4
»endig ist, ganz, und es wird fast lächerlich, daß Mencia in ihm
nicht ihren Garten erkennen sollte. Möge übrigens Herr Becker
diese Bemerkungen nicht als Solitterreichterei ansehen, sondern nur
einen Beweis darin finden, wie aufmerksam wir seiner Darstellung
folgten; da wir sonst grißtentheils auch gern in den lebhaften Bei
fall einstimmten, der ihm vielfach vom Publikum gespendet
wurde. — Groß und bis in die kleinsten Nuancen der höchsten
Bewunderung werth, stand ihm unsere vortreffliche Ekelinger
als Mencia zur Seite. Das heißt Meisterschaft, jeder Zoll
eine Künstlerin! Es ist nicht möglich, daß ein Character
bis zur größten physiologischen Genauigkeit genügender entwickelt
werden könnte, als es hier geschah. Dieser Vortrag, wo Sprache,
Spiel, Mimik, Haltung, kurz alles nur irgend künstlerisch Noth
wendige im herrlichsten Einverständniß beisammen war, kann nur
in einer auSführlichern Abhandlung würdig besprochen werden,
wozu leider der Raum dieser Blätter nicht hinreicht. Jeden ächten
Kunstfreund müssen wir eS aber auf das Angelegentlichste empfeh
len, wenn sich ihm Gelegenheit darbietet, unsere Crelinger in die
ser Rolle, die einer der wertbvollsten Diamanten in ihrer Meister-
krone ist, sehen zu können, es ,a nicht zu versäumen. Ihr Schluß,
Monolog ist unstreitig das Merkwürdigste, was jemals auf der
Büdne gehört und gesehen werden mag. — Noch haben wir lor
denewerih des Herrn Rebenstein als Enrique und der Mad. Ko-
mitsch als Leonore zu erwähnen, obgleich auch alle anderen Par-
»dien befriedigend besetzt waren, nur möchten wir Herrn Lomdard
poch daraus aufmerksam machen, das zu Süßliche und S i n g e n d e
in seinem Vortage zu vermeiden, dem er fich meistens zu willig
hingiebl. —
Sonstiges.
Das Haus war — man muß bedenken, daß ein Trauerspiel
gegeben wurde — recht zahlreich besucht zu nennen. — Warum
wird auf der Bühne Gurierres Gattin stets Mencia ge
nannt, da ße doch Caldero» Mencia (i, - o) aussprach? freilich
kommt das wohl auf Rechnung des eigenwilligen Bearbeiters,
Herrn West. — Fast allgemein hörte man es wünschen, diese ge
niale Tragödie bald und oft wieder zu sehen, und hoffen wir von
der freundlichen Bereitwilligkeit der König!. Intendantur, beson
ders da hier von wahrem Geschmacke und ächtem ästhetischen Kunst-
gefühl die Rede ist, die in unsrer Zeit des AflergefchmackS nicht
genug genährt werden können, die geneigte Erfüllung des obigen
Wunsches. — £• £.
(Verleger: k. W. «raufe.)