Krebs in Sachsen 2012-2013
- Landesbericht Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze
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Registrierungsstand: 30. September 2016
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Gemeinsames Krebsregister
der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg–Vorpommern,
Sachsen–Anhalt und der Freistaaten Sachsen und Thüringen (GKR)
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Neuerkrankungen
Im Berichtszeitraum 2012 bis 2013 wurden in Sachsen durchschnittlich jährlich
27087 neue Krebsfälle diagnostiziert. Davon waren 15106 Männer und
11981 Frauen. Das bedeutet, dass jährlich etwa 7,6 von 1000 Männern und 5,8
von 1000 Frauen in Sachsen die Diagnose Krebs gestellt wurde. Darin ist weißer
Hautkrebs nicht eingerechnet.
Im Jahr 2016 werden etwa 28450 Krebsneuerkrankungen erwartet, wenn sich
der bis 2013 beobachtete Erkrankungstrend fortsetzt. Das sind rund 5% mehr als
im Berichtszeitraum. Sollte sich der Trend weiter fortsetzen, wird diese Zahl bis
zum Jahr 2025 auf etwa 29000 steigen, was einen weiteren Zuwachs von 2%
gegenüber dem Jahr 2016 bedeutet.
Die häufigsten Krebsneuerkrankungen bei Männern betreffen Prostata mit einem
Anteil von 22% an allen Krebsneuerkrankungen, Darm mit 13% und Lunge mit
12%. Bei Frauen sind es Brustdrüse mit einem Anteil von 28%, Darm mit 13%
und Lunge mit 6%. Somit entfällt sowohl bei Männern als auch bei Frauen etwa
die Hälfte aller Krebsneuerkrankungen auf die jeweils drei häufigsten Krebsarten.
In den letzten 10 Jahren hat die Zahl der Krebsneuerkrankungen bei Männern
um 16% und bei Frauen um 3% zugenommen. Das ist zumeist auf den
wachsenden Anteil älterer Menschen zurückzuführen. Berücksichtigt man diese
Veränderungen in der Altersstruktur durch die Berechnung altersstandardisierter
Raten, zeigt sich sowohl bei Männern als auch bei Frauen ein stabiler Verlauf.
Die Inzidenztrends der häufigsten Lokalisationen verlaufen in den letzten 10
Jahren unterschiedlich. Von den häufigsten Lokalisationen bei Männern zeigen
Darm und Prostata stabile Verläufe, Lunge einen Rückgang um durchschnittlich
jährlich -1,6%. Bei Frauen zeigt Darm einen Rückgang um -2,2% jährlich,
während bei Lunge und Brustdrüse Anstiege zu beobachten sind um +2,6%
beziehungsweise +2,5%.
Im Vergleich mit Deutschland ist die Krebsneuerkrankungsrate in Sachsen bei
Männern geringfügig höher (2%) und bei Frauen um 9% niedriger.
Die Krebsneuerkrankungsrate bewegt sich in den Kreisen in Sachsen bei Männern
im Bereich von 87% bis 110% und bei Frauen im Bereich von 89% bis 111% im
Vergleich zur Krebsneuerkrankungsrate des Landes.
44% aller Männer und 35% aller Frauen in Sachsen erkranken im Laufe ihres
Lebens an Krebs, die meisten davon im höheren Lebensalter. Drei Viertel aller
neu auftretenden Krebsfälle betreffen Menschen, die 60 Jahre oder älter sind.
Etwa ein Prozent aller Krebsfälle betreffen Kinder, Jugendliche oder junge
Erwachsene unter 30 Jahren. Das durchschnittliche Erkrankungsalter beträgt
sowohl bei Männern als auch bei Frauen 71 Jahre.
In Sachsen lebten Ende 2013 etwa 69600 Männer und 63700 Frauen, bei denen
in den letzten 10 Jahren Krebs diagnostiziert wurde. Das sind 3,5% aller Männer
und 3,1% aller Frauen des Landes. Die größten Anteile haben Brustkrebs mit
26200, Prostatakrebs mit 26000 und Darmkrebs mit 18700 Menschen. Im Alter
über 70 Jahren sind es 13% der Männer und 7% der Frauen, die mit einer in den
letzten 10 Jahren diagnostizierten Krebserkrankung leben. Nicht eingerechnet in
diese Zahlen sind weitere 54000 Menschen, die mit einem in den letzten 10
Jahren diagnostizierten nicht-melanotischen Hautkrebs, auch weißer Hautkrebs
genannt, leben.
Sterblichkeit
Im Berichtszeitraum 2012 bis 2013 sind durchschnittlich jährlich 12677
Menschen in Sachsen an Krebs gestorben, davon 7146 Männer und 5531 Frauen.
Das sind etwa 3,6 von 1000 Männern und 2,7 von 1000 Frauen.
Im Jahr 2016 werden rund 12710 Krebstodesfälle erwartet, wenn sich der bis
2013 beobachtete Mortalitätstrend fortsetzt. Das entspricht etwa der Zahl im
Berichtszeitraum.
Die häufigsten zum Tode führenden Krebsarten sind bei Männern Lunge mit
einem Anteil von 22% an allen Krebstodesursachen, Darm (12%) und Prostata
(10%) und bei Frauen Brustdrüse (15%), Darm (13%) und Lunge (10%).
Die Zahl der Krebstodesfälle ist in den letzten 10 Jahren bei Männern um 14%
gestiegen und bei Frauen um 2% zurückgegangen. Bei den altersstandardisierten
Sterberaten, die den Einfluss der veränderten Altersstruktur herausrechnen, zeigt
sich sowohl bei Männern als auch bei Frauen ein Rückgang (durchschnittlich
jährlich -0,9% bzw. -1,0%).
Von den häufigsten Lokalisationen zeigen in den letzten 10 Jahren bei Männern
Darm (durchschnittlich jährlich -2,4%) und Lunge (-1,9%) Rückgänge der
Sterberaten, Prostata einen stabilen Verlauf. Bei Frauen ist bei Darm ein
Rückgang (-2,8%), bei Lunge ein Anstieg (+2,3%) und bei Brustdrüse ein
stabiler Verlauf zu erkennen.
Im Vergleich mit Deutschland ist die Krebssterberate bei Männern in Sachsen um
5% höher und bei Frauen um 9% niedriger.
85% aller Krebstodesfälle bei Männern und 87% bei Frauen treten im Alter von
60 Jahren oder älter auf.
Überlebensraten
Bessere Diagnose- und Therapiemöglichkeiten führen zu immer längeren
Überlebenszeiten. Inzwischen überleben etwa 60% der männlichen und 65% der
weiblichen Krebspatienten ihre Krebserkrankung mindestens fünf Jahre. Ende der
1980er Jahre waren es lediglich 27% aller Männer und 41% aller Frauen.
Der wichtigste Prognosefaktor ist das Stadium, in dem der Krebs diagnostiziert
und behandelt wird. Frühzeitig erkannt, beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate bei
vielen Krebsarten beinahe 100%.
Zu den Krebslokalisationen mit guter Prognose zählen Haut, Prostata, Hoden,
Hodgkin-Lymphom, Brustdrüse, Schilddrüse und Gebärmutterkörper. Mehr als
80% dieser Patienten überleben mindestens 5 Jahre, da diese Tumoren heute oft
in einem frühen Stadium erkannt werden.
Eine schlechte Prognose haben die Krebslokalisationen Bauchspeicheldrüse,
Leber, Lunge und Speiseröhre. Da diese Tumoren oft erst in einem späten
Stadium diagnostiziert werden, sind es hier weniger als 20% der Patienten, die 5
Jahre überleben.
Zu den Tumorlokalisationen mit den größten absoluten Zugewinnen an
Überlebenszeit gegenüber dem Ende der 1980er Jahre gehören Niere (45%),
Prostata (45%), Leukämien (36%), Non-Hodgkin-Lymphom (34%), Plasmozytom
(33%) und Darm (32%).
Die geringsten Fortschritte in der Überlebenszeit gegenüber dem Ende der
1980er Jahre gibt es bei den Lokalisationen Mund (4%), Gebärmutterhals (6%),
Bauchspeicheldrüse (8%), Lunge (9%), Kehlkopf (9%), Vulva (12%) und Leber
(13%).
Ausgewählte Tumorentitäten
In diesem Kapitel werden Ergebnisse zu Krebs gesamt und den vier häufigsten
Krebslokalisationen beschrieben. Für die Berechnung der berichteten Maßzahlen
gelten folgende methodische Hinweise.
Die Trendverläufe über die letzten 10 Jahre wurden mittels Joinpoint Regression
Program berechnet und als durchschnittliche prozentuale Änderung pro Jahr,
auch AAPC genannt, angegeben.
Um Neuerkrankungsraten und Sterberaten regional oder zeitlich miteinander zu
vergleichen, ist eine Altersstandardisierung notwendig, da unterschiedliche
Regionen oder eine Region zu unterschiedlichen Zeitpunkten verschiedene
Alterszusammensetzungen der Bevölkerung aufweisen können. Bei der
Berechnung wird die Europastandardbevölkerung verwendet. Der berechnete
Wert drückt aus, wie hoch die Rate wäre, wenn die Bevölkerung die
Altersstruktur der verwendeten Standardbevölkerung hätte.
Relative Überlebensraten
berechnet.
werden
ebenfalls
als
altersstandardisierte
Raten
Krebs gesamt
Pro Jahr treten in Sachsen rund 27100 Krebsneuerkrankungen (C00-C97 ohne
C44, inclusive D09.0 und D41.4) auf, davon 15100 bei Männern und 12000 bei
Frauen.
Die altersstandardisierte Rate bei Männern ist mit 466 je 100000 ungefähr 1,5mal so hoch wie bei Frauen mit 317 je 100000. Die höheren Inzidenzen der
Männer treten jedoch erst bei den über 55-Jährigen auf. Im Zeitvergleich sind die
altersspezifischen Raten der über 60-Jährigen Männer und der über 75-jährigen
Frauen heute niedriger als vor 10 Jahren.
Die Joinpoint-Analyse für den aktuellen Zeitraum 2003-2013 zeigt für beide
Geschlechter keinen signifikanten Trend. Die Mortalität zeigt einen sinkenden
Trend für Männer von -0,9% und für Frauen von -1,0%.
Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt liegt die Inzidenz in Sachsen bei Männern
etwa gleich hoch und die Mortalität leicht oberhalb. Bei Frauen liegen beide
Werte leicht unterhalb des Bundesdurchschnitts.
Die relativen 5-Jahre-Überlebensraten liegen aktuell (Periode 2009-2013) für
Männer bei 60% und für Frauen bei 65%. Die 10-Jahre-Überlebensraten liegen
für Männer bei 56% und für Frauen bei 60%.
Darm
Mit jährlich rund 1970 Neuerkrankungen bei Männern und rund 1500 bei Frauen
gehört Darmkrebs bei beiden Geschlechtern zu den drei häufigsten
Lokalisationen. Die altersstandardisierte Rate ist mit 59 je 100000 bei Männern
um 80% höher als bei Frauen mit 33 je 100000.
Für den Zeitraum 2003- 2013 ist für Männer bei der Inzidenz kein Trend zu
sehen und bei der Mortalität ein sinkender Trend um durchschnittlich -2,4% pro
Jahr. Für Frauen zeigt sich bei Inzidenz und Mortalität ein sinkender Trend um 2,2% beziehungsweise -2,8%.
Im innerdeutschen Vergleich liegen die Männer Sachsens bei der Inzidenz
gleichauf mit dem Bundesdurchschnitt, wohingegen die Mortalität erhöht ist. Bei
den Frauen ist die Inzidenz unterhalb des Bundesdurchschnitts, die Mortalität
etwa gleich hoch.
Die nicht nach Stadien stratifizierten Überlebensraten der Geschlechter
unterscheiden sich nicht. Die 5-Jahre-Überlebensraten betragen bei Männern und
bei Frauen jeweils 64%. Die 10-Jahre-Überlebensraten betragen bei Männern
56% und bei Frauen 61%. Ein signifikanter Unterschied kann allein im Stadium
UICC I beobachtet werden. In diesem Stadium betragen die 10-JahreÜberlebensraten bei Männern 88% und bei Frauen 95%.
Lunge
Lungenkrebs ist bei Männern mit 22% die häufigste und bei Frauen mit 10% die
dritthäufigste Krebstodesursache. Jährlich erkranken daran rund 1870 Männer
und 690 Frauen.
Die Trends bei den Männern sind rückläufig. Die Inzidenz sank von 2003- 2013
mit jährlich -1,6%, die Mortalität mit jährlich -1,9%. Die Raten bei Frauen
hingegen weisen einen steigenden Trend auf. Die Inzidenzrate steigt mit jährlich
+2,6%, die Sterblichkeitsrate mit +2,3%.
Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt liegen Inzidenz und Mortalität in Sachsen
bei Männern etwa gleich hoch bzw. leicht unterhalb des Bundesdurchschnitts und
bei Frauen jeweils deutlich unterhalb des Bundesdurchschnitts.
Lungenkrebs ist mit relativen 5-Jahre-Überlebensraten von 17% bei Männern
und 25% bei Frauen nach wie vor eine Lokalisation mit sehr schlechter Prognose.
Nur im Stadium UICC I überleben im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung
zumindest 65% der Männer und 76% der Frauen die ersten 5 Jahre nach der
Diagnose. Leider werden nur 14% der Männer und 21% der betroffenen Frauen
in diesem prognostisch günstigen Stadium diagnostiziert.
Weibliche Brust
Brustkrebs ist seit 1970 die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. 28% aller
Krebsdiagnosen bei sächsischen Frauen (rund 3.340 Fälle im Jahr) betreffen die
Brust.
Der Anstieg der altersspezifischen Inzidenz in der Altersgruppe der 50- bis 69Jährigen ist im Zusammenhang mit der Einführung des MammographieScreenings zu sehen. Gleiches gilt für die deutlich bessere Stadienverteilung
dieser Altersgruppe.
Die Trendanalyse für den Zeitraum 2003-2013 weist eine jährliche Steigerung
von +2,5% für die Inzidenz aus. Bei der Mortalität hingegen ist kein Trend zu
beobachten.
Die Brustkrebsinzidenz und -mortalität der Frauen in Sachsen liegen aktuell rund
11% bzw. 20% unterhalb des Bundesdurchschnitts.
Die relativen 5-Jahre-Überlebensraten liegen für Frauen bei 87%, die relativen
10-Jahre-Überlebensraten bei 82%. Im UICC-Stadium I diagnostizierte
Patientinnen überleben die ersten 5 und auch 10 Jahre ungefähr so gut wie die
nichterkrankte Allgemeinbevölkerung. Das betrifft 38% bzw. zusammen mit den
in situ-Fällen 48% der Patientinnen.
Prostata
Prostatakrebs ist mit rund 3360 Fällen im Jahr die häufigste Tumorlokalisation
bei Männern in Mecklenburg-Vorpommern und liegt mit jährlich rund 730
Verstorbenen auf Platz drei der Krebstodesfälle.
Die altersstandardisierte Inzidenz liegt bei 97 je 100000, die Mortalität bei 19 je
100000. Vor dem 50. Lebensjahr ist Prostatakrebs eher selten.
Die Inzidenzrate, die in Sachsen bis 2007 anstieg, zeigt im Zeitraum 2003-2013
keinen Trend. Der starke Anstieg von Mitte der 1990er Jahre bis 2007 war u.a.
auf den verbreiteten Einsatz des PSA-Tests zurückzuführen. Auch die Mortalität
zeigt derzeit (2003-2013) keinen Trend.
Nachdem sich Inzidenz und Mortalität in Sachsen dem Bundesdurchschnitt immer
mehr angenähert haben, gibt es kaum noch Unterschiede.
Mit einer relativen 5-Jahre-Überlebensrate von 92% und einer 10-JahreÜberlebensrate von 91% hat Prostatakrebs insgesamt eine äußerst gute Prognose. Im UICC-Stadium II scheinen die Überlebensraten sogar besser als die der
altersgleichen Allgemeinbevölkerung zu sein.
Vollzähligkeit der Registrierung
Nach internationalen Standards sollten mindestens 90% der im Erfassungsgebiet
aufgetretenen Tumoren registriert sein, um wissenschaftlich fundierte Aussagen
treffen zu können.
Das Zentrum für Krebsregisterdaten am Robert Koch-Institut stellt den
epidemiologischen Krebsregistern jährlich die zu erwartende Zahl an Krebsfällen
zur Verfügung. Dabei fasst das Zentrum für Krebsregisterdaten sämtliche
Tumorarten in 17 Gruppen zusammen.
Im Berichtszeitraum 2012/2013 weisen in Sachsen 14 Tumorarten/-gruppen eine
Vollzähligkeit von 90% oder höher auf, darunter alle der in diesem Bericht in
Einzelkapiteln ausgewerteten Lokalisationen (Darm, Lunge, Brustdrüse und
Prostata). Die Vollzähligkeit von Krebs insgesamt (ohne sonstige Haut) wird auf
98% geschätzt.