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die weiße Dame, nicht die ausreichende Kraft hat. da sie in allen
mehrstimmigen Gesängen fast ganz bedeckt wurde. Die Ballade
im ersten Akt und den Canon sang fie übrigens recht befriedigend.
Herr Stümer als George Brown spielte mit sehr viel Leben und
Beweglichkeit und war auch recht bei Stimme, daß aber die besten
Zeiten seines Gesanges vorüber seien, wurde namentlich in der er
sten Arie sehr merklich. Herr Heinrich gab wegen der Abwesenheit
des Herrn Devricnt den Pachter Dicksvn. Das Spiel war sehr
steif und ungewandt und die Stimme hat durchaus keinen Klang,
wenn auch die Methode nicht zu tadeln ist. Herr Blume ist sehr
gut, namentlich im Spiel, da die Parthie ihm etwas zu tief liegt.
Sonstiges.
Das Haus war ganz besetzt. Das Duett Nr. 9 mußte von
Mlle. H. Sonrag und Herrn Stümer wiederholt werden. Mlle.
H. Sontag wurde gerufen uud erschien an der Hand des Herrn
Stümer. 4—6.
Courier aus Hamburg.
Vom 2g. April 1836-
(Durch Zufall verspüret.)
Es war am gestrigen Tage, als eine seltene Erscheinung die
theaterlustigen Hamburger vom Stadttheater fort und nach demNe-
bentheater in der Steinstraße (local : Steinthcatcr) zog. Hr.Marr,
berühmter Gastgeber zum Köoig von England und Hannover, bekannt
als dramatischerSchriftsteller durch seineTragodie: „Der Schlächter
auf Reisen, oder, das rodtgeglaubte Kind," welche zu ihrer Zeit
eine ungewöhnliche Sensation machte, hat uns nämlich mit einem
neuen Produkte seiner freundlichen Muse beschenkt. Der Theater
zettel verkündigte: „Die Wuth Bürgermeister zu werden, oder: der
berühmte Sergant," ein Schwank in drei Akten, von J. W- Marr.
Es versteht sich von selbst, daß das Haus bereits lange vor dem
Beginn des Stücks überfüllt war, und die Berliner, unter denen
Herr Marr in jeder Hinficht so viele würdige Kollegen zählt, wer
den es mir gewiß Dank wissen, wenn ich ihnen über den Erfolg be
richte. Der Held des Stückes, der Sergant Siebold, dessen feurige
Seele den feurigen Erzeugnissen der Destillirkunst auffallend hul
digt, repräseutirt zugleich einen feurigen Vertheidiger des Menschen
rechts, ohne Ansehn der Person, zu jeder Stunde. Ihm gegenüber
steht Herr Siebach, ein schmutziger Schenkwirts ein Bild der
Kriecherei uud des Eigennutzes, der es durch alle mögliche Ränke