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Volume No. 957, Sonnabend, den 10. April 1830

Full text: Der Berliner Courier (Public Domain) Issue3.1830 (Public Domain)

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»endig ist, ganz, und es wird fast lächerlich, daß Mencia in ihm 
nicht ihren Garten erkennen sollte. Möge übrigens Herr Becker 
diese Bemerkungen nicht als Solitterreichterei ansehen, sondern nur 
einen Beweis darin finden, wie aufmerksam wir seiner Darstellung 
folgten; da wir sonst grißtentheils auch gern in den lebhaften Bei 
fall einstimmten, der ihm vielfach vom Publikum gespendet 
wurde. — Groß und bis in die kleinsten Nuancen der höchsten 
Bewunderung werth, stand ihm unsere vortreffliche Ekelinger 
als Mencia zur Seite. Das heißt Meisterschaft, jeder Zoll 
eine Künstlerin! Es ist nicht möglich, daß ein Character 
bis zur größten physiologischen Genauigkeit genügender entwickelt 
werden könnte, als es hier geschah. Dieser Vortrag, wo Sprache, 
Spiel, Mimik, Haltung, kurz alles nur irgend künstlerisch Noth 
wendige im herrlichsten Einverständniß beisammen war, kann nur 
in einer auSführlichern Abhandlung würdig besprochen werden, 
wozu leider der Raum dieser Blätter nicht hinreicht. Jeden ächten 
Kunstfreund müssen wir eS aber auf das Angelegentlichste empfeh 
len, wenn sich ihm Gelegenheit darbietet, unsere Crelinger in die 
ser Rolle, die einer der wertbvollsten Diamanten in ihrer Meister- 
krone ist, sehen zu können, es ,a nicht zu versäumen. Ihr Schluß, 
Monolog ist unstreitig das Merkwürdigste, was jemals auf der 
Büdne gehört und gesehen werden mag. — Noch haben wir lor 
denewerih des Herrn Rebenstein als Enrique und der Mad. Ko- 
mitsch als Leonore zu erwähnen, obgleich auch alle anderen Par- 
»dien befriedigend besetzt waren, nur möchten wir Herrn Lomdard 
poch daraus aufmerksam machen, das zu Süßliche und S i n g e n d e 
in seinem Vortage zu vermeiden, dem er fich meistens zu willig 
hingiebl. — 
Sonstiges. 
Das Haus war — man muß bedenken, daß ein Trauerspiel 
gegeben wurde — recht zahlreich besucht zu nennen. — Warum 
wird auf der Bühne Gurierres Gattin stets Mencia ge 
nannt, da ße doch Caldero» Mencia (i, - o) aussprach? freilich 
kommt das wohl auf Rechnung des eigenwilligen Bearbeiters, 
Herrn West. — Fast allgemein hörte man es wünschen, diese ge 
niale Tragödie bald und oft wieder zu sehen, und hoffen wir von 
der freundlichen Bereitwilligkeit der König!. Intendantur, beson 
ders da hier von wahrem Geschmacke und ächtem ästhetischen Kunst- 
gefühl die Rede ist, die in unsrer Zeit des AflergefchmackS nicht 
genug genährt werden können, die geneigte Erfüllung des obigen 
Wunsches. — £• £. 
(Verleger: k. W. «raufe.)
	        
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