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Volume No. 890, Donnerstag den 21. Januar 1830

Full text: Der Berliner Courier (Public Domain) Issue3.1830 (Public Domain)

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wurde sie unter allgemeinen clacquer des mains empfangen, 
daß auch ihrem wahrhaft durchdachtem Spiele während des ganzen 
Stückes hindurch ä plus fort raison folgte. Referent konnte 
fich nur durch feine Siunen-Perception nicht gut an den Gedanken 
gewöhnen in derselben bei ihrer Anmuthstrablenden Jugendlichkeit 
eine Pathin für die an Alter ihr fo überlegenen Täuflinge, die Her 
ren Frazicisgue und Isidore zu sehen. Letztere beiden waren |eber 
in seinem Genre recht gut, und HerrHerault, repräsentirte seinen 
Finanzbeamren als hqmme d’affaires mit der von ihm schon 
gelobten, ächten vis comica, No. 2 ist neu und unterhaltend 
und gehört keinesweges zu den Vaudevilles geringerer Sorte, zwar 
hat dasselbe im Allgemeinen nur eine etwas flache Idee zu Grunde 
doch hat.es deriDskfasser, Herr Rvungemont durch allerlei Pikan- 
terien schmackhaft gemacht. Ein Lord (HerrHerault) schickt seinen 
Neffen (Herrn Isidor) zur Ausbildung nach Paris, die er privatim 
bei einem alten, originellen Präcepror (Herrn Marius) erhalten 
soll, dieser Herr Neffe will aber in der großen Residenz Zeit zu an 
genehmen Allotria gewinnen, was thut er, er laßt seinen Domesti 
ken Robert (Herr Francisque) seine Person vorstellen, und ihn auch 
den täglichen Unterricht beim Präceptor nehmen. Robert hat aber 
auch zu den AUvtrien mehr Luft als zum Lernen und findet in der 
Wirthin Elisa (Mlle. Lemery), die in ihm den reichen Engländer 
vermuthet bald den Gegenstand hierzu. Da muß es dem alten Lord 
einfallen, seine Tochter an seinen Neffen verheirathea zu wollen, 
er kommt in dieser Absicht nach Paris, da giebt es nun possirliche 
Auftritte, wie der Herr Neffe seinen schlauen aber kennlnißlosen 
Bedienten gern für sich antworten läßt, als der Herr Onkel die 
Fortschritte in dem Studium untersuchen will, dazu kommt, daß 
Elisa nun die Heirath nicht gut zugeben will, bis fich endlich das 
Mißverständniß durch des Neffen freiwilliges Geständniß aufklärt. 
Da« Ensembe war auch hier wie immer sehr vortrefflich, jeder war 
an seinem Orte, und besonders Herr Francisque sehr ergötzlich. 
Nr. 3 ist ein komisches Vaudeville, das arm an innern Gehalt, 
aber reicher qls die gewöhnlichen Daudevillen an rechten hübschen 
Melodien ist. Mlle. Laurence (die junge Champagnerin) sang in 
der Derstellungsftene eine recht anziehende Arie, in deren Betreff 
wir gern an Börnes Ausspruch erriuner», daß die französische Seu- 
timenraliiät aus einer anderen Tonart als die deutsche seufze. Auch 
Mlle. Lemery unterhielt die Zuschauer durch ihren mit vieler Lauue 
angenommenen und wacker durchgeführten originellen Character 
der Rosa und ärndrere dafür von dem vollen Hause den ihr gebüh 
renden Applaus. 
S Kastersy.
	        
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