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wurde sie unter allgemeinen clacquer des mains empfangen,
daß auch ihrem wahrhaft durchdachtem Spiele während des ganzen
Stückes hindurch ä plus fort raison folgte. Referent konnte
fich nur durch feine Siunen-Perception nicht gut an den Gedanken
gewöhnen in derselben bei ihrer Anmuthstrablenden Jugendlichkeit
eine Pathin für die an Alter ihr fo überlegenen Täuflinge, die Her
ren Frazicisgue und Isidore zu sehen. Letztere beiden waren |eber
in seinem Genre recht gut, und HerrHerault, repräsentirte seinen
Finanzbeamren als hqmme d’affaires mit der von ihm schon
gelobten, ächten vis comica, No. 2 ist neu und unterhaltend
und gehört keinesweges zu den Vaudevilles geringerer Sorte, zwar
hat dasselbe im Allgemeinen nur eine etwas flache Idee zu Grunde
doch hat.es deriDskfasser, Herr Rvungemont durch allerlei Pikan-
terien schmackhaft gemacht. Ein Lord (HerrHerault) schickt seinen
Neffen (Herrn Isidor) zur Ausbildung nach Paris, die er privatim
bei einem alten, originellen Präcepror (Herrn Marius) erhalten
soll, dieser Herr Neffe will aber in der großen Residenz Zeit zu an
genehmen Allotria gewinnen, was thut er, er laßt seinen Domesti
ken Robert (Herr Francisque) seine Person vorstellen, und ihn auch
den täglichen Unterricht beim Präceptor nehmen. Robert hat aber
auch zu den AUvtrien mehr Luft als zum Lernen und findet in der
Wirthin Elisa (Mlle. Lemery), die in ihm den reichen Engländer
vermuthet bald den Gegenstand hierzu. Da muß es dem alten Lord
einfallen, seine Tochter an seinen Neffen verheirathea zu wollen,
er kommt in dieser Absicht nach Paris, da giebt es nun possirliche
Auftritte, wie der Herr Neffe seinen schlauen aber kennlnißlosen
Bedienten gern für sich antworten läßt, als der Herr Onkel die
Fortschritte in dem Studium untersuchen will, dazu kommt, daß
Elisa nun die Heirath nicht gut zugeben will, bis fich endlich das
Mißverständniß durch des Neffen freiwilliges Geständniß aufklärt.
Da« Ensembe war auch hier wie immer sehr vortrefflich, jeder war
an seinem Orte, und besonders Herr Francisque sehr ergötzlich.
Nr. 3 ist ein komisches Vaudeville, das arm an innern Gehalt,
aber reicher qls die gewöhnlichen Daudevillen an rechten hübschen
Melodien ist. Mlle. Laurence (die junge Champagnerin) sang in
der Derstellungsftene eine recht anziehende Arie, in deren Betreff
wir gern an Börnes Ausspruch erriuner», daß die französische Seu-
timenraliiät aus einer anderen Tonart als die deutsche seufze. Auch
Mlle. Lemery unterhielt die Zuschauer durch ihren mit vieler Lauue
angenommenen und wacker durchgeführten originellen Character
der Rosa und ärndrere dafür von dem vollen Hause den ihr gebüh
renden Applaus.
S Kastersy.