Gewerbetreibenden, die touristische
Leistungen anbieten, müssen gemeinsam Lösungsansätze
entwickeln und umsetzen. Anderenfalls besteht die Gefahr,
dass die Grundlagen für den touristischen Aufschwung und
auch Besonderheiten, die den Bezirk ausmachen, beschädigt
oder sogar zerstört werden.
Erste Ansätze und Projektideen für solche bezirksübergreifenden und koordinierenden Maßnahmen, die die Schwerpunkte
im Bezirk entlasten, werden aktuell vorbereitet und zeigen in
die richtige Richtung. Unter Umständen könnte auch ein Tourismuskonzept für den Bezirk bzw. für mehrere Innenstadtbezirke die verschiedenen (bereits angelaufenen, geplanten
und neuen) Maßnahmen systematisch bündeln, Sofortmaßnahmen an den touristischen „Hot Spots“ initiieren und eine
abgestimmte Entwicklung unterstützen.
41
6.4 Handlungsfeld Fachkräfteentwicklung und -sicherung
Auch wenn das Thema Fachkräfteentwicklung und -sicherung in den Unternehmensgesprächen nicht herausgehoben und als problematisch bezeichnet wurde, ergaben die
sonstigen Analysen und Gespräche mit den Zuständigen der
Kammern und der Agentur für Arbeit hier einen weiteren
Handlungsbedarf. Insbesondere im Handwerk, im Handel,
der Gesundheitswirtschaft oder bei sozialen Berufen deutet
sich ein Fachkräfteengpass an oder ist schon zu verzeichnen.
Dieser wird allerdings von den Firmen im Allgemeinen noch
nicht angemessen reflektiert, was u. a. eine weitere Sensibilisierung und Öffentlichkeitsarbeit bei den Unternehmen für
dieses Thema notwendig macht.
Realisierte Projekte wie „jobentdecker“ haben erfolgreich
an den erkannten Problemen wie beispielsweise den hohen
Quoten an Ausbildungsabbrüchen angesetzt und sollten nun
in dauerhafte Maßnahmen überführt werden.
Ergänzend bleibt festzuhalten:
Alle Aktivitäten in den genannten Handlungsfeldern sollten
darüber hinaus durch eine verstärkte Kommunikation und
entsprechende Marketingaktivitäten flankiert werden. Das
Thema Standortmarketing stellt eine übergeordnete Aufgabe
dar. Der Wirtschaftsstandort Friedrichshain-Kreuzberg
muss stärker und deutlicher in den Fokus gerückt werden.
Eine viel konsequentere Außendarstellung und öffentliche
Berichterstattung über Wirtschaftsthemen, den Wirtschaftsstandort und die Arbeit der Wirtschaftsförderung wäre den
tatsächlichen Potenzialen und Unternehmen angemessen
und sollte dementsprechend forciert werden.
42
Die Wirtschaftsförderung des Stadtbezirkes sollte in diesem
Handlungsfeld wie bisher ihre unterstützenden Aktivitäten
und bei Bedarf Einzelprojekte durchführen. Ziel ist es, gemeinsam mit den verschiedenen Stellen sicherzustellen, dass
den im Stadtbezirk angesiedelten und neuen Unternehmen
zeitnah die notwendigen Fachkräfte zur Verfügung stehen.
Die Erhöhung der Sensibilität der Unternehmen, die Informationsverbreitung und Öffentlichkeitsarbeit zu den möglichen
Angeboten und Unterstützungsleistungen der diversen Beteiligten sowie die Einbindung der Unternehmen im Stadtbezirk
sollten die vornehmliche Aufgabe der Wirtschaftsförderung
sein.
Endnoten
Endnoten
1 Vgl. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg: Statistischer Bericht D II 1 – j / 12, 2014; Amt für Statistik Berlin-Brandenburg: Statistischer Bericht D II
1 – j / 06, 2008.
2 Vgl. Fasche, Melanie / Mundelius, Marco: Kreativwirtschaft in Berlin am Beispiel von Friedrichshain-Kreuzberg, 2008.
3 Vgl. wie auch folgende Angaben: Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung, Der Regierende Bürgermeister von Berlin,
Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (Hrsg.): Dritter Kreativwirtschaftsbericht –
Entwicklung und Potenziale, Berlin, 2014.
4 Die Einteilung in die verschiedenen Formen und die Darstellung der Angebote im Bezirk basiert im Wesentlichen auf folgender Studie: Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung / Landesinitiative Projekt Zukunft: Innovations- und Kreativlabs in Berlin – eine Bestandsaufnahme. Berlin, 2013.
5 Vgl. Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz, www.hochschulkompass.de, abgerufen am 15.05.2014.
6 Hochschule bzw. Hochschulverbund mit verschiedenen Standorten, auch außerhalb Berlins. Angegeben ist die Gesamtzahl der Studierenden,
von der nur ein Teil Studienorte im Bezirk besucht.
7 Hochschule bzw. Hochschulverbund mit verschiedenen Standorten, auch außerhalb Berlins. Angegeben ist die Gesamtzahl der Studierenden,
von der nur ein Teil Studienorte im Bezirk besucht.
8 Wirtschaftsdienliche Maßnahmen im Rahmen der Bezirklichen Bündnisse für Wirtschaft und Arbeit
9 Quelle: Auswertung der Projektdatenbank unter www.bbwa-berlin.de, abgerufen am 05.08.2014, und www.europa-in-fk.de, abgerufen am
17.11.2014. Der Vollständigkeit halber wird darauf hingewiesen, dass auch die vorliegende Studie ein WDM-Projekt ist, das durch die bezirkliche
Wirtschaftsförderung beantragt wurde.
10 Gemeint sind damit vor allem Ansiedlungen auf Frei- / Brachflächen, die mit dem Neubau einer Immobilie einhergehen. Dies bedeutet selbstverständlich nicht, dass im Bezirk überhaupt keine Ansiedlungen mehr möglich sind; hierfür steht ein vielfältiges Angebot an Bestandsimmobilien
zur Verfügung.
11 Vgl. Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen: Tourismuskonzept Berlin, Handlungsrahmen 2011+, 2011.
12 Vgl. Berliner Morgenpost vom 08.09.2014: „Jeder dritte Anwohner klagt über lärmende Party-Touristen“; Detailergebnisse aus der Befragung
zum Zeitpunkt der Berichterstellung von visitBerlin nicht veröffentlicht.
13 Vgl. im Folgenden BBB Bürgschaftsbank zu Berlin-Brandenburg: Gründerindex, Zentrale Befunde 06 / 2014 und BBB Bürgschaftsbank zu BerlinBrandenburg: Gründerindex, Sonderauswertung Berliner Bezirke 06 / 2014.
14 Hierbei werden alle originären Neugründungen berücksichtigt. Neuerrichtungen von unselbständigen Zweigstellen und Filialen werden somit
nicht in die Auswertung einbezogen. Vgl. BBB Bürgschaftsbank zu Berlin-Brandenburg: Gründer-index, Sonderauswertung Berliner Bezirke
06 / 2014.
15 Gründungsüberschuss = (Neuerrichtungen - Stilllegungen) / Neuerrichtungen x 100
16 Vgl. BBB Bürgschaftsbank zu Berlin-Brandenburg: Gründerindex, Sonderauswertung Berliner Bezirke 06 / 2014.
17 „Kleingewerbetreibende sind gewerblich tätige Selbständige, die nicht im Handelsregister eingetragen sein müssen. Dies gilt für Gewerbetreibende, deren Unternehmen nach Art oder Umfang keinen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb erfordert, z. B. bedingt
die Höhe der Jahresumsätze oder die einfache Geschäftsabwicklung noch keine doppelte Buchführung.“ Quelle: www.existenzgruender.de,
abgerufen am 5.12.2014.
18 „Als ‚echte Betriebsgründung‘ wird hier jede Gründung einer ‚selbständigen Hauptniederlassung‘ verstanden,[...], die in Form einer juristischen
Person (z. B. als GmbH) oder als Personengesellschaft durch einen / eine Handwerksmeister(in) oder einen Vollkaufmann / eine Vollkauffrau erfolgt, sowie alle sonstigen echten Neugründungen, in denen mindestens ein(e) Arbeitnehmer(in) beschäftigt ist.“ Quelle: BBB Bürgschaftsbank
zu Berlin-Brandenburg: Gründerindex, Hintergrundinformation 06 / 2014, S. 4.
19 Vgl. BBB Bürgschaftsbank zu Berlin-Brandenburg: Gründerindex, Sonderauswertung Berliner Bezirke 06 / 2014.
20 Vgl. u. a. Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin, Wirtschaftsförderung (Hrsg.): „Gründen in Friedrichshain-Kreuzberg – Hinweise für
den unternehmerischen Erfolg“, Berlin, Juni 2010.
21 Quelle: Wirtschaftsförderung Friedrichshain-Kreuzberg, 2014.
22 Quelle: Wirtschaftsförderung Friedrichshain-Kreuzberg, 2014.
43
Handlungskonzept für den Wirtschaftsstandort Friedrichshain-Kreuzberg – Strategien für die bezirkliche Wirtschaftsförderung. Die Studie wird finanziert aus Mitteln der Europäischen Union. Im Auftrag
des Wirtschaftsstadtrats und der Wirtschaftsförderung Friedrichshain-Kreuzberg.