Der
Berliner Courier,
ein Morgenölstt
für
Theater, Mode, Eleganz, Stadtleben und Localitak,
herausgegeben
AI. Saphir.
(Redacteur des „BararS," für München und Dayeru.)
1830.
Moi-tag, den 7. Juni.
No. 1002.
Kronik der Berliner Novitäten.
Königliches Schauspielhaus.
Am 5. Stücke:
„Peterund Paul." Hierauf: „Das erste Debüt."
Der Aufführung des ersten Lustspiels, eines an hübschen,
effektvollen Situationen reichen, sah man es an, daß dasselbe lange
geruht hatte, denn das Zusammenspiel wurde sehr selten befriedi
gend erreicht und auch im Einzelnen fielen manche Fehler, nament
lich durch schlechtes Memoriren erzeugt, vor. Herr Stawinsky
gab den Czaar recht gut und hatte ihn gewiß noch besser gegeben,
wenn sein alter Fehler, die Rolle nicht ordentlich zu wissen, heute
ihn nicht hinderlicher als je gewesen wäre. Mad.Komitsch gab die
Katharina mit stets durchblickender kaiserlicher Würde und ettiket-
tenartiger Steifheit, was gewiß unrichtig ist, wenn man diese Rolle
etwas historisch betrachtet. Katharina ist von niederer Herkunft,
in der Zeit, wo das Stück spielt, erst etwas über ein Jahr am
russischen Hose und nur Geliebte des Kaisers, noch nicht Kaiserin.
Diese Umstände scheinen ein freieres, natürlicheres r »on steifer
Würde gänzlich freies Benehmen zu bedingen. Herr Lemm als
Paul halte den Charakter sehr hübsch aufgefaßt und gab uns in