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Volume No. 970, Dienstag, den 27. April 1830

Full text: Der Berliner Courier (Public Domain) Issue3.1830 (Public Domain)

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Aufführung, 
Es war bieS die dritte Rolle (Pamyra) in der sich Mlle. So», 
tag freier auf dem Gebiete des Gesanges bewegen konnte. Mit cha 
rakteristischer Treue zeichnete sie die liebende, verstoßene und Helden, 
mürhige Griechin, die wohl einen Augenblick, hingerissen 
von der LiebeAllgewalt wanken konnte, fich schnell aber 
ermannte und wie eine Heldin fürs Vaterland fiel. Mit der größ, 
ten Präciston und vollendeter Virtuosität sang sie ihre Parthie und 
erhielt wohlverdienten Beifall- Eben so ausgeieichnet sang und 
spielte Kleomenes (Herr Bader). Cortez, Licinius, Masaniello und 
KleomeneS bilden die 4 Lorbeeren im Verdienstkranze dieses Künst 
lers. Wie weh muß es daher thun, ihn in einem läppischen Aben- 
theurer, verkleidet als Mädchen, zum Spielball seines Dieners 
werden zu sehen! Wahrlich, wir wünschten diese Scene nie wieder I 
Mahomet (Hr. Devrient) erfreute uns durch eine durchweg lobens, 
werrhe Leistung. Der Patriarch (Hr. Jfchiesche), sv wieNeocles(Hr, 
Stümer),trugen nachKrästen dasJhrige zumGelingendesGanzen bei, 
Sonstiges. 
Das Hau« war ganz gefüllt, Mlle- Sontag und Hr. Bader wur, 
den gerufen. DieMlles. Galster, St-Romain undLauchery, wie 
die Herren Taglioni und Skullmüller, zeichneten sich rühmlichst aus« 
namentlich Letzterer durch seine unüdertoffene Pirouettes.« 
G-^m, 
D i e Reife nach Potsdam. 
Ein sehr heiterer, unumwvlkter Himmel brachte den schon 
ftüher gefaßten Entschluß, in Potsdam einen Theaterabend zuzu? 
hringen, zur Reife. Vier lebenslustige junge Männer, dem frohen 
Muth und einer unversiegbaren heiteren Laune über Alles huldigend, 
fttzten sich in «ine Klein'sche Chaise ä kaPompadur, Wilhelm der 
rothe Mohr und Kilian derJäger drückten zwei ziemlich große Jäh 
ren aus den Augen und im Nu trabten die sanguinischen Rosse 
her Leipziger Straße entgegen. Da Mlle. S o n t a g als Hannchen 
in Jokonde zu Potsdam auftrat, hatten wir uns bereits früher mit 
guten Anweisungen aufThealerbillekke versehen. Obne sonder« 
liche Abentheuer kamen wir an; ein unübersehbarer Menschenknäuel 
stand an einem Ort, die Blicke unverwandt nach einer Thür rich« 
tend. Seit drei ein halb Uhr Nachmittags wogte hier die Meng« 
und es gab einen sehr erbaulichen und imposanten Anblick zugleich« 
geputzte Damen, Herren mit Lorgnetten, das mühsam errungen« 
Billet festumklammernd, Andere seufzend zu sehe». Man errathet 
sogleich, daß dieser Ort das Porsdammer Schauspielhaus ist. Da 
wir keine Möglichkeit sahen vorzudringen, kehrten wir nach unserem 
Gasthofe zum himmelblauen Stahleffer zurück und warteten ruhig
	        
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