Extra-Lourier,
Vellage rum Verliner Courier
No. 994,
Ueber die Mittel, dem verderblichen, immer mehr um
sich greifenden, Laster des Branntwein-
trinkens zu steuern.
In Nr. 55 des Leipziger Eremiten befindet sich ein Anssatz:
»Beiträge zur Statistik der Branntweintrinker" überschrieben, in
welchem die höchst nachtheiligen, sür Staat und Volk, Kultur, Mo
ralität und Gesundheit so verderblichen Folgen des jetzt leider pro,
gressiv gesteigerten Branntweintrinkens, mit so viel Gründlichkeit,
Sachkenntniß und Klarheit geschildert ist, daß wir den dort auSge,
fprocheoen Sätzen gern eine allgemeine Verbreitung wünschten:
„Verderblich ist, heißt es dort, der einzelne Branntwein
säufer. Er vernichtet sich leiblich und geistig, stürzt sich in
Verhältnisse, die zum Verbrechen fortreißen kinnen, versetzt
sich in den Zustand der Vernunstlofigkeit, worin er geneigt
wird, Unglück anzurichten, und setzt dadurch die bürgerliche
Gesellschaft in Gefahr. Ein Trinker ist ein schlechter Vater,
schlechter Gatte, schlechter Haushalter, schlechter Nachbar
und schlechter Bürger. Er versäumet die Erziehung, giebt
böses Beispiel, mißhandelt die Seinigen und richtet sein Ge
werbe zu Grunde.
Wenn aber der Nationalwohlstand aus dem Zusammenwir
ken aller phyfischcn und geistigen Kräfte jedes Einzelnen, auf
Production oder Versetzung des Gütercapitals entsteht, so be,
greift es sich, wie ungemein verderblich es auf das Volksver
mögen einwirken muß, wenn Branntweintrinker anstatt zu
produciren, nur ihr Arbeitcapital verschwenden und dann er,
werbloS der bürgerlichen Gesellschaft zur Last fallen. — Mehr
noch blickt die Sicherheitspolizei auf den heruntergekommenen
Dranntweinsäufer mit Besorgniß, und der Criminalist, welcher
weiß, daß die Trunkenheit die Zurechnungsfähigkeit eines Ver
brechens mildert, seufzt mit Recht darüber, daß die Gist-
schränke der Branntweinschenkeo nicht auch so mit Todten-
köpfen bemalt werden, wie die Giftschränke der Apotheken.
Noch viel unberechenbarer ist aber die Einwirkung diesos