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Wünschen ihres Verderbers geneigt, und in dem Augenblick, wo
rr, nach Unterzeichnung desGnadenbrifs, den Lohn seiner Schande
that zu ernten hofft, ereilt ihn die Strafe und er finkt von dem
Dolche Charlottens getroffen. — Wiewohl in diesen Begebende!,
ten die historischen Züge und Motive der Großthat Charlottens ver
wischt erscheinen, so liefern fie doch ein höchst ergreifendes und
effektvolles Gemälde, das der Zuschauer mit stets steigendem In
teresse betrachtet. Das Ganze ist mit einem Aufwande von dich
terischer und dramatischer Kraft durchgeführt und bietet einen
Reichthum an trefflich erfundenen Characteren und Situationen
dar, die dem Stücke auch auf deutschen Bühnen um so mehr einen
guten Erfolg fichern, als der Uebersetzer manche zweckmäßige sce-
narische Abänderung getroffen, und für einen guten und fließenden
Dialog Sorge getragen har. »
Courier aus Magdeburg.
Mlle. Henriette Sontag hat hier bei vierfachem Theater-
preise, ge-, und sich «ine Menge von Lobgedichten aller Art, er-
sungen! Die Nachtigall ist wieder davongezogen, nachdem ihr
dieser Morgenflug von Berlin hierher 1200 Thaler eingetragen
hat. Was die Wassersnorh den Barmherzigen übrig ließ, das
lächelte der sangesreichen Philomele zu, v Zeit, o Mode! o tem,
jjora! o mores! —
Herr v. Zieten ist als Lear im König Lear, und Mlle. Sie
bert als Rosine im Barbier von Sevilla, und ersterer mit vielem
Applaus, zum Letzkenmale aufgetreten. Mit ihnen gehen zwei
tüchtige Mitglieder von hiesiger Bühne und statt der Fraktur-,
wenn von Clärchen S. die Rede war, tritt nun die gewöhnliche
Korrektur-Schrift wieder ein. Zwei neu engagirte Mitglieder«
Herr Leutsch als Tenorist, ein recht braver Sänger« an der Stelle
hes in aller Stille sich empfohlenen Herrn Voigt, und Herr Fritze«
schon früher hier engazirt, welcher an Stimme und Vortrag ge
wonnen haben soll, haben das singende Personal zu dessen Vor
theil vermehrt.
Gestern wurde hier, nachdem vor 6 Wochen und dann noch eini
gemal der IsteTheil gespielt und gesungen, der 2teTbeil des alten
beliebten Donauweibchens gegeben. Wenn der Text auch das Ge
webe menschlichen Irrsinns, die Musik ist hier und da recht freund
lich» selbst kräftig zu nennen und einige Rollen desselben erfordern
wahre Dühnenvirluosilät. Hulda, die freundliche Nixenkönigia,
wurde von der jungen, lieblichen Mlle. Pi stör recht brav gegeben.